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Wer waren die Seleukiden?

Alexander der Große hatte in den Jahren 331/330 v. Chr. – nach der Schlacht bei Gaugamela gegen Darius III. (380-330 v. Chr.) sowie der sich daran anschließenden Brandschatzung der achämenidischen Residenzstadt Persepolis – das altpersische Großreich der Achämeniden erobert und sein Reich in den darauffolgenden Jahren unter anderem bis nach Indien ausgedehnt, als er plötzlich, bei der Vorbereitung weiterer Eroberungsfeldzüge, nach kurzer Krankheit (Malaria?!) im Juni 323 v. Chr. in Babylon verstarb.

Jetzt galt es, das Fell des Bären zu verteilen.

Tauziehen

Worum ging es den Möchtegern-Nachfolgern?

Jetzt, unmittelbar nach Alexanders Tod, traten all die ehemaligen Feldherrn und Statthalter der Provinzen (Satrapien) auf den Plan, um die Gunst der Stunde in Bezug auf ihre Machterweiterung zu nutzen.

Gemeinsam mit ihren Söhnen, den Epigonen, wetteiferten nun etwa zweiundzwanzig Diadochen (Nachfolger) über fast vierzig Jahre in den so genannten Diadochenkriegen um das Erbe Alexanders.

Wer behielt die Nase vorn?

Einer dieser Diadochen war ein gewisser Seleukos I. Nikator (um 358-281 v. Chr.), ehemals Feldherr und Befehlshaber der alexandrischen Leibgarde. Dessen Anfang gestaltete sich zwar schwierig, blieb aber letztlich doch der Erfolgreichste aus dem Kreis der Mitbewerber.

Mit der Wiederherstellung seiner Vormachtstellung 312 v. Chr. in Babylon, begründete Seleukos I. sozusagen die immerhin gut zweihundertfünfzig Jahre überdauernde Ära der nach ihm benannten Seleukiden-Dynastie. Etwa 305 v. Chr. machte er sich zum König der Seleukiden.

Macht, Größe und Tod

Was hatte Seleukus erreicht – und wie starb er?

Unter Seleukus' Regie hatte das Seleukidenreich mit der Hauptstadt Antiochia seine größte Ausbreitung. Es umfasste, ohne temporäre Zugehörigkeit Palästinas und Phöniziens, Kleinasien, Syrien, Mesopotamien, weite Teile Persiens und reichte bis an den Indus.

Als Seleukus den Verdacht hatte, der ehemalige Schlachtenlenker Alexander des Großen Lysimachos (360-281 v. Chr.), einstiger Diadoche und nun gegenwärtiger König von Thrakien und Makedonien, könne ihm gefährlich werden, stieg er – vorgeblich wegen familiärer Differenzen im Hause des Lysimachos (dessen zweite Gattin hatte den Sohn hinrichten lassen) – mit über Siebzig nochmals in den Ring. Frage: Was ging Seleukus dieser Familienknatsch eigentlich an? Egal. Er brauchte wohl einen Vorwand.

In der Schlacht von Kurupedion 281 v. Chr. wurde Lysimachos besiegt, im Kampfgetümmel getötet und sein Latifundium den Seleukiden zugeschlagen. An den Früchten dieses Sieges konnte Seleukus sich allerdings nicht mehr erfreuen. Auf dem Weg zurück in die Heimat Makedonien, wurde er in der Gegend des heutigen Canakkale/Türkei von einem gewissen Ptolemaios Keraunos aus Makedonien ermordet.

Auswirkung und Kollaps

Wohin führten Seleukus' Nachfolger das Reich?

Die auf den 281 v. Chr. ermordeten Seleukos I. folgenden sechzehn Nachfolger (ohne Berücksichtigung dreier Gegenkönige), entwickelten zwar – zur Erhaltung ihrer Latifundien – eine gewisse umtriebige Geschäftigkeit, konnten aber letztlich den Zerfall nicht aufhalten. So führten sie beispielsweise die sogenannten

  • Syrischen Kriege gegen Ägypten, Ptolemäer, Baktrien und einige andere mehr,
  • erschöpften sich aber im ersten Drittel des 1. Jahrhunderts v. Chr. in ständigen bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen,
  • scheiterten irgendwann an den Parthern,
  • verfügten zum Ende lediglich noch über Syrien
  • und mussten schließlich ihren Niedergang hinnehmen.
Wie kam es zum definitiven Ende?

Im Jahr 64 v. Chr. setzte der römische Feldherr, Politiker und Gegenspieler Cäsars (100-44 v. Chr.), Gnaeus Pompeius/Pomejus Magnus (106-48 v. Chr.), den letzten Seleukiden, Philipp II. Philorhomaios von Kilikien (etwa 95-56 v. Chr.), ab – und erklärte das Reich der Seleukiden schlicht und einfach für aufgelöst.

So kann´s gehen, Völker kommen und gehen …

Register:

Epigonen: Stehen in der Mythologie für die Nachkommen der "Sieben (Helden) gegen Theben", die in der Stadt den von Eteokles entführten Polyneikes (beides Söhne des Ödipus) befreien wollen. Eine Geschichte, die der griechische Dichter Aischylos (um 525-456 v. Chr.) in einer seiner Tragödien mit gleichem Titel verarbeitet hat.

Antiochia/Antiochien: Stadt im antiken Syrien, heute: Antakya/Südtürkei am Fluss Nahr al-Asi, der früher Orontes hieß.

Indus: Ein mit etwa 3200 Kilometern sich vom Transhimalaya zur Arabischen See erstreckender und wichtigster Fluss des heutigen Pakistan.

Ptolemäer: Makedonische Griechen, die von etwa 323 bis 30 v. Chr. die so genannte Ptolemäerherrschft über das von Alexander dem Großen eroberte Ägypten ausübten.

Baktrien: Protektorat/Provinz des Seleukidenreiches mit der Hauptstadt Baktra, heute: Balch, im Norden Afghanistans am Hindukusch.

Parther: Ein möglicherweise ursprünglich von den Skythen abstammendes iranisches Volk, das etwa vom 3. Jahrhundert vor Chr. bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. hinein, gewissermaßen in der Nachfolge des Perserreiches, über die Gegenden des südwestlichen Mittelasiens bis nach Mesopotamien herrschte.

Autor:

Quellen:

  • "Die Perserkriege" (Wolfgang Will/C.H. Beck-Wissen)
  • "Geschichte kompakt & visuell" (Dorling Kindersley Verlag, München)
  • "Griechenland" (Das farbige LIFE Bildsachbuch/rororo)
  • "Das alte Persien: 550 v. Chr.-1722 n. Chr." (Michael Schaper, Hsg./GeoEpoche 99/19)
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