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Kunstepochen: Fragen und Antworten

Was ist Kunst? Was ist eine Epoche? Und: Was ist unter dem Begriff Kunstepoche zu verstehen? Seit wann schafft der Mensch Kunst? Wie unterscheiden sich die hier genannten Kunstepochen (eine Auswahl)? Fragen, auf die in diesem Beitrag in geraffter Form Antworten gegeben werden sollen.  

Definition

Was ist Kunst, was ist eine Epoche - und was ist unter dem Begriff Kunstepoche zu verstehen?

In "Wahrigs Deutschem Wörterbuch" (Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1997) ist unter Kunst (1) zu lesen:

  • "... gestaltende Tätigkeit des Menschen (Bau-, Dicht-, Volks-, Indianerkunst; Gesamtheit der Erzeugnisse dieser Tätigkeit; das künstlich Geschaffene ...",

unter Epoche (1) ist zu finden:

  • "... (zählb.) (bedeutsamer) Zeitabschnitt, histor. Wendepunkt; ..."

und unter dem Begriff Kunstgeschichte sagt das Wörterbuch:

  • "... Geschichte der Entwicklung der bildenden Kunst ...".

Und die wiederum, die Entwicklung der bildenden Kunst (u.a. Architektur, Bildhauerei, Malerei), der Literatur, der Musik sowie der darstellenden Kunst (Theater, Oper, Ballett, Film, etc.), wird, um dem Ganzen einen Überblick zu geben, versucht in Epochen zu unterteilen. Diese Einteilung ist zeitlich nicht immer punktgenau zu treffen, da Kunststile immer gesellschaftlichen Strömungen und Trends unterlagen/unterliegen, und daher häufig schlicht zeitübergreifend entstehen.

Kunstepochen

Wie werden die Stilepochen in aller Regel eingeordnet? 

Einmal abgesehen von den ältesten Höhlenmalereien – beispielsweise von der vor noch nicht langer Zeit auf der indonesischen Insel Sulawesi entdeckten und auf ein Alter von etwa 45.000 Jahren datierten Wandmalerei –, der antiken Kunst Ägyptens (um 2700-320 v. Chr.), Griechenlands (um 900-100 v. Chr.), Roms (etwa von 600 v. bis 600 n. Chr.) und einigen anderen mehr (z.B. Chinas), sind die geläufigsten Stilepochen:

  • Romanik
  • Gotik
  • Renaissance
  • Manierismus
  • Barock
  • Rokoko
  • Klassizismus
  • Romantik
  • Impressionismus.

Was ist unter dem Begriff Romanik zu verstehen?

Die romanische (Stil)Phase, also die Romanik, gilt als erste gesamteuropäische Kunst- und Architekturepoche, setzte etwa um das Jahr 1000 ein, wird in Früh-, Hoch- und Spätromanik unterteilt und dauerte ungefähr bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts.

Durchdrungen von einem zuvor lange Zeit nicht dagewesenen Glaubensgefühl, begannen die Menschen im seinerzeitigen Europa geradezu so etwas wie einer Bauwut nachzugehen. Errichtet wurden unter anderen Burgen, Klöster und Kirchen. Ganz besonders manifestierte sich die Euphorie in Letzteren, also im Kirchenbau.

So sollen, wie es heißt, in jener Zeit allein in Frankreich weit über 1500 Kirchen entstanden sein. Natürlich beschränkte sich das enthusiastische Gebäudehochziehen nicht allein auf Frankreich. Wie das so ist mit den Landsmannschaften, entwickelten sich zahlreiche regionale Charakteristika. In der Toskana zum Beispiel, oder auf Sizilien, im Rheinland, in der Provence und anderswo mehr.

Merkmale

Allen gemeinsam aber waren eine kompakte, stabile Bauweise mit dicken Mauern, kleinen Fenstern und schlicht anmutenden Fassaden. Anders gesagt, der Baustil vermittelte/vermittelt alles in allem einen irgendwie schweren, geerdeten und pragmatisch wirkenden Eindruck.

Darüber hinaus gelten als ein wesentliches Merkmal der ‚Romanik‘ der

  • quadratische Grundriss – wobei in der Regel zwei quadratische Kreuzgewölbe eines Seitenschiffs dem Quadrat des Mittelschiffs entsprechen –,
  • das Gewölbe, sprich: die unter der Grundfläche angelegte Krypta,
  • die Wölbung, die so genannten Rundbögen der Decke, (Stütz)Pfeiler und Säulen sowie die
  • Schlichtheit der Innenraum-bzw. der Wandgestaltung.

Berühmte Bauten der Romanik – eine Auswahl aus den folgenden Ländern:

Frankreich
  • Abteikirche Saint-Remi / Reims
  • Stiftskirche Notre-Dame-la-Grande / Poitiers
  • St-Pierre-et-St-Paul Cluny / Burgund
  • Kirche Saint-Pierre de Montmartre / Paris
Italien
  • Markusdom in Venedig
  • Schiefer-Turm zu Pisa / Toskana
  • Kathedrale zu Pisa / Toskana
  • Baptisterium San Giovanni / Florenz
  • Palazzo dei Normanni in Palermo / Sizilien
  • Basilika San Nicola in Bari / Apulien
Deutschland
  • Dom zu Speyer
  • Klosteranlage "Unser Lieben Frauen" in Magdeburg
  • Mainzer Dom
  • Benediktinerabtei Maria Laach
  • Bamberger Dom

Apropos

Der Begriff Romanik (franz.: romanesque) wurde erst im frühen 19. Jahrhundert geprägt, stammt von einem Franzosen und sollte auf die römische (lat.: romanus) Architektur verweisen.

Was ist unter dem Begriff Gotik zu verstehen?

Mit dem Begriff Gotik wird eine Stilepoche der abendländischen Kunst und Architektur bezeichnet, die den Zeitraum zwischen dem Ende der Romanik (11.-13. Jahrhundert) und dem Beginn der ungefähr im frühen 15. Jahrhundert einsetzenden Renaissance umfasst. Allerdings ist der hier genannte Zeitrahmen lediglich über den Daumen gepeilt, da die reale Dauer in dem einen oder anderen Landstrich durchaus voneinander abweichend gewesen ist.

