Johann Hus: Wer war das?
- Aktualisiert: Donnerstag, 06. Oktober 2022 11:24
Johann Hus (1370-1415), nahe Prachatitz (Prachatice) in Südböhmen/Tschechien geboren, studierte später in Prag Theologie, wurde Magister, erhielt die Priesterweihe, avancierte zum Dekan und wurde schließlich zum Rektor der Universität Prag ernannt.
Ideale und Scheitern
Wofür stand Johann/Jan Hus?
Beeinflusst von den Schriften und Reden des englischen Gelehrten John Wyclif (1330-1384), wandte sich Johann Hus (zu Beginn des 15. Jh.) in Böhmen gegen die zunehmende Verweltlichung der Kirche und ihrer Oberen.
Das sich mehr und mehr ausbreitende lasterhafte und zügellose Leben des Klerus, die unerhörte Macht- und Besitzanhäufung sowie den Ablasshandel, konnte und wollte er nicht akzeptieren. Darüber hinaus verneinte Johann Hus konsequent den Unfehlbarkeitsanspruch der Kirche – und damit die des Papstes. Stattdessen warb er für Gewissenhaftigkeit und mündiges Verhalten gegenüber Glauben und der Institution Kirche.
Konzil zu Konstanz (1414-1418)
Im Laufe der gut vier Verhandlungsjahre des vom Gegenpapst Johannes XXIII. (1370-1419) einberufenen Konzils von Konstanz wurde – unter anderem – auch über die vermeintlichen Irrlehren der Reformer John Wyclif und Johann Hus kontrovers diskutiert. Bereits 1412 hatte die Kirche gegen den Kirchenreformer Hus den Kirchenbann ausgesprochen.
Da der zum Konzil geladene Reformer Hus sich davon aber
- nicht beeindrucken ließ,
- seine Anhängerschaft ständig wuchs,
- er bei seiner ablehnenden Haltung gegenüber Lasterhaftigkeit, Besitzanhäufung und Ablasshandel der Kirche und ihrer Vertreter blieb,
- ja, sogar die Heilige Schrift und die Lehre Jesus Christus über die Bedeutung des Gerichts stellte,
war das zu viel des Guten.
Schindanger
Im Juli 1415 wurde Johann Hus in Konstanz der Ketzerei schuldig gesprochen und wenig später – nahe Gottlieben in der Schweiz – auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Wiederaufnahme und Fortführung
Wer oder was waren Hussiten?
Als Hussiten werden die Anhänger des Kirchenreformers Johann Hus bezeichnet.
Die Verurteilung und Verbrennung ihres Vormannes Hus 1415 in Konstanz/Gottlieben, führte unter seinen Sympathisanten zu Unmut, Verdruss und Zorn gegenüber der etablierten Kirche.
Prager Fenstersturz (1419)
Als Mitte des Jahres 1419 Katholiken und Hussiten in Prag aneinander gerieten, stürmten eine Schar Hussiten das Rathaus und warfen sieben katholische Stadträte aus dem Fenster. Und die wurden, unten angekommen und umgeben von aufgebrachten Menschen, unschön von Speeren aufgespießt.
Das war der Beginn der von 1420 bis 1434 dauernden Hussitenkriege.
Hussitenkriege
Bei den Hussitenkriegen ging es im Wesentlichen um die Durchsetzung der Gedanken und Predigten des Kirchenreformers Johann Hus, der schlicht und einfach für eine Veränderung gesellschaftlicher Verhaltensweisen im Sinne christlicher Mitmenschlichkeit eingetreten war.
Für diese Grundsätze sowie
- gegen das lasterhafte Leben,
- die Habsucht,
- die Inquisition,
- gegen Ablassbefürworter und
- die Besitzanhäufung der Kirchenfürsten,
kämpften nun die Hussiten in Böhmen.
Obwohl in diesen Auseinandersetzungen gegen Kaiser und Papst ganze Landstriche verwüstet wurden, gelang es den Hussiten letztendlich doch, die Gegner zu besiegen. Im Zuge der Reformation übernahmen die Hussiten dann die lutherische Lehre.
Quellen:
- "Luther" (Lyndal Roper/S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M.)
- "Deutsche Geschichte: Bd. 3" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
- "Prag" (Götz Fehr/Verlag Callway, München)
- "Zwischen Donau und Moldau" (Johanna Baronin Herzogenberg/Prestel Verlag, München)
- "Ketzer, Bauern, Jesuiten" (Das farbige LIFE Bildsachbuch/rororo)