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Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen: Fragen und Antworten

Wer war Friedrich II. von Hohenstaufen? Wie verliefen seine Kindheit und Jugend? Wie oft und mit wem war er verheiratet? Was erreichte Friedrich mit seinen Gesetzgebungen, was mit seinem Kreuzzug und was mit seinen kriegerischen Auseinandersetzungen? Wie war sein Verhältnis zu den Päpsten? Wieso ging Friedrich II. auch als Bauherr, Dichter und Falkner in die Geschichte ein? Warum wird Friedrich durchaus als Kosmopoli gesehen? Welche Legenden ranken sich um sein Leben? Diese und eine Reihe weiterer Fragen, möchten wir mit diesem Beitrag beantworten.

Einstieg

Warum wurde Friedrich II. zum Mythos?

Messias oder Antichrist

Diejenigen, die Friedrich nicht gewogen waren, nannten/nennen ihn - zum Beispiel - Antichrist, Sohn des Teufels, Drache, König der Pestilenz und Fürst der Finsternis. Anderen wiederum, die Friedrich II. als seiner Zeit weit voraus beurteilen, galt/gilt er als Leuchte der Gerechtigkeit oder gar als Messias.

Meriten und Ärger mit den Päpsten

Friedrich entmachtete den Adel, revolutionierte die staatliche Verwaltung, indem er

  • ausgebildete Beamte auf relevante Posten setzte und sie ordentlich bezahlte,
  • eine Flut von Gesetzen erließ,
  • den Getreidehandel sowie das Gewerbe der Geldwechsler, Bader und Metzger unter staatliche Kontrolle stellte,
  • sich um Landwirtschaft, Straßen- und Brückenbau kümmerte,
  • Städte, Schulen und Universitäten gründete,
  • architektonisch maßgeblich an seinen zahllosen Bauwerken (Kastelle, Burgen, Schlösser u.a.m.) persönlich mitwirkte,
  • ein Standardwerk über Vogelkunde und die Falkenjagd schrieb,
  • sich in religiöser Toleranz übte 

und sich, im ständigen Kampf um die Oberhoheit der Mächte (Papst vs. Kaiser), fast sein Leben lang mit dem "Heiligen Stuhl" anlegte.

Stupor mundi

Friedrich bewahrte die kulturelle Vielfalt in seinem von der Nordsee bis nach Apulien, Kalabrien und Sizilien reichenden Herrschaftsgebiet, hatte eine Antenne für die Minderheiten im Königreich Sizilien (u.a. die Sarazenen, die er allerdings von der Insel aufs Festland, nach Apulien, umsiedeln ließ), war Dichter, Bauherr, Staatsmann, Liebhaber, Falkner, Kreuzfahrer ohne Waffengewalt und wurde schließlich zum "Stupor mundi“, zum "Erstaunen der Welt“ – einer sowohl schillernden, als auch mitreißenden Figur der Geschichte.

Kurz und bündig

Nach den allenthalben immer wieder gern zitierten Worten des Schweizer Kunsthistorikers Jacob Burckhardt (1880-1897), war Friedrich II. von Hohenstaufen "der erste moderne Mensch auf dem Thron"

Im Nachhinein also galt/gilt Friedrich sowohl den mittelalterlichen Zeitgenossen, als auch den heute Lebenden – je nach Standpunkt – als "Leuchte der Gerechtigkeit", Feingeist, der Wissenschaft und ausgezeichneter Bauherr, aber eben auch – hauptsächlich der Kurie – als Tyrann und Antichrist.

Herkunft

Wer waren Friedrichs II. Vorfahren mütterlicherseits?

Friedrichs Vorfahren mütterlicherseits, die Normannen, lassen sich konkret bis ins 9./10. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Normannen stammten ursprünglich aus Skandinavien, waren hitzköpfige und polternde Seefahrer und setzten, unter der Bezeichnung Wikinger, die Menschen an Europas Küsten in Angst und Schrecken.

Normannen und Normandie

Die sich nach West- und Südeuropa orientierenden Horden, heute unter dem Begriff Normannen bekannt,

  • setzten zu Beginn des 10. Jahrhunderts Karl III. dem Einfältigen (879-929), König Westfrankens/Frankreichs, die Pistole auf die Brust, und
  • erhielten den Teil  Westfrankens, der seitdem und noch heute Normandie heißt,
  • lebten sich ein, wurden heimisch,
  • wechselten von ihren heidnischen Göttern zum Christentum,
  • sprachen schon bald (Alt)-Französisch
  • und mauserten sich zu machtvollen und Schrecken verbreitenden Kriegern.

Etwa um die Mitte des 11. Jahrhunderts, machte sich ein Trupp – unter Führung eines ihrer Herzöge – auf über den Ärmelkanal, und eroberte England. Dieser Herzog wurde später als Wilhelm der Eroberer bekannt.

Süditalien und Sizilien

Wieder andere dieser eroberungssüchtigen Raufbolde wurden Söldner, traten in die Dienste langobardischer Fürsten, und kämpften im machtpolitisch komplexen Süden Italiens gegen Sarazenen und Byzantiner.

Unter dem zum niederen Lehnsadel gehörenden Tankred von Hauteville (Hochdorf, Altavilla) entschieden die Legionäre, zukünftig nicht mehr den Kopf für andere hinzuhalten, sondern lieber auf eigene Rechnung zu handeln. In der Folge, Ende des 11./Anfang des 12. Jahrhunderts, entstanden daraufhin in Süditalien eine Reihe normannischer Herrschaftsgebiete.

Etwa um 1061 eroberten Tankreds Söhne Robert Guiskard und Roger I. Sizilien. Des Letzteren Sohn, Roger II. (1095-1154), schaffte es nicht nur, sein Erbe Apulien mit der Stadt Tarent zu behaupten sowie seine Landgewinne bis an die Grenze des Kirchenstaates auszuweiten, sondern brachte sogar Papst Anaklet II. (1090-1138; von 1130-1138 Gegenpapst zu Innozenz II.) dazu, ihn, Roger, durch einen päpstlichen Legaten zum König von Sizilien krönen zu lassen.

Verwandtschaftliche Beziehungen 

  • Aus Rogers II. Ehe mit Beatrix, einer Tochter des Grafen Günther von Rethel, stammt deren einziges Kind, Konstanze.
  • Konstanze heiratete den Staufer Heinrich VI., womit das Königreich Sizilien an die Staufer fiel. Beider Kind war Friedrich II. (von Hohenstaufen).
  • Weder Konstanze, noch Friedrich haben Vater/Großvater je kennengelernt. Roger verstarb 1154 vor der Geburt der Tochter und Friedrich wurde erst 1194, vierzig Jahre später geboren.
  • Dass auch Friedrichs erste Gattin Konstanze (1184-1222) hieß, mag verwirren, muss es aber nicht.
  • Diese Konstanze war die Tochter des Königs Alfons II. von Aragón, Graf von Barcelona (1157-1196).
Wie, wann und wo kam Friedrich II. zur Welt?

Unterwegs. Auf Reisen. Und wegen der hässlichen Anwürfe missgünstiger, um ihre Pfründe fürchtender Oppositioneller, auch irgendwie kafkaesk.

Im Mai 1194 begleitete Friedrichs Mutter, Konstanze von Sizilien (1154-1198), ihren Gatten auf dessen zweitem Italienfeldzug. Gemeinsam ging es über Mailand gen Süden. Marschrichtung Sizilien. Unterwegs eroberte Heinrich VI. (1165-1197) erfolgreich die Städte Neapel und Salerno.

Als Konstanze, die bereits bei der Abreise schwanger war, der Strapazen wegen ihre Reisegeschwindigkeit stark einschränken musste, eilte Heinrich voraus, übernahm kampflos Palermo/Sizilien und soll sich dort im Dezember 1194 Siziliens Krone aufs Haupt gesetzt haben. Einen Tag darauf, erreichte Konstanze die kleine mittelitalienische Stadt Jesi bei Ancona/Region Marken – und kam nieder. Das war am 26. Dezember 1194.

Legendenbildung

Aber nun kommt das Kafkaeske, das heißt, wenn es denn wirklich so gewesen ist. An der Legendenbildung über die Umstände der Niederkunft Konstanzes hat, den vorliegenden Quellen zur Folge, eine ganze Reihe sogenannter "gut unterrichteter Kreise" mitgewirkt. Manche von ihnen auch erst Jahrzehnte, oder sogar Jahrhunderte nach Friedrichs Tod.

So unter anderen zwei Franziskanermönche, ein gewisser Pandolfo Collenuccio und ein italienischer Chronist namens Giovanni Villani (1280-1345??). Der hat, wie auch alle anderen, in seiner Abhandlung ebenfalls über Konstanzes Alter räsoniert, ihr wegen ihrer bereits vierzig Jahre eine Geburt nicht zugesprochen. Angeblich Grund genug für die schwangere Konstanze, auf dem Marktplatz von Jesi ein Zelt aufstellen zu lassen, und – um jeden Zweifel an der Geburt Friedrichs II. Lügen zu strafen – jedermann (und/oder Frau), der sich von der Geburt vor Ort und ganz direkt überzeugen wollte, zu diesem intimen Akt einzuladen. Und alle, alle sollen gekommen sein.

Ist das vorstellbar? Ein Marktplatz, ein Zelt? Immerhin war es Winter, der zweite Weihnachtsfeiertag! 

Wer hielt die Gerüchteküche um Friedrichs II. Geburt am köcheln?

Es waren ziemlich üble Gerüchte, die da gestreut wurden. Inhaltlich sogar derart, dass die Zeitgenossen den Eindruck gehabt haben müssen, Friedrich hätte der "Esel im Galopp" verloren. Wer waren die Hintermänner dieser gezielt gestreuten Gerüchte – und was haben sie damit bezweckt?

