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Merowinger: Fragen und Antworten

Wer waren die Merowinger? Haben die Merowinger tatsächlich das Fränkische Reich gegründet? Wer waren die Hauptakteure der Merowinger? Wer oder was waren die Hausmeier? Was wurde mit dem Pariser Edikt beschlossen? Wer waren die Arianer? Diese und weitere Fragen sollen in diesem Beitrag beantwortet werden.

Herkunft

Waren die Merowinger Franken?

Ja.

Der Name Franken (die Kühnen, die Mutigen oder die Freien) taucht zum ersten Mal – etwa zur Mitte des 3. Jh. – in römischen Quellen auf. Danach soll es sich um einen lockeren Verbund kleinerer germanischer Volksgruppen gehandelt haben, die brandschatzend und  plündernd durch das von Rom beherrschte Gallien zogen, wo sie sich ungefähr ab Mitte bis Ende des 4. Jahrhunderts niederließen.

Die Merowinger waren das erste fränkische Herrschergeschlecht, dem es gelang, sich aus diesem Geflecht unterschiedlichster Stämme zu lösen, die erste Frankendynastie zu etablieren und somit den Grundstein zum "Fränkischen Reich" zu legen. Denn, so gegen Ende des 5. Jh., war Fortuna auf Seiten eines bis dahin unbedeutenden salischen Kleinkönigs aus dem Familienclan der Merowinger namens Chlodwig I. (466-511). Der entledigte sich nicht nur der Römer, sondern gleichfalls auch aller anderen Konkurrenten aus der Vielzahl fränkischer Stämme. 

Unter merowingischer Regentschaft entpuppte sich das Reich flugs zum weitaus mächtigsten der nach dem Niedergang der römischen Vormachtstellung neu entstandenen Herrschaftsgebiete. Geschickt managten die Merowinger den Zusammenschluss der sich bis dahin nicht immer "grün" gewesenen und somit in ihrer Charakteristik unterschiedlichsten fränkischen Stämme aus der Gegend des heutigen Belgien und der Niederlande.

Trotz einer Reihe letztlich noch nicht eindeutig und endgültig geklärter offener Fragen, gilt die – etwa von der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts andauernde – Regentschaft der Merowinger mehr oder weniger als historisch gesichert. Im Wesentlichen sind die Erkenntnisse auf die 1653 in Tournai (Wallonien/Belgien) aufgefundene Grabstelle des Frankenkönigs Childerich I. zurückzuführen,

  • wonach Childerich aus "Toxandrien" (heute: niederländische Provinz Nordbrabant im Grenzgebiet zu Belgien) stammen,
  • dort um 456 König geworden sein sowie
  • die Grundlage für das gegen Ende des 5. Jahrhunderts von seinem Sohn Chlodwig I. gegründete germanisch-romanische Frankenreich geschaffen haben soll.

Im Laufe von insgesamt gut dreihundert Jahren herrschten mindestens etwa fünfunddreißig merowingische Könige über das – zu seinen besten Zeiten aus etwa dem gesamten heutigen Frankreich, den Beneluxstaaten und großen Teilen Deutschlands bestehende – Fränkische Reich.

Allerdings verlor sich das Herrschaftssystem des merowingischen Familienclans über die Jahrhunderte zunehmend in familiären Auseinandersetzungen. Verkorkste Erbfolgen, Intrigen, Verrat, Bruderzwist, unmethodisch angelegte Reichsteilungen, Korruption und Mord machten Schule im Frankenreich. Lebenslichter wurden auch schon mal ohne Ansehen des Verwandtschaftsgrades einfach so ausgeblasen.

Namensgebung

Gab es König Merowech tatsächlich?

Die Antwort muss, wie es aussieht, im Ungefähren bleiben.

Die Namensgebung des keineswegs liebenswürdig oder gar sozialverträglich agierenden Familienclans der Merowinger, soll auf einen gewissen Merowech zurückzuführen sein. Obwohl unter den Historikern nach wie vor Uneinigkeit darüber herrscht, ob es diesen Mann wirklich gegeben hat, oder sein angebliches Wirken als sogenannter Kleinkönig mit begrenzter Machtausübung doch nur auf einer Sage, einem Mythos, beruht, gilt er in den Geschichtsbüchern dennoch als Namensgeber der Merowinger-Franken-Familie.