Wo es begann

Und doch wird als Ursprung der Gotik – etwa so um 1150 herum – durchweg Nordfrankreich genannt. Genauer: Die Ile de France, die Gegend um/bei Paris.

Von Spitzbögen und Rippengewölben

  • "…die Charakteristika des gotischen Stils...",

so heißt es im farbigen rororo-Life Bildsachbuch "Kaiser, Ritter und Scholaren",

  • "…der Spitzbogen, das Rippengewölbe, der Strebepfeiler waren, genau genommen, nicht seine (die der Gotik) Erfindungen. Wagemutige romanische Baumeister hatten hier und da schon damit experimentiert...‘

Jetzt wurden aber nicht nur die Kirchtürme, das Gewölbe und die kunstvoll bemalten Buntglasfenster höher und größer. Stein-(Kreuz)rippen und so genannte Strebebögen leiteten den immensen Druck des Gewölbes zu Pfeilern, die ihrerseits von draußen an den Außenwänden angebrachten Strebepfeilern gestützt wurden. Alles in allem hieß es für die damaligen Baumeister, die antiken Vorbilder zu vergessen. Also keine dicken Mauern mehr, sondern stattdessen mehr Licht und Leichtigkeit einzubringen.

Die Leichtigkeit des Seins

Die im gotischen Stil erbauten sakralen (Kirchen, Kathedralen), aber auch profanen (Burgen, Rathäuser) Bauwerke wirkten nun und wirken immer noch – im Gegensatz zur Romanik, wenn man diese beiden Stile vergleichen will – weiträumiger, lichtdurchfluteter und in gewisser Weise graziler. Ergänzt wurde das filigrane Geflecht von Spitzbögen und Strebepfeilern unter anderem mit:

  • Ziergiebeln, gewaltigen bemalten Rosettenfenstern und Säulenstatuen/Figurenschmuck (Gewändefiguren) an Wänden und Fassaden.

Berühmte Bauten der Gotik – eine Auswahl:

Exemplarisch (die fast unendliche Vielzahl gotischer Bauten incl. weltlicher Objekte in Europa lässt nur eine geringe Auswahl zu) wären hier einige Gebäude nachstehender Länder zu nennen:

Frankreich
  • Kathedrale Notre-Dame de Reims
  • Liebfrauenmünster zu Straßburg (Straßburger Münster)
  • Notre-Dame de Paris
Großbritannien
  • Kathedrale von Canterbury / England
Italien
  • Kathedrale Santa Maria del Fiore in Florenz / Toskana
Spanien
  • Kathedrale La Seu in Palma de Mallorca
  • Santa Maria de la Sede (Kathedrale von Sevilla / Spanien)
Österreich und Tschechien
  • Stephansdom in Wien
  • St.-Veits-Dom (Veitsdom) in Prag
Deutschland
  • Kölner Dom
  • Dom St. Peter in Regensburg (Regensburger Dom)
  • Holstentor in Lübeck

Künstler der Romanik und Gotik

Bei der, salopp gesagt, zahlreichen Hinterlassenschaft romanischer und gotischer Kathedralen, Basiliken und Abteien – aber vergleichsweise nur weniger Profanbauten – muss es Baumeister, Maler und/oder Bildhauer in großer Zahl gegeben haben. Deren Namen (Ausnahmen bestätigen die Regel) sind allerdings oft nur wenig bis überhaupt nicht bekannt. Es waren, wie es scheint, ausgesprochen bescheidene Künstler, die ihr künstlerisch angelegtes Gewerbe ausschließlich als Handwerk verstanden und ihre Kunstwerke daher nicht unterzeichnet haben.

Übrigens

Der Begriff Gotik ist auf das snobistische und selbstgefällige Künstlervölkchen der Renaissance zurückzuführen. Die Kunstschaffenden jener Zeit sollen, so wird gesagt, der aus dem Mittelalter hervorgegangenen Stilepoche zunächst herablassend begegnet sein und Gotik abwertend mit den vermeintlich aus hartem Holz geschnitzten und ungehobelten "Goten/Barbaren" gleichgesetzt haben. Nun ja, das war wohl etwas voreilig …

Was ist unter dem Begriff Renaissance zu verstehen?

Das Wort Renaissance kommt aus dem Französischen, bedeutet soviel wie „Wiedergeburt“ oder – neudeutsch – „Comeback“ und bezeichnet eine etwa zur Mitte des 14. Jahrhunderts beginnende und bis weit ins 16. Jahrhundert reichende historische Epoche.

Einer muss der Erste sein

Es soll ein gewisser – als Bildhauer, Goldschmied und Schriftsteller tätiger – Lorenzo Ghiberti (1376-1455) aus Florenz gewesen sein, der um die Mitte des 15. Jahrhunderts zum ersten Mal den Begriff Renaissance, allerdings auf italienisch mit dem Wort „rinascita“ (Wiedergeburt), für die von Italien ausgehende Rückbesinnung auf die geistigen Werte und Ideale in Kultur, Kunst, Philosophie, Wissenschaft und Architektur des klassischen Altertums benutzt haben soll.

Eine Epoche beginnt

Wie dem auch sei. Historisch kennzeichnet der Beginn der Renaissance – einer Ära der geistigen und künstlerischen Erneuerung – den Wechsel vom „ungehobelten“ Mittelalter zur so genannten Neuzeit. Die wiederum, diese mit "früher Neuzeit" bezeichnete Zeitspanne, wird – so um 1600 herum – vom Zeitalter des Barock abgelöst...

Was ist unter dem Begriff Barock zu verstehen?

Mit dem Begriff Barock ist eine Stilepoche gemeint, die ihren Ursprung in Italien hatte, etwa zu Beginn des 17. Jahrhunderts begann und bis ins 18. Jahrhundert andauerte.

Kriegstraumata

Der Dreißigjährige Krieg mit seinen schrecklichen Folgen hatte die Menschen erschüttert, geschockt und traumatisiert. Verfielen die einen, die weniger Begüterten, in Verarmung, Verzweiflung und Pessimismus, setzten diejenigen, die es sich leisten konnten, sozusagen ein "Wenn nicht jetzt, wann dann" dagegen. So nach dem Motto: Der Mensch lebt nur einmal. Obwohl also sozusagen die Aussage: "Alles ist endlich" zunehmend mehr ins Bewusstsein der Menschen vordrang, wollte man dennoch nicht auf Daseinsfreude, Amüsement und Pep verzichten.