Hintermänner

Wie so oft in Herrschaftskreisen von Staat und Kirche, ging es auch hier im Wesentlichen um Machterhaltung und die Angst davor, diese zu verlieren.

Dass Konstanze, Friedrichs Mutter, verständlicherweise bestrebt war, das ihr entsprechend des sizilianischen Erbrechts zustehende Königreich für ihren minderjährigen Sohn zu bewahren, wollten und konnten die Gegner Heinrichs VI., und damit auch Konstanzes, nicht als gottgegeben hinnehmen.

Sowohl die normannisch-sizilianischen Widersacher, als auch Papst Coelestin III. (1106-1198) und nach ihm Papst Innozenz III. (1161-1216), bezogen sich folglich in stiller Eintracht auf die

  • 1191 auf dem Konkordat von Gravina zwischen Coelestin und Tankred von Lecce getroffene Übereinkunft, wonach der Normanne Tankred als rechtmäßiger Nachfolger Rogers II. von Sizilien galt.

Und, damit sich das auch im Kopf des sogenannten kleinen Mannes von der Straße festsetzte, wurde die anfechtbare Bestallung Tankreds durch penetrantes Schlechtreden und üble Nachrede untermauert.

So wurde Konstanze, obwohl erst Vierzig, als Sechzigjährige dargestellt. Ein Alter, das eine Niederkunft als unmöglich erscheinen lassen sollte. Hinzu kamen weitere Ammenmärchen, in denen unter anderem von

  • pfuschenden Ärzten,
  • einem Kuckuckskind,
  • als ein seiner Mutter untergeschobenes Kind eines Metzgers, Müllers oder Falkners, also dass
  • Friedrich keinesfalls von Adel sein könne,

die Rede ist.

Diese Zweifel an Friedrichs Abstammung zogen sich, mal mehr, mal weniger, durch sein ganzes späteres Leben.

Kindheit und Jugend

Hatte Friedrich II. eine glückliche Kindheit?

Wohl nicht wirklich. Seine frühen Lebensjahre scheinen nicht sehr freundlich, wenig kindgerecht und eines Kaisersohnes nicht zwingend gerecht werdend gewesen zu sein.

Römisch-deutscher König

Drei Monate nach Friedrichs Geburt 1194 in Jesi/Iesi (nahe Ancona, Region Marken/Italien), bei der der Vater Heinrich VI. wegen unaufschiebbarer Staatsgeschäfte nicht anwesend war, gab ihn seine Mutter in die Obhut der Herzogin von Spoleto, deren Name nicht bekannt ist und in den Quellen lediglich im Zusammenhang mit Friedrich II. auftaucht. Die nächsten gut drei Jahre, verbrachte der kleine Friedrich in Foligno bei Assisi (Umbrien/Italien).

Gegen Ende d. J. 1196, Friedrich war keine zwei Jahre alt, setzte Heinrich VI. in Frankfurt dessen Wahl, in Abwesenheit, zum römisch-deutschen König durch.

König von Sizilien

Knapp ein Jahr später, im Herbst 1197, ließ seine Mutter,

  • Heinrich VI. war im September d.J., vermutlich an Malaria (oder, Gerüchten zur Folge, von der Gattin vergiftet!?) verstorben, 

das Kind nach Palermo bringen, verzichtete auf den in Frankfurt erzielten Titel, ließ aber Friedrich stattdessen im Mai 1198 im Dom von Palermo zum König von Sizilien erheben.

Eine kluge Entscheidung. Sicherte Konstanze doch dadurch den ihr rechtmäßig zustehenden Erbanspruch für ihren Sohn Friedrich. Und richtig, als hätte sie es vorausgesehen, verstarb sie, fast unmittelbar darauf, im November d. J. mit nur vierundvierzig Jahren.

Päpstliche Vormundschaft

Vierjährig und Vollwaise, kam Friedrich jetzt unter die kurz vor Konstanzes Tod zwischen ihr und Innozenz III. vereinbarte Vormundschaft des Papstes. Das war der Beginn eines jahrelangen Gezerres um die Macht im Königreich Sizilien.

Alle nur denkbaren Interessenverbände der Zeit

  • apulische Barone,
  • Repräsentanten des Papstes,
  • deutsche Fürsten,
  • normannische Adelige,
  • arabische Emire

stritten, auch mit Waffengewalt – in für außenstehende Betrachter unübersichtlichen Kräfteverhältnissen – um die Vorherrschaft.

Hilflos ausgeliefert

Und der als König nicht ernst genommene minderjährige Friedrich, den jede dieser gegnerischen Parteien händeringend in seine Gewalt zu bekommen trachtete und dadurch absolut ernsthaften Gefahren ausgesetzt war, immer mittendrin.

Zwar scheint Friedrich – der einen und anderen Urkunde sowie erhaltenen Briefen zur Folge – während dieser Jahre durchaus eine adäquate ritterliche Erziehung erhalten zu haben, war sich im Übrigen aber wohl weitestgehend selbst überlassen.

Wie gesagt, Friedrich kam 1197 nach Palermo, erhielt 1198 die Krone von Sizilien, hatte kurz darauf den Tod seiner Mutter zu beklagen, und wurde unter die Vormundschaft Papst Innozenz´ III. (1160-1216) gestellt. Aber der war in Rom weit weg, und überließ die Betreuung des Knaben weitestgehend seinen Legaten vor Ort.

Friedrichs Leben scheint in den Folgejahren – wenigstens zeitweise und bedingt durch eine Reihe von Machtkämpfen Dritter um das Königreich Sizilien – nicht nur von gegen ihn gerichteten Intrigen und Ausgrenzung geprägt gewesen sein. Glaubt man nämlich der Fama, soll Friedrich darüber hinaus auch hin und wieder herumvagabundiert haben, und sei – man höre und staune – von einem Agenten des Papstes sogar als König der Bettler bezeichnet worden. Wahr, oder unwahr? Man weiß es nicht so ganz genau.

Aber, um es mit den Worten S. Fischer-Fabians in "Die deutschen Cäsaren" auf den Punkt zu bringen (Zitat): "Herumgestoßen, ausgenutzt, von niemandem wirklich geliebt, ohne Eltern, so wuchs er (Friedrich II.) auf, und je älter er wurde, umso gefährlicher wurde sein Leben, denn wer ihn besaß, besaß die Krone Siziliens".

Alles in allem, mag es aber dennoch durchaus eine Zeit gewesen sein, die Friedrich für einen schlagkräftigen Umgang mit Waffen sowie zum Erlernen des Lesens, Schreibens, Rechnens und fremder Sprachen nutzte.

Mythen

Wuchs Friedrich II. tatsächlich als Gassenjunge auf?

Nein, wohl eher nicht. Die Mär vom Gassenjungen, der – elternlos und ungeliebt – durch Palermos Gassen strolcht, sich von mitleidigen Bürgern beköstigen lässt und mit den Bettlern der Stadt auf Du und Du steht, gehört – neuesten Erkenntnissen zur Folge – doch mehr ins Reich der Legenden.

Warum und durch wen, geriet Friedrich II. in Rage?

Bei aller gebotenen Vorsicht – diese Geschichte könnte dennoch wahr sein, scheint es doch tatsächlich einen Bericht an Friedrichs Vormund, Papst Innozenz III., zu geben, der von einem zerrissenen Hemd (oder Mantel?) erzählt. Das soll etwa – plus/minus – um 1200 herum geschehen sein und kam so:

Der pfälzische Reichsministeriale Markward von Annweiler (1140-1202),

  • unter Heinrich VI. zu Amt und Würden gekommen,
  • nach dessen Tod im September 1197 kurzzeitig Unterstützter Konstanzes von Sizilien,
  • dann aber – aus politischen Erwägungen, was sonst – von dieser aus dem Land gejagt,
  • kam aber, unter der Ägide König Philipps von Schwaben (1177-1208) sowie nach dem Hinscheiden Konstanzes im November 1201,

wieder zurück auf die Insel und eroberte Palermo.

Wut im Bauch

Im Königspalast angekommen, ließ Markward nach dem siebenjährigen Friedrich II. suchen, der sich, wohl im festen Glauben, man trachte ihm nach dem Leben, in den Tiefen des Bauwerks versteckt hatte. Hat allerdings nichts genutzt.

Friedrich wurde gestellt, nahm aber heldenhaft den Kampf an. Glaubt man dem oben erwähnten Bericht, soll Friedrich wie ein Berserker gegen seine Verfolger vorgegangen sein. Als er schließlich einsehen musste, dass er gegen die Übermacht der Häscher keine Chance hatte, riss er sich los, sprang ein paar Schritte zurück, zog sich das Hemd (oder den Mantel?) vom Leib und riss das Kleidungsstück wutentbrannt in Stücke.

Markward von Annweiler, der nun Friedrich, trotz dessen Ausraster, unter Gewahrsam hatte, übernahm – mit dem Plazet des Stauferkönigs Philipp von Schwaben, aber ohne Billigung des Papstes – bis zu seinem Tod 1202, also mehr oder weniger vorübergehend, die Regentschaft über das Königreich Sizilien.

Namensergänzung

Woher stammt der Namenszusatz "von Hohenstaufen"?

Fakt scheint zu sein, dass der Zusatz Staufer in den zahlreich überlieferten Quellen nur ein einziges Mal genannt wird. Und das war – anlässlich einer der ohnehin permanent geführten Auseinandersetzungen mit der Kurie – 1247 in einem Schreiben Friedrichs an Papst Innozenz IV. (1195-1254).

