Olmeken, Zapoteken, Mixteken: Wer sind das denn?
- Aktualisiert: Donnerstag, 06. Januar 2022 11:30
Die hier genannten Olmeken, Zapoteken und Mixteken gehören zu den "vorkolumbianischen" Indianervölkern Mittelamerikas. Genauer gesagt: Mexikos. Das Volk der Olmeken gilt, neben der peruanischen Chavín-Kultur, als Begründer der ersten Hochkultur Mittelamerikas oder auch Mesoamerikas.
Olmeken
Archäologischen Erkenntnissen zur Folge soll die Kultur der Olmeken ihren Ursprung etwa um 1800 v. Chr. an den Küsten im Süden Mexikos gehabt haben. Der Name stammt nicht von ihnen selbst.
Vielmehr wurde der auf die Sprache der Azteken zurückgehende Ausdruck, der soviel wie 'Menschen aus Olman' bzw. 'Menschen aus dem Kautschukland' bedeutet, von Wissenschaftlern etwa zur Mitte des vorigen Jahrhunderts geprägt.
Ausgrabungsstätten
Die etwa ab den zwanziger/dreißiger Jahren des 20. Jhts ernsthaft begonnenen und immer noch andauernden Ausgrabungen – im Wesentlichen in den Zentren:
- San Lorenzo Tenochtitlan im Bundesstaat Veracruz/Mexiko,
- Tres Zapotes, Kleinstadt und Ausgrabungsstätte im Bundesstaat Veracruz/Mexiko
- Cerro de las Mesas im Bundesstaat Veracruz/Mexiko sowie
- La Venta im Bundesstaat Tabasco/Mexiko,
haben inzwischen erheblich dazu beigetragen, Licht ins Dunkel der olmekischen Kultur (mit ihrer angenommenen Blütezeit zwischen 1200 bis 400 v. Chr.) zu bringen.
Funde
So wurden u. a. ein mit Schriftzeichen/Symbolen versehener Stein,
- der so genannte „Cascajal-Stein“,
- relativ gut erhalten gebliebene Tempelanlagen,
- Überbleibsel von Häusern aus Flechtwerk, Lehm und Palmenblättern,
- Basaltaltäre,
- monumentale Steinköpfe,
- Statuen mit Darstellungen sitzender Menschen sowie
- eine Reihe Jaguar- und andere Tierfiguren gefunden,
die durchaus zu Rückschlüssen auf Lebensform, Zeitgeist und kulturelle Eigenart der Olmeken führen lassen – auch, wenn einiges dabei lediglich auf Vermutungen beruht. Fest dagegen scheint zu stehen, dass es die Olmeken tatsächlich gegeben hat und – wie man so sagt – Indianer gewesen sind.
Offene Fragen
Trotz intensiver wissenschaftlicher Beschäftigung mit den weiter oben genannten Funden und deren Interpretation seit der Entdeckung des ersten von inzwischen siebzehn Kolossalköpfen im Jahr 1862, bleibt das Reich der Olmeken bisher also in weiten Teilen unergründlich.
So bleibt immer noch rätselhaft, ob sie je eine einheitliche Volksgemeinschaft in einem fest umrissenen Staatsgebiet unter politischer Führung eines Herrschers gebildet haben und durch wen oder was ihre Kultur etwa ab 400 v. Chr. herum zerstört oder schlicht von nachfolgenden Kulturen verdrängt wurde.
Zapoteken
Erste Auffälligkeiten
Möglicherweise bereits seit etwa 1000/800 v. Chr. in der Umgegend der heutigen Stadt Oaxaca de Juaréz im Bundesstaat Oaxaca/Mexiko ansässig, wurden die Zapoteken geschichtlich erst so richtig um 500/300 v. Chr. auffällig. Und zwar im Zuge ihrer Besiedlung der vormals von den Olmeken bewohnten antiken Stadt Monte Albán (Weißer Berg).
Monte Albán
Monte Albán wurde, so ist allenthalben nachzulesen, in der Hochphase der Zapotekenkultur (etwa 500 v. Chr. bis 900 n. Chr.) zu einer herrschaftlichen Stadt. Herleiten lässt sich diese Annahme durchaus aufgrund der in den 1930-iger Jahren begonnenen Ausgrabungen.
So lassen noch heute die auf dem archäologischen Areal zu besichtigen Freilegungen (wie beispielsweise):
- Paläste,Tempel und Pyramiden,
- ein Observatorium,
- Stelen,
- ein Ballspielplatz,
- über einhundert Grabstätten und
- der Tempel der „Danzantes“ (span.: „Tänzer“),
die politische Macht und den wirtschaftlichen Wohlstand der Zapoteken erahnen und Rückschlüsse auf Religion und Kultur (u. a. Schrift, Kalender) ziehen.
Und plötzlich waren sie weg
Dann, etwa irgendwann zwischen 900 und 1000/1250 n. Chr., verschwand die Kultur der Zapoteken auf bisher nicht schlüssig zu erklärende Weise.