Kunstformen

Dieser gegensätzliche Ansatz des Barock fand seinen künstlerischen Ausdruck sowohl in der Architektur, der Malerei, Bildhauerei und Musik, als auch in der Literatur. Zum Beispiel in der ...:

Architektur

zum Beispiel:

  • Jakob Prandauer, Stift Melk
  • Georg Bahr, Dresdner Frauenkirche
  • Johann Balthasar Neumann, Würzburger Residenz
  • Louis Le Vau, Louvre
Malerei

zum Beispiel:

  • Peter Paul Rubens, 1577-1640 Niederlande
  • Michelangelo Merisi, 1571-1610 Italien
  • Rembrandt van Rijn, 1606-1669 Niederlande
  • Diego Velázquez, 1599-1660 Spanien
Bildhauerei

zum Beispiel:

  • Giovanni Lorenzo Bernini, 1598-1680 Italien
  • Balthasar Permoser, 1651-1732 Deutschland
  • Francois Girardon, 1628-1715 Frankreich
  • Gregorio Fernándes, 1576-1636 Spanien
Musik

zum Beispiel:

  • Johann Sebastian Bach
  • Georg Friedrich Händel
  • Antonio Vivaldi
  • Georg Phillip Telemann
Literatur

zum Beispiel:

  • Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, 1621-1676 Deutschland
  • Andreas Gryphius, 1616-1664 Deutschland
  • Miguel de Cervantes, 1547-1616 Spanien, 'Don Quijote'

Merkmale

Auf irgendeine Weise bildeten diese künstlerischen Ausdrucksformen so etwas wie eine Symbiose. Zumindest schienen Architektur, Malerei und Bildhauerei sozusagen Hand in Hand miteinander verwoben zu sein.

Liest man hierzu Dietrich Schwanitz‘ "Bildung" aus dem Goldmann-Verlag, erfährt man, dass

  • "…in der Ausrichtung auf den höfischen oder göttlichen Kosmos der Barockstil die Unterordnung einzelner Glieder der Bauten unter das Ganze betont. Die Spannung wird ausgedrückt durch geschwungene Formen und starke Bewegtheit. Das Schmuckwerk ist überreich, und die Innenräume werden malerisch gestaltet, um prächtig und festlich zu wirken…"

Der Name

Der Name Barock, ist, so heißt es, auf das portugiesische Wort "barocco" (franz.: baroque) zurückzuführen. Es soll aus dem Juwelierhandwerk stammen, so viel wie unregelmäßige Perle bedeuten und wird, wo es anwendungsbezogen passt, auch schon mal mit schwülstig übersetzt. Was im Manierismus – das war eine vergleichsweise kurze Stilepoche zwischen Spätrenaissance und Frühbarock – auch mit überladen bezeichnet wurde und immer noch wird. Nun denn.

Bauherren

Hauptauftraggeber der Kunstschaffenden jener Zeit waren Kirche und Fürsten. Die hatten’s nämlich, das nötige Geld. Die Kirche, also die Päpste – das waren in dem ein gutes Jahrhundert andauernden Zeitraum, angefangen bei Clemens VIII. (Papst von 1592-1605) bis etwa zu Clemens XIV. (Papst von 1769-1774) immerhin achtzehn- bis neunzehn auf dem Stuhl Petri sitzende Heilige Väter – pochten mit großem Engagement auf ihren Suprematsanspruch (lat.: supremus‚der Oberste; Suprematie/Vorherrschaft).

Sie gaben zahlreiche Sakralbauten in Auftrag, die, um ihrem Anspruch auch nach außen Ausdruck zu verleihen, nicht prachtvoll, pompös bis protzig genug sein konnten. Da wollten die absolutistischen Fürsten selbstverständlich in nichts nachstehen, und übten sich ebenfalls in mit allen Schikanen hergerichteten Palästen, Schlössern und sonstigen repräsentativen Bauten. Statussymbole eben. Nachfolgend (nur) eine Handvoll Beispiele:

Versailles. Ein Beispiel.

Als Musterbeispiel des Barock gilt zum Beispiel Schloss Versailles.

Das hatte der gigantomanische und selbsterklärte Sonnenkönig von Frankreich, Ludwig XIV. (1638-1715), etwa um 1660 herum in Auftrag gegeben. Ursprünglich ein von Ludwig III. (1601-1643) erbautes und irgendwann erweitertes kleines Jagdhaus, wurde es unter seinem Sohn jetzt zu einem circa 800 qm großen und ungefähr 2300 Räumlichkeiten umfassenden Märchenschloss, in dem sich Heerscharen von Bediensteten um den absolutistisch regierenden König zu kümmern hatten.

Rauschende Feste wurden gefeiert, um den Gästen aus aller Herren Länder die Macht und Größe Ludwigs XIV. zu demonstrieren. Die Damen in mehreren übereinander getragenen Glockenröcken, Miedern, Masken, Perücken und überdimensioniert geschminkt flanierend und die Männer, ebenfalls gern mit Perücke, in Strümpfen, Kniehosen, aufwendiger Oberbekleidung und Schuhen mit Absätzen stelzend rundeten das Bild ab.

Weitere Bauwerke - unter anderen:
  • Zwinger in Dresden
  • Karlskirche und Schloss Belvedere in Wien
  • Invalidendom in Paris
  • Kirche 'Santa Maria della Salute‘ in Venedig
  • Petersplatz in Rom
  • Saint Paul’s Cathedral in London
  • Winterpalais in Moskau

Redensart

Ob nun aber die Redewendung "leben, wie Gott in Frankreich" tatsächlich auf das Barockzeitalter zurückzuführen ist, ist noch nicht abschließend geklärt. ‚De toute facon‘ (‚Wie auch immer‘).

Was ist unter dem Begriff Rokoko zu verstehen?

Der Begriff Rokoko (Rocaille/Muschelwerk) stammt aus dem Französischen, bedeutet in der Kunstwissenschaft so viel wie muschelförmige Ornamentik, ist für die einen eine eigene Stilrichtung, für andere die Spätphase des Barock und wiederum für viele noch wieder andere stellt das Rokoko lediglich den Übergang vom Barock zum Klassizismus dar. Wie auch immer die Sichtweise angelegt sein mag, wird die Periode des Rokoko auf der Zeitschiene der Stilepochen etwa von 1730 bis 1780 datiert.