Angehörige der Familie, die heute allenthalben mit "die Staufer" benannt werden, haben sich selbst – Forschungen zur Folge – niemals so genannt. Wahrscheinlich ist der Begriff Staufer ganz allgemein und Friedrich II. von Staufen oder von Hohenstaufen im Besonderen, späteren Ergänzungen der Geschichtsforschung geschuldet.

Möglicherweise dient dieser Zusatz aber auch schlicht der Unterscheidung zu (unter anderen):

  • Friedrich I. Barbarossa (1122-1190),
  • Friedrich V. von Schwaben (1167-1191),
  • König Friedrich dem Schönen (1314-1330),
  • Kaiser Friedrich III. (1440-1493) aus dem Hause der Habsburger,
  • Friedrich II. der Große von Preußen (1712-1786) und anderen Friedrichs mehr.

Tunis, Affären, Ehegemeinschaften

Warum wurde Friedrich II. zur Flucht nach Tunis geraten?

Friedrich II. von Hohenstaufen war Vierzehn, galt zu der Zeit also als volljährig, als ihm Papst Innozenz III. – nicht ganz uneigennützig – zur Heirat riet und auch gleich eine passende Gattin präsentierte: Konstanze von Aragonien/Aragón, die Schwester des nordspanischen Königs von Aragón (Hauptstadt: Saragossa/Zaragoza am Fluss Ebro). Dass Konstanze gute zehn Jahre älter war, spielte scheinbar keine große Rolle.

Für den Papst nicht, weil Konstanze aus einem von ihm lehnsabhängigen Landstrich kam, keine Fürstentochter aus dem staufischen Klüngel war, somit eine Vereinigung des Stauferreiches mit Sizilien abgewendet und mit der gefürchteten Umzingelung des Kirchenstaates vorerst nicht zu rechnen war.

Und für Friedrich nicht, weil er die von Konstanze – sozusagen als Mitgift – mitgebrachten fünfhundert Ritter gut gebrauchen konnte, war doch seine Herrschaft keinesfalls gesichert.

Ausgangslage

Kein Geld, keine Krieger –

  • Konstanzes Haudegen waren nach kurzer Zeit den Weg allen Irdischen gegangen. Sie wurden von einer Seuche dahingerafft und
  • der Gegenkönig Philipp von Schwaben war kurz zuvor ermordet worden –

stand jetzt Kaiser Otto IV. von Braunschweig (1175/76-1218), momentan Alleinherrscher und scharf auf Sizilien, mit seiner Streitmacht vor den Toren des Königreichs Sizilien. Was Friedrichs Lage und Zukunft nicht zwingend günstig aussehen ließ. Zumal auch die Sarazenen auf der Insel nur auf einen günstigen Moment zum Angreifen warteten.

In dieser ungemütlichen Zangensituation, rieten ihm, Friedrich, die verbliebenen Getreuen zur Flucht nach Tunis.

Ein entsprechend seetüchtiges Boot lag bereits zum Ablegen bereit. Aber, oh Wunder, Friedrich musste sich gar nicht aus dem Staub machen. Der wegen seiner Italienpolitik vom Papst mit dem Bann belegte Otto IV., brach die Invasion ab. In Deutschland regte sich Widerstand gegen ihn, also entschied er sich heim zu reisen, um für sich und seine Herrschaft erst einmal zu retten, was zu retten war. 

War Friedrich II. ein Don Juan?

Mit Sicherheit! Friedrich scheint es ziemlich bunt getrieben zu haben. Den zahlreich überlieferten Quellen zur Folge, war Friedrich II. von Hohenstaufen ein Schürzenjäger oder – wie man heutzutage sagt: Ein Womanizer.

Möglich, dass die Frauen nicht nur von seiner königlich-kaiserlichen Stellung und der damit in Zusammenhang stehenden Macht angezogen wurden, sondern auch – wie da und dort nachzulesen ist – seine stattliche Erscheinung, sein gutes Aussehen und seine gewinnende, charmante Art eine ausschlaggebende Rolle bei seinen Eroberungen gespielt haben.

Weitestgehend bekannt ist heute, dass ihn, mindestens, neun bis dreizehn (die Quellen sind hier widersprüchlich) Damen mit insgesamt neunzehn (oder zwanzig?!) Kindern beglückt haben – aus drei legitimen, einer illegalen Ehe sowie einer beachtlichen Anzahl außerehelicher Beziehungen. Und das sind nur die Kinder, die urkundlich belegt sind.

Wer waren die Ehefrauen Friedrichs II.?

Das waren, seine Flamme Bianca Lancia d´Agliano einbezogen, die nachstehenden vier Damen:

  • Konstanze von Aragonien/Aragón (1184?-1222), in erster Ehe verheiratet mit König Emmerich von Ungarn; mit Friedrich II. verehelicht ab 1209 (13 Ehejahre), vermutlich zehn Jahre älter als ihr Angetrauter; Kinder: Heinrich (VII),
  • Isabella II. von Brienne (1212-1228), Königin von Jerusalem, verheiratet von 1225 bis 1228 (3 Ehejahre). Zum Zeitpunkt der Hochzeit war Isabella Dreizehn, Friedrich um die Dreißig; Kinder: Konrad IV.
  • Bianca Lancia d´Agliano (1200/10?-1245?), vermutlich aus niederem Adel und daher "nur" die – seine anderen Ehen begleitende – langjährige Geliebte Friedrichs II., die er aber kurz vor ihrem Tod dennoch geheiratet hat. Möglicherweise, um die gemeinsamen Kinder nachträglich zu legitimieren; Kinder: Constanza, Manfred und Violanta
  • Isabella von England (1214-1241) aus der Familie der Plantagenets, Tochter des englischen Königs Johann Ohneland, mit Einundzwanzig verheiratet mit dem einundvierzigjährigen Friedrich II. von 1235 bis zu ihrem Tod (6 Ehejahre); Kinder: Margaretha, Carlotus
Wie muss man sich Friedrichs II. Beziehungen vorstellen?

Das Verhältnis zu seinen Ehefrauen war mehr oder minder politisch bestimmt, das heißt, ausschlaggebend waren Mitgift in Form von zu erwartenden Erbschaften, Titeln, Grund und Boden. Ein Zugewinn von Macht und Einfluss eben. Darüber hinaus genügte es, wenn sie, die Ehefrauen, dem König und Kaiser Kinder zwecks legitimer Nachfolge gebaren.

Im Sinne politischer Mitwirkung seiner Gattinnen, ist lediglich von Konstanze von Aragonien (span.: Aragón) bekannt, dass sie – anlässlich Friedrichs vierjähriger Abwesenheit von Sizilien (1212-1216) – die Regentschaft über das Königreich ausübte.

Im Jahr

  • 1216 folgte Konstanze ihrem Mann nach Deutschland,
  • blieb mit ihm und dem Knaben Heinrich (VII.) weitere vier Jahre im Norden,
  • wurde 1220 in Rom von Papst Honorius III., gemeinsam mit Friedrich (zum Kaiser), zur Kaiserin gekrönt,
  • verstarb 1222 in Catania/Sizilien und wurde in Palermo beigesetzt.

Konstanze von Aragonien war die einzige von Friedrichs Ehefrauen, die es zur Kaiserin gebracht hatte.

Während Isabella II. von Brienne zwar bereits von Haus aus Königin von Jerusalem war, aber nie Königin von Sizilien gewesen ist, wurde Isabella (Plantagenét) von England offiziell weder zur Königin, noch zur Kaiserin gekrönt. Beide Isabellas wurden von der Politik fern, dafür aber – sozusagen – in ihnen als Quartier zugewiesenen Festungen "gehalten".

Eventuelle Besucher fanden nur mit Friedrichs ausdrücklicher Zustimmung Zugang zum goldenen Käfig. Alles in allem kann gefolgert werden, dass Friedrichs leidenschaftsloses und ungerührtes Verhalten seinen Angetrauten gegenüber, nicht unbedingt der feinen englischen Art entsprach. Zumal, wenn man seine zahlreichen nebenher, gleichzeitig und zwischendurch stattgefundenen Outdoor-Streifzüge durch fremde Betten in die Betrachtung mit einbezieht.

Wie viele Kinder hatte Friedrich II.?

In den Chroniken wird (wie bereits erwähnt) mindestens von gut neunzehn bis zwanzig Nachfahren gesprochen. Sowohl aus ehelichen, als auch aus außerehelichen Beziehungen stammend. Um hier nur – sozusagen 6 aus 20 – zu nennen:

  • Heinrich VII. (1211-1242),
  • Enzo von Sardinien (1220-1272),
  • Friedrich von Antiochia (1220-1256),
  • Richard von Chiati (1222-1249),
  • Konrad IV. (1228-1254),
  • Konstanze von Staufen (1230-1307),
  • Manfred (1232-1266),

Königs- und Kaiserwahlen

Warum wurde Friedrich II. je zwei Mal doppelt zum König gewählt und gekrönt?

Wieder einmal ging es um Macht, Geld und Prestige. Friedrichs – vom Vater Heinrich VI. kraft Amtes 1196 durchgesetzte – erste Wahl  zum römisch-deutschen König in Frankfurt am Main, wurde von den maßgeblichen Fürsten im Lande schlicht ignoriert. Da war Friedrich gerade einmal zwei Jahre alt.

Stattdessen wählten die Welfen Otto IV. von Braunschweig (1175-1218) und, weil zwei mehr sind als einer, die Stauferpartei den Herzog von Schwaben, Philipp (1177-1208), zu römisch-deutschen Königen. Der Streit der beiden um den Thron rivalisierenden Könige endete zwar mit der Ermordung Philipps 1208 in Bamberg, änderte aber nichts daran, dass Papst Innozenz III. (1160-1216) erst einmal den Braunschweiger Otto 1209 auch noch zum Kaiser erhob.