Möglich, sogar ziemlich wahrscheinlich, ist, dass sie von den aus
- Puebla und Cholula stammenden Mixteken verdrängt wurden,
- mit Zaachila eine neue Hauptstadt und mit Mitla ein neues religiöses Zentrum schufen,
- ab 1521 von den spanischen Konquistadoren zum Katholizismus, mehr oder weniger, gezwungen wurden aber trotz allem – nach Schätzungen aus den 90-iger Jahren des 20. Jahrhunderts – noch heute mit etwa einer halben Million Nachfahren in Mexiko vertreten sind...
Erläuterungen
- „Danzantes“: Männliche, auf steinernen Reliefplatten dargestellte Figuren in bizarren Körperhaltungen, die ursprünglich für Tänzer (Danzantes) gehalten wurden. Angenommen wird inzwischen aber, dass es sich dabei in Wirklichkeit um in Stein gehauene Abbildungen gegnerischer Gefangener handeln könnte,
- Monte Albán: Archäologische Ausgrabungsstätte nahe der Stadt Oaxaca im gleichnamigen Bundesstaat Mexikos gelegen und 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt,
- Puebla: Mexikanischer Bundesstaat mit der gleichnamigen Hauptstadt,
- Cholula: Heute – San Pedro Cholula unweit der Stadt Puebla mit der wohl größten erhaltenen und seit Anfang des 20. Jahrhunderts erforschten Pyramide, der "Pyramide von Cholula", der Welt,
- Zaachila: Heute – Ruinenstadt nahe Oaxaca de Juárez/Mexiko,
- Mitla: Heute – archäologische Ausgrabungsstätte bei San Pablo Villa de Mitla/Mexiko.
Mixteken
Unklare Herkunft
Woher die Mixteken kamen ist nicht bekannt, dass sie etwa im Laufe des 7. Jahrhunderts n. Chr. in Zentralmexiko, genauer: In die Gegend der heutigen Bundesstaaten Oaxaca, Guerrero und Puebla eingewandert sein müssen dagegen schon.
Die Städte Tilantongo, Mitla und Monta Albán
Während sie ihre Hauptstadt Tilantongo vermutlich um 692 n. Chr. gegründet haben, haben sich die Mixteken später dann wohl, etwa um 900-1000 n. Chr. herum, ins gemachte Nest gesetzt. Kurzerhand verdrängten sie die vormals im Oaxacatal lebenden Zapoteken und übernahmen – unter anderen – deren Zentren Mitla und Monte Albán.
Lebensart
Priester, Menschenopfer und Prophetie
Vermutlich nie in einem gemeinsamen Staatengebilde, sondern in kleineren „Fürstentümern“ strukturiert, nutzen die Mixteken die Stadt Monte Albán vornehmlich als Begräbnisstätte und machten Mitla – ähnlich der Stadt Achiutlan mit dem (angeblichen) Heiligtum 'Herz des Volkes' – zu ihrem religiös-kulturellen Zentrum.
Orte, an denen die zur oberen Klasse gehörenden Priester ihren Göttern huldigten, diesen wohl auch hin und wieder rituelle Opferungen (auch Menschenopfer) brachten und sich von Sehern die Zukunft prophezeien ließen.
Hirschleder, Wolkenland und Kunstgewerbe
Reichhaltigen archäologischen Funden zur Folge – zum Beispiel zahlreicher in Bilderschrift auf Hirschleder verfasster Hinterlassenschaften – ist als gesichert anzunehmen, dass das, von den Azteken 'Volk aus dem Wolkenland' genannte, indianische Urvolk der Mixteken über eine eigene Sprache, einen Kalender und eine ausgesprochen brillante Goldschmiede- und Töpferkunst verfügte.
Der Lauf der Dinge
Zwar eroberten die Azteken etwa um 1490 das Oaxacatal, und die spanischen Konquistadoren machten 1521 wiederum den Azteken den Garaus – aber, es gibt sie noch, die Mixteken. Zugegeben, gemessen an der Gesamtbevölkerung Mexikos mit ungefähr 120 Millionen Einwohnern lediglich in homöopathischer Größenordnung. Aber immerhin!
Fußnoten
Tilantongo – heute: Ausgrabungsstätte nahe Santiago Tilantongo im Bundesstaat Oaxaca/Mexiko,
Achiutlan – heute: Stadt und Gemeinde San Juan Achiutla im Bundesstaat Oaxaca/Mexiko, zur Zeit der Mixteken Aufbewahrungsort eines Nationalheiligtums, des so genannten 'Herzen des Volkes' – eines in seiner Größe unübertrefflichen Smaragds, der im Zuge der Eroberung durch die Spanier im 16. Jahrhundert einfach so verschwand. Auf mysteriöse Weise. Niemand weiß wer, wann, wohin und ob überhaupt ...
Quellen:
- "Geschichte - kompakt & visuell" (Philip Parker/Dorling Kindersley München)
- "Das alte Mexiko - Geschichte und Kultur der Völker Mesoamerikas" (Hannes J. Prem, Ursula Dyckerhoff/ Bertelsmann)