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Von wem stammt die erste Taschenuhr?

Unter den wenigen schriftlichen Erwähnungen über tragbare Uhren, soll es aber doch die des zeitweise in Nürnberg lebenden Theologen Johannes Cochläus (1479-1552) geben. Darin ist demnach ein Hinweis auf Peter Henlein und dessen Arbeit enthalten. Seitdem, etwa ab 1512, wurde Henlein als Erfinder der Taschenuhr, des Nürnberger Eis, gehalten. Über eine lange Zeit.

Intro

Was hat eine Computertomografie zu Wege gebracht?

Es ist noch nicht so lange her, dass Generationen von Schülern beigebracht wurde, die erste und älteste Taschenuhr sei die von Peter Henlein (1479-1542) aus Nürnberg. Hergestellt etwa um 1510. Allerdings bestanden an dieser Annahme unter Kunst- und Uhrentechnologen immer schon Zweifel an einer mutmaßlich von Henlein gefertigten Taschenuhr.

Wie es sich nun darstellt, hat ein Expertenteam des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg jüngst und mittels modernster Technik – unter anderem mit der Computertomographie – herausgefunden, dass diese Zweifel wohl berechtigt waren/sind.

Danach soll die seit 1897 im Besitz des Museums befindliche sogenannte "Henlein-Uhr" keineswegs ein Unikat des gelernten Schlossermeisters sein, sondern möglicherweise lediglich ein zu Beginn des 20. Jahrhunderts zusammengefügtes Konglomerat alter und neuer Uhrenteile. Eine Reihe weiterer gravierender Unstimmigkeiten scheinen diese Annahme zu untermauern.

Angaben zur Person

Wer war Peter Henlein?

Schwer zu sagen, denn nicht viel ist über ihn bekannt. Schon sein Geburtsdatum lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Die Angaben hierzu schwanken zwischen 1479 und 1485.

Zwar hat Henlein nachgewiesener Maßen – zum Beispiel lt. Unterlagen des Nürnberger Stadtarchivs – tatsächlich tragbare Uhren hergestellt, aber keine der heute noch erhaltenen Uhren können ihm anscheinend wirklich zugeschrieben werden.

Fakt dagegen scheint zu sein, dass Peter Henlein dreimal verheiratet war. Auch eine 1504 gemeinsam mit einem Freund geführte Schlägerei mit Todesfolge des Kontrahenten ist verbrieft. Und, dass Henlein und der Freund in einem darauffolgenden langjährigen Gerichtsverfahren freigesprochen wurden. Gegen einen vergleichsweise geringen Wiedergutmachungsbetrag an die Familie des Opfers.

Hermann Henlein dagegen, Peters Bruder, wurde fatalerweise und zweifelsfrei zum Mörder, wurde gefasst und 1523 per Kopf ab hingerichtet. Peter kam über den Tod des Bruders nicht hinweg, machte sich der Denunziation eines Nürnberger Bürgers schuldig und musste dafür (1524) einige Tage einsitzen.

Handwerk und Anerkennung

Woran lässt sich Henleins Wirken festmachen?

Sieht man von den soeben beschriebenen Turbulenzen im Leben Peter Henleins aber einmal ab, so scheint er doch eine angesehene Persönlichkeit und tüchtiger Handwerker der Stadt Nürnberg gewesen zu sein.

Neben der Tüftelei und Fertigung seiner Taschenuhren, sogenannter "Bisamapfeluhren" mit Unruh und Stahlfeder, also ohne Pendel/Regulator und Gewichte für den Antrieb, die sich großer Beliebtheit bei seiner hochherrschaftlichen Kundschaft erfreuten, wurde Henlein vom Nürnberger Rat (Stadtregierung) sogar mit der Anfertigung der Nürnberger Rathausuhr sowie einer Turmuhr in Lichtenau (heute: Landkreis Ansbach/Mittelfranken) betraut.

Einigermaßen wohlhabend und angesehen, verstarb Peter Henlein 1542 in seiner Geburtsstadt.

Er mag zwar nicht der gewesen sein, auf den die im Germanischen Nationalmuseum zu besichtigende und lange Zeit als älteste Taschenuhr betrachtete "Henlein-Uhr" (Nürnberger Ei) zurückzuführen ist, hat aber unbestreitbar einen erheblichen Beitrag zur Entwicklung tragbarer Uhren geleistet ...

Epilog

Woher kommt der Ausdruck Bisamapfeluhr?

Bisamäpfel haben nichts mit Obst zu tun. Es waren/sind – im Mittelalter ursprünglich aus dem Orient stammend – kunstvoll in Apfel- bzw. Kugelform gestaltete Behälter oder Schmuckgehäuse zur Aufnahme von Duftstoffzubereitungen (z.B. Ambra, Moschus/Bisam).

Peter Henlein soll (angeblich) der Erste gewesen sein, der diese Riechäpfel zur Aufnahme seiner kleinen Uhrwerke genutzt hat. Daher der Name "Bisamapfeluhr“.

Was wird Philipp Melanchthon zugeschrieben?

Inzwischen wird von Uhrenexperten der vermutlich aus dem Jahr 1530 stammende Zeitanzeiger des Philologen, Theologen, Reformators und in Wittenberg verstorbene Philipp Melanchthon (1497-1560) als nunmehr "älteste“ Kugeluhr ausgemacht.

Eine entsprechend auf Melanchthon hinweisende Inschrift soll diese Annahme unterstützen.

Autor:

Quellen:

  • "Taschenuhren: Vom Nürnberger Ei zur Präzisionsuhr" (Walter Spiegl/Mosaik Verlag, München)
  • "Deutsche Geschichte: Bd.3" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
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