Dem Glücklichen schlägt keine Stunde: Woher stammt dieses Zitat?
- Aktualisiert: Mittwoch, 20. April 2022 10:39
Das Zitat "… dem Glücklichen schlägt keine Stunde…" stammt aus Friedrich Schillers (1759-1805) "Wallenstein-Trilogie". Genauer: Aus dem 1. Teil – Die Piccolomini, 3. Aufzug, 3. Auftritt (Gräfin Terzky und Max Piccolomini).
Struktur
Wie hat Friedrich Schiller das Stück konzipiert?
Schiller hat dieses Theaterstück "Ein dramatisches Gedicht in einem Vorspiel und zwei Teilen" genannt. Nämlich in das Vorspiel
- "Wallensteins Lager",
- den 1. Teil: Die Piccolomini und
- einen 2. Teil: Wallensteins Tod.
Die Erstaufführungen fanden 1798 bis 1799 in Weimar statt.
Das in seiner etwa zehnstündigen Länge kaum realistisch aufzuführende Mammutwerk wird, wenn es dennoch einmal zur Aufführung kommt, in der Regel auf Vorstellungen an zwei bis drei Abenden verteilt oder ggf. auf gute zweieinhalb bis drei Komma x Stunden auf den Punkt gebracht.
Thema
Um was geht es in dieser Trilogie?
Ganz allgemein und kurz gesagt, geht es um den in seinem Tun und Handeln widersprüchlichen Feldherrn Wallenstein (1538-1634), der mit richtigem Namen eigentlich Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein hieß und zu den bekanntesten, einfluss- und erfolgreichsten aber auch schillerndsten Protagonisten des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) gehörte.
Vorspiel: Wallensteins Lager
Auf der Bühne: Marketenderzelte, Kram- und Trödelbuden. Soldaten aus aller Herren Länder und Armeen drängen durcheinander. Alles vermittelt dem Zuschauer die Stimmung des einfachen Volkes. Vor allem die der Soldaten, die durchweg mit großer Begeisterung unter dem von ihnen hoch geschätzten Oberbefehlshaber in den Kampf ziehen wollen.
Als sie Wind davon bekommen, dass der habsburgische Kaiser des Heiligen-Römischen-Reiches, Ferdinand II. (1578-1637), einen Teil der Wallenstein-Armee den Spaniern unterstellen will, bitten sie Max Piccolomini Wallenstein davon zu überzeugen, des Kaisers Absicht zu unterlaufen.
Teil 1: Die Piccolomini
Wallenstein hat seine Truppen 1634 nach Böhmen verlegt und die Generäle im Rathaus zu Pilsen zusammengerufen. Es geht in den Gesprächen um Kaisertreue, um den Opportunismus Wallensteins und seiner Getreuen, um Krieg und Frieden, Intrigen, Verrat und die Liebe zwischen Wallensteins Tochter Thekla und Octavio Piccolominis Sohn Max.
Im Rahmen eines Gedankenaustauschs – im 3. Aufzug/3. Auftritt – zwischen Max und seiner Tante, der Gräfin Terzky, vertraut Max der gräflichen Tante unter anderem seine Skepsis gegenüber einer sogenannten Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln an. So äußert sich Max beispielsweise
- über seinen Unmut über das Hin und Her zwischen Kaiser und Wallenstein,
- über seine Bedenken am Kriegshandwerk im Besonderen,
- über sein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater im Allgemeinen und
- über seine Gefühle für Thekla.
In diesem Dialog erfährt der geneigte Zuschauer also, dass dem Glücklichen keine Stunde schlägt, nämlich:
Max:
- "… Wo aber bleibt sie denn! – O! goldne Zeit der Reise, wo uns jede neue Sonne vereinigte, die späte Nacht nur trennte!
Da rann kein Sand und keine Glocke schlug. Es schien die Zeit dem Überseligen in ihrem ewgen Laufe still zu stehen.
O! der ist aus dem Himmel schon gefallen, der an der Stunden Wechsel denken muss!
Die Uhr schlägt keinem Glücklichen..."
Teil 2: Wallensteins Tod
Im letzten Teil der Trilogie nehmen die zuvor geschilderten Spannungen und die Differenzen der handelnden Personen zu. Streit und Uneinigkeit bestimmen weiterhin das Geschehen, wobei Octavio Piccolomini die treibende Kraft hinter den Reibereien und Kontroversen der Parteien ist.
- In diesem Tohuwabohu überwirft sich Max mit Wallenstein, zieht gegen die Schweden und stirbt.
- Seine große Liebe Thekla verstirbt gleichfalls. Kurz darauf.
- Die Gräfin Terzky vergiftet sich und
- Wallenstein, zuvor des Hochverrats bezichtigt und nach dem Willen Kaiser Ferdinands II. seines Amtes enthoben, wird – neben einer Handvoll seiner Offiziere und anderer Vertrauter – im Februar 1634 in Eger gemeuchelt.
Historie
Wer war Walter Butler?
Das Warum dieser Tat scheint historisch noch nicht abschließend geklärt zu sein. Immer noch bleiben Fragen und Antworten zu den Gründen und Umständen, die tatsächlich zu dem Massaker geführt haben mögen, reine Spekulation.
Dennoch gilt der ebenfalls in Friedrich Schillers Wallenstein-Trilogie auftretende irische Graf Richard Walter Butler (1600-1634) als hauptsächlicher Rädelsführer des Attentats auf Wallenstein und drei seiner wichtigsten Vertrauten.
Butler, von Wallenstein zum Oberst befördert, hatte flugs die Seiten gewechselt, als er von der Absetzung seines Förderers durch Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) erfuhr, konnte allerdings sein möglicherweise schlechtes Gewissen lediglich für zehn Monate mit sich herumtragen. Im Dezember 1634 verstarb auch er. Ob eines natürlichen Todes oder durch eine wie auch immer gestaltete Fremdeinwirkung, scheint, wie es sich darstellt, nirgendwo festgehalten zu sein.
Aber immerhin kann Wallensteins Sterbezimmer heute im Bezirksmuseum der Stadt Eger/Cheb (Tschechien), dem Pachelbelhaus, besichtigt werden. Und, seit 2005 finden in der Stadt regelmäßig "Wallensteinfestspiele" statt.
Quellen:
- "Wallenstein – I: Wallensteins Lager/Die Piccolomini“ und
- "Wallenstein – II: Wallensteins Tod" (Friedrich Schiller/Philipp Reclam jun., Stuttgart)
- "Wallenstein" (Golo Mann/S. Fischer Verlag, Frankfurt a/M.)