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Warum gilt Leonardo da Vinci als Universalgenie?

Leonardo da Vinci (1452-1519) gilt als eine der bedeutendsten Geistesgrößen und phänomenalen Universaltalente der Renaissance. Und darüber hinaus. Bis heute.

Herkunft

Wann und wo wurde da Vinci geboren und – wer waren seine Eltern?

Der 1452 unehelich und mutmaßlich in Anchiano bei Vinci, einem kleinen Ort in der Toskana/Italien, geborene Leonardo di ser Piero (später: „da Vinci“, benannt nach dem Geburtsort), gehört unbestritten zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Renaissance. Der Vater war Notar, und die Mutter (vermutlich?) ein einfaches Mädchen vom Lande. Verheiratet waren die Eltern offenbar nie.

Zwar soll der junge Leonardo angeblich mit dem Schreiben, Lesen und Rechnen so seine Schwierigkeiten gehabt zu haben, erhielt aber, so heißt es an anderer Stelle, eine liebevolle und gute Erziehung. Schon früh ließ er eine ausgeprägte künstlerische Begabung erkennen, die vom Vater – die Familie lebte inzwischen (ohne Mutter), etwa ab 1468, in Florenz – stark unterstützt wurde.

Obwohl nur die wenigsten seiner Gemälde bei seinem Tod vollendet waren, gehört Leonardo allemal in die Reihe einiger weiterer außergewöhnlicher „bildender Künstler“ dieser Epoche wie – beispielsweise – Michelangelo, Raffael, Tizian, Boticelli, Albrecht Dürer oder Pieter Bruegel.

Vita

Wie gestaltete sich da Vincis Lebensweg?

Vergleichsweise rastlos und ständig in Bewegung, dennoch ideenreich und schöpferisch. Begonnen mit einer Ausbildung bei Andreas del Verrocchio (1435-1488), dem zu der Zeit anerkanntesten Bildhauer der Stadt,

  • arbeitete Leonardo nach Beendigung seiner Lehrzeit weiterhin in der Werkstatt seines Lehrmeisters,
  • wurde Mitglied der florentinischen Malergilde St. Lukas,
  • musste sich im April 1476 wegen (angeblicher?) homosexueller Neigungen vor Gericht verantworten, wurde aber mangels eindeutiger Beweise freigesprochen,
  • arbeitete mutmaßlich in der Kunstakademie „Il Giardino di S. Marco“ Lorenzos I. de´Medici, des Prächtigen (1449-1492),
  • ging dann aber, etwa um 1481/82, nach Mailand an den Hof Ludovico Sforzas (1452-1508),
  • blieb dort bis 1499,
  • besuchte Venedig,
  • ging um 1500 zurück nach Florenz,
  • stand ein knappes Jahr in Diensten Cesare Borgias (um 1476-1507),
  • arbeitete für den französischen König Ludwig XII. (1462-1515) sowie dessen Vizekönig Charles d´Amboise,
  • pendelte einige Jahre zwischen Mailand, Rom, Parma, Florenz und einigen anderen Orten mehr und
  • wurde schließlich, etwa um 1513, vom Papstbruder Giuliano II. de´Medici dem Vatikan empfohlen.

Dort saß jetzt Giovanni de´Medici als Papst Leo X. (1475-1521) auf dem Heiligen Stuhl, der mit Leonardo da Vinci nicht so recht warm zu werden schien. Stattdessen hielt er, der Papst, es mehr mit Raffael (1483-1520) und Michelangelo (1475-1564). Da Raffael und Michelangelo Leonardo als Konkurrenten betrachteten, verband alle vier: Papst, Raffael, Michelangelo und Leonardo da Vinci – so ist es den Chroniken zu entnehmen – eine  herzliche Feindschaft.

Von Alternativlosigkeit keine Spur

Während all dieser Jahre, so scheint es, hat Leonardo weniger Zeit mit Malen zugebracht, als mit dem Studium und der Beschäftigung einer Unmenge anderer Wissensgebiete. So betätigte er sich als Ingenieur, Architekt, Mathematiker, Stadtbauplaner, Erfinder, Naturforscher und vielem anderen mehr.

Die Lieblingsbeschäftigungen des Künstlers, Philosophen, Architekten, Ingenieurs und Querdenkers lagen denn auch mehr – zum Beispiel – in der Erforschung der menschlichen Anatomie (dem Studium der Leichen), der Botanik, Optik, Hydraulik, Geologie, Mechanik und Astronomie.

