Konzil: Fragen und Antworten
- Aktualisiert: Dienstag, 29. März 2022 14:16
Was ist unter dem Begriff Konzil zu verstehen? Wo fanden die ersten sieben Konzile statt? Wie viele Konzile wurden von der Katholischen Kirche bis heute einberufen? Worum ging es auf den Konzilen von – eine Auswahl: Nicäa, Konstantinopel, Ephesos, Chalkedon, Konstanz, Basel und Vatikan? Fragen, die wir in diesem Beitrag kurz zusammengefasst beantworten wollen.
Grundsätzliches
Was bedeutet eigentlich der Begriff Konzil?
Der Begriff Konzil (lat. concilium/Zusammenkunft) steht in der katholischen Kirche gewissermaßen für ein Gipfeltreffen hoher kirchlicher Würdenträger unter Vorsitz des Papstes oder seines Legaten.
Was ist der Zweck eines Konzils?
Besprochen und beraten werden auf einem Konzil – unter anderem – grundlegende, die katholische Kirche betreffende Angelegenheiten in Fragen
- kirchlicher Traditionen,
- der rechten Lehre,
- der Auslegung theologischer Themen und Theorien sowie des
- Umgangs mit möglichen oder tatsächlichen Reformern und/oder schlicht Andersdenkenden.
Wo und wann fanden die ersten sieben Konzile statt?
Die ersten sieben Konzile waren:
- das Konzil von Nicäa (325)
- das Konzil von Konstantinopel (381)
- das Konzil von Ephesos (431)
- das Konzil von Chalkedon (451)
- das Konzil von Konstantinopel (553 und 680/681) sowie ein weiteres Mal
- das Konzil in Nicäa (787)
Wie viele Konzile gab es bis heute?
Bis heute (2021) wurden 21 Konzile einberufen.
Aber während die katholische Kirche sämtliche bisher stattgefundenen Konzile (das letzte von 1962 bis 1965) für sich reklamiert, werden von den orthodoxen Kirchen lediglich die ersten sieben Konzile aus den Jahren 325 bis 787 als Zusammenkünfte aller Kirchen (ökumenisch) anerkannt.
1. Konzil von Nicäa
Um was ging es 325 auf dem 1. Konzil von Nicäa?
Um die Dreieinigkeit von "Vater (Gott), Sohn (Jesus Christus) und Heiligem Geist". Anlass war der Arianismus.
Der Theologe Arius (260-336), und der nach ihm benannte Glaubenssatz des Arianismus, vertraten vehement die (ketzerische) Auffassung, der Sohn gehöre schlicht und einfach nicht zu diesem Dreigestirn. Es gäbe keine Wesensgleichheit zwischen Vater und Sohn. Letzterer sei ja – auf den Punkt gebracht – nicht vom "Vater" gezeugt, sondern geschaffen und gehöre demnach nicht in die Dreifaltigkeit.
Eingeladen zu diesem Konzil hatte Konstantin I. der Große (um 275-337). Etwa dreihundert kirchliche Würdenträger der katholischen Kirche sollen daran teilgenommen haben. Papst Sylvester I. (Papst von 314-335) hat sich vertreten lassen.
Festzuhalten ist, dass mit Arius hart ins Gericht gegangen wurde. Er wurde verbannt, allerdings einige Jahre später – kurz vor seinem Tod 336 – rehabilitiert.
1. Konzil von Konstantinopel
Worüber wurde 381 auf dem 1. Konzil von Konstantinopel debattiert?
In Konstantinopel wurde von Mai bis Ende Juli 381 in der Hauptsache erneut über die als Irrlehre befundenen Auslassungen des Arius/Arianismus diskutiert. Unter dem Strich lässt sich sagen: Alles blieb, wie es 325 in Nicäa beschlossen worden war. Lediglich die Positionierung des Heiligen Geistes wurde klarer und eindeutiger formuliert, also im Wortlaut deutlich erkennbarer ergänzt.
Einberufen hatte das Konzil von Konstantinopel der oströmische Kaiser Theodosius (347-395). Wieder ohne persönliches Erscheinen des Papstes. Das war inzwischen Damasus I. (um 305-384). Und die Runde der Diskussionsteilnehmer hatte sich im Vergleich zu Nicäa halbiert.
Konzil von Ephesos und Chalkedon
Was war das Thema auf den Konzilen von Ephesos und Chalkedon?
Auf beiden Konzilen – Ephesos (heute Türkei) im Jahre 431 und Chalkedon (heute ein Stadtteil Istanbuls) im Jahre 451 – ging es im Wesentlichen um religiöse Kontroversen bezüglich zweier unterschiedlicher Glaubensauffassungen.
