Woher stammt die Redewendung: Die Axt im Hause erspart den Zimmermann?
- Aktualisiert: Mittwoch, 27. Oktober 2021 08:43
Der Ausspruch "Die Axt im Hause erspart den Zimmermann" stammt aus Friedrich Schillers (*1759/°1805) erstmals am 17. März 1804 in Weimar aufgeführten Schauspiel in fünf Aufzügen (Akten) "Wilhelm Tell". Es war Schillers volkstümlichstes Theaterstück und – gleichzeitig auch sein letztes.
Die Story
Das Drama spielt etwa zu Anfang des 14. Jahrhunderts an verschiedenen Orten in der Schweiz und dreht sich inhaltlich im Wesentlichen um die Freiheitsbestrebungen der von den habsburgischen Landvögten tyrannisierten Schweizer Bevölkerung.
Dabei geht es einer Legende nach, die Schiller seinem spannenden Drama zugrunde gelegt hat – unter anderem und hier sehr kurz zusammengefasst –
- um einen Schwur auf einer Bergwiese namens ‚Rütli‘ nahe des Vierwaldstättersees, also um den so genannten ‚Rütlischwur‘ mit Vertretern der Schweizer Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden,
- um einen im Grunde glücklich verheirateten Familienvater und passionierten Jäger: Wilhelm Tell, der sich allerdings im Laufe des Dramas als ein Mann der Tat mit ausgeprägter Zivilcourage entpuppt,
- um den fiesen und despotischen Reichsvogt Hermann Gessler und dessen Hut an einer Stange, dem die Bewohner durch Verbeugung bei angedrohter Strafe Reverenz erweisen müssen,
- um Tells minderjährigen Sohn Walther,
- um einen Apfel und eine Armbrust, mit der Wilhelm Tell seinem Sohn auf Geheiß Gesslers eben diesen Apfel vom Kopf schießen muss,
- um die ‚hohle Gasse bei Küssnacht, durch die er (Gessler) kommen muss‘, wo Wilhelm Tell bereits auf den Schurken wartet und kurzen Prozess macht, indem er den Tyrannen per Armbrust und Pfeil ins Jenseits schickt und – gegen Ende des Dramas –
- um die Freude der Eidgenossen darüber, dass das teuflische Treiben der habsburgischen Terrorherrschaft ein Ende und sich alles zum Guten gewendet hat. Die Schweizer feiern Wilhelm Tell, jubeln ihm zu und – kurzum – erklären ihn zu ihrem Befreier.
Noch heute gilt Wilhelm Tell den Schweizern als Nationalheld. Unabhängig davon, ob es ihn in Wirklichkeit überhaupt gegeben hat, oder doch nur eine Sagengestalt ist…
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Die Angelegenheit mit der Axt erfährt der geneigte Zuschauer aus ‚Wilhelm Tell, 3. Aufzug, 1. Szene‘, die vor Tells Haus spielt.
Wilhelm ist mit der Zimmereraxt, Hedwig, seine Frau, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt. Die beiden Söhne, Walther und Wilhelm, spielen im Hintergrund mit einer kleinen Armbrust.
Das Geplauder der Eheleute macht deutlich, dass Hedwig nichts von Waffen im Allgemeinen und schon gar nichts von Waffen in Kinderhänden hält, Wilhelm aber dagegen setzt: ‚Früh übt sich, was ein Meister werden will. Sie sollen alles lernen. Wer durchs Leben sich frisch will schlagen, muss zu Schutz und Trutz gerüstet sein‘.
Irgendwann hat Wilhelm dann seine Arbeit vollendet. Er legt das Werkzeug beiseite und resümiert: ‚Jetzt, meine ich, hält das Tor auf Jahr und Tag. Die Axt im Hause erspart den Zimmermann‘.
Was heute meint: Selbermachen spart die Kosten der Handwerker. Also: Selbst ist der Mann/die Frau!
Quellen:
- „Reclams Schauspielführer“ (Reclam-Verlag Stuttgart)