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Otto I. der Große, wer war das?

Wann wurde Otto I. König? Was war das Besondere an der Königskrönung Ottos I.? Und wer krönte ihn zum Kaiser?  Wie oft war Otto I. verheiratet – und mit wem? All diese Fragen beantworten wir in diesem Beitrag.

Herkunft

Otto I. der Große – wer war das?

Otto (912-973) war der erstgeborene Sohn aus Heinrichs I. (des Voglers) zweiter Ehe mit Mathilde – stammte also ursprünglich ebenfalls aus dem (nieder-)sächsischen Adelsgeschlecht der Luidolfinger.

Persönlichkeit

Wie wird Otto I. in den Chroniken geschildert?

In der einen oder anderen zur Verfügung stehenden Chronik, wird Otto I. zwar keineswegs als strahlender Held, aber immerhin doch als eine Persönlichkeit mit starkem Willen, Sendungsbewusstsein und einem ausgeprägten Gespür für Macht und Würde geschildert.

Körperlich sei er von untersetzter Gestalt mit breiter Brust und schwerfälligem Gang gewesen. Trotz seines ausgeprägten Harmoniebedürfnisses allerdings, soll er durchaus zu unvermutet auftretendem Jähzorn geneigt, geschnarcht und sich mit dem Älterwerden einen löwenähnlichen Bart stehen lassen haben.   

Otto arbeitete und betete gern, oft und viel, und hielt, so heißt es, nichts auf eitle Zurschaustellung, was Kleidung und schmückende Accessoires betraf – es sei denn, sein Erscheinen hatte zeremoniellen Ansprüchen zu genügen.

Lesen und Schreiben versuchte Otto sich erst verhältnismäßig spät beizubringen. Da war er bereits um die Dreißig und der Erfolg dieser Bemühungen blieb, so ist anzunehmen, eher rudimentär. Latein blieb ihm ein Buch mit sieben Siegeln. 

Das Erlernen von Spiel, Sport, Jagd und Kampf schien ihm dagegen wesentlich wichtiger gewesen zu sein. Für die Kunst des Lesens und Schreibens hatte er seine Leute. In der Regel waren das die Männer der Kirche.

Im Jahre 936 wurde er Herzog von Sachsen und König des Ostfrankenreiches, ab 951 auch König von Italien und 962 – von Papst Johannes XII. gekrönt – römischer Kaiser. Seit der Zeit gilt Otto I. als Gründer des "Heiligen Römischen Reiches" und erhielt fortan den Namenszusatz "Der Große".

Nach seinem erfolgreichen dritten Italienzug, gab er 973 in Quedlinburg ein rauschendes Fest, verstarb kurz darauf in der Kaiserpfalz Memleben und wurde in Magdeburg bestattet.

Lebenspartnerschaften

Wie oft war Otto I. verheiratet – und mit wem?

Erste Ehe

Mit Siebzehn, das war 929, wurde Otto – im Rahmen kluger Heiratspolitik seines Vaters – mit Editha (auch Edgith oder Edith), Halbschwester König Aethelstans von England (894-939), verheiratet.

König Aethelstan von England war von der Idee Heinrichs begeistert, band eine Heirat doch beide Häuser enger aneinander. Also schickte er die siebzehnjährige Editha sowie – für Otto möglicherweise als Alternative gedacht – deren jüngere Schwester Adiva per Schiff über den Ärmelkanal.

Otto kam, sah – und entschied sich für Editha.

Das eheliche Miteinander soll, den Annalen zur Folge, sehr harmonisch und glücklich gewesen sein. Aus der Ehe gingen die Kinder

  • Liudolf (930-957) und
  • Liutgard (931-953)

hervor.

Editha verstarb 946, wurde im nicht mehr existierenden St. Mauritiuskloster in Magdeburg bestattet, im Laufe der Zeit mehrfach umgebettet und hat ihren Platz heute im Magdeburger Dom gefunden.

Die seiner Zeit von Otto nicht erwählte Adiva, heiratete später einen angesehenen Herzog von Burgund.

