Wer war "Karl der Verräter"?
- Aktualisiert: Freitag, 12. Mai 2023 07:42
Den Spitznamen "Karl der Verräter" bekam Charles III., Herzog von Bourbon-Montpensier. Das war ein französischer Heerführer im frühen 16. Jahrhundert (1490-1527). Den unrühmlichen Beinamen erhielt er von seinen Landsleuten, nachdem er zu Frankreichs Erzfeind, dem Habsburger Karl V., übergelaufen war.
Auch sonst wird die Vita von Herzog Charles III. nicht von sympathischen Handlungen geziert. Im Gegenteil. Und sie endete mit einem der schlimmsten Verbrechen der Weltgeschichte.
Erst ungehobelt, dann beleidigt, dann Verräter
Die Geschichte in Kurzform: Charles III. war ein Mitglied des französischen Adels. Durch Erbschaft war er zu großen Besitztümern gelangt. Da er sich in einigen Kriegen durch große Tapferkeit ausgezeichnet hatte (ein Rauhbein also), wurde er vom französischen König Franz I. zum Statthalter von Mailand ernannt. Dort benahm er sich aber des Öfteren daneben und wurde von Franz I. wieder nach Frankreich zurückbeordert. Das ärgerte Charles und als er dann nach dem Tod seiner Frau nicht alle ihrer Besitztümer erbte (auf die erhob die Mutter der Königin Anspruch), kam es zum Bruch mit Franz I. und der Herzog wechselte die Seiten.
Der große Gegenspieler von Franz I. war damals der Habsburger-König Karl V., der spätere Kaiser. Und eben der versprach unserem Herzog viele Besitztümer, wenn er zu ihm überlief. Dann ging es noch ein bisschen hin und her, weil nun wiederum Franz I. zu buhlen begann (offenbar wegen Charles Fähigkeiten auf dem Schlachtfeld), aber am Ende lief Charles III. tatsächlich über und kämpfte fortan gegen seine Landsleute.
Wegbereiter des Sacco di Roma
Aber auch von Karl V. fühlte sich Charles kurz darauf schlecht behandelt, wieder ging es um zugesagte Ländereien. Das führte nunmehr zum kompletten Kontrollverlust einer offensichtlich ohnehin schon schwierigen Person. Charles III., ehemals Herzog von Bourbon-Montpensier, sagte sich von Karl V. los, scharte eine Riesenarmee an frustrierten Landsknechten und Söldnern um sich, zog nach Rom und war damit Wegbereiter einer der schlimmsten Plünderungen der Geschichte – dem Sacco di Roma. Charles selbst wurde aber schon bei der Erstürmung von einer Kugel getroffen und starb.