Herrschaft

Wie weit dehnten die Merowinger ihr Herrschaftsgebiet aus?

Die Merowinger benötigten gut dreihundert Jahre sowie mindestens etwa fünfunddreißig merowingische Könige, um das – zu seinen besten Zeiten aus etwa dem gesamten heutigen Frankreich, den Beneluxstaaten und großen Teilen Deutschlands bestehende – Fränkische Reich zu beherrschen.

Eine "schrecklich-nette" Familie

Allerdings verlor sich das Herrschaftssystem des merowingischen Familienclans über die Jahrhunderte zunehmend in familiären Auseinandersetzungen. Verkorkste Erbfolgen, Intrigen, Verrat, Bruderzwist, unmethodisch angelegte Reichsteilungen, Korruption und Mord – Lebenslichter wurden auch schon mal ohne Ansehen des Verwandtschaftsgrades einfach so ausgeblasen – machten Schule im Frankenreich.

Merowinger vs. Papst und Kirche

Die merowingischen Könige waren beides! Einerseits Herrscher über das Reich, anderseits auch bestimmende Macht der fränkischen Kirche. Die Könige allein hatten das Sagen über kirchliche Belange. Sie, die Könige, beriefen oder entließen Bischöfe nach eigenem Gusto, und setzten Kirchenversammlungen nach herrschaftlichem Ermessen an. Der Papst, mit der von ihm in Rom vertretenen katholischen Kirche, spielte so gut wie keine Rolle – beides war weit weg.

Die Bischöfe im von den tonangebenden Merowingern des Fränkischen Reichs stammten – mit der Ausnahme, die die Regel bestimmt – aus wohlhabenden fränkischen Adelsfamilien. Zwar gut situiert, aber nicht immer gebildet und oft fern ab jeglicher christlichen Glaubensauffassung, strömten sie zu Hauf in die von den Frankenkönigen für sie freigehaltenen Ämter der fränkischen Kirche.

Childerich I. (??-481/482)

Wer war Childerich I.?

Im Gegensatz zu seinem vermuteten Vater Merowech, soll Childerich I. tatsächlich im seinerzeit gallischen Brabant gelebt haben und 456 sogar König geworden sein. Sein genaues Geburtsdatum wird etwa um 457/463 herum geschätzt. In den Jahren von 460 bis 480 etablierte Childerich seinen Machtbereich im Nordosten Galliens.

Gemeinsam mit dem gallisch-römischen General Aegidius kämpfte Childerich im Jahr 463 in der Schlacht bei Orléans siegreich gegen den Vorstoß der Westgoten in Brabant.

Trotz dieses Erfolges war nicht zu übersehen, dass die Westgoten zu der Zeit (5. Jahrhundert) letztlich die führende Macht in Westeuropa waren. Also wollte und musste Childerich seine Stellung sichern. Daher bekniete er seine Schwester, doch dringend den seiner Zeit amtierenden König der Westgoten, Theoderich II. (451-526), zu ehelichen. Ob das aber wirklich geklappt hat, ist allerdings ungewiss.

Dennoch, der Versuch war's wert. Denn bereits sechs Jahre später, 469, wollte sich Eurich, der inzwischen Nachfolger seines Bruders, des Westgotenkönigs Theoderichs II., geworden war, ein zweites Mal Brabant (damals Toxandrien) unter den Nagel reißen. Um das zu verhindern, verbündete sich der Merowinger Childerich jetzt mit einem gewissen Paulus, ebenfalls gallisch-römischer Militärbefehlshaber und Nachfolger des Aegidius. Auch in diesem Kampf unterlagen die Westgoten. 

Im zivilen Leben soll Childerich I. – obwohl wohl zeitlebens ausgewiesener Heide – engagiert die römische Kirche unterstützt haben.

Brabant

Im 4. Jahrhundert attackierten die Franken/Merowinger das seinerzeit zum römischen Gallien gehörende Brabant, zogen gegen die Römer jedoch den Kürzeren. Allerdings konnten die Eindringlinge im Land bleiben, hatten sich aber mit den Römern zu arrangieren. Sie stellten Soldaten und schützten die Grenzen vor feindlichen Übergriffen von außen.