Zweite Königswahl

Nicht viel später allerdings, wurde Otto IV. von Papst Innozenz mit dem Bann belegt, als er – entgegen seiner zuvor gegebenen Zusagen – versuchte, sich Sizilien einzuverleiben. Jetzt war Otto auch bei den deutschen Fürsten unten durch, und in Nürnberg wurde 1211 Friedrich II. erneut zum König gewählt. Und das zwar mit siebzehn Jahren aber, wie schon 1196, wieder in dessen Abwesenheit.

Doppelte Königskrönung

Im Jahr 1212 begab Friedrich sich auf den gefahrvollen Weg nach Norden, trickste Otto IV. bei Konstanz geschickt aus, erfreute sich großer Beliebtheit bei den deutschen Fürsten und wurde 1212 in Mainz zum ersten, dann 1215 im Aachener Dom auf dem Königsstuhl Karls des Großen (747/48-814), zum zweiten Mal zum römisch-deutschen König gekrönt.

Der eine geht, der nächste kommt

Als Friedrich fünf Jahre später, 1220, in Rom von Papst Honorius III. (1148-1227) zum römischen Kaiser gekrönt wurde, war Kaiser Otto IV. von Braunschweig bereits seit zwei Jahren tot. Aber Otto hatte, nach seiner Niederlage 1214 (in der Schlacht bei Bouvines/Frankreich) gegen den französischen König Philipp II. August (1165-1223), ohnehin keine wesentliche Rolle mehr gespielt. 

Wie mag die Kaiserkrönung Friedrichs II. abgelaufen sein?

So ganz genau weiß man nichts über die Zeremonie. Augenzeugenberichte sind nicht überliefert. Vermutet wird daher, dass das Ritual der Kaiserkrönung Friedrichs II. (1220) wohl ähnlich den bis dahin bekannten Abläufen derartiger Festakte folgte. Und das muss/kann sich ungefähr wie folgt abgespielt haben:

Präludium

Der zukünftige Kaiser, Friedrich II., wurde von einer Schar singender kirchlicher Würdenträger zum Papst geführt,

  • küsste diesem die Füße,
  • spendete das übliche symbolische Goldopfer,
  • wurde in die Reihen der Mitglieder des Domkapitels (leitendes Organ katholischer Bischofskirchen) aufgenommen,
  • legte schließlich seine Krönungskleider an – und
  • hatte auf dem Weg zur Salbung unentwegt Eide zum Schutz des Papstes, der Kurie und des Kirchenstaates zu schwören.

Salbung

Die Salbung (das partielle Benetzen bestimmter Körperteile mit geweihtem Öl zwecks angestrebter Nähe zu Gott) wurde gemäß Protokoll nie vom Papst selbst, sondern – wie hier im Fall Friedrichs II. – vom Kardinalbischof von Ostia, Ugolino dei Conti di Segni (1167-1241), vorgenommen. Hatte sich dieses Prozedere bisher bereits über Stunden hingezogen, war es mit der Salbung aber noch nicht getan.

Krönung

Es folgte die Krönung durch Papst Honorius III. (1148-1227) mit Mitra (Kopfbedeckung der Bischöfe), Krone, Zepter, Reichsapfel und der Übergabe eines Schwertes, das die Verteidigung des Kirchenstaates durch den Kaiser symbolisieren sollte – und allenthalben wurde gesungen, gebetet und lobgepreist.

Verabschiedung

Dann, nun wieder vor der Peterskirche (die Krönung Konstanzes zur Kaiserin war ebenfalls glücklich beendet), hielt der Kaiser dem Papst die Steigbügel und führte dessen Pferd ein paar Meter am Zügel. Eine Handlung, die von den gekrönten Häuptern in der Regel nur zähneknirschend absolviert wurde, konnte/sollte diese traditionelle Ehrbezeugung doch das Lehnsverhältnis des Kaisers zum Papst betonen.

Anschließend ritten beide, Papst und Kaiser (mit Gefolge), eine nicht weiter definierte Strecke gemeinsam, tauschten den Friedenskuss und kehrten getrennt dahin zurück, woher sie gekommen waren. Der Papst zurück nach Rom, der frischgebackene Kaiser zurück zu seinem in der Nähe aufgeschlagenen Lager.

Übrigens

Der Mann, der mit der Salbung Friedrichs II. betraut war, Ugolino dei Conti di Segni, war einige Jahre später als Papst Gregor IX. (ab 1227) nicht nur derjenige, der zum sogenannten „Vater der Inquisition“ werden, sondern auch in ständigem Konflikt mit Kaiser Friedrich II. stehen sollte.

Was hatten Gott und das Römische Reich mit Friedrich II. zu tun?

Wie schon zu Zeiten vor Friedrich II. (und noch lange nach ihm), sahen sich die mittelalterlichen Herrscher gern als von Gott in dieses Amt berufen.

Um diesen Anspruch deutlich zu machen, legte sich auch der 1220 von Papst Honorius III. zum Kaiser gekrönte Friedrich II. (fast) während seiner gesamten Regentschaft mit den drei während dieser Jahre auf dem "Stuhl Petri" sitzenden Päpsten – Innozenz III., Honorius III. und Gregor IX. – an.

Darüber hinaus sahen sich die amtierenden Kaiser – und Friedrich II. machte da keine Ausnahme – wie ganz selbstverständlich in der Nachfolge des Römischen Reiches. Ganz besonders galten ihnen die römischen Protagonisten Cäsar (100-44 v. Chr.) und Augustus (63 v.-14 n. Chr.) als Vorbild – was sich auch in ihren Titeln ausdrückte.

So nannte sich Friedrich II. in Urkunden (unter anderem) zum Beispiel:

  • „Friedrich, durch göttliche Milde Kaiser der Römer, allzeit Mehrer und König Siziliens“,

was sozusagen sowohl auf einen, das Kaisertum der Römer fortführenden, „Imperator Augustus“, als auch auf die durch Gott gewollte Herrschaftsbestimmung hinweisen sollte.

Natürlich dienten diese Art Titel ganz eindeutig auch der Provokation der Päpste, wiesen sie doch unverblümt darauf hin – so nach dem Motto: Wer war zuerst da? Der Hase, oder der Igel? –, dass das Römische Reich bereits schon lange vor dem Pontifikat des ersten Papstes, dem Heiligen Petrus, bestanden hatte.

Wo verblieben die Kronen Friedrichs II.?

Ohne Krone ging bei Königen oder Kaisern nichts. Diente doch die Krone, ebenso wie Reichsapfel und Zepter, sozusagen als Berechtigungsnachweis für die Herrschaft. Verewigt in alten Handschriften und anderen Darstellungen, wird die Einheit von Herrscher und Krone eindrucksvoll bis in das Bewusstsein heutiger Betrachter verknüpft.

Friedrich II. besaß offensichtlich mehrere Kronen. Immerhin war er nicht nur Kaiser, sondern repräsentierte auch als König – beispielsweise

  • Deutschland (römisch-deutscher König ab 1212, bis er 1220 Kaiser wurde),
  • Reichsitalien (Lombardei incl. Piemont, Tessin),
  • Sizilien,
  • Jerusalem und
  • Burgund.

Mögliche Zweit- oder Ersatzkronen außen vor gelassen, müssen es also eine ganze Reihe an Kronen gewesen sein, die Friedrichs Haupt zu besonderen Gelegenheiten schmückten. Während über den Verbleib (wg. Diebstahl, Zerstörung) der meisten dieser Kopfbedeckungen nur spekuliert werden kann, haben aber gleichwohl zwei von ihnen die Jahrhunderte überlebt.

Schatzkammer der Kathedrale von Palermo

Die eine, wegen ihres vermuteten byzantinischen Ursprungs auch mit der kuriosen Bezeichnung "Kamelauktion" – weil sie im weitesten Sinne einer ursprünglich ostgotischen Kappe aus Filz oder sonstigem Stoff ähneln soll – versehen, wurde 1781 im Marmorsarkophag der Konstanze von Aragón (der ersten Frau Friedrichs II.) vorgefunden, und kann seitdem in der Schatzkammes der Kathedrale von Palermo betrachtet werden.

Goldkammer des Historischen Museums von Stockholm

Die andere noch erhaltene Krone – nach wechselvoller Geschichte und auf verschlungenen Wegen über die Jahrhunderte hinweg nach Schweden gekommen – ist heute in der Goldkammer des Historischen Museums von Stockholm zu bestaunen.

Schatzkammer der Wiener Hofburg

Ob die, möglicherweise aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts stammende, sogenannte "Reichskrone" – Voraussetzung und Ausdruck jeglicher herrschaftlicher Legitimation – je von Friedrich II. getragen wurde, ist lediglich nur anzunehmen, bleibt letztlich also der jeweiligen Betrachtungsweise des geneigten Besuchers in der Schatzkammer der Wiener Hofburg, wo Reichskrone und andere Krönungsinsignien heute ausgestellt sind, überlassen.

Friedrich der Gesetzgeber

Was verfügte Friedrich II. mit seiner neuen Rechtsordnung?

So gut wie alles, was ein – seiner Meinung nach – funktionierendes Gemeinwesen ausmachte. Friedrich war, neben seinen schöngeistigen Beschäftigungen, durchaus auch ein Mann des Law and Order.