Während die Altorientalischen Kirchen nicht vom Monophysitismus* lassen wollten, beharrten die Repräsentanten der orthodox-römisch-katholischen Kirchen (Reichskirche) kategorisch auf dem sogenannten Nestorianismus**.
Aber weder auf dem Konzil von Ephesos, noch zwanzig Jahre später auf dem Konzil von Chalkedon konnte eine Einigung erreicht werden. So kam es, wie es kommen musste – nämlich zur Spaltung der Kirche in eine römisch-katholisch/orthodoxe Glaubensrichtung sowie in die der altorientalischen Kirchen.
*Monophysitismus: Jesus Christus ist nicht als Doppelnatur (sowohl göttlich, als auch menschlich) zu sehen, sondern ausschließlich als göttliche Natur zu betrachten.
**Nestorianismus: Gegensätzliche Glaubensauffassung zum Monophysitismus. Benannt nach Nestorius, von 428-431 Patriarch von Konstantinopel.
Konzil von Konstanz
Worum ging es auf dem Konzil von Konstanz?
Auf dem Konzil von Konstanz, das mit Unterbrechungen von 1414 bis 1418 stattfand und vom Gegenpapst Johannes XXIII. (um 1370-1419) und König Sigismund von Luxemburg (1368-1437) einberufen wurde, ging es hauptsächlich um das Beheben der eklatanten Missstände innerhalb der Kirche.
Das so genannte "Abendländische Schisma" (von 1378 bis 1417/18) sollte beendet, das Nachfolgeverfahren zwischen den drei konkurrierenden Päpsten,
- Johannes XXIII. (um 1370-1419)
- Gregor XII. (1355-1417) – einer der Päpste, die ihr Amt niedergelegt haben. Gregor tat das 1415, noch während des laufenden Konzils von Konstanz – und
- Gegenpapst Benedikt XIII. (1342/43?-1422/23?)
geregelt sowie die Frage beantwortet werden, wie das Verhältnis zwischen Konzil und Päpsten zukünftig zu betrachten sein sollte.
Gewinner der Causa abendländisches Schisma war dann der auf dem Konzil von Konstanz zum Papst gewählte Oddo di Colonna. Als Papst Martin V. nahm er – von 1417 bis zu seinem Tod 1431 als allseits anerkannter Pontifex – die Geschicke des Heiligen Stuhls in seine Hände. Mit seiner Wahl endete das seit 1378 andauernde Abendländische Schisma.
Konzil von Basel-Bologna-Ferrara/Florenz
Warum fand das Basler Konzil an mehreren Orten statt?
Basel
Das Konzil von Basel wurde im Januar 1431 von
- Papst Martin V. (1368-1431) einberufen,
- nach dessen Tod Anfang Februar d. J. vom kurz darauf gewählten Papst Eugen IV. (1383-1447) im Juli 1431 eröffnet,
- von einem Kardinal namens Giuliano Cesarini geleitet,
- tagte bis 1445/49
und sollte der von der Mehrheit der Teilnehmer erkannten Reformbedürftigkeit der Kirche Rechnung tragen.
Dabei ging es unter anderem um die Frage des Umgangs mit dem Konkubinat der Kirchenmänner jeglicher Couleur, der anscheinend tatsächlich praktizierten Sodomie sowie der Erneuerung der auf dem von 1414 bis 1418 stattgefundenen Konzil von Konstanz getroffenen Entscheidung, die Beschlüsse eines Konzils unter bestimmten Umständen über Glanz und Glorie eines Pontifex Maximus zu stellen (Konziliarismus).
Bologna
Das gefiel Papst Eugen IV. den ganzen langen Tag nicht.
Bereits Ende 1431 eröffnete er ein Alternativkonzil in Bologna (Emilia-Romagna/Italien), was aber die in Basel verbliebene Mehrheit der Teilnehmer keineswegs anfocht. Sie machten einfach weiter.
Als es dann 1437 um die Frage ging, wo, also an welchem Ort (im Angebot waren Avignon/Frankreich oder eine, noch nicht klar definierte, Location in Italien) über eine mögliche Wiedereingliederung der griechisch-orthodoxen Kirche (Ostkirche) verhandelt werden solle, gerieten die Teilnehmer erneut mit dem Papst aneinander.
Ferrara/Florenz
Als Eugen daraufhin, scheinbar zutiefst beleidigt, 1438/39 erneut eine Art Gegenveranstaltung, nun in Ferrara (Emilia-Romagna/Italien), einberief und das in Basel verbliebene Auditorium exkommunizierte, erklärten die Basler Eugen IV. kurzerhand für abgesetzt und machten mit Papst Felix V. - einen gewissen Amadeus VIII., Herzog von Savoyen (1383-1451), zum in der katholischen Kirche vorerst letzten Gegenpapst. Zuvor hatte noch Papst Eugen das Konzil vom Fleck weg nach Florenz verlegt. Wegen des Auftretens der Pest.