Zweite Ehe

Wenige Jahre später, 951 (Ottos erster Aufenthalt in Italien), heiratete Otto in Pavia eine gewisse Adelheid von Burgund (932-999), die aufgrund ihrer ersten Ehe Königin von Italien war.

Zu diesem Zeitpunkt war Otto bereits seit 936 Herzog von Sachsen und – nach einer groß angelegten, aufwändigen Krönungszeremonie im gleichen Jahr in Aachen – König des Ostfrankenreiches. Jetzt, mit dieser Heirat, rutschte Otto – sozusagen en passant – auch noch in die Position des Königs von Italien.

Adelheid schenkte Otto die Kinder

  • Heinrich (952-954),
  • Bruno (??),
  • Mathilde (955-999; Äbtissin von Quedlinburg) und
  • Otto (955-983; später, als Otto II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches).
Wer war Adelheid von Burgund?

Mit Hieb und Stich, jeder gegen jeden – Mord, Totschlag, Intrige und Betrug nicht ausgeschlossen – wurde unter den mächtigen und wichtigen fränkischen, langobardischen und italienischen Adelsfamilien um die Macht und den Langobardenthron in Pavia gekämpft.

In dieses Tohuwabohu hinein wurde 931/32 Adelheid geboren. Der Vater war König Rudolf II. von Burgund, die Mutter hieß Berta und kam aus Schwaben.

Bereits mit sechs Jahren wurde Adelheid vom zweiten Mann ihrer Mutter, Hugo von Arles, mit dessen Sohn Lothar verlobt. Als Lothar 946 König von Italien wurde, wurde geheiratet. Aber bereits vier Jahre später verstarb Lothar (II.). Angeblich vom Markgrafen Berengar von Ivrea vergiftet.

Ob nun der skrupellose Berengar Adelheid selbst heiraten, oder aber seinen Sohn mit ihr vermählen wollte, ist nicht gesichert. Aber, unabhängig davon: Adelheid lehnte (beides) ab – woraufhin sie von Berengar zuerst auf einer Burg in Como am Comersee, dann am Gardasee eingesperrt wurde.

Adelheid gelang die Flucht, ihre Anhänger riefen Otto I. zur Hilfe, der kam 951, traf Adelheid in Pavia und heiratete die gut zwanzig Jahre Jüngere.

Berengar wurde mit Ottos Gnaden 950 dann doch noch König von Italien, allerdings 961 von Otto wieder abgesetzt und 964 nach Bamberg geschickt, wo er 966 verstarb.

Welche Rolle spielte Adelheid von Burgund?

Im Wesentlichen war sie Gemahlin, Mutter und Großmutter.

Im Laufe der Zeit trübte sich aber das ursprünglich gute Verhältnis zwischen Mutter Adelheid und Sohn Otto (II.) ein. Otto wollte nicht so, wie Adelheid. Ihre Vorstellungen, wie das politische Geschäft zu betreiben sei, stieß bei Otto auf taube Ohren. Zunehmend verlor sie ihren Einfluss auf den Sohn. Das übernahm nun ihre Schwiegertochter Theophanu.

Als es allerdings 983 nach dem Tod Ottos (II.) darum ging, dem (III.) Otto – Enkel Adelheids; Sohn Theophanus´– die Thronfolge zu sichern, verteidigten beide Frauen gemeinsam erfolgreich diesen Anspruch. Nach dem Tod Theophanus´ 991, führte Adelheid bis zur Volljährigkeit ihres Enkels die Geschäfte allein weiter.

Undank ist der Welten Lohn – auch bei Königs

Aber, der undankbare Otto (III.) zeigte sich nicht sonderlich erkenntlich. Er verwies Adelheid des Hofes. Adelheid starb 999 in einem elsässischen Kloster, wurde alsbald als Heilige verehrt und 1097 von Papst Urban II. (1035-1099) heilig gesprochen.

Königskrönung

Wann und wo wurde Otto I. zum König gekürt?