Lange Zeit war Brabant – mit der Stadt Brüssel – eine Provinz des belgischen Königreichs. Seit 1995 ist die Region geteilt in eine

  • flämische (niederländisches Sprachgebiet) und eine
  • wallonische (französisches Sprachgebiet) Region,

und wird heute mit "Region-Brüssel-Hauptstadt" bezeichnet. Was aber nicht mit der Stadt Brüssel, der Hauptstadt Belgiens, zu verwechseln ist.

Musste Childerich I. wahrhaftig ins Exil und wenn: Warum?

Wenn es stimmt, was zeitgenössische Beobachter gesagt und geschrieben haben – dann wegen unzähliger Frauengeschichten! Irgendwann müssen seine Untertanen die Faxen aber dicke und Childerichs Drang, ihren Frauen nachzustellen, einfach satt gehabt haben. Schließlich zwangen ihn seine eigenen Leute ins Exil nach Thüringen.

Dort lernte er seine Gattin Basena kennen, kehrte acht Jahre später mit ihr zurück nach Brabant/Toxandrien (heute: niederländische Provinz Nordbrabant im Grenzgebiet zu Belgien) und hinterließ der Welt den gemeinsamen Sohn Chlodwig I.

Childerich I. starb im Jahre 481/482 in Tournai, einer Stadt, die es heute noch gibt. In Belgien. Genauer gesagt, im französisch sprechenden Teil Belgiens (Wallonien).

Chlodwig I. (466-511)

Wer war Chlodwig I.?

Chlodwig I., aus dem Geschlecht der Merowinger und so etwas wie der Urtyp eines ausgemachten Rohlings, trat nach dem Tod seines Vaters Childerich I. im Jahre 481/482 mit fünfzehn/sechzehn Jahren dessen Nachfolge an.

Trotz seines unfreundlichen Charakters – er soll brutal, ungebildet, verdorben, total gewissenlos aber bauernschlau gewesen sein; hat geraubt, geplündert, gemordet und den Frauen nachgestellt – entpuppte er sich als herausragender Feldherr und gilt heute als bedeutendster Herrscher aus dem Clan der Merowinger.

Ursprünglich lediglich so etwas wie ein Distriktkönig, gelang es Chlodwig I. im Laufe seiner gut dreißigjährigen Regierungszeit, sein Reich sukzessive zu vergrößern. Er kämpfte erfolgreich gegen Alemannen, Aquitanier, Westgoten und seine fränkischen Konkurrenten. 

In der Schlacht bei Soissons im Norden des heutigen Frankreich, schlug er

  • 486 den letzten in Gallien noch verbliebenen römischen Feldherrn (Syagrius),
  • vereinte die um die Macht wetteifernden sonstigen fränkischen Könige unter seiner Herrschaft,
  • ehelichte die katholische Prinzessin Chlothilde,
  • konvertierte 497/498 zum römisch-katholischen Christentum,
  • vertrieb 507, im Zuge der Schlacht bei Vouillé im Westen Frankreichs, die Westgoten aus Gallien und
  • konstituierte letztlich dauerhaft das germanisch-romanische Fränkische Königreich, 

dessen Führung die Merowinger bis etwa 751 innehatten und die auf sie folgende Familie der Karolinger immerhin bis circa 911.

Chlodwig I. verstarb 511 – nur wenig später nach der Synode von Orléans – in Paris. Die Stadt war zur Zeit Chlodwigs – nach Soissons – Residenz und politischer Mittelpunkt des merowingischen Frankenreiches.

Fränkisches Reich

Das Fränkische Reich, gegen Ende des 5. Jahrhunderts von Chlodwig I. gegründet und von seinen wechselnden Nachfolgern bis in das 9. Jahrhundert hinein spektakulär und beispiellos ausgeweitet, hatte bis zur Teilung im 9. Jahrhundert in Ost und West geradezu unglaubliche Dimensionen erreicht. Als berühmtester Vertreter dieses Reiches gilt unzweifelhaft der Karolinger Karl der Große (747/748-814).

Aus dem Ostfrankenreich wurde im Laufe der folgenden Zeit das Heilige Römische Reich (Deutscher Nation), aus dem westfränkischen Reich Frankreich das spätere Frankreich.