Wandel

In diesen Jahren entwickelte sich der im Rahmen des Absolutismus – vornehmlich unter König Ludwig XIV. (1638-1715) – präferierte monumental-repräsentativ-schwülstige Kunststil des Barock hin zu einer spielerischeren, leichteren, vergnügteren und oft auch frivoleren künstlerischen Ausdrucksform.

Dekor und Zierrat

Da das Rokoko mehr oder weniger ausschließlich das Dekorative, Private und Intime betont, findet man nur vergleichsweise wenige Bauwerke dieser Stilrichtung. Vielmehr wurde großer Wert gelegt auf hübsche Accessoires, also auf modisches Zubehör – wie auf:

  • Schmuck, Ornamente und Verzierungen an Fassaden,
  • Raumgestaltung,
  • Wohnkultur (Möbel),
  • Gebrauchsgegenstände (Porzellan),
  • Mode

und in der bildenden Kunst wie

  • Malerei (Portraits, Landschaften, opulente Feste),
  • Bildhauerei (Skulpturen) und
  • Gartenarchitektur (akkurat angelegte Wege und Hecken, Brunnen, Fontänen).

Privatsphäre

Und – im Gegensatz zu den prunkvollen Palästen des Barock – zogen sich die, die es sich leisten konnten, auch gern einmal in ein mit Rokokodekor ausgestattetes gemütliches Lust- und Jagdschlösschen zurück. Möglich, dass von den Wänden dann Bilder mit galant-erotischen Schäferspielen des von Madame Pompadour protegierten Malers Francois Boucher (1703-1770) auf die schönste Nebensache der Welt herunterblickten …

In der folgenden Infobox drei, vier Hinweise auf Bauwerke und Künstler des Rokoko:

Bauwerke mit Rokoko-Elementen (Beispiele):
  • Schloss Solitude in Stuttgart
  • die Wieskirche in Bayern
  • Schloss Sanssouci in Potsdam
  • die Amalienburg im Park Schloss Nymphenburg in München
Bedeutende Maler (Auswahl):
  • Giovanni Antonio Canal (Canaletto, 1697-1768)
  • Francois Boucher (1703-1770)
  • Bernado Bellotto (1722-1780)
  • Thomas Rowlandson (1757-1827)

Resümee

In aller Kürze gesagt, verdichtet sich in den Jahren des Rokoko und somit in (fast) allen Bereichen alles zu einer unbekümmerten Denkweise, die sich nicht nur in geschwungenen Linien und hellen Farbtönen, sondern auch in Ästhetik sowie einer gewissen Behaglichkeit und Ausgelassenheit des Lebens/Wohnens ausdrückt…

Was ist unter dem Begriff Klassizismus zu verstehen?

Mit Klassizismus wird eine sich in den Jahren zwischen 1770 und etwa 1830/40 entfaltende Kunstrichtung in Baukunst, Bildhauerei und Malerei bezeichnet, die sich an den ohne schmückendes Beiwerk ausgekommenen Erscheinungsformen des klassischen Altertums orientierte. Außerhalb Europas läuft der Epochenbegriff Klassizismus bisweilen auch unter den Namen Neu-/Neoklassizismus oder Neoklassik. Begriffsbestimmungen, die allerdings getrennt von der Wiedergeburt einer neoklassischen Stilrichtung zum Auftakt des 20. Jahrhunderts zu sehen sind.

Wie schon Heraklit etwa fünfhundert Jahre v. Chr. gesagt haben soll: "Alles fließt...". Eine Aussage, die wie nichts auch auf die sich über die Jahrhunderte ständig verändernden Stilepochen zutrifft. Waren die Menschen gestern noch begeistert von der Romanik, der Gotik, des Barock oder des Rokoko, lag in den Jahren zwischen 1770 und 1830/40 der so genannte Klassizismus voll im Trend.

Eine Kunstform, die im besten Sinne in der makel- und zeitlosen Formvollendung der griechisch-römischen Antike sowie in der italienischen Renaissance ihren Ausdruck fand. Gegen Ende des 18. Jh‘s. hatte man, wie es scheint, genug vom überladenen und verschnörkelten Stil des Barock und des Rokoko. Schlichtheit und Klarheit in Architektur und Malerei waren wieder angesagt. Trendy waren geradlinige geometrische Formen (z.B.: Dreieck, Kreis, Quadrat, Rechteck).

Frankreich

So stand der Klassizismus gewissermaßen unter der Herrschaft des französischen Königs Ludwigs XVI. (1754-1793) hoch im Kurs, nach dem diese Epoche in Frankreich auch ‚Louis-seize‘ genannt wurde/wird. Ab etwa 1790 war es Napoleon Bonaparte (1769-1821), der diese Kunstform im Zuge seiner nicht abreißenden Militäraktionen innerhalb Westeuropas weitergetragen und populär gemacht hat.

Jacques Louis David (1748-1825)

Ein kurz vor Ausbruch der Französischen Revolution von König Ludwig XVI. 1785 beispielsweise an den Maler Jacques Louis David in Auftrag gegebenes Bild mit dem Titel ‚Der Schwur der Horatier‘ hängt heute im Musée du Louvre/Paris, ein anderes von 1787 – ‚Sokrates, den Giftbecher trinkend‘ – im Metropolitan Museum of Art in New York und sein wohl berühmtestes Gemälde ‚Der Tod des Marat‘, 1793 vom Nationalkonvent geordert, findet der geneigte Betrachter seit 1893 im Königlichen Museum/Brüssel.

Und dann gibt es von Jacques Louis David – unter anderen – noch: ‚Napoleon im Arbeitszimmer mit Hand in der Weste‘, heute in der National Gallery of Art in Washington D.C. sowie – gleich in fünf Versionen – ‚Bonaparte beim Überschreiten der Alpen am Großen St. Bernhard‘. Letzteres verteilt und jeweils zu bewundern im Schloss Malmaison/nahe Paris, im Schloss Charlottenburg/Berlin, in der Österreichischen Galerie Belvedere und zwei Mal im Schloss Versailles bei Paris.