In Aachen, 936!

Mit der 929 in Quedlinburg verkündeten Versorgungsregelungen ("Hausordnung") zu Gunsten seiner Gattin Mathilde, hatte Heinrich I. (876-936) seinen siebzehnjährigen Sohn Otto zum alleinigen Nachfolger bestimmt. Das war insofern bemerkenswert, weil bis dahin das Königserbe immer unter allen Söhnen aufgeteilt wurde. Aber Heinrich hielt nun mal den Erstgeborenen, Otto, für den Qualifiziertesten seiner Söhne.

Die "Hausordnung" wurde zwar nicht von allen Herzögen, Fürsten und sonstigen Großkopferten des Reiches geteilt, änderte aber nichts daran, dass es jetzt, sieben Jahre später, für Otto soweit war. Denn der Vater, Heinrich I. der Vogler, war 936 nach einem Schlaganfall verstorben. In Memleben (Burgenlandkreis/Sachsen-Anhalt).

Kaum in Quedlinburg zu Grabe getragen – nach dem Motto: "Der König ist tot, es lebe der König" – ließ Otto sich im August des gleichen Jahres in einer groß angelegten, aufwendigen Krönungszeremonie in Aachen zum König küren.

Otto war nun sowohl Herzog von Sachsen, als auch König des Ostfrankenreiches.

Was war das Besondere an der Königskrönung Ottos I.?

Das Besondere an Ottos I. Königskrönung war, dass es gleich drei Erzbischöfe waren, die um die Gunst der Krönungszeremonie in Aachen konkurriert haben sollen. Diese Überlieferung stammt aus den "Sachsengeschichten" des Benediktinermönchs und Chronisten Widukind von Corvey (925-973).

Danach haben alle drei leidenschaftlich versucht, ihren Anspruch auch argumentativ durchzusetzen.

  • Der Erzbischof von Trier berief sich, etwas verschwommen, auf die Apostel und das Entstehungsdatum der Kirche,
  • der Kölner führte an, Aachen unterstünde immerhin seiner Diözese, und
  • der Mann aus Mainz pochte auf sein hohes Ansehen.

Schließlich einigten sich die drei geistlichen Würdenträger wie folgt:

  • Der Mainzer durfte salben und krönen,
  • der aus Trier den König zum Thron begleiten und
  • der Kölner die Krone tragen.

Erste Gehversuche

Was geschah nach der Königskrönung Ottos I.?

Einiges! Denn, wie so häufig, war es auch hier im Falle Ottos I. die Familie, die für unerfreulichen Zoff sorgte.

Mathilde, Ottos Mutter, war immer schon der Meinung gewesen, dass eigentlich ihrem Zweitgeborenen, Heinrich von Bayern, die Königswürde zustand. Dieser Anspruch musste nun bedauerlicherweise ad acta gelegt werden, sollte sich aber in der Folge in andauernden Stänkereien und Querelen gegen Otto I. auswirken.

Zum anderen kam es zu Aufständen in Böhmen und Auseinandersetzungen mit den Elbslawen, die auch Wenden genannt wurden.

Während Letztere unter Führung des kurz zuvor von Otto I. zum Markgrafen ernannten Hermann Billung geschlagen wurden, die Böhmen sich beharrlich als Guerillakämpfer austobten und die Ungarn sich vorübergehend wieder einmal in ihre Heimat zurückzogen, sorgte der Frankenherzog Eberhard (Bruder König Konrads I. und damit aus der Familie der Konradiner stammend) für stete Unruhe im Land.

Was führte, unter anderem, zu Kontroversen?

Ottos Regierungsstil, so nach dem Motto: Alle Macht liegt bei mir, dem König, gefiel nicht jedem. Bereits kurz nach Herrschaftsantritt führte das zu Intrigen, mindesten einem Mordkomplott und allgemeiner Rebellion seitens einer sich benachteiligt fühlenden Gruppe der Stammesherzöge – aber auch unter den verschwippten und verschwägerten Familienmitgliedern.

