Der Zölibat: Fragen und Antworten
- Aktualisiert: Mittwoch, 30. März 2022 09:02
Was bedeutet der Begriff Zölibat? Wann wurde der Zölibat für Mönche und Priester definitiv eingeführt? Ist es anzunehmen, dass der Zölibat für die Kirche auch einen finanziellen Hintergrund hat? Fragen, die in diesem Beitrag beantwortet werden sollen.
Definition
Was ist unter dem Begriff Zölibat zu verstehen?
Ein Gelöbnis zur Ehelosigkeit.
Die Priesterweihe ist eines der sieben katholischen Sakramente. Mit der Weihe erhält der Kandidat vom Bischof sozusagen die kirchenamtliche Zustimmung und Befugnis, zukünftig das Priesteramt entsprechend der dafür vorgesehenen Aufgaben (Gottesdienste, Seelsorge, Handhabe der Sakramente) ausüben zu dürfen.
Verbunden ist die Priesterweihe unter anderem allerdings mit dem Ablegen des Zölibats (lat. coelebs/ehelos). Also keine Ehe, keine Kinder, kein Sex.
Bekanntheit
Seit wann gibt es den Zölibat?
Bereits seit der Antike.
Im sogenannten klassischen Altertum wurde die Meinung vertreten, dass nur derjenige Priester den Göttern aufrecht und uneingeschränkt dienen könne, der frei ist von geschlechtlichen Anfechtungen. Wie es heißt, sollen sogar – zum Beispiel im Rahmen des Osiris- oder Artemsiskultes – Entmannungen ab und an trendy gewesen sein. Nun denn, das ist lange her.
Heute gilt die Zölibatsregel in den überwiegenden Religionsgemeinschaften durchwegs als nicht der Regel entsprechend. In etwa so nach dem Motto: Sowas kann schon mal vorkommen, ist aber ausgesprochen selten. Und, in der Orthodoxie und den Ostkirchen hat der Zölibat bis dato nicht Fuß gefasst.
Präzisierung
Wann wurde der Zölibat festgeschrieben?
Konkretisiert wurde der Ehelosigkeitsgedanke für katholische Priester im 4. Jh. (möglicherweise um 300-302) auf der Synode von Elvira in Spanien. Dort beschlossen die versammelten Kirchenleute, dass Bischöfen, Priestern und Diakonen jeglicher eheliche Verkehr bei Strafe untersagt sei.
Etwas später predigten Papst Gregor I. (540-604) und, noch etwas später, der Mönch Bonifatius und spätere Bischof von Mainz (um 673-754/55), Frauen grundsätzlich als Gefahr zu betrachten und Vorsicht vor den Ehefrauen walten zu lassen.
Obwohl dieses Dekret mit drakonischen Strafen – Auspeitschung und mindestens zweijähriger Kerkerhaft – belegt war, war zu der Zeit (etwa um das Jahr 1000) immer noch eine Vielzahl der Priester im Ehestand. Vermutlich orientierten sie sich an Petrus, dem von der Kirche postulierten ersten Papst. Und, weil sie in der Bibel auch keinerlei Passus in Bezug auf eine ehelose Lebensführung fanden. Es steht absolut nicht viel darüber zu lesen drin. In der Heiligen Schrift.
Es brauchte noch weitere gut fünfhundert Jahre bis die Ehelosigkeit seitens der katholischen Kirche im Kirchengesetzt verbindlich festgeschrieben wurde. Entschieden wurde das unter Papst Innozenz II. (1088-1143) auf dem zweiten Laterankonzil 1139. Der Zölibat für christliche Kirchenleute rund um den Globus wurde Pflicht. Bereits zuvor geschlossene Ehen wurden annulliert.
Wirkung
Hatte der verordnete Zölibat auch pekuniäre Gründe?
Durchaus!
Zum einen wäre das Erbe eines Geistlichen bei einer mit Kindern gesegneten Ehe im Todesfall seinen Familienangehörigen zugefallen. Ein gottesfürchtiges Leben im Zölibat dagegen, schloss diesen Umstand aus. Ein mögliches Erbe fiel sozusagen automatisch an die Kirche.
Zum anderen wurde „sexuelles Fehlverhalten“ bis mindestens ins hohe Mittelalter hinein, von den Päpsten – neben möglichen anderen Strafen – gern mit horrenden Geldbußen belegt. Das füllte wiederum die päpstliche Schatulle.
Hat der Zölibatszwang Wirkung gezeigt?
Ja, schon. Allerdings in eine – heute nicht mehr zeitgerechte – Richtung.
So wurde – allen Mahnungen, Ratschlägen und Empfehlungen seitens der Verfechter des Zölibats innerhalb der Kurie zum Trotz – wenig erreicht. Sieht man vom Frust der Betroffenen einmal ab. Was sollen sie auch anfangen mit abstrusen Tipps, wie beispielsweise mit sexueller Enthaltsamkeit umzugehen sei?
So soll es zu frühen Zeiten nach Einführung des Zölibats – zum Beispiel in durch unterirdische Geheimgänge verbundenen Nonnen- und Männerklöstern – ausgesprochen fröhlich zugegangen sein. Geistliche hielten sich Mätressen oder als Haushälterin getarnte Gspusi, andere lösten ihre sexuellen Konflikte in Männerfreundschaften.
Das alles hat sich scheinbar bis heute nur unwesentlich verändert. Noch immer gibt es in der katholischen Kirche Baustellen, die auf ihre Fertigstellung warten.
Sollte es den älteren Herren im Vatikan tatsächlich irgendwann gelingen, Themen wie – zum Beispiel:
- den Zölibat,
- die Anwendung von Verhütungsmitteln,
- die Rolle der Frauen in möglichen kirchlichen Ämtern und
- die ökumenische Bewegung und
- den sexuellen Missbrauch
zur Diskussion zu stellen, aufzuarbeiten, zu beschleunigen und letztlich zu verändern? Nun, wie es scheint, ist da noch immer ein gehöriges Maß an Geduld gefragt ...
Quellen:
- "Gottes erste Diener" (Peter de Rosa/Droemer Knaur)
- "Duden - Das große Buch der Allgemeinbildung" (Dudenverlag)