Kaiser Hadrian: Wer war das?
- Aktualisiert: Montag, 18. Dezember 2023 15:46
Hadrian (76-138) gilt als zweiter Adoptivkaiser des römischen Reiches.
Herkunft
Wo kam Hadrian her?
Über die Kindheit und Jugend geben die Chroniken nicht wirklich viel her.
Vermutlich 76 n. Chr. in Rom geborenen, aber in der spanischen Provinz Baetica (heute: Andalusien) aufgewachsen, soll sein Vater möglicherweise Prokonsul in einer der vielen Provinzen des Römischen Reiches sowie später bei den Prätorianern gewesen sein. Als der Vater starb, so heißt es vage, war Publius Aelius Hadrianus, kurz: Hadrian, etwa zehn/elf Jahre alt. Hadrian kam unter die Vormundschaft Trajans, des Cousins des Vaters, der ihn einige Jahre später aus der Gegend um Sevilla/Andalusien zurück nach Rom holte.
Auch der Umstand seiner Wahl zum Kaiser scheint noch nicht abschließend und eindeutig enträtselt zu sein. Es heißt lediglich, Hadrian sei angeblich erst knapp vor Trajans Tod, sozusagen auf den letzten Drücker, von diesem adoptiert und somit als sein Erbe bestimmt worden.
Persönlichkeit
Was war Hadrian für ein Typ?
Die Schilderungen zu Hadrians Persönlichkeit und Charakter fallen in den Quellen widersprüchlich aus.
Einerseits galt/gilt der 117 unmittelbar nach Trajans Tod von den Prätorianern zum Kaiser ausgerufene Hadrian als rabiater und brutaler Taktiker und Stratege. So ließ er zum Beispiel zu Beginn seiner Herrschaft eine knappe Handvoll missliebiger und verschwörerischer Senatoren meucheln, machte später auch vor der Ermordung seines Schwagers Lucius Julius Servianus nicht Halt und befahl die rücksichtslose und – entsprechend antiker Aufzeichnungen – über abertausende Leichen gehende Judenverfolgung ("Bar-Kochba-Aufstand" von 132 bis 135).
Andererseits ist das Bild von ihm durchgehend positiv geprägt. Es heißt, Hadrian sei im Grunde genommen versöhnlich, friedfertig, pazifistisch und mehr den schönen Dingen dieser Welt zugetan gewesen. Er liebte das Reisen, beherrschte Latein und Griechisch, war leidenschaftlicher Jäger und beschäftigte sich ausgiebig und kenntnisreich mit Literatur, Malerei, Musik und Architektur.
Regentschaft
Wie wird Hadrians politisches Handeln und Wirken beurteilt?
Hadrian konsolidierte das gewaltige römische Imperium
- auf dem Gebiet der Verwaltung (u.a. Selbstverwaltung der Provinzen),
- der Rechtsprechung und des
- Militärs.
Darüber hinaus sicherte er außenpolitisch das bisher territorial Erreichte, indem er, nach dem Motto: „Weniger ist mehr“, zum Beispiel eine
- Neufestlegung der Grenzen im Norden Britanniens vornahm,
- damit einhergehend den Baustart des Hadrianwalls veranlasste,
- auf eine weitere Ausdehnung des Reiches – sogar unter Aufgabe der durch Trajan erzielten Bodengewinne in Assyrien, Mesopotamien und Armenien – verzichtete und
- militärische Auseinandersetzungen, wenn sie denn nötig wurden, lediglich zu Verteidigungszwecken führte.
Reisekaiser
Geradezu umtriebig bereiste der in den Geschichtsbüchern und anderen Publikationen berechtigterweise als Reisekaiser beschriebene Hadrian etwa ein gutes Dutzend römischer Provinzen. So unter anderen: Gallien, Britannien, Spanien, Germanien, Kleinasien, Syrien, Ägypten und ein paar andere mehr.
Einerseits lagen den Besuchen des Kaisers sowohl die Kontrolle der römischen Provinzen und, sofern erforderlich, von ihm vorgeschlagene Verbesserungen der Verwaltungsstrukturen zugrunde, anderseits zeigte er gleichfalls großes Interesse an den Sitten und Gebräuchen der unterschiedlichsten Kulturen des Reiches.
Bauherr
Zu den überragenden Zeugnissen seiner "in Stein gemeißelten" Hinterlassenschaften zählen – beispielsweise – die
- Hadriansvilla/Villa Adriana (Tivoli) unweit von Rom, zwischen 117/118 bis 134 n. Chr. als Wohn-/Sommersitz des Kaisers erbaut und nach wechselvoller Geschichte 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt,
- die Vollendung des vermutlich bereits von Kaiser Trajan (53-117) in Auftrag gegebenen Pantheon-Tempels (heute: Kirche "Santa Maria ad Martyres" oder auch "Santa Maria Rotonda" an der Piazza della Rotonda/Rom),
- das Athenaeum (vom bildungsbeflissenen Hadrian sozusagen als Kulturzentrum gedacht) und des Kaisers
- Mausoleum, das Castel Sant'Angelo (Engelsburg) in Rom an der Lungotevere Castello nahe Petersdom/Vatikan.
Ursprünglich, wie gesagt, Mausoleum, war das Gebäude über gut zweitausend Jahre: Festung, Schloss, Fluchtort verfolgter Päpste, Gefängnis, Schauplatz im 3. Akt der Oper „Tosca“ von Puccini und ist heute schließlich und endlich Museum.
Tod und Nachfolge
Wann, wo und woran verstarb Hadrian?
Kaiser Hadrian, strategisch begabt, Förderer der Künste und schon zu seiner Zeit vom Volk geschätzt, verstarb im Sommer 138 n. Chr. in Baiae (heute: Baia, OT der Stadt Bacoli am Golf von Neapel). Möglicherweise an Tuberkulose.
Da seine Ehe mit Vibia Sabina (um 86- 136 n. Chr.) kinderlos geblieben war, wurde als Nachfolger im ersten Schritt des üblichen Adoptions-Prozederes ein gewisser
- Lucius Ceionus Commodus (76-138)
auserwählt. Im zweiten Schritt – Lucius C. Commodus war überraschend verstorben – wurde dann
- Antoninus Pius (86-161)
der dritte oder vierte (je nach Zählweise) Adoptivkaiser des römischen Reiches.
Quellen:
- "Römisches Reich" (Das farbige LIFE Bildsachbuch/rororo)
- "Allemeinbildung Weltgeschichte" (Martin Zimmermann/Arena Verlag, Würzburg)
- "Geschichte kompakt & visuell" (Dorling Kindersley Verlag, München)