Trotz peinlicher Strafen seitens Otto I., verbündete sich Eberhard mit

  • Ottos intrigantem jüngerem Bruder Heinrich von Bayern,
  • Giselbert (II.), Herzog von Lothringen sowie
  • mit Thankmar, dem Halbbruder Ottos I.,

um gemeinsam gegen Otto vorzugehen.

Wie endete der Streit mit den zu kurz Gekommenen?

Der Zwist endete schließlich 939 mit dem

  • Tod Eberhards in der Schlacht bei Andernach (Rheinland-Pfalz),
  • Thankmar wurde – von Otto weder gewollt, geschweige denn angeordnet – am Altar der Kirche auf der Eresburg (Nordrhein-Westfalen) erschlagen und
  • Giselbert ertrank – ebenfalls nach der Schlacht bei Andernach – im Rhein.

Heinrich aber wurde von Otto 954 großmütig verziehen und sogar mit dem Herzogtum Bayern abgefunden. Was Heinrich ihm fortan mit strikter Loyalität dankte.

Waren der Unfrieden und die Differenzen nun endgültig beigelegt?

Nein, noch war nicht aller Tage Abend. Konflikte im Inneren mit Ottos Sohn

  • Liudolf (aus der Ehe mit Editha),
  • dessen Verbündetem, Konrad dem Roten (922-955), aus der fränkischen Familie der Salier und Herzog von Lothringen

sowie kriegerische Scharmützel

  • in Böhmen,
  • mit den Elbslawen und
  • Ungarn,

erforderten weiterhin Ottos uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Autorität.

Wie auch bereits Heinrich von Bayern, so unterwarf sich schließlich auch

  • Konrad der Rote dem König. Das familiäre Fingerhakeln war somit für's Erste ausgestanden. Ein Jahr drauf, 955, verstarb Konrad in der Schlacht auf dem Lechfeld.

Die von Otto angestrebte Christianisierung der slawischen Stämme wurde mit brutaler Gewalt durchgesetzt, und die ungarischen Reiterhorden

  • im August 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld (südlich von Augsburg) vernichtend und endgültig geschlagen.

Restrukturierung

Womit festigte Otto I. seinen Machtanspruch?

Neben all diesen – zwar lästigen, aber letztlich doch wichtigen Aufgaben – entschloss sich Otto, mit erheblichem Aufwand, zu robusten und möglichst dauerhaften Umstrukturierungsmaßnahmen seines Staatsgefüges.

Die Institution Kirche und ihre bischöflichen Vertreter wurden mit bis dahin nicht geahnten Gütern – unter anderem: Markt-, Münz- und Zollrechten und sich daraus ergebender weltlicher Macht – geradezu gepäppelt.

Ein kluger Schachzug, der die so korrumpierten Kirchenfürsten zu vorbehaltloser Loyalität ihm gegenüber verpflichtete.

Die Idee, die dieser Umgestaltung zugrunde lag, war nicht neu. Schon Konstantin der Große (um 280-337) und Karl der Große (748-814) hatten sich für mehr staatlichen Einfluss auf die Kirche stark gemacht. Also: Keine Trennung von Kirche und Staat. Die Kirche sollte, nach Auffassung der Genannten und Ottos I. des Großen, unter weltlicher Herrschaft stehen (Begriff: "Reichskirche").

Italien: Erster Aufenthalt

Was trieb Otto I. den Großen dreimal nach Italien?

Zum ersten Mal reiste Otto I. 951 nach Italien. Ein zweites Mal hielt er sich dort zwischen 961 und 965 auf und – aller Dinge sind drei – nochmals zwischen 966 und 972.

Erster Aufenthalt

Von wem Otto 951 nach Italien gerufen wurde, ist bisher nicht eindeutig geklärt.

Vielleicht war es der Langobardenkönig Lothar von Italien der seine Hilfe benötigte? Oder war es möglicherweise Adelheid von Burgund, die vom Markgrafen Berengar II. von Ivrea (Piemont) und gleichzeitigem König von Italien auf dessen Burgen am Comer- und Gardasee gefangen gehalten wurde? Wie gesagt, man weiß es nicht.