Synode von Orléans

Auf der Synode von Orléans wurden Beschlüsse gefasst, die Chlodwig im Wesentlichen eine noch stärkere – nun sogar verbriefte – Bindung zwischen seinem merowingischen Frankenreich und den katholischen Bischöfen verschafften. Außerdem wurde ihm – dem Frankenkönig – das bis dahin der Kirche vorbehaltene Recht eingeräumt, zukünftig Bischöfe ernennen und/oder in ihrem Amt bestätigen zu können.

Aquitanien, Aquitanier

Aquitanien war zur Zeit des römischen Reiches eine römisch-gallische Provinz zwischen Pyrenäen, Atlantik und dem Fluss Garonne. Im Laufe der Zeit kam es zu einer Vermischung der dort ansässigen Aquitanier mit Iberern und Galliern.

Dann wurden zu Beginn des 5. Jahrhunderts auch noch Westgoten auf Veranlassung der Römer in diese Gegend umgesiedelt. Etwa zu Beginn des 6. Jahrhunderts, die Römer schwächelten bereits, wurde das Bevölkerungsgemisch der Aquitanier vom merowingischen Frankenkönig Chlodwig I. dem Fränkischen Reich einverleibt.

Aquitanien gibt es heute noch. Im Südwesten Frankreichs. Die Gegend gehört landschaftlich und kulturell unangefochten zu einem der nach wie vor bevorzugten Feriengebiete. Verwaltungssitz dieser in fünf Départements unterteilten Region ist die Stadt Bordeaux, die vom Fluss Garonne durchquert wird. Die Einwohnerzahl Aquitaniens liegt etwa bei 3 Millionen.

Welche Vorteile brachten Chlodwigs I. Übertritt zum Christentum der Kirche und ihm selbst?

Mit seiner Taufe (497/498), gelang es dem neu gebackenen Christen Chlodwig – sehr zur Freude der Kirche – seine gallisch-römischen Untertanen ebenfalls vom christlich-katholischen Glauben zu überzeugen. Die Mitgliederzahl der römisch-katholischen Kirche wurde sozusagen aufgestockt – die Zahl der Schäfchen wuchs.

Und, so wird angenommen, schien damit eine von der Kirche befürchtete Ausdehnung des arianischen Glaubens in weiten Teilen der germanischer Provinzen – im Besonderen auf Betreiben der Westgoten – eingedämmt zu sein. Nämlich bereits auf dem Konzil von Nicäa 325 wurde die Auffassung der Arianer von der katholischen Kirche vehement als Irrglaube verurteilt und verdammt.  

Chlodwig dagegen verschaffte sein vollzogener Übertritt zum Christentum eine enge Bindung zur katholischen Kirche, was politisch in beiderseitigem Interesse lag. Chlodwigs bewusst forcierte Hinwendung zum Christentum bot ihm die Möglichkeit, seine Machtsphäre zu erweitern und gegenüber kirchlicher Institutionen durchzusetzen.

Arianismus/Arianer

Zu Zeiten Chlodwigs I. waren die germanischen Stämme sogenannte Arianer – wenigstens zu einem großen Teil. Der Arianismus war eine christliche Lehre, die auf ihren Begründer – eines aus Libyen stammenden Priesters namens Arius – zurückzuführen ist.

Die germanischen Arianer vertraten den Glauben, dass Jesus Christus nicht sowohl Mensch als auch Gott sein kann. Und das schon deshalb nicht, weil Jesus in gewisser Weise gezeugt wurde. Jungfräulich zwar, aber immerhin. Diese Auffassung stand im Gegensatz zur katholischen Dreifaltigkeitslehre, nach der eine Wesensgleichheit zwischen Gott, Christus und Heiligem Geist angenommen wird.

Was wurde aus den Merowingern nach Chlodwigs I. Tod?

Nach dem Tod Chlodwigs I. begannen – mit der Aufteilung des Reiches an seine Söhne Theuderich, Chlodomer, Childebert und Chlotar – dann schleichend die negativen Charaktereigenschaften der merowingischen Clanmitglieder zu wirken. Obwohl ganz passabel in der territorialen Erweiterung ihrer jeweiligen Machtbereiche, standen sich die Brüder offenkundig in unverhohlener Zwietracht gegenüber.

Das galt auch für die bis 751 noch folgenden diversen Chariberts, Chilperichs, Childeberts, Childerichs, Theuderichs, Chlodwigs, Sigiberts, Chlothars, Guntrams und Dagoberts.

