Martinsgans: Wann und warum kommt sie auf den Tisch?
- Aktualisiert: Montag, 11. Juli 2022 14:41
Die Martinsgans, ggf. mit Rotkohl und fruchtiger Kloßfüllung, wird traditionell am Martinstag, am 11. November, gegessen. Über die Herkunft des Namens erzählt man sich, wenn auch nicht viele, so doch wenigstens zwei, drei Geschichten.
Legende
St. Martin, Martinstag und Martinsgans – wie geht das zusammen?
St. Martin, als junger Mann im Militärdienst und zu Pferde, traf – mutmaßlich im Spätherbst des Jahres 370 n. Chr. – vor der Stadt Amiens (Region Picardie/Frankreich) auf einen frierenden Bettler. Kurz entschlossen teilte er seinen Mantel mit dem Schwert, und reichte eine Hälfte dem Bettler.
Wenig später erschien ihm Jesus Christus im Traum, der das Stück seines Mantels trug.
Martin deutete den Traum positiv, betrachtete die Mantelgeschichte fortan als Prüfung seiner Gottesfürchtigkeit und Mitmenschlichkeit, wurde Mönch und irgendwann später Bischof.
Anlässlich der Bischofsweihe soll er sich, möglicherweise aufgrund seines zurückhaltenden Wesens und seiner Schnörkellosigkeit, in einem Geflügelstall verkrochen haben. Allerdings verriet ihn dort das Schnattern der Gänse dieser Federvieh-WG. Die Bischofsweihe konnte fortgeführt werden.
Zu vermuten ist, dass den Teilnehmern im Anschluss an der Feierstunde ein üppiger Gänsebraten kredenzt wurde. Die Martinsgans! Und den Christen gilt St. Martin seither als Schutzheiliger der Mittellosen und Bedürftigen. Als Gedenktag für den Heiligen Martin von Tours, wurde der 11. November gewählt: Der Martinstag!
Mittelalter
Lohnauszahlung, Steuern und Gänseessen – wie kam es dazu?
Im Mittelalter, so sagt es die Geschichtswissenschaft, wurden – althergebracht – am Martinstag einerseits die Löhne ausgezahlt, andererseits praktischerweise die Steuern einbehalten. Die wiederum, die Steuerschuld oder Lehnspflicht, beglich der eine oder andere der Lohnempfänger schon mal mit Gänsen. Die hatte man. Meistens.
Aber, obwohl es oft kein Auskommen mit dem Einkommen gab, ließ man es sich anscheinend dennoch nicht nehmen, diesen Tag mit einem Gänseessen zu beschließen. Eben, mit der Martinsgans! Was sich ohnehin gut traf, begann doch nach dem Martinstag, an dem häufig auch Dorffeste, Jahrmärkte oder ähnliches stattfanden, die vorweihnachtliche Fastenzeit.
Gegenwart
Was ist vom Martinstag geblieben?
Heute steht der Martinstag für das erste Highlight der beginnenden Gänsesaison. Der Mensch trifft sich, in kleiner oder großer Runde, zum winterlichen Vergnügen des Gänseessens. Zu Menüs rund um die Gans. Zur Martinsgans!
Quellen:
- "Heilige: 50 Klassiker" (Peter Köhler/Gerstenberg Verlag, Hildesheim)