Ein im ‚Louis-seize‘-Stil entworfener Raum, das ‚Petit Appartement de la Reine‘ (‚Cabinet doré/Goldenes Kabinett‘), ist, beispielgebend, im Schloss Versailles zu besichtigen und, wenn man schon mal in der Gegend ist, bietet sich auch ein Besuch des vom Architekten Francois-Joseph Bélanger (1744-1818) 1777 für den Grafen von Artois, den späteren französischen König Karl/Charles X. (1757-1836), umgestaltete Schloss Bagatelle in Paris an.

Architekten, Maler und Bildhauer

Stellvertretend für die große Bandbreite weiterer Künstler und deren Werke sowohl vor, während und nach der Zeit Napoleons, sind zum Beispiel in der Architektur, Malerei und Bildhauerei:

Architektur
  • das ‚Panthéon‘ Paris (Jacques-Germain Soufflot, errichtet 1764-1790)
  • die Pfarrkirche ‚La Madeleine‘ Paris (Pierre Contant d’Ivry, mit Unterbrechungen erstellt 1764-1842)
  • der ‚Arc de Triomphe de l’Étoile‘ Paris (Jean-Francois Chalgrin und Héricart de Thury, hochgezogen 1806-1836)
  • der ‚Alexanderpalast‘ Puschkin nahe St. Petersburg (Giacomo Quarenghi, erbaut 1792-1796)
  • die ‚Admiralität‘ St. Petersburg (Andrejan Dmitrijewitsch Sacharow 1732-1738 und Iwan Kusmitsch Korobow 1806-1823)
  • das ‚Schloss Wilhelmshöhe‘ Kassel (Simon Louis du Ry und Heinrich Christoph Jussow 1786-1798)
  • die ‚Glypthotek‘ München (Leo von Klenze 1816-1830)
  • das ‚Schloss Charlottenhof‘ Potsdam (Karl Friedrich Schinkel 1826-1829)
  • das ‚Schauspielhaus am Gendarmenmarkt‘ Berlin (Karl Friedrich Schinkel, errichtet 1819-1821)
  • das ‚Brandenburger Tor‘ Berlin (Carl Gotthard Langhans 1788-1793)
  • das ‚Weiße Haus‘ Washington D.C. (James Hoban 1819-1825
  • das ‚Britische Museum‘ London (Robert Smirke 1823-1848)
Malerei und Bildhauerei
  • Joseph-Marie Vien (‚Die tugendhafte Athenerin‘ – 1762 / Musée des Beaux-Arts Straßburg),
  • Jean-Baptiste Regnault (‚Die Freiheit oder der Tod‘ – 1795 / Hamburger Kunsthalle),
  • José de Madrazo y Agudo (‚Der Tod des Viriathus‘ – 1807 / Prado Madrid),
  • Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (‚Goethe in der Campagna‘ – 1786-87 / Städelsches Kunstinstitut Frankfurt),
  • Leo von Klenze (‚Idealansicht der Akropolis von Athen – 1846 / Neue Pinakothek München),
  • Johann Gottfried Schadow (‚Quadriga‘ -  1793 / auf dem Brandenburger Tor in Berlin),
  • Bertel Thorvaldsen (1839 / Schillerdenkmal in Stuttgart),
  • Giuseppe de Fabris (‚Kolossalstatue des Hl. Petrus‘ – 1838-40 / Petersplatz in Rom)

...na, und so weiter und so fort.

Um hier noch einmal Heraklit von Ephesos zu zitieren: Der soll seinem ‚…alles fließt‘/‚panta rhei‘ vermutlich noch ein ‚…nichts bleibt‘/‚ouden menei‘ hinzugefügt haben. Denn ähnlich verhält es sich mit den Stilepochen. Da bleibt ebenfalls nie etwas lange 'en vogue'. So, wie sich jeweils Denkweise, Lebensart und Zeitgeist wandeln, gab/gibt es sogar parallellaufende Kunstrichtungen. Im 19. Jahrhundert waren das – abgesehen vom Klassizismus – zum Beispiel Romantik, Biedermeier, Realismus und Historismus.

Was ist unter dem Begriff Biedermeier zu verstehen?

Unter dem Begriff Biedermeier ist eine deutsche Kunst- und Kulturepoche zu verstehen, die, wo auch immer man darüber hört, liest oder spricht, ziemlich exakt in die Zeit von 1815 bis 1848 eingeordnet wird. Vergleichsweise zeitgleich gab es da noch – zum Beispiel – die Stilrichtungen Klassizismus von etwa 1715 bis 1830 und die Romantik, die ab circa 1790 bis 1840 taxiert wird.

Äußere Umstände

  • Die chaotischen Zustände während und nach der Französischen Revolution,
  • die von Napoleon initiierte territoriale Neuordnung des Flickenteppichs ‚Deutschlands‘ (Reichsdeputationshauptschluss/1803),
  • die Bildung des napoleonfreundlichen Rheinbundes 1805,
  • das Ende des ‚Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation‘ 1806,
  • die Befreiungskriege 1813 bis 1815 (mit der für Napoleon verlorengegangenen Völkerschlacht bei Leipzig im Herbst 1813) sowie der
  • ‚Wiener Kongress‘ (1814/15) mit abschließender Bildung des so genannten ‚Deutschen Bundes‘ im Juni 1815, eines Staatenbundes bestehend aus 35 Fürstenstaaten und vier freien Städten,

hatten mutmaßlich die Menschen nachhaltig gestresst und zermürbt, das heißt, die Nerven lagen blank.

Alles auf Anfang

Eine Sehnsucht nach der guten alten Zeit machte sich breit. Alles sollte möglichst wieder so sein, wie es vor diesen dramatischen Konflikten mit ihren, die Menschen belastenden und nervenden Widrigkeiten gewesen war. Es ging also gewissermaßen um die Wiederherstellung der politischen Verhältnisse vor der Französischen Revolution.

Während für die politisch angestrebte Neuordnung bis zur Julirevolution 1830 in Paris bzw. Märzrevolution 1848/49 innerhalb der Konföderation des Deutschen Bundes der Begriff Restauration geprägt wurde, wurde die Bezeichnung Biedermeier erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts populär. Und das hauptsächlich in Bezug auf bildende Kunst, Literatur, Musik, Mode, der Innenausstattung der Wohnungen (z.B. Möbel) sowie – zwar weniger, aber auch – auf die Architektur.