Felix hinterließ in der Kirchengeschichte keine nennenswerten Spuren. Es sei denn, man berücksichtigt seine mit zehn Kindern gesegnete vorpäpstliche Ehe. Zehn Jahre später, 1449, verzichtete er auf seine in weiten Kreisen ohnehin wenig anerkannte Position als Gegenpapst. Bis zu seinem Tod 1451 beschied er sich mit dem Amt eines Kardinalbischofs.
Papst Eugen IV. erlebte das Ende des in seiner Ortswahl verwirrenden Konzils von Basel-Bologna-Ferrara/Florenz-Lausanne nicht mehr. Er verstarb zwei Jahre zuvor, im Februar 1447.
Lausanne
Das Konzil, 1448 auf Betreiben des römisch-deutschen Königs und Kaisers Friedrichs III. (1415-1493) von Basel nach Lausanne verlegt, löste sich 1449 auf. Es hatte zwar den Sieg des Papsttums über den Konziliarismus zur Folge, konnte allerdings zur Reform der Kirche nur marginal beitragen.
Und doch boten die hier nicht erledigten Fragen Jahrzehnte später ausreichend Stoff für die 1517 von Martin Luther ins Rollen gebrachte Reformation. Na, immerhin …
1. Vatikanisches Konzil (1869-1870)
Warum wurde das Konzil verfrüht beendet?
Das sogenannte 1. Vatikanische Konzil ist in der Reihenfolge aller bisher stattgefundenen Konzile das sogenannte zwanzigstes Ökumenisches Konzil. Einberufen von Papst Pius IX. (1792-1878) Mitte d. J. 1867 startete das Konzil im Dezember 1869. Mit etwa 600 bis 700 Teilnehmern.
Zur Debatte stand ursprünglich, wie umgehen mit den politischen und sozialen Veränderungen. Die haben dann tatsächlich – nach drei italienischen Unabhängigkeitskriegen sowie im Laufe des deutsch-französischen Krieges – den Verlust des Kirchenstaates mit sich gebracht. Der, dieser Kirchenstaat, fiel an das damals gebildete Königreich Italien. Damit war dann (1870) Schluss mit dem Konzil. Es wurde auf irgendwann später verschoben.
Zuvor allerdings hatte man, nicht ohne heftigen Widerspruch etlicher Teilnehmer, das Papst-/Jurisdiktionsprimat – der Papst also als Oberhaupt der gesamten Christenheit zu betrachten ist – offiziell festgeschrieben und die Unfehlbarkeit des Heiligen Vaters zum unumstößlichen Dogma erklärt.
2. Vatikanisches Konzil (1962-1965)
Was wurde auf dem 2. Vatikanischen beschlossen?
Einberufen wurde dieses Treffen – mit insgesamt 3044 Teilnehmern, davon 82% stimmberechtigten Kirchenleuten (unter anderen die späteren Päpste: Johannes Paul I., Johannes Paul II. und Benedikt XVI.) wahrlich üppig besetzt – von Papst Johannes XXIII. (1881-1963) und, nach dessen Tod im Juni 1963, vom 262. Papst, Paul VI. (1897-1978), fortgeführt.
Besprochen und in einer erklecklichen Reihe von Dokumenten, Konstitutionen, Dekreten und Erklärungen amtlich beschlossen und verabschiedet wurden (beispielsweise):
- Die Reform der Liturgie,
- die Erweiterung der Unfehlbarkeit auf Bischöfe,
- die Korrektur des Verhältnisses zu anderen Religionen,
- ein Dekret über die Religionsfreiheit und
- eine Neubewertung der Wechselbeziehungen Kirche zu Staat sowie Kirche zur Welt (Gleichberechtigung der Frauen in der Gesellschaft).
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) war, so heißt es, eines der wichtigsten und einschneidendsten Vorgänge der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert. Dennoch blieben und bleiben eine Unzahl nicht aufgegriffener Themen bis heute ergebnisoffen. Die Kirche, also der Vatikan, sagt, man arbeite daran. Nun denn ...
Quellen:
- "Die Päpste" (Norbert F. Pötzl, Johannes Saltzwedel - Hg./DVA - Spiegel Buchverlag)
- "Deutsche Geschichte Bd.3 (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
- "Gottes erste Diener" (Peter de Rosa/Droemer Knaur)