Wenn jemandem die Haare zu Berge stehen: Was ist damit gemeint?
- Aktualisiert: Donnerstag, 28. April 2022 08:43
Diese Aussage stammt aus der Bibel. Genauer: Aus dem Alten Testament, Buch Hiob (Kap. 4, 13-15). Grundsätzlich geht es in dieser Schilderung um Gott, Gottesfürchtigkeit und einer zum Himmel schreienden Ungerechtigkeit.
Auftakt
Mit wem ging Gott eine Wette ein?
Hiob, so erzählt es das 1. Kapitel, war ein rechtschaffender und überaus gottesfürchtiger Mann aus dem Lande Uz. Er hatte sieben Söhne, drei Töchter, siebentausend Schafe, dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder, fünfhundert Eselinnen und viel Gesinde. Er war reicher als alle, die im Osten wohnten. Ein glücklicher Mann! Bis Gott mit dem Teufel eine Wette einging.
Der, also der Teufel, behauptete nämlich (sinngemäß), dass es durchaus einen Weg gäbe, Hiob vom rechten Glauben abzubringen. Und tatsächlich! Schlimmes geschieht
Hergang
Wie verläuft die Prüfung Hiobs?
Obwohl Hiob – sozusagen im ersten Schritt – all seiner Güter beraubt wird, bleibt er Gott unerschütterlich gewogen. Schicksalsergeben äußert er unter anderem lediglich: "Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt."
Doch dann, der Teufel gab nicht auf, werden auch Hiobs Kinder getötet und er selbst wird mit unangenehmen Geschwüren bedeckt. Zwar ist Hiob nun nachhaltig verstimmt, bleibt aber trotz alledem Gott gegenüber weitestgehend loyal. Allerdings verlangt er Rechenschaft – was wiederum bei Gott nicht so gut ankommt.
Debatten im Freundeskreis (Kap. 4-37/38)
Im weiteren Verlauf der Geschichte, Hiob ist jetzt so gut wie von allen verlassen, führt er mit drei ihm verbliebener Freunde Streitgespräche über das Für und Wieder seines schrecklichen Schicksals.
Ein gewisser Eliphas ist der erste der Freunde, der das Wort ergreift. Einerseits ermahnt er Hiob, sich trotz der erlittenen Gräuel mit dem Furchtbaren zu arrangieren, andererseits möchte er Zuversicht vermitteln.
Um seine Argumentation zu untermauern, führt Eliphas unter anderem ein ihm widerfahrenes nächtliches Erlebnis, quasi eine Erscheinung, an (ab Kap.4, 12), das ihn tief beeindruckt haben muss.
Wörtlich drückt er sein Empfinden in dieser Nacht so aus:
„… beim Nachsinnen über Gesichte in der Nacht, wenn tiefer Schlaf auf die Leute fällt; da kam mich Furcht und Zittern an, und alle meine Gebeine erschraken. Und ein Hauch fuhr an mir vorüber; es standen mir die Haare zu Berge an meinem Leibe … „ (4, 13-15).
Dann sprechen noch Bildad und Zophar. Deren Zuspruch ist ebenfalls ein Mix aus Beistand und der Schlussfolgerung, dass Hiob an seiner Misere doch irgendwie selbst Schuld sein müsse.
Ab Kapitel 38 mischt sich schließlich auch Gott in die Diskussion ein. Er besteht auf seiner Macht. Nichts ginge ohne ihn. Und was er so mache, sei schlicht ok.
Ende gut, alles gut
Schließlich zeigt Hiob Reue, spricht sich schuldig und tut Buße. Gott nimmt seine „Entschuldigung“ an und: „… gab Hiob doppelt so viel, wie er gehabt hatte ...“ (42, 10) – „… und Hiob lebte danach einhundertvierzig Jahre und sah Kinder und Kindeskinder bis in das vierte Glied. Und Hiob starb alt und lebenssatt“ (42, 16/17).
Redewendung
Was wird mit der Aussage ausgedrückt?
Heute werden mit der Redewendung "mir stehen die Haare zu Berge" Angst, Erschrecken oder Entsetzen vor etwas ausgedrückt.
Quellen:
- "Die Bibel/AT" (Württembergische Bibelanstalt, Stuttgart)
- "50 Klassiker: Bibel" (Christian Eckl/Gerstenberg Verlag, Hildesheim)