Die Repräsentanten dieser Kunstgenres brachten in ihren Werken haargenau die Befindlichkeiten der Menschen auf den Punkt. Also den Wunsch, nach all dem Schrecken der zurückliegenden Kriege einhergehend mit einer beispiellos kräfteverschleißenden Ungewissheit, was noch alles auf sie, die Untertanen, zukommen könnte, endlich wieder nur in Frieden und Ruhe leben zu wollen.

Daheim ist es am schönsten

Dieses Ruhebedürfnis war gekennzeichnet durch den Rückzug in die eigenen vier Wände, egal, wie groß die auch immer gewesen sein mögen. Hatten sich die Unterprivilegierten – Haus- und Kindermädchen, Köchinnen, Knechte, Diener, Kutscher und andere – um Wasch-, Putz-, Wisch- sowie Näh- und Flicktage zu kümmern, gingen die Begüterten ihren Neigungen nach. Es wurde musiziert, gelesen und vorgelesen, gewerkelt, in gemütlichem Beisammensein gut und gern getafelt und freudig in der Natur spazieren gegangen.

Die von den Fürsten des Deutschen Bundes mit allem Pipapo verfügte Bespitzelung, eingeschränkte Meinungs- und Pressefreiheit und sonstige Schikanen waren, wie es sich darstellte, dem gemeinen Bürger scheinbar schnurzpiepe. Sie ließen sich dadurch nicht um den Schlaf bringen. Er, der Bürger, so könnte es zusammengefasst werden, lebte demnach nach dem Motto: Trautes Heim, Glück allein.

Kennt man noch das gut einhundert Jahre alte ‚Darmol-Männchen‘, ein Typ im Schlafanzug, mit Zipfelmütze, Kerzenleuchter und Papier unterm Arm auf dem dringenden Weg zur Toilette, bekommt man eine ungefähre Vorstellung des oft in Karikaturen und Genrebildern dargestellten Biedermanns.

Führende Vertreter und Wortführer der schönen Künste

So wurde der kleinbürgerlichen, adretten und beschaulichen Lebensart

in der Malerei zum Beispiel von Carl Spitzweg (1808-1885) aus Bayern, den Österreichern Albert Schindler (1805-1865) und Moritz von Schwind (1804-1871), Ludwig Most (1807-1883) aus Pommern, Ludwig Richter (1803-1884) aus Dresden eine gebührende Bedeutung gegeben.

In der Musik animierten gewiss Robert Schumann (1810-1856), Franz Schubert (1797-1828), Johannes Strauß Vater (1804-1849) und/oder Franz Liszt (1811-1886) zu Hausmusik mit ‚Wein, Weib und Gesang‘ und – wenn nicht geschmettert oder geträllert wurde – las man möglicherweise aus dem literarischen Fundus der Dichter und Dramatiker Franz Grillparzers (1791-1872), Annette von Droste-Hülshoffs (1797-1848), Johann Nestroys (1801-1862) oder Adalbert Stifters (1805-1868).

Und, obwohl in der Architektur die Kunstrichtungen Klassizismus, Romantik und Biedermeier – sozusagen – ineinandergriffen, gilt aber dennoch der österreichische Architekt Joseph Georg Kornhäusel (1782-1860) als bedeutender Vertreter des Biedermeier. Zu betrachten beispielsweise am ‚Theater in der Josefstadt‘ in Wien.

Worin fand der Biedermeier-Zeitgeist sonst noch seinen Ausdruck?

Raumausstattung

Wenn man so will, schlug sich der Biedermeierstil im Wesentlichen im Design der Innendekoration nieder. Im Trend und dem Zeitgeist entsprechend waren Möbel.

Vitrinen, Tische, Sofas, Stühle und sonstige Kleinmöbel waren gekennzeichnet durch Schlichtheit, Eleganz, Zierlichkeit und Qualität in der Auswahl des Holzes sowie der handwerklichen Verarbeitung. Großen Anteil an Entwürfen und Fertigung von Biedermeiermöbeln hatten – unter anderen – Karl  Friedrich Schinkel (1781-1841) und, was die Stühle angeht, ganz besonders der aus Rheinland-Pfalz stammende Kunsttischler Michael Thonet (1796-1871), dessen Stuhlkreationen nicht unbedingt billig, aber dafür ihren Preis wert waren und sind. Noch heute stehen sie nicht nur in dem einen oder anderen Museum, sondern erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit.

Kleidermode

Zur breiten Palette des seinerzeit angesagten Outfits sollte man sich – sofern die Möglichkeit besteht oder es überhaupt gewollt sein sollte – den Film ‚Kleider machen Leute‘ (nach Gottfried Kellers gleichnamigem Roman) anschauen. Der ist zwar uralt, aber mit Heinz Rühmann, Hertha Feiler, Erich Ponto und 1940 immerhin unter der Regie von Helmut Käutner gedreht. Darin, in diesem Film, ist die Mode der Biedermeierzeit auf augenfällige Weise dargestellt. Oder auch im Leinwandstreifen ‚Das tanzende Herz‘ von 1953. Unter andern mit Harald Juhnke.

Apropos 1

Der Begriff Biedermeier geht zurück auf die fiktive Figur des biederen, spießigen Dorfschullehrers Gottlieb Biedermeier, den ein gewisser und mit Humor ausgestatteter Gedichtschreiber namens Ludwig Eichrodt (1827-1892) kreiert hatte.

Apropos 2

Mit dem Begriff ‚Vormärz‘ wird in der Regel der Zeitraum von der so genannten Julirevolution 1830 in Frankreich/Paris bis zur Märzrevolution 1848/49 (auch: Deutsche Revolution) auf dem Terrain des Deutschen Bundes bezeichnet. Dabei ging es – unter anderem – darum, worum es meistens geht:

  • Um Freiheit der Person,
  • um Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit,
  • Unverletzlichkeit des Brief- und Postgeheimnisses,
  • Freiheit von Kunst und Wissenschaft und im Besonderen – natürlich – um die
  • Beseitigung der in jener Zeit vorherrschenden katastrophalen sozialen Zustände.