Ärzte und Apotheker

So veranlasste er einerseits gewisse Auflagen, die er für das Absolvieren des Medizinstudiums für unerlässlich hielt. Zum Beispiel, sich zuvor mit der Philosophie auseinandergesetzt zu haben sowie klar festgelegte Regeln, nach denen approbierte Ärzte sich später in der Praxis zu verhalten hatten (z.B. 2x täglich Krankenbesuche zu machen). Apotheker unterlagen einer Preisbindung, und Herstellung und Vertrieb sexuell stimulierender, sogenannter Aphrodisiaka, war den Pillendrehern untersagt.

Strafmaßnahmen

Andererseits ließ der Kaiser Verbrechen (Mord, Totschlag, Diebstahl u.a.m.) sowie Vergehen (z.B. Ehebruch) auf heutzutage kaum vorstellbar grausame Art ahnden. Die Reihe der mittelalterlichen Folter- und Bestrafungsmethoden waren vielfältig. Dazu gehörten, um nur einige zu nennen, die Schädelquetsche, das langsame Ertränken, das Halseisen, die Knieschraube, die Streckleiter, das Aufziehen des Körpers am Flaschenzug, na ja, und vieles mehr (zu besichtigen zum Beispiel im „Mittelalterlichen Kriminalmuseum“ in Rothenburg ob der Tauber oder auch in Leipzig).

Steuern und Abgaben

Selbstverständlich hatte Friedrich bei seinen Erlassen, Verfügungen und Weisungen – unter anderem – auch eine stets gut gefüllte Staatskasse, und damit seine eigene finanzielle Ausstattung im Blick. Denn schließlich verschlangen sowohl seine exzessive Bautätigkeit, seine  extravagante Hofhaltung, als auch seine vielschichtigen Hobbys riesige Summen Bares.

Als hilfreich erwiesen sich hier eine Flut von Steuern, Gebühren und Abgaben die – daran hat sich bis heute wenig geändert – die Ausgaben des Staates kompensieren sollten, wie zum Beispiel

  • Ausfuhr- und Einfuhrzölle,
  • indirekte Steuern (die waren in der Tat auch schon bekannt) auf Waren und Gebrauchsgüter aller Art und die
  • Kostenbeteiligung am Auf- oder Ausbau des Verteidigungs- und Straßenwesens und allem, was damit zusammenhing.

Wer nicht spurte, oder die Abgaben gar ignorierte, sah sich (unabhängig von Stand und Ansehen) ähnlichen Strafen ausgesetzt, wie weiter oben bereits erwähnt - was nicht unbedingt eine Alternative gewesen sein konnte.

Wieso war Friedrichs II. Rechtsreform ein Affront gegen den Papst?

Na ja, dem Kaiser sollen, Chroniken zur Folge, Gerüchte darüber zu Ohren gekommen sein, dass auch der Papst (Gregor IX.; Papst von 1227 bis 1241) über eine Rechtsreform nachdachte. Da galt es, dem zuvorzukommen. Also gab Friedrich II. 1230 seinen Rechtsexperten flugs den Startschuss für die von ihm geforderte Zusammenstellung zukünftig rechtlich verbindlicher Vorschriften und Richtlinien. 

August 1231

Die Experten arbeiteten tüchtig, kamen zügig voran und konnten bereits ein Jahr später, im August 1231, ihre gewonnenen Erkenntnisse (die „Konstitutionen von Melfi“/ lat: „Constitutiones Regni Siciliae“) auf dem von Friedrich anberaumten Hoftag in dem kleinen, zu Füßen des Monte Vulture gelegenen, Ort Melfi in der Region Basilikata (Süditalien) vom Kaiser verkünden lassen.

Worin lag denn nun aber die Provokation? Außer der Tatsache, dass Friedrich II. dem Papst den Zeitplan torpediert hatte?

Ok – die Antwort darauf hat der Historiker Wolfgang Stürner gegeben, der sagt:

  • "Zurzeit Friedrichs II. wären aller Wahrscheinlichkeit nach die Formulierungen: "Constitutionum nostrarum corpus" (Gesamtwerk unserer Gesetze) oder gar "Constitutiones imperiales" (kaiserliche Gesetze) üblich gewesen..."

Das nun wiederum ließe durchaus erkennen, dass Friedrich II. mit dieser Hervorhebung unzweifelhaft seine Herrschaft in der Folge römischer Kaiser sah, und damit die Macht im Staate eindeutig für sich reklamierte.

Aber, vorstellbar wäre es durchaus, dass die möglicherweise losgetretenen Auswirkungen der genannten Interpretationen so etwas wie Öl ins Feuer für den Papst bedeuteten, gehörten dergleichen Sticheleien doch schlicht zu den seinerzeit gängigen Auseinandersetzungen zwischen weltlichen Potentaten und den Päpsten.

Was ist unter den "Assisen von Capua" zu verstehen?

Die sogenannten Assisen von Capua sind in zwanzig Gesetzten zusammengefasste Beschlüsse, mit denen Friedrich II. die während seiner achtjährigen Abwesenheit (von 1212 bis 1220; da hielt er sich in  Deutschland auf) im Königreich Sizilien eingerissenen Zustände neu zu ordnen gedachte.

Machtvakuum und Herrschaftsanspruch

Nach dem Tod Heinrichs VI. hatten nämlich die Barone, Fürsten, Grafen und andere Großkopferte das entstandene Machtvakuum schlau genutzt, und Sizilien kurzerhand weitestgehend unter sich aufgeteilt. Also war Friedrich dringend daran gelegen, dieser Situation ein Ende zu bereiten und gleichzeitig seinem berechtigten Herrschaftsanspruch Geltung zu verschaffen. Was er dann auch zügig in Angriff nahm.

Hoftag von Capua

Unmittelbar nach seiner Kaiserkrönung durch Papst Honorius III. (1148-1227) in Rom und bereits auf dem Weg in den Süden seines Reiches, legte Friedrich Ende 1220 in Capua (Kampanien/Süditalien) einen Zwischenstopp/Hoftag ein und forderte – festgelegt in den "Assisen von Capua" – alle unrechtmäßig in Besitz genommenen Güter (Ländereien, Burgen etc.) zurück, beschnitt zuvor erteilte Privilegien des Adels und verfügte den Schutz seiner Untertanen vor Übergriffen und sonstigem Unbill.

Vorgaben

Ein Verbot, unter anderem des Glückspiels sowie die Einführung und Forderung nach strikter Einhaltung von Zoll- und Steuerbestimmungen und weitreichende Regelungen für zukünftige Verwaltungsaufgaben (Beamte, Juristen etc.), komplettierten die Festlegungen in den Assisen.

Alles in allem sollte man sich aber nicht über den modern anmutenden Touch dieser Gesetze täuschen lassen. Zwar hatte Friedrich II. mit den Assisen den Grundstein einer effizienteren Verwaltung gelegt, ließ aber doch keinen Zweifel daran, dass er damit auch die Zügel bezüglich seiner kaiserlichen Gesetzgebungshoheit in der Hand zu behalten trachtete.

Was sind eigentlich die "Basilikata" und die "Konstitutionen von Melfi"?

Beginnen wir mit der Basilikata. Das ist eine vom Tourismus (noch) weitestgehend unentdeckte Region im Süden Italiens, ist im Atlas zwischen Kalabrien und Apulien zu finden und hat – mit etwa siebzigtausend Einwohnern – Potenza zur Hauptstadt.

Byzanz, Normannen und Friedrich II.

In der Antike wurde die Gegend, geographisch heute nicht mehr exakt deckungsgleich, "Lukanien" genannt. Im weiteren Verlauf der Geschichte, taucht der Name Basilikata in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf, und ist wahrscheinlich byzantinischen Ursprungs. Einen – bis in die heutige Zeit reichenden – Stempel, haben dann die Normannen und Friedrich II. dieser Landschaft aufgedrückt.

Melfi

Dort hatte Friedrich II. eine bereits bestehende normannische Befestigungsanlage zu einem Kastell umbauen lassen und diesen Ort, sofern Zeit und Pflichten es zuließen, gern als Sommerfrische genutzt. So richtig bekanntgeworden ist Melfi dann unter dem Begriff "Konstitutionen von Melfi". Diese Konstitutionen (lat: Constitutiones Regni Siciliae) sind eine Gesetzessammlung, die 1230 von Friedrich II. in Auftrag gegebenen wurde.

Erstes staatliches Gesetzbuch Europas

Obwohl ursprünglich als schriftliche Festlegung bisher praktizierten Gewohnheitsrechts sowie auch als Grundlage königlich-kaiserlicher Rechtsprechung im Königreich Sizilien gedacht, schrieb dieser Gesetzestext allerdings gleichzeitig die zentralistische Herrschaftsordnung bis weit in die Neuzeit (1809 in Neapel; 1819 in Sizilien) fest.

Noch heute gilt die bereits ein Jahr nach Inangriffnahme (auf dem Hoftag in Melfi, 1231) verkündete Rechtsreform – in ihrem Anspruch und historischer Bedeutung – als das erste staatliche Gesetzbuch Europas.

Warum gründete Friedrich II. eine Universität in Neapel?

Die in dem, in Kampanien (Süditalien) gelegenen, kleinen Ort verabschiedeten Assisen von Capua, also die zwanzig Gesetze zählende Rechtsordnung, setzten in ihrer Durchführung – neben anderem – gut ausgebildete Beamte und Juristen voraus, die nun allerdings in Friedrichs Reich nicht auf den Bäumen wuchsen. Und die, die es gab, waren entweder in Kloster-, Domschulen, auf den Unis in Bologna, Padua, Vicenza oder gar im "sonstigen" Ausland ausgebildet worden.

Das wollte/musste Friedrich II., schon aufgrund seiner Abneigung gegen die Bologneser, die den Staufern ebenfalls nicht wohl gesonnen waren, ganz schnell ändern. Also legte er 1224 den Grundstein zur heute noch existierenden Universität Neapel Federico II.

