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Aristophanes: "Die Vögel", "Lysistrata" und weitere Komödien

Wer war Aristophanes? Wann hat er wo gelebt? Was wollte er mit seinen Komödien zum Ausdruck bringen? Was sind seine heute noch bekanntesten Bühnenwerke? Fragen, die wir in diesem Beitrag beantworten möchten.   

Leben und Wirken

Wer war Aristophanes (etwa 450-385 v. Chr.)?

Über das Leben und die Person des Aristophanes ist nicht wirklich viel überliefert. Selbst über seinen Geburtsort bestehen unterschiedliche Auffassungen. So heißt es einerseits, er sei in einem Stadtteil Athens geboren, an anderer Stelle wiederum ist die Rede von Ägina, einer griechischen Insel im Westen der Ägäis. Einig dagegen scheint man sich zu sein, dass er wohl in Athen, der Stadt seines Wirkens nicht nur als Stückeschreiber, sondern vermutlich auch in öffentlichen Ämtern, verstorben ist. Alles andere, was man darüber hinaus über ihn zu wissen meint, erklärt sich aus seinen Theaterstücken. 

Bühnenwerke

Von den gut 44 Komödien, die Aristophanes verfasst haben soll, sind 11 erhalten geblieben, darunter:

  • "Die Wolken"
  • "Die Vögel"
  • "Lysistrate"
  • "Die Frösche"

Geprägt durch den Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.) zwischen Athen und Sparta, zeichnen sich Aristophanes' Stücke zum einen durch eine durchgängige Friedensthematik sowie durch eine verbrämte Zuschreibung von Eigenschaften des so genannten "kleinen Mannes" aus, zum anderen durch seine couragierte und furchtlose Kritik an den damals vorherrschenden politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten.

So blieb es naturgemäß nicht aus, dass er wegen seiner spöttisch-ablehnenden Sicht der Dinge – heute würde Aristophanes vermutlich als Politsatiriker beschrieben werden – mehrfach mit der Obrigkeit aneinander geriet.

Heute gilt Aristophanes als der bedeutendste Komödiendichter und Satiriker nicht nur des Klassischen Griechenlands, sondern auch des Abendlandes.

"Die Wolken"

In Aristophanes Komödie "Die Wolken" geht es um einen Landwirt aus Athen namens Strepsiades, der durch den Leichtsinn und aufwendigen Lebensstil seines Sohnes Pheidippides in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. 

Um vor einer zu erwartenden gerichtlichen Auseinandersetzung besser gewappnet zu sein, beschließt Strepsiades, den missratenen Sohn in die Schule des Sokrates zu schicken, um ihn dort die Kunst geschliffener Gesprächsführung erlernen zu lassen. Doch der Sohnemann, Pheidippides, denkt nicht daran, sich auf die Schulbank zu setzen. Also macht sich stattdessen der Vater selbst auf den Weg zu Sokrates.

Der ruft den Chor der Wolken, die den Schüler Strepsiades mit der Methode der Dialektik – Argument und Gegenargument – vertraut machen sollen. Da sich aber Strepsiades als total ungeeignet erweist, wird ihm geraten, doch lieber seinen Sohn zu schicken. Der stellt sich dann tatsächlich dieser Aufgabe, erlernt die zwei Arten der Logik (eine schlechte, ungerechte sowie eine gute und gerechte), glaubt sich der Sache gewachsen, und beweist den Gläubigern mit Hilfe der so genannten "niederen" Logik, dass sie im Grunde gar kein Recht auf ihre Schuldeneintreibung haben. Soweit, so gut!

Als aber Vater und Sohn in Streit geraten, letzterer seinen Vater mit dem Argument verprügelt, als Kind ebenfalls von seinem Vater geschlagen worden zu sein, also nun lediglich so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit übe, wird Strepsiades stinksauer auf Sokrates und dessen Lehre.

Immer noch wütend, begibt er sich zum Haus des Sokrates und steckt es in Brand.

Das Stück "Die Wolken" wurde 423 v. Chr., noch zu Lebzeiten des Sokrates, in Athen uraufgeführt. Zu der Zeit galt es als nicht erfolgreich. Interpretationen zum "Warum" dieser Erfolglosigkeit des Stücks, sind unter anderen möglicherweise die Tatsache, dass Aristophanes den angesehenen Sokrates sowie dessen Methode der Wahrheitsfindung kritisch-komödiantisch darstellte oder aber auch, dass er nicht Sokrates meinte, sondern explizit – in der Person des geistig nicht sehr regen Strepsiades – die Athener Gesellschaft auf den Arm nehmen wollte. Und? Na ja, wer mag das schon?

"Die Vögel"

Die erstmals 414 v. Chr. in Athen aufgeführte Komödie „Die Vögel“, berichtet märchenhaft von zwei Athener Bürgern – Peisetairos und Euelpides – die von der durch Demagogen beeinflussten attischen Demokratie die Nase voll haben und daher nach einem Ort fahnden, in dem es sich ihrer Meinung nach besser leben lässt.

Gesagt, getan! Sie machen sich auf den Weg, und treffen schließlich auf das Reich der Vögel. Hier begegnet ihnen der König mit dem freundlichen Namen Wiedehopf allerdings mit Skepsis. Er und sein Vogelvolk halten Menschen nämlich für Vogelfänger.

