Seit wann gibt es Menschen auf der Erde?
- Aktualisiert: Mittwoch, 16. Februar 2022 13:38
Stand heute soll die Erde nach neuester Datierungsmethodik der Geowissenschaften – statt wie lange Zeit angenommen 4,5 bis 4,6 Milliarden Jahre – exakt 4,44 Milliarden Jahre alt sein. Immerhin. Der heutige Mensch (Homo sapiens sapiens) dagegen hat sich Zeit gelassen. Er tauchte erst vor etwa 100-200.000 Jahren auf dem Planeten auf.
Geburtsstunde
Panta rhei (alles fließt)
Wann auch immer das tatsächlich gewesen sein mag, Fakt soll sein, dass es – wenn man so will – Vorgänger der Gattung 'Homo' (Mensch) bereits lange, lange zuvor gegeben hat. So sollen menschenähnliche Tiere bereits vor 2,8 bis 2,5/2,4 Millionen Jahren in der Gegend herumgeschlendert sein. Wahrscheinlich sogar schon vor 4, 6 oder 8 Millionen Jahren.
Und es kommt noch aktueller. Topaktuell sozusagen.
Denn erst 2016 haben Paläoanthropologen und/oder Paläontologen, also Forscher, die sich mit der Entwicklung von Leben/Lebewesen aus der geologischen Vorgeschichte unseres Planeten befassen, im Allgäu Fossilien gefunden, die die Vermutung nahelegen, zu einem Menschenaffen gehört zu haben, der bereits vor 12 Millionen Jahren nicht mehr auf allen Vieren, sondern – schau an, schau an – auf zwei Beinen unterwegs war.
Erhärtet sich diese Einschätzung, könnte es sein, dass unsere ersten vorgeschichtlichen Verwandten mit aufrechtem Gang nicht wie bisher angenommen – zum Beispiel – irgendwo aus Afrika, Sibirien, Asien, Griechenland oder Bulgarien kamen, sondern aus Süddeutschland? Aus dem Allgäu? Eine faszinierende Vorstellung. Na ja, nichts scheint unmöglich.
Nichts Genaues weiß man nicht
Denn immer wieder stoßen Wissenschaftler auf Fossilien, die das bisher als endgültig betrachtete Wissen um das tatsächliche Auftauchen der Vor- und/oder Frühmenschen verändern oder ergänzen. Also gilt es abzuwarten, ob die im Allgäu entdeckten Skelettteile tatsächlich den ultimativen Aha-Effekt in der Erforschung der Evolution in Richtung 'moderner' Mensch darstellen.
Gattungen
Wer waren die Australopithecinen?
Per heute werden die bisher ältesten entdeckten Knochenfunde den als 'Südliche Affenmenschen', wie zum Beispiel den als
- ‚Australopithecus anamensis‘,
- ‚Australopithecus afarensis‘,
- ‚Australopithecus robustus‘
bezeichneten Vormenschen zugeschrieben.
Demnach soll diese Spezies vor round about 3,8 bis 4 Millionen Jahren in den Urwäldern Ostafrikas, Kenias und Tansanias gelebt, bereits mit einem aufrechten Gang unterwegs gewesen sein, aber noch auf Bäumen gehockt haben.
Was bedeutet der Begriff Hominiden?
Über abertausende Jahre hinweg, etwa bis vor 2,5 Millionen Jahren, entwickelte sich aus den Australopithecinen dann ganz allmählich ein Rattenschwanz verschiedenster Menschenarten, die zur Gattung der Menschenaffen (Hominiden/lat.: Hominidae) gerechnet werden.
Wozu gehört nun aber der so genannte 'moderne' Mensch, der Homo sapiens sapiens?
Ob’s gefällt oder nicht, die Gattung Mensch gehört zur Familie der Primaten/Menschenaffen (Hominidae/Hominiden).
Ebenfalls zu dieser Familie gehören die Gattungen der Gorillas, Orang-Utans, Bonobos und Schimpansen. Letztere stehen dem Menschen ‚gentechnisch‘ am nächsten.
Grundsätzlich getrennt haben sich die genannten Gattungen, je nach wissenschaftlicher Betrachtung breit gefächert, vermutlich vor 8 bis 4 Millionen Jahren. Als am wahrscheinlichsten werden heute allerdings die 8 Millionen Jahre angenommen.
Wie es heißt, verließen die Urmenschen der Gattung Homo dann vor etwa 2 Millionen Jahren ihre heimische Scholle in Ostafrika, verteilten sich – keineswegs ausschließlich nacheinander, sondern durchaus auch nebeneinander – peu à peu über weitere Teile Afrikas, über Europa und Asien und durchliefen, unter anderem wohl auch aufgrund klimatischer Anpassungsnotwendigkeiten, eine erkleckliche Reihe von Entwicklungsphasen.
Dazu zählen, zum Beispiel, die Arten:
Homo rudolfensis
Vor circa 2 Millionen Jahren, Fundort: Rudolfsee (heute: Turkanasee/Kenia), Nutzung von Steinwerkzeugen;
Homo habilis (geschickter Mensch)
1960 in Tansania entdeckt, den Australopithecinen ähnlich, aber ausgestattet mit einem größeren Gehirn, der bereits in der Lage gewesen sein soll, primitive Werkzeuge aus Stein zu fertigen, etwa vor 2,1 bis 1,5 Millionen Jahren;
Homo ergaster
Aus der um vor 1,8 bis 0,7 Millionen Jahren datierten erdgeschichtlichen Epoche des Pleistozäns;
Homo erectus (aufrechter Mensch)
Fossile Überreste wurden in Afrika, Asien und im südlichen Europa gefunden. Er soll vor rund 2 Millionen gelebt haben, verschwand aber etwa vor 100.000 bis 50.000 Jahren von der Bildfläche.
