Karl I. von Anjou: Wer war das?
- Aktualisiert: Dienstag, 29. November 2022 08:03
Karl I. von Anjou (1227-1285) aus der Familie der Kapetinger, war der jüngste von neun Söhnen König Ludwigs VIII., des Löwen, von Frankreich (1187-1226). Seine Mutter war Blanche/Blanca von Kastilien.
Persönliches
Wer waren Karls Ehefrauen und Kinder?
Karl, der schon zu Lebzeiten als unangenehmer Patron galt, war zweimal verheiratet:
Mit
- Beatrix "von der Provence" (1234-1267) und
- Margarethe "von Burgund" (1250-1308).
Aus der Verbindung mit Beatrix hatte er sieben Kinder; aus der Ehe mit Margarethe ein Mädchen.
Familie, Jugend und Ritterschlag
Wie erlebte Karl I. von Anjou seine frühen Jahre?
Fünf seiner Brüder verstarben im Kindesalter, zwei weitere, Robert und Alfons, erhielten später Grafschaften, und Ludwig (1214-1270) war – als IX. des Namens – von 1226 bis zu seinem Tod als Nachfolger seines Vaters König von Frankreich.
Seine Jugend verbrachte Karl in Paris,
- heiratete 1246 Beatrix von der Provence,
- erhielt im gleichen Jahr von seinem Bruder Ludwig IX. den Ritterschlag,
- beteiligte sich von 1248 bis 1250 am Kreuzzug Ludwigs, der ihn nach Ägypten führte, wo das Kreuzfahrerheer die Stadt Damiette einnahm,
- verlor allerdings beim Ansturm der Stadt al-Mansura seinen Bruder Robert de Artois
und begann 1252, auf Initiative Papst Innozenz´ IV. (etwa 1195-1254),
- Verhandlungen mit der Kurie über das Königreich Sizilien.
Destruktion & Ohne Fortune
Was war der eigentliche Beweggrund dieser Verhandlungen?
Hintergrund dieser Unterredungen, in die auch Karls Schwager Richard von Cornwall (1209-1272; Sohn des Königs Johann Ohneland und Neffe Richard Löwenherz´) einbezogen wurde, war schlicht und einfach die Tatsache, dass der Papst jemanden suchte, der ihm half, die verhassten Staufer loszuwerden.
Allerdings erwiesen sich die Gespräche, über die die Päpste Innozenz IV. (1254) und Alexander IV. (1261) hinweg starben, als ausgesprochen zäh und unergiebig. Aber dann kam Papst Urban IV. (*1200/°1264) und endlich – 1265 – kam es unter Papst Clemens IV. doch noch zu einer Einigung.
Karl I. von Anjou wurde das Königreich Sizilien zugesprochen, musste dafür allerdings seine Ansprüche auf Italien und die Kaiserkrone ad acta legen. Kein Problem, besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Also setzte ihm Papst Clemens, Anfang Januar 1266, die Krone Siziliens aufs Haupt. Was folgte, war die – auch vom Papst favorisierte – Auslöschung der Stauferdynastie.
Wer machte Karls Omnipräsenz ein Ende?
Das geschah zuerst bei Benevent (Kampanien/Italien) - obwohl die Staufer Manfred gegen Karls Truppen und wenig später Konradin bei Tagliacozzo (Abruzzen/Italien) letztlich keine Chance gegen den Franzosen hatten.
Manfred fiel 1266 in der Schlacht bei Benevent, Konradin wurde auf dem Marktplatz von Neapel öffentlich enthauptet. Beides machte Karl I. von Anjou zwar zum mächtigsten Herrscher Westeuropas. Aber seine Allmachtspläne – unter anderen: Fuß zu fassen in Byzanz und König von Jerusalem zu werden – konnte er schlussendlich nicht wirklich durchsetzen.
In Jerusalem scheiterte Karl an Hugo III. von Zypern (um 1235-1284), der zu der Zeit als Hugo I. auch König von Jerusalem war. Was er auch bleiben wollte. Also lehrte Hugo Karl das Fürchten, der seine geplante Offensive gegen Byzanz daraufhin unvermittelt abblasen musste. Außerdem hatten sich die Insulaner Siziliens gegen Karl und seine ungeliebte Herrschaft erhoben – was schließlich am Ostermontag 1282, zur Vesperzeit, in die später sogenannte "Sizilianischen Vesper" mündete.
Letzte Jahre
Was gründete Karl I. von Anjou im Anschluss an das Gemetzel?
An diesem Ereignis ("Sizilianischen Vesper"), das geradezu zu einem Massenmorden an den Franzosen geführt hatte, manifestierte sich Karls Niedergang.
Obwohl im Anschluss daran Sizilien zwar an Peter III. von Aragón (1240-1285) fiel, konnte Karl sich vorerst dennoch in Apulien und Kalabrien halten. Immer noch munter, begründete er das "Königreich von Neapel“.
Damit war das Königreich Sizilien fürs Erste sozusagen zweigeteilt, wobei sich allerdings die Herrscher – sowohl des Festlands- als auch des Inselreiches – jeweils als Könige von Sizilien bezeichneten.
Drei Jahre nach der "Sizilianischen Vesper“, im Januar 1285, verstarb Karl im Alter von achtundfünfzig Jahren in Foggia.
Quellen:
- "Deutsche Geschichte" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
- "Auszug aus der Geschichte" (Dr. Karl Ploetz/A.G. Ploetz-Verlag)