Verrat, Intrigen, Missgunst, Heimtücke, Verlogenheit, Machtpoker bis hin zu Bruderkriegen und Mord scheinen das Miteinander dieser Sippe nachhaltig geprägt zu haben. In diesem Tohuwabohu familiärer Zwistigkeiten soll die prägnanteste Zeit der Merowinger-Ära Chlothar II. (um 584-630) zuzuschreiben sein.

Chlothar I. (etwa 495-561)

Wer war Chlothar I.?

Der Merowinger Chlothar I. war der jüngste der vier Söhne Chlodwigs I.

Mit seinen Brüdern Chlodomer und Childebert eroberte Chlothar I. (523) Burgund, ein paar Jahre später (531), schloss er sich seinem Halbbruder Theuderich I. an, um Thüringen dem fränkischen Herrschaftsbereich einzugliedern. Im Jahre 532 ging es mit Bruder Childebert erneut gegen die obstinaten Burgunder und wieder gute zehn Jahre später (541) kämpften beide, allerdings erfolglos, gegen die Westgoten.

Trotz zunehmender familiärer Auseinandersetzungen unter den Brüdern – Missgunst, Verrat, Korruption und Mord machten Schule – gelang es Chlothar, die Zwistigkeiten und wiederholten Reichsteilungen zu überleben und das Fränkische Reich, nach dem Tod seines Bruders Childebert 558 Alleinherrscher, in den letzten gut drei Jahren bis zu seinem Tod wieder zusammenzuführen.

Chlothar war sechsmal verheiratet, verstarb 561 in der nordfranzösischen Stadt Compiégne, wurde im Kloster Saint-Médard in Soissons beigesetzt und hinterließ seinen vier Söhnen – Charibert, Chilperich, Guntram und Sigibert – in etwa das gesamte heutige Frankreich, die Beneluxstaaten und große Teile Deutschlands (Fränkisches Reich).

Als auch Charibert kurz darauf starb, wurde das Reich in

  • Austrien (Ostfranken mit Reims und Metz),
  • Neustrien (Westfranken mit Paris und Soissons) und
  • Burgund (an Loire Rhóne gelegen; Residenz: Orléans)

zuerst dreigeteilt, dann gegenseitig heftig umkämpft. Sehr viel später entstanden aus diesen Gegenden Frankreich und Deutschland.

Wie gingen die Söhne Chlothars I. miteinander um?

Nicht sehr freundlich. Die westgotische Gattin Chilperichs wurde von ihm selbst ermordet. Sigibert wurde auf Veranlassung einer gewissen Fredegund – erst Mätresse, dann Ehefrau Chilperichs – umgebracht.

Edgar Wallace lässt grüßen

Schließlich erlag auch Chilperich einem Mordkomplott – aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls angezettelt von der intriganten Fredegund. Irgendwann starb dann auch Brunichild, die Witwe Sigiberts. Sie wurde gevierteilt. Nur Guntram und Fredegund scheinen eines natürlichen Todes gestorben zu sein. Diese und etliche andere Machtkämpfe ruinierten das Fränkische Reich. Die Merowinger verloren mehr und mehr an Einfluss.

Chlothar II. (584-629/630)

Wer war Chlothar II.?

Chlothar II. war Chilperichs Sohn aus dessen Verbindung mit Fredegund.

Im Zuge der unter den Merowingern üblichen Familienstreitigkeiten gelang es ihm, die ursprünglich aus westgotischem Haus stammende Frankenkönigin Brunichild (550-613) – seine Tante – in kriegerischen Auseinandersetzungen um Burgund und Austrien zu erleichtern. Damit hatte Chlothar das „Fränkische Reich“ territorial um diese Gebiete erweitert sowie nebenbei den großen Rest des Reiches federführend unter seine Fittiche gebracht.

Brunichild wurde 613 auf unschöne Weise ins Jenseits geschickt. Die einen sagen, sie soll von einem Pferd zu Tode geschleift worden sein, andere sprechen vom Vierteilen. So ging man damals mit unliebsamen Tanten um. Nach Chlothar I., seinem Großvater, war nun wieder ein Merowinger Alleinherrscher über das Fränkische Reich.

Arnulf von Metz (582-640)

Nachdem Arnulf, Pippin der Ältere und Chlothar II. von Neustrien 613 gemeinsam für die Absetzung der austrasischen Königin Brunhilde gesorgt hatten, übernahm Arnulf Aufgaben am Hof Chlothars II.