Der Homo erectus hatte eine flache Stirn, große Augenbrauenwölbungen und winzige Zähne. Er ging aufrecht, kannte mutmaßlich das Feuer und benutzte höchstwahrscheinlich bereits eine rudimentäre Sprache.
Den Funden nach zu urteilen, waren seine Werkzeuge gegenüber denen des 'Homo habilis' deutlich verbessert;
Homo heidelbergensis
Der Name ist zurückzuführen auf den Fund eines Unterkiefers nahe Heidelberg. Inzwischen wurden allerdings – ebenfalls dieser Art zuzuschreibende – Fossilien auch in Spanien, Frankreich, England und Italien gefunden. In diesen Gegenden aufgehalten haben soll sich der Homo heidelbergensis etwa vor 200.000 bis 600.000 Jahren.
Homo naledi (Mensch aus der Sternenhöhle)
Obwohl die 2013 in der Rising-Star-Kaverne (Rising-Star-Cave/Höhle) nahe Johannesburg entdeckten Fossilien bisher nicht exakt den Etappen der Menschheitsentwicklung zugeordnet werden konnten, weisen die Wissenschaftler die entdeckten und wahrscheinlich rund 230.000 bis 330.00 Jahre alten 1550 Knochen und Zähne dennoch den so genannten Hominiden, also der Gattung „Homo/Mensch“ zu.
Der Begriff "Naledi" bedeutet "Stern" und stammt aus der in der Gegend des Fundorts gesprochenen Sprache Sesotho;
Homo neanderthalensis (Neandertaler)
Als letzte Hominidenart vor dem heutigen Menschen werden die Neandertaler (Homo neanderthalensis) angenommen. Der Name ist zurückzuführen auf die ersten Funde (1856) im Neandertal bei Düsseldorf.
Ursprünglich vor ungefähr 350- bis 400.000 Jahren in Afrika beheimatet, scheint er sich im Laufe der Jahrtausende – den ältesten Funden zur Folge etwa vor 130.000 Jahren – bis nach Usbekistan, auf die Iberische Halbinsel und bis nach Nordeuropa vorgearbeitet zu haben.
Die Neandertaler waren Jäger und hatten kunstvoll gefertigte Werkzeuge. Sie kannten die Flöte, pflegten so etwas wie Bestattungen und benutzten die Sprache.
Dann, vor circa 40- bis 30.000 Jahren, starben die Neandertaler aus. Das 'Warum' ist bisher noch ungeklärt.
Glaubte man bisher, der Neandertaler sei ausschließlich europäischen Ursprungs, geben neueste – etwa 120- bis 140.000 Jahre alte und in der Nähe von Jerusalem entdeckte – Knochenfunde möglicherweise weitere Rätsel auf. Wie "Der Spiegel" (Nr. 26/26.6.2021) berichtet, soll es sich bei den ausgegrabenen Schädelteilen um einen Hominidentyp handeln, der gewisse Ähnlichkeiten mit dem bis heute bekannten Neandertaler aufweist. Was lt. "Spiegel" und des dort genannten Anthropologen Gerhard Weber die Vermutung nahelegt, dass es "... einen lange währenden Populationsaustausch zwischen Europa und Asien gegeben haben muss...". Nun denn, auf zu neuen Ufern...
Homo sapiens (weiser Mensch)
Über gute 2 Millionen Jahre lebten auf der Erde mehrere Menschenarten gleichzeitig. Zum guten Schluss kam nur eine dieser Arten durch: Der zum ersten Mal vor etwa 200.000 Jahren in Afrika in Erscheinung getretene 'archaische' Homo sapiens (weiser Mensch).
Zumindest wird das anhand der bedeutendsten Fundstätten in Omo, Äthiopien, angenommen. Dieser Typus aus der Gattung Homo … vermehrte und verbreitete sich rasch. Mit dem Homo sapiens begann die kulturelle Entwicklung des Menschen, die schließlich bis in unser hoch technisiertes Zeitalter führte.
Homo sapiens sapiens (besonders weiser, kluger Mensch)
Kurzum, die heute lebenden und mit dem Begriff Homo sapiens sapiens (besonders weiser, kluger Mensch) bezeichneten Menschen sind also die einzige Hominidenart, die sich durchgesetzt und als so genannter 'moderner' Mensch alle anderen Arten überlebt hat.
Nachtrag
Was aber geschah mit all den zuvor existierenden Menschenarten? Wo sind sie geblieben? Verschwunden durch Vermischung mit anderen Arten? Ausgestorben durch territoriale Verdrängung, Konkurrenzkampf mit gewalttätiger Vernichtung, durch klimatische Veränderungen?
Außer der einen oder anderen Theorie, die alle versuchen mit unterschiedlichem Ansatz eine entscheidende Erklärung zu finden, weiß man es nicht. Noch nicht. Also – es gibt noch viel zu tun …
Quellen:
- „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ (Yuval Noah Harari / Penguin Verlag)
- „DK – Geschichte kompakt & visuell“ (Philip Parker / Dorling Kindersley)
- „Das große Buch der Allgemeinbildung“ (Duden Verlag)