Wer war Florence Nightingale?
- Aktualisiert: Dienstag, 29. März 2022 09:12
Florence Nightingale (1820-1910), aus einer Familie der so genannten oberen Zehntausend aus England stammend, aber – anlässlich der Flitterwochen ihrer Eltern – in Florenz geboren, gilt anerkanntermaßen als Begründerin moderner Krankenpflege.
Gedenktag
Seit wann gibt es einen Gedenktag für Florence Nightingale?
Im 19. Jahrhundert reformerisch vornehmlich im Gesundheitswesen Großbritanniens tätig, wird das Gedenken an die Wegbereiterin fortschrittlicher Maßnahmen zur Pflege und Betreuung Kranker seit 1974 jährlich und weltumspannend am 12. Mai (Florence‘ Geburtstag), dem International Nurses Day oder, wie dieser Tag in Deutschland genannt wird, am Internationalen Tag der Pflege begangen und bewahrt.
Intuition
Wann und wodurch erkannte Florence Nightingale ihre Bestimmung?
Obwohl als junge Frau – weitestgehend unüblich zu ihrer Zeit – bestens gebildet, sprachgewandt, kommunikativ und freundlich im gesellschaftlichen Miteinander, beginnt Florence bereits mit Siebzehn zu spüren, dass ihre Bestimmung in der Pflege kranker Menschen liegt.
Erste Erfahrungen in diesem Zusammenhang macht sie im Winter 1836/37 während einer in ganz Europa grassierenden Grippeepidemie, an der sowohl die Familie, als auch die komplette Dienerschaft erkrankt und von Florence – als einzig vom Virus Verschonte – gepflegt wird.
Ausbildung und Entwicklung
Wie trieb Florence ihren Berufswunsch weiter voran?
Ihr soziales Engagement ist nun zwar geweckt, stößt in der praktischen Umsetzung bei den Eltern jedoch auf strikte Ablehnung. Der Beruf einer Krankenpflegerin sei nicht standesgemäß, hieß es. Nichtsdestotrotz, Florence blieb dran,
- bildete sich – sozusagen autodidaktisch – weiter,
- besichtigte auf einer Romreise mit einem befreundeten Ehepaar, aber ohne Eltern, mehrere Krankenhäuser,
- löste nach der Rückkehr eine von den Eltern zu gern gesehene Verlobung mit einem gewissen Richard Milnes,
- schaffte es 1851, mit Einwilligung der Eltern, für einige Monate nach Kaiserswerth bei Düsseldorf zu gehen, um an den Seminaren des dort 1836 vom evangelischen Pfarrer Theodor Fliedner (1800-1864) gegründeten Krankenhauses mit angeschlossener Bildungseinrichtung für Diakonissen teilzunehmen und
- ergänzte im Anschluss daran ihre theoretischen Kenntnisse durch praktische Anwendung an verschiedenen Krankenhäusern in Paris.
Erste leitende Stellung
Vermutlich, weil sich Florence‘ beispiellose Einsatzfreude, Hingabefähigkeit und ihr pflegerisches Können bis in die Reihen des seinerzeit noch unterentwickelten englischen Gesundheitswesens herumgesprochen hatte, übernahm Florence Nightingale 1853, da war sie Dreiunddreißig, die ihr angebotene Leitung des im März 1850 eröffneten "Establishments for Gentlewomen during Temporary Illness" (Einrichtung für sanfte Frauen während vorübergehender Krankheiten).
Schlüsselerlebnis
Wo und wie wurde Florence zur "Lady mit der Lampe"?
Anlässlich des Krimkrieges (1853-1856).
In diesem Krieg kämpften – aus geopolitischen Interessen aller Beteiligten – das Osmanisches Reich gegen Russland. Unterstützt wurden die Osmanen von Frankreich, Großbritannien und Sardinien-Piemont. Und das alles, weil Russland sein Herrschaftsgebiet zu Lasten des Osmanischen Reiches zu erweitern gedachte. Ein Unternehmen mit verheerenden Auswirkungen.
Von einem funktionierenden Sanitätswesen noch meilenweit entfernt, waren die Umstände – unter denen die mangelernährten und ausgezehrten Verletzten, wenn überhaupt, behandelt wurden – miserabel, jämmerlich und ausgesprochen beklagenswert.
Die Unterkünfte der durch Verwundung außer Gefecht gesetzten Landser und/oder an sonstigen Plagen (z.B.: Cholera und Typhus) Erkrankten, schrien in ihrer katastrophalen Ausstattung geradezu zum Himmel. Von Hygienemaßnahmen keine Spur. Es fehlte schlicht an Allem.
Tausende der armen Teufel starben an Seuchen, schlechter und knapper Ernährung sowie an unzureichender medizinischer Betreuung.
Lady mit der Lampe
In England war es der Staatssekretär im britischen Kriegsministerium, Sidney Herbert (1810-1861), auf dessen Bitten hin Florence Nightingale mit etwa Dreidutzend Pflegerinnen nach Scutari (heute: Üsküdar/Türkei) aufbrach und dort auf diese unhaltbaren Zustände stieß.
Innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit sorgte Florence – teils sogar auf eigene Rechnung – für Kleidung, Verpflegung und dringend benötigtes medizinisches Equipment. Und, die eine oder andere der ihr unterstehenden Pflegerinnen wechselten sogar direkt in die Lazarette auf der Krim.
Oft soll Florence, so heißt es, des späten Abends nach den Patienten gesehen haben. Mit einer Lichtquelle. Ob das nun eine Laterne, Kerze oder eine Fackel war, egal, schon bald war Florence Nightingale in der öffentlichen Wahrnehmung: The Lady with the Lamp (Lady mit der Lampe).
Heimkehr und Würdigung
Wie verlief Florence Nightingales Leben nach dem Krimkrieg?
Selbst erkrankt,
- kehrte Florence im Sommer 1856 zurück nach London,
- hielt ihre Eindrücke und Erfahrungen in einer Reihe Abhandlungen (Notes of Hospital, Notes on Nursing) fest,
- gründete 1860 am St Thomas‘ Hospital in London die erste Ausbildungsstätte für Krankenschwestern (Nightingale School of Nursing),
- lebte aber, aus Krankheitsgründen, bis Anfang der 80iger Jahre des 19. Jahrhunderts weitestgehend zurückgezogen.
Gleichwohl – das Verdienst, nicht nur das englische Gesundheits- und Sanitätswesen, sondern ebenfalls die Krankenpflege ganz allgemein zu einem gesellschaftlich wertgeschätzten Beruf für Frauen, auch über die Grenzen der britischen Inseln hinaus maßgeblich beeinflusst zu haben, ist ganz eindeutig auf das unermüdliche Wirken dieser außergewöhnlichen Frau zurückzuführen.
Und nicht zuletzt hatte Florence‘ unablässiges Engagement eine nicht zu unterschätzende Signalwirkung auf Henry Dunant (1828-1910), den Gründer des Roten Kreuzes.
Ehrung
Zwei Jahre vor ihrem Tod 1907, wurde Florence Nightingale von König Edward VII. (1841-1910) mit dem britischen Verdienstorden (Order of Merit) ausgezeichnet.
Quellen:
- "Glorious Book for Heros" (Ian & Jeff Kennedy/Verlagsgruppe Random House – cbj)
- "Florence Nightingale – Nur Taten verändern die Welt" (Nicolette Bohn/Patmos Verlag)