Umzug nach und Lebensabend in Frankreich

Etwa 1516/17 – seine Gönner Ludwig XII. und Giuliano II. de´Medici waren inzwischen verstorben – nahm Leonardo da Vinci die Einladung des neuen französischen Königs Franz I. (1494-1547) an, verließ Papst und Vatikan und zog im Frühjahr 1516 mit Sack und Pack nach Frankreich.

Drei Jahre lebte der Mittsechziger dort im – ihm von König Franz I. großzügig zur Verfügung gestellten – Herrenhaus unweit des Schlosses Clos Lucé in Amboise an der Loire, wo er sich unter anderem als Event- und Projektmanager (wie man heute sagen würde) nützlich machte.

Dann, Anfang Mai 1519, verstarb Leonardo da Vinci. Mit siebenundsechzig Jahren. Genaue Todesursache unbekannt. Aber, wie in einigen Chroniken nachzulesen, angeblich in den Armen König Franz´ I. von Frankreich.

Ein Gemälde Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780-1867) könnte diesen Schluss tatsächlich zulassen. Eine Gruppe italienischer Wissenschaftler soll diesem, der Todesursache und einer Reihe weiterer Rätsel um Leonardo da Vinci auf der Spur sein. Warten wir´s ab …

Lebenswerk

Warum gilt Leonardo da Vinci als Universaltalent?

Daniel Düsentrieb – Erfinder und Tüftler

Unter Leonardo da Vincis Arbeiten – in, wie es heißt, über 5000 Skizzen, Entwürfen und Notizen festgehalten – finden sich beispielsweise Konstruktionspläne und Bauanleitungen für

  • Fluggeräte (u.a. Helikopter, Fallschirme),
  • Druckpumpen,
  • Brennspiegel,
  • Schleifapparate und Dampfmaschinen.

Weiterhin beschäftigte er sich mit

  • Waffentechnik (u.a. Unterseebooten, Panzern, Gasmasken, Taucheranzügen),
  • Kartographie,
  • Festungs- und Städtebau

und schuf – in Anlehnung an den aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammenden römischen Architekten Marcus Vitruvius Pollio –

  • die Zeichnung des so genannten, häufig auch mit dem Begriff „Goldener Schnitt“ in Verbindung gebrachten „vitruvianischen Menschen“.

Was, stark verkürzt und vereinfacht gesagt, eine Proportionsstudie menschlicher Figuren darstellt (Original: Galleria dell' Accademia/Venedig).

Mit Pinsel und Palette

In der Kunst perfektionierte Leonardo die Perspektivmalerei und entwickelte erwiesenermaßen eine aufwendige Maltechnik, die es ihm und seinen späteren Malerkollegen erlaubte, Gemälden mit rauchig verschwommenen Umrissen (Sfumato) sowie Übergängen von Licht und Schatten, von Hell zu Dunkel (Chiaroscuro) mehr Tiefe, Intensität und Transparenz – also so etwas wie einen dreidimensionalen und stimmungsvollen Ausdruck – zu verleihen.

Leonardo da Vincis bekannteste Gemälde sind unter anderen:

  • Das Portrait der „Mona Lisa“ und „Johannes der Täufer“ (Louvre/Paris),
  • „Das letzte Abendmahl“ (Kloster Santa Maria delle Grazie/Mailand),
  • „Die Dame mit dem Hermelin“ (Czartoryski-Museum/Krakau),
  • „Die Verkündigung“ (Uffizien/Florenz),
  • „Madonna Benois“ (Eremitage/St. Petersburg) und
  • die „Madonna mit der Nelke“ (Alte Pinakothek/München).

Langer Rede, kurzer Sinn

Leonardo da Vinci scheint sich sozusagen mit "Allem" beschäftigt zu haben und leistete auf (fast) allen wissenschaftlichen Gebieten nicht nur Erstaunliches, sondern dank seiner ausgeprägten künstlerischen Fähigkeiten auch Großartiges als Maler. Wie weiter oben schon einmal gesagt, gilt Leonardo da Vinci der Nachwelt bis heute als einer der größten Künstler und schöpferischsten, auch visionär denkenden Persönlichkeiten und Talente aller Zeiten.

Quellen:

  • "Fürsten, Künstler, Humanisten" (Das farbige LIFE Bildsachbuch/rororo)
  • "Glorious Book for Heroes" (Ian Kennedy, Jeff Kennedy/cbj, Verlagsgruppe Random House)
  • "Aufbruch in die Neuzeit" (National Geographic Society/Bücher)
Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten).

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