Literarisch unterstützt wurden diese Forderungen zum Beispiel von Heinrich Heine (1797-1856 – u.a. aus den ‚Nachtgedanken‘: ‚Denk ich an Deutschland in der Nacht‘) und Georg Büchner (1813-1837 – u.a. Dantons Tod).

Was ist unter dem Begriff Romantik zu verstehen?

Die Kunstepoche der Romantik wird plus/minus auf die Zeit vom ausgehenden 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts datiert. Das war die Zeit

  • der Französischen Revolution,
  • Kaiser Napoleons I. Bonaparte (1769-1821), der über Frankreich und (fast) über ganz Europa bestimmte,
  • der Auflösung des ‚Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation‘ (1806),
  • der Befreiungskriege (1813-1815) und des
  • Wiener Kongresses (1815).

Zudem war diese Zeit geprägt von der beginnenden Industrialisierung sowie zunehmender Landflucht in die Städte. Sie, diese Zeit, führte annäherungsweise bis zur so genannten Märzrevolution 1848/49.

Offenbar waren diese aufregenden und unsicheren Jahre mit einer der Gründe, warum die Menschen sich sehnsuchtsvoll bessere Zeiten zurückwünschten. Ihr Fokus lag, warum auch immer, auf dem Mittelalter. So liegt der Ursprung des Begriffs Romantik (altfranz.: 'romanz', 'romant' und 'roman' ) und des Adjektivs romantisch (engl.: ‚romantic‘, franz.: ‚romantique‘) folgerichtig in der mittelalterlichen Ritterdichtung.

Die Message

Er, dieser Begriff, suggerierte also, weitgefasst, so etwas wie Roman/romanhaft, beeinflusste – unter anderem – Literatur, Philosophie, Musik und Malerei, verstand sich sozusagen im weitesten Sinne als Gegenentwurf zur kühlen Sachlichkeit sowie zum vernunftbetonten Wirklichkeitssinn des Klassizismus und des Realismus und wandte sich einer gefühlsbetonten, schwärmerischen, emotionalen und idealisierenden künstlerischen Ausdrucksform zu.

Das galt für Länder wie Italien, Frankreich und England, erreichte aber in Deutschland eine ganz eigene Bedeutung. Woraufhin der Sache mit: ‚Deutsche(r) Romantik‘, ein sich deutlich unterscheidender Name gegeben wurde.

Grundsätzlich aber fanden allenthalben ein gewisser Hang zu Mystizismus, Individualismus, dem Träumerischen und Phantastischen, einer gefühlsbetonten Sicht auf die Natur und ähnlichem mehr Einzug in die Genres der Philosophie, der bildenden Kunst, der Musik und  der Architektur.

Beispiele (eine Auswahl)

So zeigt sich in der Architektur die Rückwendung – sozusagen ‚back to the roots‘ – zu neugotischen Elementen des Bauens beispielsweise am:

  • Schloss Stolzenfels in Koblenz – in preußischer Rheinromantik / romantischem Historismus zwischen 1836 und 1842 nach Plänen Karl Friedrich Schinkels (1781-1841) wieder aufgebaut,
  • am so genannten Märchenschloss Schloss Neuschwanstein Füssen/Allgäu – im Stil des romantischen Historismus zwischen 1869 und etwa 1884 von König Ludwig II. von Bayern (1845-1886) in Auftrag gegeben,
  • an der Votiv- / Gedächtniskirche in Wien, die von 1856-1879 nach Plänen Heinrich Ferstels (1828-1883) im Auftrag des Erzherzogs Ferdinand Max sowie im Stil der Neugotik erbaut wurde

oder, neben vielen anderen,

  • am 'Neuen Rathaus' am Marienplatz in München, das, ebenfalls im neugotischen Stil, ab 1867 geplant, entworfen und 1905 fertiggestellt wurde.

Einige weitere Hinweise zur Romantik in der Malerei, Musik, Literatur und Philosophie finden Sie im nachstehenden "Infokasten":

Malerei

In der Malerei wären hier zwingend Eugéne Delacroix (1798-1863), Philip Otto Runge (1777-1810), Carl Spitzweg (1808-1885) - der allerdings auch der zeitgleich übereinstimmenden Epoche des Biedermeier zuzuordnen ist - Moritz von Schwind (1804-1871) und, ganz vorn, Caspar David Friedrich (1774-1840) zu nennen.

Musik

In der Musik – um nur einige wenige zu erwähnen – Franz  Schubert (1797-1828), Johannes Brahms (1833-1897), Ludwig van Beethoven (1770-1827), Felix Mendelsohn Bartholdy (1809-1847), Frédéric Chopin (1810-1849) oder Franz Liszt (1811-1886).

Literatur

In der Literatur ist nicht an E.T.A. Hoffmann (1776-1822), Joseph von Eichendorff (1788-1857), Clemens Brentano (1778-1842), Friedrich Hölderlin (1770-1843) und – nicht zu vergessen – an Heinrich Heine (1797-1856) sowie den Märchen und Sagenerzählern Gebrüder Grimm (1785/86-1859/63), Hans Christian Andersen (1805-1875) und Wilhelm Hauff (1802-1827) vorbeizukommen.

Philosophie

Und ‚last but not least‘ fallen die Namen Friedrich Schlegel (1772-1829), Friedrich Schleiermacher (1768-1834) oder Novalis (mit vollem Namen Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, 1772-1801) ein, wenn man über Vertreter der Philosophie im Zuge der ‚romantischen‘ Ära spricht.

Kurz skizziert

Zusammenfassend und auf den Nenner gebracht, war die Epoche der Romantik nicht nur eine temporäre Kunstform, sondern auch die einer sich verändernden Kultur im Allgemeinen. Politisches Auf und Ab, gesellschaftliche Umbrüche wie zum Beispiel die beginnende Industrialisierung und Urbanisierung sowie, daraus folgend, der Wunsch, sich die Welt in der man lebt gewissermaßen ‚schönzureden‘, mögen also tatsächlich der Anlass dafür gewesen sein, sich mit einer romantisierenden Sicht der Dinge ‚auf andere Gedanken‘ zu bringen …

Was ist unter dem Begriff Impressionismus zu verstehen?

