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USA: viele Religionen, viele Kirchen

Worin liegt der Ursprung der Religion in den USA? Wer waren die Pilgrim Fathers? Was war die Mayflower? Was haben die Bill of Rights und die Establishment Klausel mit der Religion der USA zu tun? Was ist unter Megakirchen zu verstehen? Fragen, auf die wir in diesem Beitrag Antworten geben wollen.

Ursprung

Wie kam die Religion nach (Nord)Amerika?

Wie hinlänglich bekannt, lebten dort, also in den heutigen Vereinigten Staaten von Amerika, die Ureinwohner: Die Indianer.

Die Bezeichnung Indianer ist, wie auch die heute häufig angewandte Wortwahl "Native Americans", "First Nations" oder "indigene Bevölkerung", lediglich ein Sammelbegriff für unterschiedlichste ethnische Gruppen – eben auch für die vielfältigen Stämme der indigenen Völker Amerikas. Der Ausdruck Indianer gilt (noch) nicht als rassistisch, kann also durchaus weiterhin verwendet werden.

Die Indianer sahen, so ist nachzulesen, in jedem Naturereignis – zum Beispiel Blitz, Donner, Regen, Dürre und Wind – mächtige Geister, also gewissermaßen übersinnliche Kräfte. Darüber hinaus sollen sie in jedem Lebewesen und/oder jedem Gegenstand eine Seele (Manitu) vermutet haben.

Beides, sowohl der Glaube an eine überirdische Göttlichkeit der Natur als auch des Individuums selbst, hat weitestgehend den Lebensrhythmus der Indianer bestimmt.

Kolonisierung

Dann kamen

  • Christoph Kolumbus (1492),
  • Amerigo Vespucci (zwischen 1499 und 1504),
  • etliche andere, z.B. im 16. Jahrhundert die spanischen und portugiesischen Konquistadoren und – last, not least –
  • die so genannten Pilgerväter (Pilgrim Fathers)

ins Land der (damals noch) unbegrenzten Möglichkeiten. Und mit ihnen die christliche Religion.

Diese Leute, die Pilgrims, hatten im 17. Jahrhundert ihren europäischen Wurzeln den Rücken gekehrt, um der Verfolgung in der Heimat wegen ihrer religiösen Überzeugungen zu entgehen. In Europa dominierten die Staatskirchen, die den frühen Einwanderen als Synonym für Unterdrückung galten. In der sogenannten "Neuen Welt" dagegen hofften sie, ihrem Glauben freiheitlich nachgehen zu können.

Auf diese, 1620 mit der "Mayflower" nach (Nord-)Amerika gekommenen pietistisch-puritanisch geprägten Europa-Flüchtlinge, ist demnach offenbar die heute vorzufindende Glaubensvielfalt in den USA zurückzuführen.

Was war eigentlich die "Mayflower"?

Mayflower ist der Name des Schiffes, das die – seit Mitte des 19. Jahrhunderts Pilgrim Fathers (Pilgerväter) genannten – englischen Auswanderer 1620 in Southampton/England zur Überfahrt nach Amerika gechartert hatten.

Southampton

Die Pilgerväter waren eine extrem puritanisch orientierte Gruppierung,

  • der die Reformen der "Church of England" nicht weit genug gingen,
  • sich daher von der englischen Staatskirche lossagte,
  • sich für zwölf Jahre in den Niederlande niederließ,

um dann, im September 1620, von Leiden (Leyden/Niederlande) über Southampton mit der o. gen. Mayflower in See zu stechen.

Wo endete die Überfahrt für die Mayflower-Pilgrims?

Nach einer wenig komfortablen Überfahrt, die, wie man sich vorstellen kann, absolut nichts mit heutigen Kreuzfahrten zu tun hatte, legten die Glaubensflüchtlinge Mitte Dezember d. J. in der Bucht von Plymouth/Massachusetts an.

Die Mayflower-Pilgrims waren zwar nicht die ersten europäischen Siedler1) auf dem Gebiet der späteren USA, haben aber, wie es scheint, nachhaltigen Einfluss auf das sich in der Folge entwickelnde Brauchtum (u.a. Thanksgiving) in der Neuen Welt ausgeübt.

Eine Nachbildung der Mayflower – mit Einsichten in das damalige Leben, oder besser "Nichtleben" an Bord – kann heute im Hafen von Plymouth besucht und besichtigt werden.

1) Die tatsächlich ersten Gründer einer Siedlung 1607 in Jamestown/Virginia, benannt nach König Jakob/James I. von England (1566-1625), waren Mitglieder der "Virginia Company of London" – einer Aktiengesellschaft mit dem Ziel, die englisch/britische Kolonialisierung Amerikas voranzubringen.