Fakt ist aber wohl, dass Otto I. Adelheid, die sich aus der Gefangenschaft hatte befreien können, in Pavia traf, sie heiratete und sich – sozusagen en passant – die langobardisch-italienische Königskrone zum "Otto Dei gratia Rex Francorum et Langobardorum" aufsetzte.

Italien: Zweiter & Dritter Aufenthalt

Wann, wo und von wem wurde Otto I. zum Kaiser gekrönt?

Im Herbst 960 rief der zu dem Zeitpunkt 23-jährige – als ungebildet, käuflich und höchstgradig lasterhaft geltende – Papst Johannes XII. (938-964) Otto I. gegen den ständigen Unruhestifter Berengar II. zur Hilfe.

Also zog Otto 961 ein zweites Mal über die Alpen, erreichte im Januar 962 Rom,

  • erzwang Berengars mehr oder weniger kampflosen Rückzug,
  • ließ sich (und Gattin Adelheid gleich mit) im Februar 962 in der Peterskirche zu Rom – trotz seiner Abneigung gegenüber dem Lotterpapst – von diesem zum "römischen" Kaiser/Kaiserin krönen,
  • nannte sich fortan „Otto magnus dei gratia imperator Augustus“,
  • galt/gilt seither als Gründer des "Heiligen Römischen Reiches" und soll, so heißt es,
  • zur Mitte des 12. Jahrhunderts vom Historiker Otto von Freising (um 1112-1158) mit dem Namenszusatz "der Große" bedacht worden sein.

Nunmehr Kaiser, blieb Otto I. bis 965 in Italien. Allerdings nicht zur Sommerfrische. Seine Anwesenheit war schlicht politischen Querelen geschuldet.

"Privilegium/Pactum Ottanianum"

Noch wenige Tage vor der Kaiserkrönung hatte Otto das seinerzeitige Schenkungsversprechen, also die damals zwischen Pippin III. dem Jüngeren und Papst Stephan II. vereinbarte Pippinische Schenkung von 754 bestätigt und unmittelbar nach der Krönung mit dem "Privilegium/Pactum Ottanianum" sogar noch bekräftigt.

Der in diesem Ottanianum gleichzeitig enthaltene Passus, in dem dem Kaiser ein Mitspracherecht bei Papstwahlen zugestanden wurde, fand allerdings keine Billigung beim Papst.

Der wetterwendische Johannes XII., der der Fama nach, zum Beispiel, den Vatikan zum Bordell gemacht sowie Kirchenämter und Bischofstitel gegen Geld vergeben haben soll,

  • widerrief seinen kurz zuvor geleisteten Treueeid,
  • tat sich – allerdings erfolglos – mit dem seinerzeit geschassten Berengar zusammen,
  • wurde von Otto I. 963 auf der Synode zu Rom kurzerhand aus dem päpstlichen Amt gekickt und mit dem Gegenpapst Leo VIII. (??-965) konfrontiert.

Sesselrücken

Aber Leo hatte erst einmal Pech.

Johannes riss das Ruder wieder an sich, intrigierte gegen jeden, der die Fahne für Otto I. hochhielt, raubte den Kirchenschatz, probte Anfang 964 den Aufstand gegen den Vatikan und floh schließlich, als er erfuhr, dass Otto I. auf dem Weg nach Rom war, in die Campagna. Dort verstarb Johannes XII. 964 – siebenundzwanzigjährig – (angeblich) während des Beischlafs mit einer jungen, verheirateten Frau durch die Hand des gehörnten Ehegatten.

In der Zwischenzeit hatten die Römer, unter Missachtung jeden zuvor geschworenen Eides, einen Kleriker namens Benedikt zum Papst berufen. Wieder musste Otto I. eingreifen.