Scholaren an der Kandare

Mit dieser Gründung einer Hochschule in Neapel, bot Friedrich II. den Studenten zwar die Möglichkeit, zukünftig nicht mehr ins Ausland (womit auch Bologna gemeint war) gehen zu müssen, bestand aber gleichfalls darauf, dass die Scholaren (fahrende Schüler/Studenten) sozusagen sesshaft wurden. Wer studieren wollte, hatte das nunmehr zwingend und ausschließlich im Königreich Sizilien (zu dem Neapel gehörte) zu tun.

Zuckerbrot und Peitsche

Da Friedrich II. aber schnell begriff, dass er sich mit seiner verordneten Zwangsbindung der Studenten an Neapel nicht unbedingt beliebt machte, lockte er potentielle Studienanwärter im Gegenzug mit einer ganzen Reihe von Privilegien und Vergünstigungen. 

So wurden zum Beispiel Wohnraum zu günstigen Mieten, Sicherheit und Schutz vor Spitzbuben und sonstigen Galgenvögeln, Stipendien, tolle Berufsaussichten, ein ausgesucht kompetenter Lehrkörper angeboten und versprochen – aber auch drakonische Strafen für diejenigen, die nicht im Reich, sondern weiterhin im Ausland oder gar im ungeliebten Bologna, zu studieren gedachten.

Abberufung und Ausschaltung

Und, in diesem Zusammenhang nicht zu vergessen, der Klerus war fortan außen vor. Weder hatten die Kirchenleute – wie bisher üblich – bei der Wahl der Dozenten, noch beim üblichen uniinternen Gerichtswesen weiterhin ein Wörtchen mitzureden.

Friedrich der Papstgegner

Wer waren die Päpste zur Zeit Friedrichs II. von Hohenstaufen?

Die Päpste (Bischöfe von Rom), die zu Lebzeiten Friedrichs II. den Stuhl Petri innehatten, und mit denen er mehr oder weniger heftig so manchen Strauß ausgefochten hat, waren: 

  • Coelestin III. (Papst von 1191 bis 1198),
  • Innozenz III. (Papst von 1198 bis 1216),
  • Honorius III. (Papst von 1216 bis 1227),
  • Gregor IX. (Papst von 1227 bis 1241),
  • Coelestin IV. (für 17 Tage Papst in 1241, gefolgt von einer zweijährigen Vakanz auf dem päpstlichen Thron) und schlussendlich
  • Innozenz IV. (Papst von 1243 bis 1254), der Friedrich um vier Jahre überlebt hat.

Friedrich II. und die Päpste – konnten die miteinander?

Nein, denn im Grunde genommen war Friedrichs II. Verhältnis zu den Päpsten – und er hat einige erlebt (Innozenz III., Honorius III., Gregor IX., für gute siebzehn/achtzehn Tage Coelestin IV., Innozenz IV.) – von kurzen zwischenzeitigen Ausnahmen abgesehen, nie richtig gut. Fast zeitlebens stritt er sich – wie bereits seine Vorgänger während des Mittelalters – mit den Päpsten über die weltliche, als auch geistliche Vorherrschaft auf Erden.

Beide Parteien nahmen für sich in Anspruch, den Auftrag dafür direkt von Gott – sozusagen persönlich – erhalten zu haben. Im Hinblick darauf wurde jede Gelegenheit wahrgenommen, dem anderen zu zeigen, wer der Herr im Hause ist. Mit wechselnden Verbündeten trachteten sie danach, ihre für rechtens gehaltenen Interessen mit gegenseitigen Nadelstichen und offener Gegnerschaft durchzusetzen. Eine zwischenzeitige Verbrüderung war dabei allerdings keineswegs ausgeschlossen – wenn die politische Lage es erforderte.

Zankäpfel und Ängste

Bei diesen – heute so, morgen so – politischen Lagen, ging es im Wesentlichen

  • um die Zuständigkeiten im Königreich Sizilien,
  • um die, von den Päpsten unterstellte Verweigerung Friedrichs das "Kreuz zu nehmen",
  • um den ständigen Zankapfel Lombardei, also dem Lombardenbund, der seine Eigenständigkeit wetterwendisch mal mit dem Papst, mal mit dem Kaiser zu verteidigen suchte

sowie – mit allem zusammenhängend –

  • um die Angst und Sorge der Päpste, das deutsche Kaiser-, das italienische König- und das sizilianische Königreich

könnten zu einer Umzingelung, und damit zu einer elementaren Gefahr für den Kirchenstaat führen.

Woran entzündeten sich die Auseinandersetzungen aufs Schärfste?

Am "Lombardenbund".

Richtig heftig wurden die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Kontrahenten ab September 1237, als Friedrich II. beschloss, mit seiner Streitmacht (es soll sich dabei um zweitausend Ritter, eine erkleckliche Anzahl Krieger aus der Toskana und dem Königreich Sizilien sowie siebentausend Sarazenen mit Pfeil und Bogen gehandelt haben) gegen den Lombardenbund vorzugehen. Ein Unterfangen, das umschichtig mal der einen, mal der anderen Seite Siege und Niederlagen bescherte.

In inniger Feindschaft verbunden

Im Grunde genommen, bestanden die weiteren gut dreizehn Jahre bis zu Friedrichs Tod aus einer endlosen Aneinanderreihung von Schlachten, Belagerungen, Scharmützeln und gegenseitiger propagandistischer Anwürfe.

Dreimal (1227 und 1239 von Papst Gregor IX. und 1245 von Papst Innozenz IV.) wurde Friedrich II. exkommuniziert sowie einmal, ebenfalls 1245 auf dem Konzil von Lyon, als Kaiser abgesetzt. 

Die verbalen Attacken gipfelten wechselseitig in Beschimpfungen als Antichrist, Ketzer, größter Betrüger des Erdkreises und anderen Nettigkeiten dieser Art mehr.

Als dann schließlich Ludwig IX. von Frankreich (1214-1270) dem Papst ins Gewissen redete, endlich das Kriegsbeil zu begraben, war es zu spät. Friedrich II. wurde krank (Typhus oder Darminfektion?!), regelte seine Nachfolge, verstarb am 13. Dezember 1250 und wurde im Dom von Palermo beigesetzt.

Worüber stritten sich Päpste und Kaiser Friedrich II.?

Eigentlich immer über die Frage: Wer hat die Macht? Obwohl sich der Pontifex in Rom als Oberlehnsherr über Sizilien verstand, teilten Roger II. von Sizilien (1095-1154) und später auch Friedrich II. diese Meinung nicht. Im Gegenteil! Beide ignorierten den vom Papst eingeforderten Anspruch. Ganz besonders und vollkommen unbeeindruckt, hielt, nach seinem Großvater, König Roger II., Friedrich II. dagegen.  

Seine Herrschaft als König und Kaiser leitete er als von Gott gegeben ab, bezeichnete sich als „Imperator Augustus“ – was so viel hieß wie: Letztlich waren die römischen Cäsaren zuerst da (also in deren Nachfolge: "Ich"), dann erst hätte sich die Institution des "Heiligen Stuhls" (Papst, Kurie, Vatikan) etabliert. In der Durchsetzung dieses Gedankens stand Friedrich II. fürderhin im ständigen Clinch mit den Päpsten. So zum Beispiel mit:

  • Innozenz III. (Papst von 1198-1216),
  • Honorius III. (Papst von 1216-1227),
  • Gregor IX. (Papst von 1227-1241) und
  • Innozenz IV. (Papst von 1243-1254),

die nun wiederum Friedrichs Auffassung keinesfalls teilen wollten.

Wie gingen Friedrich II. und Papst Honorius III. miteinander um?

Mehr oder weniger freundlich! Papst Honorius III. (1148-1227) trat 1216 die Nachfolge Papst Innozenz´ III. an. Sicherlich ärgerte er sich über die von Friedrich II. nachlässig betriebene Einhaltung seines Kreuzzugversprechens, war aber alles in allem weitaus toleranter, aber auch weniger durchsetzungsfähig als sein Vorgänger.

Folgerichtig ließ er sich 1220 – vielleicht nicht wirklich überzeugt – darauf ein, Friedrich II. in Rom zum Kaiser zu krönen. Zuvor hatte Honorius sich allerdings zusagen lassen, dass Friedrich das Königreich Sizilien zwar verwalten und regieren könne, keinesfalls aber dort als Kaiser auftreten dürfe.

Als Friedrich nach dem gescheiterten Kreuzzug von Damiette (von 1217 bis 1221) – auch nach Meinung des Papstes – eine Mitschuld gegeben wurde, verpflichtete sich der Kaiser 1225 im Vertrag von San Germano (Latium/Italien) erneut gegenüber Honorius III., ganz sicher bis spätestens 1227 das "Kreuz" zu nehmen.

Dass das ebenfalls wieder nicht geklappt hatte, bekam Honorius allerdings nicht mehr mit. Er verstarb im März des Jahres 1227.

Wie kamen Friedrich II. und Papst Gregor IX. miteinander zurecht?

Überhaupt nicht!

Mit dem Pontifikat Papst Gregors IX. (1167-1241) eskalierte das Verhältnis zwischen Kaiser Friedrich II. und dem Papst geradezu. Gregor, Neffe des Vorvorgängers Innozenz III., war ebenso wie dieser fest davon überzeugt, die Weltherrschaft sei ausschließlich Sache des Papstes, also der katholischen Kirche und des Kirchenstaates unter Führung des Pontifex Maximus – eines von Papst Leo I. (etwa 400-461) für die Kirche wiederentdeckten Begriffs aus dem Römischen Reich! Basta! Gregor fehlte es ganz einfach an der Nachsicht, die Papst Honorius III. dem Kaiser entgegengebracht hatte.

