Was macht Europa eigentlich zu Europa?
- Aktualisiert: Dienstag, 19. April 2022 14:53
Eigentlich umfasst Europa lediglich etwa 20% der eurasischen Landmasse (Asien plus westlichem Zipfel); wird aber historisch und kulturell seit altersher als eigenständiger Kontinent betrachtet.
Wenn Europa (mit 46-, 48- oder sogar 51 Ländern) also keineswegs als geographische Einheit zu bestimmen ist, was macht dann dieses heute mit über 700 Millionen Menschen bewohnte Gebilde zu einem eigenständigen „Erdteil“?
Mythologie und vier Quellen
Sieht man einmal ab von der griechischen Mythologie, in der die Geschichte von Zeus – dem in einen Stier verwandelten Göttervater – und der von ihm entführten Königstochter Europa erzählt wird, auf die die Namensgebung zurückgehen soll, sind es im Wesentlichen vier Quellen, die uns heute Europa als eine Einheit empfinden lassen:
Das Griechentum,
- das außer wissenschaftlichen Grundlagen in der Mathematik, Physik, Medizin, Philosophie und Geschichtsschreibung auch das Grundmodell der Demokratie schuf und für Jahrtausende die europäische Kunst beeinflusste.
Das Römertum,
- das mit der Einrichtung einer Beamtenschaft unter zentraler Verwaltung sowie einer Rechtsprechung mit für alle Menschen gleich geltenden Gesetzen, die Voraussetzungen für ein mächtiges, weltumspannendes Staatswesen schuf.
Das Christentum,
- das entscheidend das europäische Denken, seine Ethik und Moral formte.
Das Frankenreich,
- welches als einziges unter den Germanenreichen dauerhaften Bestand hatte, mit den Karolingern unter Karl dem Großen das griechisch-römisch-christliche Erbe mit ganzer Kraft weiter trug und mit dessen Vorstellungen erfüllte.
Im Laufe der Zeit
Nach der Zerschlagung und dem Zerfall der griechischen und römischen Kulturen durch den Einfall der Germanen auf römischem Gebiet und dem Aufstieg des Islam, entstand im Westen Europas – unter Einbindung der genannten vier Quellen – ein neues Weltbild.
Beides, die Rückbesinnung auf diese Quellen sowie die Entfaltung neuer ideenreicher Denkmuster, prägte zunehmend europäisches Denken und die abendländische Kultur, die schließlich bestimmend für einen großen Teil der Erde wurde.
Quellen:
- „Das europäische Geschichtsbuch“ (Frédéric Delouche/Klett-Cotta)
- „Geschichte – kompakt & visuell“ (Philip Parker/DK-Dorling Kindersley)
- „Staatsbürger Taschenbuch“ (C.H.Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 1997)
- „Sagen des klassischen Altertums“ (Gustav Schwab/Loewes Verlag Ferdinand Carl Stuttgart)