Nach einer Amtszeit von lediglich gut vier Wochen, von Ende Mai bis Ende Juni 964,

  • wurde Papst Benedikt V. (??-965/966) wegen angeblichen Eidbruchs angeklagt. Er bekannte sich schuldig, wurde titelmäßig herabgestuft, aus der Stadt Rom nach Hamburg verbannt, wo er (vermutlich) 965 oder 966 verstarb,
  • Leo VIII. erneut auf den päpstlichen Stuhl gesetzt,
  • Berengar von Ivrea ins Exil geschickt und, auf Anraten Ottos I.,
  • der Bischof von Narni im Oktober 965 zum Papst Johannes XIII. gemacht. Das blieb er bis 972.

Intermezzo

Zwischen Ende 965 und Spätsommer 966 hielt Otto I. sich im Norden des Reiches auf, reiste unermüdlich von Pfalz zu Pfalz, zeigte damit, dass er noch immer gegenwärtig war, regelte das eine oder andere innenpolitische Problem, und zog – auf den Hilferuf des unbeliebten Papstes Johannes XIII., der vom aufständischen Stadtadel Roms aus dem Vatikan gejagt, verprügelt und (vorübergehend) eingesperrt worden war – im Frühherbst 966 ein drittes Mal nach Italien.

Warum zog Otto I. ein drittes Mal nach Italien?

Weil in Rom immer noch keine Ruhe herrschte! 

Otto blieb also nichts anderes übrig, als 966 erneut nach Italien zu ziehen. Er blieb dort bis etwa zur Mitte des Jahres 972, und kümmerte sich

  • zum einen um die Wiederherstellung seiner Autorität durch drastische Bestrafung oppositioneller römischer Adeliger – Otto ließ zwölf Mann des obstinaten adeligen Militärs hängen und den römischen Vertreter des Magistrats dem Mob preisgegeben,
  • zum anderen um die Festigung des Papsttums und die Absicht, Italien zu einer gesicherten Komponente seines Reiches zu machen,
  • stritt – diplomatisch und militärisch – mit dem byzantischen (oströmischen) Kaiser Nikephoros II. Phokas (912-969) um seine Anerkennung als "Kaiser der Römer" –
  • biss allerdings mit diesem Ansinnen bei dem Byzantiner auf Granit. Trotz, oder gerade wegen der in diesem Zusammenhang blutig geführten und zahllose Opfer fordernden militärischen Auseinandersetzungen beider Kontrahenten.

Alles änderte sich 969 aufgrund der Ermordung des widerborstigen Kaisers Nikephoros II. durch dessen Neffen und Nachfolgers Johannes I. Tzimiskes (924-976). Johannes, der militärisch gerade anderweitig stark eingebunden war und kein Interesse hatte, auch noch mit Otto I. aneinander zugeraten, zeigte sich gegenüber Ottos Wunsch nach Titelanerkennung wesentlich weniger zugeknöpft.

Also wurden zuerst

  • die Besitzstände im Süden Italiens geregelt,
  • dann, mit der "purpurnen" Prinzessin namens Anna ein Ehegespons für Sohn Otto II. versprochen, und – zu guter Letzt – wurde
  • Otto I. endlich als gleichberechtigter Kaiser des Westens anerkannt.

Dass später statt Anna allerdings, wie weiter oben bereits erwähnt, die „nichtpurpurne“ Theophanu Ottos II. Gattin wurde, schien niemanden sonderlich entrüstet oder gar empört zu haben.

Papst Johannes XIII., während seines Pontifikats immer auf Seiten Ottos, starb im September 972. Zu dem Zeitpunkt befand Otto I. der Große sich bereits auf dem Weg zurück in den Norden. Auf Johannes XIII. folgte Papst Benedikt VI. (Papst von 973-974).

Heimkehr

Was fand Otto I. der Große bei seiner Rückkehr vor?

Rückkehr, Melancholie und Tod

Nach seinem dritten Italienzug, bei dem er zwischen 966 bis 972 – unter anderem – erfolgreich die restlichen Herzogtümer Süditaliens seinem "Heiligen Römischen Reich" zugeschlagen hatte, musste er bei seiner Rückkehr feststellen, dass nicht nur seine Mutter Mathilde, sondern auch eine Vielzahl seiner Freunde und Getreuen verstorben waren.