Aber mit geschickter Rhetorik gelingt es Peisetairos, Wiedehopf und seine Vögel von einer wunderbaren Zukunft zu überzeugen, wenn sie denn deren Erschaffung ihm und seinem Kumpel Euelpides überlassen. Und diesen Einflüsterungen folgt die beschwatzte Vogelschar gern und mit großer Begeisterung. Und das schon allein deswegen, weil ihnen damit die Möglichkeit einer Blockadestellung zwischen Himmel und Erde – also im übertragenen Sinne zwischen Göttern und Menschen – in Aussicht gestellt wird.

Flugs wird also die Stadt Wolkenkuckucksheim gegründet, die jetzt sowohl den Göttern die Möglichkeit eines Erdenbesuchs, als auch umgekehrt die Durchlässigkeit von Gebeten und Opfern an die Götter unmöglich macht. Nichts geht mehr!

Gegen den inzwischen von Macht und Einfluss korrumpierten Peisetairos, sind selbst die von den Göttern geschickten Schlichter Poseidon, Herakles und ein Typ namens Triballos machtlos. Schließlich rät der ständig ans Essen denkende Herakles dem Poseidon, die Dinge doch einfach so zu lassen wie sie sind. Der despotische Peisetairos behält also die Fäden weiterhin in der Hand, gibt ein Fest und serviert zum Festmahl – frech, dumm oder aus Arroganz – gebratene Vögel.

Auf den Nenner gebracht und Berthold Brecht zitiert:

  • "Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selbst!"

Aristophanes geht es in seiner Komödie „Die Vögel“ also im Wesentlichen um die negative Beeinflussung stupider, verbohrter und/oder unbedarfter Massen. Und das zu ihrem eigenen Nachteil – was durchaus auch an die Jahre dreiunddreißig bis fünfundvierzig des letzten Jahrhunderts, an Donald John T./USA oder an Verschwörungstheoretiker ganz allgemein denken lässt …

"Lysistrata"

Im Wesentlichen geht es hier um die Unsinnigkeit von Kriegen und um emanzipierte Frauen.

In Aristophanes 411 v. Chr. in Athen erstaufgeführter Komödie „Lysistrata“, dauert der Krieg zwischen Athen und Sparta nun bereits schon eine ewige Zeit. Die Frauen der Krieger haben keine Lust mehr auf die ständige Abwesenheit, geschweige denn auf die Möglichkeit des Sterbens ihrer Männer. Also ruft die resolute Lysistrata aus Athen ihre Geschlechtsgenossinnen zusammen, um einen schnelleren Weg zur Beendigung des Krieges zu finden. Gemeinsam mit gleichgesinnten Frauen aus Sparta wird beschlossen, sich so lange den Männern zu verweigern, bis diese endlich Frieden schaffen.

Das ist nicht einfach! Denn immerhin heißt das, Lust und Leidenschaft im Zaum zu halten – und das kann zwischen Mann und Frau schon mal zu Konflikten führen.

Langer Rede, kurzer Sinn – zum Ende führt das sperrige Verhalten der Frauen aus Athen und Sparta tatsächlich zum Frieden zwischen den gegnerischen Parteien. Noch kürzer gesagt: Aristophanes Komödie „Lysistrata“ gilt als Plädoyer gegen den Krieg.

"Die Frösche"

Sie quaken! Und zwar an der Stelle des 405 v. Chr. uraufgeführten Stücks „Die Frösche“, an der Dionysos und sein Diener Xanthias auf dem Weg in den Hades den Unterweltfluss Styx überqueren.

Warum sind Dionysos und Xanthias überhaupt unterwegs in den Hades? Nun, Dionysos ist der Meinung, begabte Dichter gäbe es nicht mehr. Die seien verstorben. Und die, die noch lebten, taugten nichts.

Also begibt er sich mit seinem Adlatus in den Hades, erlebt ähnliche Abenteuer wie Herakles zuvor, begegnet, wie gesagt, den Fröschen und erreicht schließlich den Palast des – aus der griechischen und römischen Mythologie bekannten – Hüters des Totenreichs Pluto/Pluton (griech.: Hades). Und zwar mit der Absicht, den Dichter Euripides zu den Lebenden zurückzuholen. Das klappt nicht.

Denn da Euripides und Aischylos miteinander im Clinch liegen, hat Pluton einen Dichterwettbewerb zwischen beiden angesetzt. Dionysos, im Wesentlichen bekannt für seine Vorliebe für "Wein, Weib und Gesang", soll dabei als Preisrichter fungieren. Nach heftigen und teils groben gegenseitigen Beschimpfungen der Protagonisten, lässt Dionysos schließlich eine Waage den Streit entscheiden – was aber auch zu nichts führt.

Nach längerem Hin und Her, nimmt schließlich Pluton das Heft in die Hand und erklärt kurzerhand Aischylos zum Sieger. Statt, wie geplant mit Euripides, kehrt Dionysos nun mit Aischylos zurück ins wirkliche Leben.

Aristophanes gibt mit dem Stück "Die Frösche" gewissermaßen Einblicke in die Bewertung der Dichtkunst zu damaliger Zeit, erläutert indirekt die Kunstformen Tragödie und Komödie und scheint seine Athener Landsleute auf die Auflösungserscheinungen im gesellschaftlichen Miteinander aufmerksam gemacht zu haben.

Theater sozusagen als Mittel zur Aufklärung? Schon möglich! Denn ästhetische und politische Bildung fand zu Aristophanes Zeit und über lange Zeit nach ihm – mehr oder weniger ausschließlich – im Theater statt.

Autor:

Quellen:

  • "Reclams Schauspielführer" (Reclam)
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