Bedeutung

Welche Rolle spielt die Religiosität in den USA?

Religion/Religiosität spielt in den Vereinigten Staaten von Amerika seit ihrer Gründung eine unverkennbar große Rolle.

Wie es begann

Die Wikinger, Christoph Kolumbus und die Pilgerväter (Pilgrim Fathers) einmal außen vor gelassen, zogen die USA – spätestens nach der Unabhängigkeitserklärung der britischen Kolonien (1776) vom Mutterland – zunehmend Menschen an, die sich, wie bereits erwähnt, in ihrem Heimatland wegen ihres Glaubens verfolgt fühlten. In der "Neuen Welt" hofften sie, ihre Religion in Freiheit sowie ohne staatliche Auflagen ausüben zu können. Und so war es dann auch. Noch heute mischt sich der Staat traditionell nicht in die wie auch immer angelegte Religiosität seiner Bürger ein.

Bill of Rights

Kirche und Staat sind streng getrennt. Kirchensteuer wird nicht erhoben. Der Vielfalt der Religionsausübung, und damit der Gründung unzähliger Kirchen, sind keine Grenzen gesetzt. Dieses Recht auf Religionsausübung jeglicher Colour, wurde dann 1791 im 1. Zusatzartikel der Bill of Rights fester – und bis heute unverrückbarer – Bestandteil der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika.

Alles in allem umfassen die Zusatzartikel (Bill of Rights) die von jedem Bürger der USA vor dem Supreme Court (Obersten Bundesgericht) einklagbaren Grundrechte.

Unter anderen:

  • die Trennung von Staat und Kirche,
  • Religions-, Meinungs-, Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit,
  • das Recht jeden Amerikaners auf Waffenbesitz,
  • Schutz von Person, Wohnung, Papieren und Eigentum vor willkürlicher Durchsuchung, Festnahme und Beschlagnahmung,
  • das Recht auf einen zügigen und öffentlichen Prozess vor einem Geschworenengericht in Strafprozessen sowie auf ein Geschworenengericht in Zivilprozessen.

Commitment

In einem Land, indem ein soziales Netz, Sportvereine u.ä.m. – wie zum Beispiel in Deutschland – nicht gegeben sind, übernehmen die Glaubensgemeinschaften, zu denen sich heute etwa 80% der Bevölkerung bekennen, die sozialen und kommunikativen Aufgaben eines gemeinsamen Miteinanders. So werden unter anderem Jugendarbeit, die Vermittlung kultureller Werte, Ausflüge, Barbecues, eine Sozialfürsorge in Freiwilligenarbeit, Hilfestellung bei Problemen jeglicher Art sowie die Organisation wohltätiger Aktivitäten angeboten.

Kurz gesagt: Die Kirchen bzw. Glaubensgemeinschaften in den USA sind, mit der angebotenen Freizeitgestaltung und dem sozialen Engagement, von großer Bedeutung für das gesellschaftliche Leben der Amerikaner. Manchmal, und das wird absolut nicht als verwerflich angesehen, ist die Religionsgemeinschaft auch der Ort, an dem sich Seilschaften zur Unterstützung der Karriereleiter eines Glaubensangehörigen bilden.

Was sagt die „Establishment-Klausel“ aus?

Die im 1. Zusatzartikel (First Amendment) der 1791 endgültig verabschiedeten Bill of Rights enthaltene Establishment Clause (sinngemäß: Gründungs-/Errichtungsklausel), verfügt die konsequente Trennung von Kirche und Staat. Mit anderen Worten: Die Gründung einer Staatsreligion oder die Begünstigung einer bestimmten Religion seitens des Staates ist damit ausdrücklich untersagt (Establishment Clause).

Das bedeutet zwar, dass der Staat keinerlei Einfluss auf die Religiosität seiner Bürger nehmen darf, bietet ihnen aber mit dieser Klausel gleichzeitig doch eine fulminante Plattform zur Gründung von (zurzeit etwa dreihundert praktizierenden!) glaubensmäßig wie auch immer ausgerichteten Religionsgemeinschaften. In den USA findet Religion sozusagen marktwirtschaftlich statt: Religiöse Vielfalt = "religiöser Supermarkt". Oder, wie Eric T. Hansen in seinem vergnüglichen Buch "Planet Amerika – Ein Amerikaner erklärt sein Land" so treffend schreibt:

  • "Wir Amis glauben alles! Und wenn es die Religion noch nicht gibt, an die wir glauben wollen, dann gründen wir sie eben".
Zahlen die Amerikaner Kirchensteuer?