Im Jahre 1227, kaum in Amt und Würden, lag Papst Gregor IX. Friedrich II. massiv mit der Forderung in den Ohren, doch nun endlich den bereits 1215 in Aachen – anlässlich Friedrichs Krönung zum römisch-deutschen König – gegenüber Papst Innozenz III. zugesagten Kreuzzug anzutreten.

Als Friedrich im Sommer 1227 tatsächlich loslegen wollte, sich aber, bedingt durch eine unter seinem Kreuzfahrerheer grassierende Seuche, den Aufbruch erneut aufzuschieben genötigt sah, war Papst Gregor IX. in keiner Weise einsichtig. Im Gegenteil!

Bei Gregor löste der Aufschub – trotz der Tatsache, dass auch Friedrich kurzzeitig erkrankt war – den Verdacht aus, der Kaiser hätte eine zu der Jahreszeit durchaus übliche Seuchengefahr billigend in Kauf genommen, sie sozusagen von vornherein eingeplant.

Das war natürlich Unsinn, aber Gregor nutzte diesen Vorwand, um Friedrich eins auszuwischen. Wie so häufig im Miteinander zwischen Papst und Kaiser, ging es auch hier lediglich darum, dem anderen zu zeigen, wer gerade das Heft in der Hand hatte. Diesmal war es, wenn auch vordergründig und nicht fair, der Papst, der – aller Bußfertigkeit Friedrichs zum Trotz – den Bann nicht aufhob.

Kreuzzug trotz Kirchenbann

Also, gestützt auf den 1225 geschlossenen, aber nun erneut nicht eingehaltenen Vertrag von San Germano, wurde Friedrich II. – wie gesagt, gepaart mit den krudesten Verdächtigungen und fiesesten Unterstellungen – kurzerhand vom Papst exkommuniziert. Das geschah unmittelbar nach Friedrichs ergebnislosem Aufbruch zu seinem längst fälligen, aber immer wieder verschobenen, Kreuzzug.

Obwohl nun mit dem Bann belegt, unternahm Friedrich ein Jahr später, jetzt erst recht, 

  • dennoch seinen Kreuzzug
  • erreichte auf diplomatischem Wege, im zu Beginn d.J. 1229 mit Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik (1180-1238) geschlossenen Frieden von Jaffa, einen zehnjährigen Waffenstillstand sowie
  • die partielle Rückgabe Jerusalems an die Christen.

Wie der Papst die Abwesenheit des Kaisers nutzte

Stand dieser Kreuzzug ohnehin schon nicht unter päpstlichem Segen, hatte Gregor die Abwesenheit Friedrichs auch noch dreist genutzt,

  • in Apulien einzufallen,
  • Friedrich, wegen dessen angeblich lockeren Lebenswandels und seiner Selbsterhebung zum König von Jerusalem, diffamiert und
  • letztlich hasserfüllt zum Antichristen erklärt.

Gregor schloss mit den Erzfeinden des Kaisers, dem Lombardenbund, gegen Friedrich gerichtete Verträge und intrigierte gegen seinen kaiserlichen Intimfeind dort, wo es nur möglich war.

Schlammschlachten

Die folgenden, erbittert geführten Auseinandersetzungen, wurden unter anderem bestimmt von der

  • wechselnden Interessenlage in der Lombardei,
  • dem Versuch einer (zwischenzeitigen) Annäherung mit großen Zugeständnissen an den Papst seitens Friedrich, 
  • der daraus folgenden Aufhebung der Exkommunikation (Zweiter Vertrag von San Germano) 1230/31,
  • erneut ausgebrochenen Interessenskonflikten in der von beiden Seiten beanspruchten Lombardei sowie, damit einhergehend,
  • einer vollkommenen Ignoranz dessen, was päpstliche Ansprüche, Order und Strukturen im Königreich Sizilien anging, von Seiten Friedrichs.

Was folgte, war eine von Polemik, Zwietracht und Zänkerei getragene Schlammschlacht per Brief, Traktaten und Elaboraten übelster Art beider Kontrahenten. Was schließlich im Einfall Friedrichs in den Kirchenstaat gipfelte.

Diese Querelen setzten sich unvermindert fort, und gipfelten schließlich 1237 in der von Friedrich II. erfolgreich gewonnenen Seeschlacht bei den Inseln Montechristo und Giglio (beide Toskana/Italien; Giglio ist die, bei der im Januar 2012 das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" auf Grund lief), bei der Friedrich etwa einhundert kirchliche Würdenträger gefangen nahm.

Anschließend marschierte Friedrich auf Rom zu, versuchte nebenher Brescia zu erobern, womit er allerdings scheiterte und Papst Gregor IX. sich daraufhin 1239 veranlasst sah, Friedrich ein zweites Mal zu exkommunizieren. Zumal dem Papst auch die Vermählung Enzios (Friedrichs unehelichem Sohn aus der Beziehung mit einer gewissen Adelheid aus Schwaben) mit einer Erbin des päpstlichen Lehens Sardinien, was Enzio zum König von Sardinien machte, so überhaupt nicht genehm war.

Beendet wurde die langjährige Disharmonie zweier Alphatiere schlussendlich mit dem Tod Papst Gregors IX., der im August 1241 das Zeitliche segnete.

Warum konnten sich Friedrich II. und Papst Innozenz IV. nicht ausstehen?

Papst Innozenz IV. (1195-1254) war die uneingeschränkte Steigerung aller vorangegangenen Päpste in der Abneigung gegenüber Kaiser Friedrich II., aber auch der energischste Befürworter päpstlicher Vorherrschaft.

Zwar war Friedrich nach dem Tod Papst Gregors IX. – auch wegen der  Aufhebung seiner zweiten Exkommunikation – um eine Aussöhnung mit dem Nachfolger bemüht, verzichtete jedoch 1243 darauf, als Innozenz IV. auf dem Abzug Friedrichs aus dem Kirchenstaat beharrte. Friedrich suchte nun das persönliche Gespräch, marschierte, eigentlich in friedlicher Absicht, gen Rom und – veranlasste damit den Pontifex 1244 zur Flucht nach Genua und später nach Lyon.

Konzil von Lyon und Friedrichs Absetzung

Dort, in Lyon, erneuerte Innozenz IV. 1245 den Bann über Friedrich, berief im Sommer d.J. das Konzil von Lyon ein, erklärte Friedrich II. kurzerhand für abgesetzt und dessen Sohn Konrad IV. (aus Friedrichs zweiter Ehe mit Isabella von Brienne, der Königin von Jerusalem) gleich mit.

Als Gründe für dieses Vorgehen wurden Friedrich, neben mangelnder Lehenstreue, Blasphemie und Ketzerei, auch die vom Papst als unbotmäßig erachtete Vermählung von Friedrichs Tochter Konstanze (1230-1307; aus der außerehelichen Beziehung mit Bianca Lancia) mit dem Häretiker Johannes III. Dukas Vatatzes – genannt: Kaiser von Nikäa.

Schöpferische Pause

Natürlich, wie auch anders, machte Friedrich sich deswegen keinen Kopf. Er ignorierte die Vorwürfe, und mit ihnen seine Absetzung. Auch die Wahl zweier Gegenkönige beeindruckte ihn wenig, er zog sich 1246 zurück nach Foggia (Apulien/Italien).

Aber, Ruhe war nicht sein Ding. Schon bald entschloss er sich, seinen Sohn Konrad IV., König des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Sizilien und Jerusalem, in Deutschland im Kampf gegen die Gegenkönige zu unterstützen, gab aber die Idee eben so schnell wieder auf, als er erfuhr, dass der erste Gegenkönig (Heinrich Raspe, Landgraf von Thüringen) tödlich verunglückt war.

Belagerung von Parma

Stattdessen wandte Friedrich sich gegen das von papsttreuen Gefolgsleuten eroberte Parma (Emilia-Romagna/Italien), begann 1247 die Stadt zu belagern, erlitt aber im Februar 1248 eine vernichtende Niederlage. Von nun an, gings bergab.

Friedrich marodierte noch eine Zeitlang in Oberitalien,

  • feierte im Piemont/Italien die Hochzeit seines Sohnes Manfred mit einer savoyischen Grafentochter,
  • betrauerte 1249 den Tod seines, ebenfalls unehelichen Sohnes Enzio, König von Sardinien,
  • hoffte kurzfristig, den nach wie vor in Lyon weilenden Papst letztlich doch noch am Kanthaken packen, oder wenigstens die Aufhebung des Banns erreichen zu können,
  • erkrankte aber – möglicherweise an der Ruhr – und
  • verstarb schließlich im Dezember 1250 auf der Burg Castel Fiorentino in Apulien/Italien, und wurde neben seinen Eltern im Dom von Palermo (Sizilien/Italien) beigesetzt.

Innozenz IV. kehrte 1253 über Perugia (Umbrien/Italien) zurück nach Rom, setzte unbeirrt seinen Vergeltungsdrang gegen die Staufer Konrad IV. und, nach dessen Tod, gegen Manfred fort, und ging, fast exakt vier Jahre nach seinem Kontrahenten Friedrich, im Dezember 1254, den Weg allen Irdischen.

Bauherr, Dichter, Falkner

Was waren Friedrichs II. Lieblingsbeschäftigungen?

Nun ja, neben der Fülle der von ihm praktizierten Steckenpferde, stechen – um nur einige zu nennen – Architektur, Dichtung, Philosophie und die Falknerei ganz besonders hervor.