Während dieser Zeit wurde er immer mächtiger und einflussreicher. Arnulf wurde nicht nur Bischof, sondern übernahm auch – neben Pippin dem Älteren – die Erziehung von Chlothars Sohn, der später als Dagobert I. ebenfalls König wurde. Arnulf war aber deutlich mehr als nur Erzieher: Neben seinem Bischofsamt gilt er auch als einer der engsten Berater von Chlothar II.

Als Arnulf mit den Jahren jedoch deutlich an Einfluss verlor, zeigte er wahre Größe: Er zog sich in eine Abtei in den Vogesen zurück und pflegte dort Aussätzige. Einige Zeit nach seinem Tod (640) wurde Arnulf in das später nach ihm benannte Benediktinerkloster "Abtei St. Arnulf in Metz" umgebettet.

Wer folgte auf Chlothar II.?

Nachdem Chlothar II. gute zehn Jahre allein – allerdings mit den auf dem Pariser Edikt festgehaltenen Einschränkungen – über das Frankenreich geherrscht hatte, setzte er 623 den 15-jährigen Dagobert als sogenannten Unterkönig in Austrasien/Austrien ein. Als dann etwa gute sechs Jahre darauf Chlothar II. im Winters 629/630 in Paris verstarb, wurde Dagobert König der Franken.

Pariser Edikt

Das Pariser Edikt (Edictum Chlotharii) ist eine Vereinbarung zwischen Chlothar II. und dem fränkischen Adel, die 614 auf der Synode von Paris festgeschrieben wurde. Mit dem Pariser Edikt wurden dem fränkischen Adel nicht unerhebliche politische Rechte eingeräumt. Der wesentlichste und folgenreichste Punkt dieser Übereinkunft war Chlothars II. Billigung, zukünftig das Reich von so genannten Hausmeiern verwalten und regieren zu lassen. Diese Zustimmung, die einem Machtverlust der Merowinger gleich kam, ließ im Gegenzug die Macht des Adels wachsen.

Dagobert I. (608/610-639)

Wer war Dagobert I.?

Dagobert I., Sohn Chlothars II., wurde – wie schon erwähnt – 623 mit 15 Jahren König des fränkischen Teilgebietes Austrien. Im Jahre 629, nach dem Tod seines Vaters, fiel ihm die Alleinherrschaft über das gesamte Frankenreich zu. Er gilt als letzter Merowingerkönig von Gewicht und Bedeutung. Dagobert war viermal oder fünfmal verheiratet, machte Paris zu seiner Residenz und widmete sich hingebungsvoll dem Bau der Basilika Saint-Denis in der Nähe von Paris, wo er als erster fränkischer König auch begraben (639) wurde.

Dagobert schloss Bündnisse. Im Jahre 631 zum Beispiel mit Byzanz, in den Jahren darauf auch mit den Langobarden und Sachsen.

Da der Zerfall des Fränkischen Reiches und der Merowingerdynastie auch unter Dagobert I. nicht mehr aufzuhalten war, ist es – wenn man so will – auch ein Verdienst von ihm, den karolingischen Hausmeiern den Boden bereitet zu haben. Nach Dagoberts I. Tod wurden die Hausmeier (maior domus) fester Bestandteil der Reichsverwaltung.

Dagobert I. und Dagobert Duck

Dagobert I. wurde auch "der Gute" genannt. Vielleicht deshalb, weil er eh mit der untergehenden Merowingerfamilie nichts wirklich Wichtiges mehr für das Reich beschicken konnte. Offenbar war er einfach nur ein netter Kerl. Oder, sein Beiname fand lediglich in Volkssagen Niederschlag. Wie auch immer – Fakt scheint zu sein, dass Dagoberts Name bei der ersten Übersetzung (1947) der amerikanischen Comicfigur Dagobert Duck Pate gestanden haben soll.

Was wurde aus den Merowingern nach dem Tod Dagoberts I.?

Nachdem es mit der Dynastie der Merowinger bereits nach dem Tod Chlothars II. peu á peu bergab ging – die Familie hatte sich dezimiert. Entweder haben ihre Mitglieder auf dem Schlachtfeld das Zeitliche gesegnet, das Leben durch Mord und Totschlag ausgehaucht, oder haben (seltener) auf natürliche Weise ihren letzten Gang angetreten – konnte auch Dagobert den weiteren Verfall nicht aufhalten.  