Nein, in den USA finanzieren sich die Kirchen ausschließlich über Spenden ihrer Mitglieder, was durchaus auch ein Grund dafür sein mag, dass es in den USA nur vergleichsweise wenige der in Europa und anderswo vorzufindenden kirchlichen Prunkbauten (Kathedralen, etc.) gibt. Kirchen in den USA sind dagegen in der Mehrzahl überwiegend schlichte, häufig aus Holz errichtete, Bauten. Davon, so heißt es, soll es aber mindestens über 170-tausend geben. Oft in einer Straße nebeneinander aufgereiht und mit riesigen Parkplätzen ausgestattet.

Spektakulum

Da die Religion in den USA ganz klar eine wesentlich bedeutendere (manchmal auch befremdlich wirkende) Rolle im alltäglichen Leben der Amerikaner spielt, als zum Beispiel in Europa, finden Religion und Kirchengründungen in den Vereinigten Staaten – überspitzt gesagt – sozusagen geschäftsmäßig statt. Religionsgemeinschaften konkurrieren miteinander, werben mit Konzerten, Lightshows, Bühnenzauber und ähnlichem mehr um ihre Mitglieder, und schrecken auch nicht vor selbsternannten – manchmal fragwürdigen, aber finanziell durchaus erfolgreichen – Predigern und Megagottesdiensten im TV zurück.

Nichts scheint dem amerikanischen Gläubigen unmöglich, ehrenrührig oder gar unerhört …

Ausbreitung

Megakirchen – was ist darunter zu verstehen?

Als Megakirchen werden Kirchen in Afrika, Südamerika, Osteuropa – ganz besonders aber in den USA – mit wöchentlich mehr als 2000 bis 4000 Gottesdienstbesuchern bezeichnet. Die Mehrzahl dieser Riesenkirchen sind zwar konfessionell ungebunden, aber letztlich überwiegend protestantisch ausgerichtet. Sie unterhalten Radio- und TV-Sender, Buchverlage und Bildungsstätten, orientieren sich an amerikanischer Popkultur und üben in den USA inzwischen einen gewaltigen Einfluss auf Wirtschaft und Politik aus.

Beispiel: "Lakewood Church"

Als zurzeit größte dieser Megakirchen gilt die 1959 von dem Pfarrer John Osteen (1921-1999) gegründete "Lakewood Church" in Houston/Texas, die – angeblich – in einem für ´zig Millionen umgebauten Sportstadion, wöchentlich von (geschätzten) vierzigtausend Gottesdienstbesuchern aufgesucht wird.

Wie auch bei allen anderen Megakirchen in der Regel üblich, setzen die Betreiber auf charismatische Prediger, die häufig nicht nur als Stars verehrt werden, sondern es trefflich verstehen, das gemeinschaftliche Lobpreisen des Herrn mit nicht allzu bibellastigen Wohlfühlpredigten sowie einer Vielzahl unterschiedlichster Show-Attraktionen zu einem berauschenden Event werden zu lassen.

Megakirchen bieten, unter anderem, Selbsthilfegruppen, Fitnessstudios, Kinderkrippen sowie Devotionalien-Shops an, führen ihre Kirchen gleichsam wie ein Einkaufscenter, sind kommerziell ausgesprochen erfolgreich und – offensichtlich gefällt es den zigtausenden Gottesdienstbesuchern.

Die USA – ein "Marktplatz der Religionen"?

Man könnte es so sagen. Amerikaner scheinen ihre Religionszugehörigkeit den jeweils subjektiven Vorstellungen und Bedürfnissen anzupassen. Denn heute gibt es allein round about zweihundert sich in der Glaubensauslegung unterscheidende protestantische Glaubensgemeinschaften, wie zum Beispiel:

die in der Summe (lt. Quelle "Statista 2007") etwa 51,5% der Gesamtbevölkerung von im Jahr 2011 geschätzten 311 Millionen US-Bürgern ausmachen.

Gefolgt von:

  • Katholiken (ca. 24,5%) als größte Einzelgemeinde,
  • Mormonen und Judentum (je ca. 2%),
  • Buddhisten und Muslime (je ca. 1%),
  • sonstigen christlich Orientierten (ca. 2%) sowie immerhin
  • guten 18% nicht weiter definierten, bzw. unklassifizierten Religionsgemeinschaften, zu denen wohl auch der Teil der Bevölkerung gehört, der sich keiner Konfession zugehörig fühlt.

Wie auch immer. Statistik hin, Statistik her: Fakt bleibt, dass die Vereinigten Staaten von Amerika unbestritten das Land mit der größten Religionsvielfalt sind.

Autor:

Quellen:

  • "United States of Amerika: Geschichte und Kultur" (Bernd Stöver/Verlag C.H. Beck, München)
  • "Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika" (Udo Sautter/Alfred Kröner Verlag, Stuttgart)
  • "Planet America" (Eric T. Hansen/Bastei Lübbe, Köln)
Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten).

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