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Indianer: Fragen und Antworten

Über das Woher lässt sich mit hundertprozentiger Sicherheit bisher nichts sagen. Die Meinungen darüber gehen noch auseinander. Allerdings wird aufgrund archäologischer Funde eine erste Besiedlung – zum Beispiel Brasiliens – etwa um 30.000 v. Chr. angenommen. Aber darüber, woher diese Leute wirklich kamen, gibt es trotz allem nur zwei plausible Theorien.

Herkunft

1. Theorie – über die Beringstraße kommend?

So wird in der Mehrzahl der zur Verfügung stehenden Dokumentationen über die Herkunftsfrage der Indianer die These vertreten, dass die Vorfahren – sowohl der nord- als auch der südamerikanischen Indianer/Indios – während der so genannten 'letzten' Eiszeit ihre Zelte auf dem amerikanischen Kontinent aufgeschlagen haben.

Das muss somit vor etwa 35- bis 20.000 Jahren gewesen sein.

Und zwar von Asien aus kommend über die zu der Zeit zugefrorene Meeresenge der Beringstraße (zwischen Asien/Sibirien/Russland und Amerika/Alaska).

Darüber hinaus wird vermutet, dass die einen Stämme im Norden des Kontinents blieben, andere Völker dagegen wahrscheinlich weiter zogen, um sich in Südamerika niederzulassen.

2. Theorie – aus Polynesien kommend?

Die zweite Theorie schränkt diese Annahme ein. Hier wird die Meinung vertreten, dass die südamerikanischen Ureinwohner überhaupt nicht an dem strapaziösen Trip von der Beringstraße bis in den südlichen Teil Amerikas beteiligt waren, sondern – ebenfalls im Verlauf der letzten Eiszeit – von den pazifischen Inseln Polynesiens (Ozeanien) gekommen sind.

Das Meer, so wird in diesem Fall weitestgehend als verbindlich angenommen, war zu dieser Zeit klimatisch 'trockengelegt', der Meeresgrund sozusagen 'vorübergehend' Lebensraum für Vegetation, Tier und Mensch.

Nun ja, so könnte es möglicherweise!? auch gewesen sein. Wie auch immer. Irgendwann waren sie dort. Die Indianer. In Süd- und Nordamerika ...

Namensgebung

Warum werden Indianer Indianer genannt?

Der Begriff Indianer, der die Ureinwohner des amerikanischen Kontinents meint, wird landläufig auf das spanische Wort Indio zurückgeführt. Eine Bezeichnung für die Eingeborenen, auf die Christoph Kolumbus 1492 bei seiner ersten Reise in die 'Neue Welt' traf.

Nach Betreten einiger kleinerer Inseln, ging Kolumbus schließlich auf Hispaniola, einer der zur Inselgruppe der Großen Antillen (Kuba, Jamaika, Puerto Rico und eben Hispaniola) gehörenden Karibikinseln an Land und nannte sie, die Insel, enthusiastisch 'La Isla Espanola' ('Spanische Insel').

Mag sein, dass daraus dann der Name Hispaniola (heute: Haiti und  Dominikanische Republik) abgeleitet wurde, mag aber auch sein, dass die Engländer, bekannt für ihren eigenwilligen Humor, an der Namensgebung Hispaniola (Kleinspanien) beteiligt waren.

Fehlannahme

Da der gute Kolumbus sein Leben lang nicht davon abzubringen war, (West)Indien statt Amerika entdeckt zu haben und niemand anderer sich bemüßigt fühlte Kolumbus zu korrigieren, hat sich die Bezeichnung 'Indio/Indianer' letztlich – und vor allem nachhaltig – für die von ihm auf den Großen Antillen angetroffenen Bewohner ins kollektive Gedächtnis eingegraben.

Korrektur

Trotz der heute gebräuchlichen Begriffe, wie beispielsweise

  • „American Indian“ oder „Native Americans“ in den USA,
  • „Red Indiens“ im Englischen,
  • „Indiens“ in Frankreich oder
  • „Indios“ im deutschen Sprachgebrauch

für die mittel- und südamerikanische Urbevölkerung, ist die Wortprägung Indianer irgendwie nicht aus der Welt zu schaffen. Was auch unter anderen an Karl May's Gesammelten Werken (z.B.: 'Winnetou', 'Old Shurehand', 'Der Schatz im Silbersee', 'Der Ölprinz') oder James Fenimore Coopers 'Lederstrumpf' mit – beispielsweise – den Erzählungen 'Der Wildhüter' und 'Der letzte Mohikaner' liegen mag.

Apropos

In „Langenscheidts Universal-Wörterbuch Spanisch-Deutsch, Deutsch-Spanisch“ wird das Wort Indio sowohl mit Inder, als auch Indianer übersetzt. Allerdings haben Letztere absolut nichts mit Indien und Indern zu tun.

Wurden die nordamerikanischen Indianer tatsächlich ausgerottet?

Das kann man wohl uneingeschränkt so sagen. In den Jahrhunderten, die auf die Entdeckung Amerikas 1492 durch Christoph Kolumbus folgten, wurden die Indianer peu á peu von den europäischen Emigranten durch Vertreibung, Hungersnöte und Tod in der Tat so gut wie ausgerottet.

Emigranten, das waren im Wesentlichen die in ihrer Heimat Europa politisch oder religiös Verfolgten und/oder Aus-/Umsiedler aus wirtschaftlichen Gründen.