Melancholie trübte die letzten Monate und Wochen. Zwar gab Otto 973 in Quedlinburg – anlässlich des Besuchs diverser führender Potentaten, die ihm huldigen wollten – noch ein großes Fest, zog sich aber daran anschließend in seine Kaiserpfalz Memleben (Sachsen-Anhalt) zurück, wo er kurz darauf verstarb und im Magdeburger Dom beigesetzt wurde.

Resümee

Otto I. der Große hat, wie es scheint, einundsechzig Jahre lang ein bewegtes und anstrengendes Leben geführt. Über die Hälfte davon als König und Kaiser.

Und in all diesen Jahren überwiegend auf dem Rücken eines Pferdes von Ort/Stützpunkt zu Ort/Stützpunkt (Pfalz zu Pfalz), von Kriegsschauplatz zu Kriegsschauplatz reitend, in provisorischen Nachtlagern im Freien schlafend, oft umgeben von Neidern, Schleimern, Schmeichlern und von – das blutige Kriegshandwerk beherrschenden – rauen Gesellen.

Möchte man da nicht auch gern einmal wissen, was ein König/Kaiser zwischendurch, also in der Freizeit, wenn es die denn überhaupt gab, so gemacht hat? Würde man, aber darüber ist ausgesprochen wenig bis nichts zu erfahren. Schade, eigentlich …

Exkurs

Worauf bestand Otto I. im Staatsvertrag mit dem Heiligen Stuhl?

Auf der "Römischen Vereinbarung" (Constitutio Romana)!

Wenige Tage nach seiner Krönung zum Kaiser des "Heiligen Römischen Reiches" im Februar 962 durch Papst Johannes XII., fasste Otto I. die zuvor mündlich gegebenen Vereinbarungen noch einmal schriftlich in einem Staatsvertrag (Pactum Ottonianum) zusammen.

Allerdings brachte Otto darin auch dezidiert zum Ausdruck, auf die kaiserlichen Rechte entsprechend der 824 von

  • Lothar I. (795-855, Sohn Ludwigs des Frommen) und
  • Papst Paschalis I. (Papst von 817-824)

vorbereiteten sowie mit dessen Nachfolger

  • Papst Eugen II. (Papst von 824-827)

festgeklopften "Römischen Vereinbarung" (Constitutio Romana) weder verzichten zu können, noch zu wollen.

Ein Otto I. wichtiger der in diesem Vertrag festgelegten Artikel, war nämlich der, dass ausschließlich der Kaiser, oder dessen Gesandte, die Versammlung kaiserlicher Wahlberechtigter zur Wahl eines Papstes einberufen konnte.

Was genau, war Otto so wichtig an der "Römischen Vereinbarung"?

Diese sogenannte "Römische Vereinbarung" von 824 privilegierte sowohl Otto I., als auch die auf ihn folgenden Kaiser dahingehend, dass ihre Schlüsselstellung über Rom, den Kirchenstaat und die päpstlichen Institutionen bewahrt wurde.

Im Klartext

Nun, zum einen durften Papstwahlen nur gemeinsam von Klerus und Adel durchgeführt werden, zum anderen hatte jeder neu gewählte Papst, bevor er geweiht wurde, dem jeweiligen Kaiser den Treueid zu schwören.

Das alles hörte sich zwar wunderbar an, wurde aber – Papier ist geduldig – in der Realität zukünftiger politischer Machtspiele zwischen Kirche und Staat nicht immer, und wenn doch, nur unzureichend eingehalten.

Autor:

Quellen:

  • "Die Ottonen" (Hagen Keller/C.H. Beck: Wissen)
  • "Deutsche Geschichte, Bd. 1" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
  • "Deutsche Geschichte für Dummies" (Christian v. Ditfurth/Wiley-VCH Verlag, Weinheim)
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