Impressionismus ist eine Stilrichtung, die sich etwa ab plus/minus 1860 herum in Frankreich entwickelte und bis ungefähr zum Ende des 19. Jahrhunderts datiert wird, aber mit dem so genannten ‚Deutschen Impressionismus‘ – vertreten zum Beispiel durch den Maler Max Liebermann  – bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein wirkte.

Einordnung

Schwierig zu sein scheint, eine exakte Trennungslinie zu einigen weiteren sowie nicht unähnlichen Varianten der zeitgleich oder sogar ‚überlappend‘ Fuß fassenden Kunstrichtungen zu ziehen – wie beispielsweise zu den fünf ‚ismen‘:

  • Realismus (1848-1890),
  • Naturalismus (1880-1900),
  • Historismus (1870-1890),
  • Symbolismus (1860-1925) oder
  • Post-Impressionismus (etwa zwischen 1880 und 1905).

Ursprung und Name

Der ausgesprochen charmant und gefällig daherkommende Stil des Impressionismus mit seinen freundlichen Lichtstimmungen, der leuchtend klaren Farbgebung sowie den das Leben bejahend anmutenden Themengebieten, hat seinen Ursprung in der ersten gemeinsamen Ausstellung überwiegend französischer Künstler 1874 in Paris. Namensgeber war das Bild ‚Impression, soleil levant‘/‚Eindruck eines Sonnenaufgangs‘ oder auch ‚Aufgehende Sonne‘ von Claude Monet.

Vorstellung und Inspiration

Die Idee der Impressionisten war, ihren Arbeiten die Ausdrucksform des Tatsächlichen zu verleihen. Also, die Dinge so wiederzugeben, wie sie sich ihnen buchstäblich darstellten. Waschecht, sozusagen.

Folglich saß der Maler irgendwo in der Landschaft, malte ein bäuerlich-ländliches Motiv, brachte bürgerliches Freizeitleben auf die Leinwand, porträtierte sich selbst und andere oder hinterließ der Nachwelt wunderbarste Gartenbilder. Und das alles so, wie er, der Maler, es justament im Augenblick des Malens wahrnahm.

Lichtdurchflutet sollten die veranschaulichten Szenen wirken. Erreicht wurde das mit fast ausschließlich hellen Farben, deutlich sichtbarer, aber doch butterweicher Pinselführung und einer gewissen Unschärfe in den Konturen.

Eine Auswahl

Die heute wohl nach wie vor bekanntesten Maler dieser Stilrichtung waren (unter anderen):

In Frankreich
  • Paul Cézanne (1839-1906)
  • Paul Gauguin (1848-1903)
  • Édouard Manet (1832-1883)
  • Claude Monet (1840-1926)
  • Camille Pissarro (1830-1903)
  • Pierre-Auguste Renoir (1841-1919)
In Deutschland
  • Paul Klimsch (1868-1917)
  • Max Liebermann (1847-1935)
  • Richard Mund (1885-1968)
  • Richard Pietzsch (1872-1960)
  • Maria Slavona (1865-1932)
In den Niederlanden
  • Vincent Willem van Gogh (1853-1890)
  • Jacob Hendricus Maris (1837-1899)
  • Jan Hillebrand Wijsmuller (1855-1925)

Ok. Bis hierher.

Es würde den auf dieser Seite gewählten Rahmen sprengen, die (fast) unendliche Vielzahl impressionistischer Maler, Zeichner und Grafiker aus Belgien, Österreich, Ungarn, Russland, Kanada, Australien, den USA und vielen anderen Ländern aufzuzählen.

Blieben aber noch Bildhauer, Literaten und Musiker mit Namen von Rang kurz zu erwähnen. Wenigstens ein paar. Zum Beispiel:

  • Stefan Zweig (1881-1942 – Österreich, Literatur),
  • Rainer Maria Rilke (1875-1926 – Deutschland, Literatur),
  • Arthur Schnitzler (1862-1931 – Österreich, Literatur),
  • Marcel Proust (1871-1922 – Frankreich, Literatur),
  • Auguste Rodin (1840-1917 – Frankreich, Bildhauer),
  • Edgar Degas (1834-1917 – Frankreich, Maler und Bildhauer),
  • Claude Debussy (1862-1918 – Frankreich, Musik),
  • Maurice Ravel (1875-1937 – Frankreich, Musik).

Nachtrag

Im Flyer zur Ausstellung ‚Von Poussin bis Monet – Die Farben Frankreichs‘ 2015/16 im Bucerius Kunst Forum in Hamburg steht unter anderem geschrieben:

  • Paul Cézanne (zum Beispiel) sah die Natur als ein Gefüge von Farbflächen. Die Malerei erzählte nicht mehr, sondern gab zu sehen. Die Farbe bildete Licht nicht mehr nur ab, sie wurde zum Licht …‘

Ein Satz, der – zwar mit nur knappen Worten, aber dennoch überzeugend und plausibel – die Kunstrichtung des Impressionismus vortrefflich umreißt …

Autor:

Quellen:

  • "Kaiser, Ritter und Scholaren" (Das farbige LIFE Bildsachbuch, rororo)
  • "Ketzer, Bauern, Jesuiten" (Das farbige LIFE Bildsachbuch, rororo)
  • "Deutsche Geschichte - 500-1152" (Bertelsmann Lexikon Verlag)
  • "Deutsche Geschichte – 1618-1815“ (Bertelsmann Lexikon Verlag)
  • "Deutsche Geschichte - 1815-1918" (Bertelsmann Lexikon Verlag)
  • "Mallorca" (W.M.Healy/Prestel Verlag, München)
  • "Versailles und Fontainebleau" (Bernhard Chamigneulle/Prestel Verlag, München)
  • "Louvre, der Besuch" (Katalog)
  • "Das Musée d'Orsay" (Klett-Cotta
  • „Wahrig – Deutsches Wörterbuch“ (Bertelsmann Lexikon Verlag)
  • „Duden – Das große Buch der Allgemeinbildung“ (Dudenverlag)
  • "Staatsbürger Taschenbuch" (Verlag C.H.Beck, 29. Auflage)
  • „Hölderlin“ & „Schubert“ (Peter Härtling/Luchterhand Literaturverlag)
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