Lebensweise

Während sich in Mittel- und Südamerika Hochkulturen – beispielsweise die der Azteken, Inkas und Mayas – entwickelten, gab es Prozesse dieser Art im Norden des Kontinents dagegen nicht.

Dort lebten die Indianer, so wird als gesichert angenommen, in bis zu vier-/fünfhundert eigenständigen Stammesgemeinschaften. Und die Mitglieder dieser zahlreichen und in ihrem Lebensstil (Jäger, Sammler, Fischer) durchaus unterschiedlich ausgerichteten Zusammenschlüsse der – zum Beispiel:

  • Apachen, Blackfeet, Cherokee, Cheyenne, Comanchen, Hopi, Irokesen, Kiowa, Navajo, Seminolen und Sioux,

definierten die Zugehörigkeit zu ihrem Stamm in der Regel jeweils über ihre Sprache, Religion, Sitten und Brauchtum.

Wie die Indianer von den Kolonisten zu bösen Schurken gestempelt wurden

Zu Beginn der auf Kolumbus folgenden 'Invasion' europäischer Auswanderer, begegneten die arglosen und bisher weitestgehend mit der Umwelt im Einklang lebenden Ureinwohner den Abenteurern, Fallenstellern (Trapper), Pelztierjägern, Goldgräbern, Missionaren, Revolverhelden, Siedlern, Kavalleristen und sonstigen Glücksuchern ausgesprochen unbefangen und friedlich.

Die Mehrheit der überwiegend protestantisch-puritanisch geprägten Zuwanderer dagegen hielt die Indianer für unkultivierte und unzivilisierte Wilde, für deren kulturelle Andersartigkeit und fremd erscheinenden Gewohnheiten sie – mit den Ausnahmen, die die Regel bestätigen – höchstens partiell Interesse zeigten.

Der lange Weg der Indianer in die Reservate

Und im Laufe des 16./17. Jahrhunderts, als die Europäer sukzessive begannen immer weiter ins Landesinnere vorzudringen und die Besiedlung des ihrer Ansicht nach von 'Gott geschenkten' Grund und Bodens auch mit Gewalt für sich zu reklamieren, hatten die – abwertend auch 'Rothäute' genannten – Ureinwohner letztlich keinerlei Chance mehr. Ihr Untergang war nicht aufzuhalten.

Die Indianer wurden nicht nur durch die von den Eindringlingen eingeschleppten Krankheiten dahingerafft, sondern verloren durch das rücksichtslose Vordringen der Kolonisten, einhergehend mit der

  • Habgier und Gewaltbereitschaft der Invasoren,
  • den schlussendlich an Indianern verübten Gewaltexzessen,
  • kriegerischen Auseinandersetzungen1),
  • der unfreiwilligen Umsiedlung in Reservate sowie schlicht durch
  • Hunger, Armut und Diskriminierung

schritt- und reihenweise (bis ins 19. Jahrhundert hinein) ihre angestammten Jagdgründe und damit auch ihre Selbständigkeit und Würde. Woran sich auch – trotz der Möglichkeit, die amerikanische Staatsbürgerschaft (ab 1924) erhalten zu können sowie ihre Kultur, Sitten und Gebräuche pflegen zu dürfen (ab 1934) – nicht viel geändert hat.

Fazit

Zusammengenommen lässt sich im nachhinein mit Fug und Recht feststellen, dass die Vorfahren der heute immer noch in Reservaten lebenden indianischen Minderheit, die mit etwa 1,5% Anteil an der US-Bevölkerung beziffert wird, im Rahmen der so genannten Erschließung des nordamerikanischen Kontinents fraglos Opfer eines – bis heute allerdings nur wenig bis gar nicht im öffentlichen Bewusstsein verankerten – Genozids (Völkermord) zum Opfer gefallen sind.

Epilog

1) Indianerkriege: Kriegerische-/militärische Auseinandersetzungen in den heutigen USA zwischen den europäischen Einwanderern und den indianischen Ureinwohnern vor und nach der "Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung" von 1783.

Von den round about einhundert Kriegen, Schlachten, Aufständen, Rebellionen, Feldzügen, Gefechten und Massakern gelten als die bekanntesten

  • die Schlacht von Mabila (1540),
  • das Jamestown-Massaker (1622),
  • der Pueblo-Aufstand (1680),
  • die Franzosen- und Indianerkriege (1754-1763),
  • die Texanischen-Indianerkriege (1821-1875),
  • der „Lange Marsch der Navajo“ und das Sand-Creek-Massaker an den Cheyenne (1864),
  • die Schlacht am Little Bighorn/Montana (1876)

In der letztgenannten Schlacht wurde allerdings das 7. US-Kavallerie-Regiment unter George Armstrong Custer von den Sioux, Arapaho und Cheyenne und anderen Stämmen unter ihren Häuptlingen Sitting Bull und Crazy Horse, vernichtend geschlagen. 

Und – last but not least – gab's da noch

  • das Massaker von Wounded Knee (1890),

mit dem das berechtigte Aufbegehren der Indianer gegen den militärisch überlegenen „Weißen Mann“, der ihnen nur Vertreibung, Hunger, Tod und Ausrottung gebracht hatte, endgültig sein Ende fand.

Autor:

Quellen:

  • „Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses“ (Dee Brown – Knaur Taschenbuch Verlag)
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