Bereits unter Dagoberts I. Nachfolgern, es gab da zwei Söhne, lag der Untergang der Merowinger in seinen letzten Zügen. Zug um Zug wurden die aufstrebenden Karolinger zur bestimmenden Macht im über etwa drei Jahrhunderte von der Dynastie der Merowinger regierten Fränkischen Reich.

Schließlich (751) entmachtete der Hausmeier Pippin III. (715-768; Vater Karls des Großen) den letzten Merowingerkönig (Childerich III.; gest. um 755) und setzte sich selbst die Königskrone auf. Das Amt der Hausmeier wurde abgeschafft; die karolingische Epoche begann. Unter anderen mit ihrer bis heute wichtigsten und berühmtesten königlich-kaiserlichen Figur – Karl dem Großen.

Nach der Teilung des Reiches 843 in Ost- und West, hielt sich das Ostfränkische Reich bis 911 und das Westfränkische Reich bis 987.

Exkurs

Was bedeuten die Begriffe Sal- und Rheinfranken?

Beide Stämme gehörten zu den im Rheingebiet siedelnden Franken. Im Laufe des 4. Jahrhunderts trennten sich ihre Wege.

  • Die Rheinfranken – nach ihrem ersten Herzog auch Ripuarier genannt – blieben im Rhein-Mosel-Gebiet. Also etwa in der Gegend um Köln über Mainz bis Worms und Speyer.
  • Die Salfranken (Salier) dagegen siedelten um die Rheinmündung und den Ärmelkanal herum, unterlagen aber dem unstillbaren Drang, beständig weiter nach Süden vorzudringen. Unter der Herrschaft des merowingischen Königs Childerich I. (gest. um 481/482) ließen sie sich in Toxandrien (belgisch-niederländische Grenzregion), dann in und um Tournai (älteste Stadt Belgiens) und noch später – unter Chlodwig I. – in Soissons (Nordfrankreich) nieder.

Wer oder was waren die Hausmeier?

Hausmeier, ein Amt, dass vermutlich bereits im Zuge der Völkerwanderung entstanden war und salopp mit dem neudeutschen Begriff "Facility Manager", sprich Hausmeister, beschrieben werden kann. Unter den Merowingern arrivierten die Hausmeier (maior domus) zum Vorstand königlicher Haus- und Hofhaltung mit weitreichenden Kompetenzen. Sie waren also so etwas wie Geschäftsführer für all das, was dem häuslichen Wohl der hochwohlgeborenen Herrschaft diente. De facto regierten sie in der zu Ende gehenden Zeit der Merowinger das Fränkische Reich.

Spätestens seit Dagobert I., der sich von den Hausmeiern Pippin (dem Älteren) und Arnulf, des Bischofs von Metz – beide aus dem Geschlecht der Karolinger – beraten ließ, drängten die aus dem fränkischen Adel stammenden Hausmeier zunehmend in Staatsämter.

Gegen Ende des 6. Jahrhunderts, einige Autoren nennen auch den Beginn des 7. Jahrhunderts, übernahmen die Hausmeier auch militärische Führungsaufgaben. Eindrucksvoll unterstrichen wurde das im Jahr 732, als der Hausmeier Karl Martell die Araber bei Tours und Poitiers besiegte.

Der Karolinger Pippin III. (715-768), Sohn Karl Martells und Vater Karls des Großen, war selbst Hausmeier bei den verbliebenen Merowingern in Neustrien, Burgund und in der Provence. Im Jahre 751 gelang es ihm, den letzten Merowingerkönig Childerich III. abzusetzen und sich selbst zum König der Franken proklamieren zu lassen. Woraufhin er unverzüglich das Amt der Hausmeier abschaffte.

Autor:

Quellen:

  • "Die Welt der Karolinger" (Pierre Riché/Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart)
  • "Deutsche Geschichte für Dummies" (Christian v. Ditfurth (Wiley-VCH Verlag, Weinheim)
  • "Geschichte - kompakt & visuell" (Philip Parker/Dorling Kindersley Verlag, München)
  • "Deutsche Geschichte - 500-1152" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
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