Dichterschule

So sollen in der von ihm gegründeten Dichterschule, unter anderem, das Sonett (lat. von: "sonus“/“Klang, Schall“; daher auch "Klanggedicht“ genannt), die Intensivierung einer italienischen Literatursprache (Dichtung gab es bis dahin nur in lateinischer Sprache) sowie die Adaptionen der aus Frankreich überschwappenden Troubadourdichtung unter seiner Regie erfunden, erdacht und ausgeübt worden sein. Von Friedrich II. selbst sind vier Gedichte überliefert.

Menschen, Tiere, Sensationen

Um dem Wesen der Dinge auf die Spur zu kommen, legte Friedrich II. einen Tierpark an, in dem es sogar Löwen, Elefanten, Bären und Giraffen gab, und ließ sich zu Studienzwecken Pflanzen, Meeresgetier und Steine aus den Tiefen des Meeres holen.

Sizilianische Fragen

Im direkten und schriftlichen Dialog mit den Gelehrten seiner Zeit, setzte Friedrich sich leidenschaftlich mit den Fragen aller Fragen nach Ursache und Ursprung der verschiedensten Gegebenheiten dieser Welt, zum Beispiel

  • "Wie funktioniert das Universum?",
  • "Warum gibt es heiße Quellen und Feuer spuckende Vulkane?"
  • "Gibt es eine Seele? Und, wenn ja, wo steckt sie?"

auseinander.

Ein von Friedrich in diesem Zusammenhang mit dem muslimischen Philosophen Abu Mohammed Abd el-Hakh Ibn Salin (1217-1269) anregend geführter Briefwechsel, stieß zwar beim Papst – wohl wegen eines vermuteten, aber vom Pontifex keinesfalls gewollten islamischen Einflusses – nicht unbedingt auf dessen Wohlwollen.

Das änderte aber nichts daran, dass die aus dieser Korrespondenz bekanntgewordenen Einlassungen und Darlegungen beider Diskutanten – unter der Bezeichnung "Sizilianische Fragen" – durchaus als Indiz für Friedrichs Umtriebigkeit in Wissensfragen galten und noch gelten.

Falknerei

Das, den Annalen zur Folge, für Friedrich II. wichtigste Hobby, soll aber ganz eindeutig die Falknerei, also die fachkundige Beschäftigung mit Greifvögeln gewesen sein. Mit einer wahren Hingabe scheint Friedrich sich der Falkenjagd, aber auch der damit zusammenhängenden Hege und Pflege, gewidmet zu haben.

Neben eigenen Beobachtungen, griff Friedrich hier auch gern auf die Erfahrungen des arabischen Kulturraums zurück. Er züchtete Falken, richtete sie zur Jagd ab, erfand die sogenannte Falkenhaube und schrieb ein – an Bedeutung noch weit in unsere Zeit reichendes – sechsteiliges und von ihm eigenhändig illustriertes Standardwerk „Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen“ (De arte venandi cum avibus).

Stupor mundi et immutator mirabilis

Kurz, gut und trotz einiger ihm nachgesagter anrüchiger wissenschaftlicher Experimente (z.B.: obskure Sprachversuche mit Kindern), die allerdings nicht zweifelsfrei bewiesen zu sein scheinen und möglicherweise der Beschädigung seines Rufs und seiner Integrität geschuldet waren, wurde Friedrich II. bereits unmittelbar nach seinem Tod 1250 von einem gewissen Matthäus Paris (1200-1259; Engländer, Benediktinermönch und Chronist)  bezeichnenderweise mit dem Begriff „Stupor mundi et immutator mirabilis“ („Staunen und wunderbarer Wandler der Welt“) benannt.

Was hat Friedrich II. von Hohenstaufen alles bauen lassen – und warum?

Das "Warum" lässt sich gut und gern bis in die heutige Zeit beobachten. Wie schon vor und nach Friedrich II., sind Regenten, ob sie nun als Monarchen, Scheichs, Diktatoren oder demokratisch gewählte Landesherren (oder: Frauen) die Geschicke ihrer Länder führen, in weiten Teilen auch noch heute daran interessiert, der Nachwelt ein irgendwie mit ihnen in Verbindung gebrachtes Bauwerk zu hinterlassen.

Zu Friedrichs Zeit war repräsentatives Bauen gleichzeitig auch Ausdruck der vom Herrscher ausgehenden Macht. Je größer, spektakulärer und aufwendiger die Bauwerke, je deutlicher die Omnipotenz (Allmacht) des Potentaten. 

Kastelle

Das galt auch für Friedrich II. Aber, obwohl in seinem Wirken keineswegs eindimensional gestrickt, war sein vorrangiges Ziel doch, erst einmal die Sicherheit seines Reiches zu gewährleisten. Um gegen mögliche innere, als auch äußere Bedrohungen gewappnet zu sein, veranlasste er, mit geradezu übersteigerter Energie, die Errichtung wehrtauglicher Anlagen. 

So entstand, in relativ kurzer Zeit, auf Sizilien und an der Ostküste Apuliens eine Phalanx an Kastellen. Bereits bestehende sowie von vorangegangenen Herrschaftssystemen hinterlassene Burgen und Wehrtürme ließ er um- oder ausbauen; neu in Auftrag gegebene Befestigungsanlagen ergänzten das Programm. Man könnte sagen, das Bauen von Burgen und Festungswällen – kurz: von Verteidigungsanlagen aller Art – schien ihm sozusagen zur Manie geworden zu sein.

Zweckbauten

Obwohl unter anderem als Kosmopolit, Dichter, Wissenschaftler und Philosoph in die Geschichte eingegangen, setzte Friedrich sich – ganz pragmatisch – auch für den Bau von Talsperren, Brücken und Straßen ein. Er ließ Hafenanlagen, zum Beispiel in Bari, Brindisi (Apulien/Italien), Syrakus und Catania (Sizilien), verstärken – und widmete sich darüber hinaus, neben allem Notwendigen, auch gern und ausgiebig den schönen Dingen in Architektur und Baukunst.

Datschen

Unter seiner Ägide, von 1220 bis zu seinem Tod 1250 als Kaiser, entstanden – außer der Vielzahl an Kastellen, die ab und an (z.B. auf Reisen) auch als Residenzen gedacht waren  – Paläste, Jagdschlösser und bauhistorische Brückentore, wie zum Beispiel das Castello di Lucera, der sogenannte Kaiserpalast von Foggia und das Brückentor von Capua.

Alles in allem

Nach neuesten Erkenntnissen, schreibt die Geschichtsforschung dem umtriebigen Bauplaner Kaiser Friedrich II. nachweislich über zweihundertachtzig umgestaltete oder neu errichtete Bauwerke zu.

Welches sind die wichtigsten Bauten Friedrichs II.?

Einmal abgesehen von der Vielzahl wehrtauglicher Befestigungsanlagen (Kastelle, Burgen, Zitadellen) und anderer Zweckbauten (Talsperren, Straßen, Brücken) auf Sizilien, in Kalabrien, Kampanien, der Basilikata sowie in Apulien, gelten als die wichtigsten und heute noch bekanntesten Bauwerke zum Beispiel das

  • Castel del Monte,
  • Castel Maniace,
  • Castello di Lucera und das
  • Brückentor von Capua.

Zeichnungen und Pläne einiger Bauwerke, unter anderen die des Castels del Monte, sollen sogar von Friedrich II. selbst stammen. Bei allen anderen Bauten, bei denen ihm wegen dringender Staatsaufgaben keine, oder nur wenig Zeit zur persönlichen Mitwirkung vor Ort zur Verfügung stand, lief ohne seine Zustimmung und Mitsprache allerdings auch nichts.

Eine ständige Berichterstattung über den Fortgang der Bautätigkeiten, des Einsatzes von Materialien und/oder künstlerischer Ausarbeitung war Pflicht seiner Architekten, Konstrukteure, Gestalter und Baumeister.

Wo befand sich der Kaiserpalast Friedrichs II.?

In Foggia, Hauptstadt der gleichlautenden Provinz im Norden Apuliens, während des Zweiten Weltkrieges weitestgehend zerstört, heute ein für Apulien/Italien nicht unbedeutendes landwirtschaftliches Zentrum und Sitz einer Reihe wichtiger Industriezweige (u.a. Chemie, Papier).

Ganz anders sahen Stadt und die Gegend drum herum wohl zu Zeiten Friedrichs II. aus. Denn der Kaiser soll von Foggia derart angetan gewesen sein, dass er sich zu Beginn der zwanziger Jahre des 13. Jahrhunderts Knall auf Fall entschloss, Palermo zu verlassen und seine Residenz nach Foggia zu verlegen.

Außer seiner (vermuteten) Vorliebe für Landschaft, Fauna und Flora, liegen darüber hinausgehende Gründe zu diesem Entschluss im historischen Dunkel. Fakt ist aber, dass Friedrich II. 1223 mit dem Bau eines seiner prächtigsten Domizile begann und diese Location in den Folgejahren zu seinem bevorzugten Aufenthaltsort erkor.

Heute sind von diesem über die Jahrhunderte mehrfach zerstörten Palast (u.a. Erdbeben 1731, Brand 1898, Bombardierung 1943), lediglich ein gut sieben Meter hohes und etwas mehr als drei Meter breites Portal mit einer Inschrift erhalten, die auf das Entstehungsjahr, die Herrschaftsjahre Friedrichs II., den Namen des Baumeisters und die Tatsache, dass der Palast Lieblingsaufenthaltsort des Staufers war, hinweist.

Das, was bis heute über die angenommene Großartigkeit und fulminante Ausstattung der ehemaligen Anlage bekannt wurde, ist, – zum Glück – der akribischen Rekonstruktion italienischer Bauhistoriker zu verdanken.

Wie kam Friedrich II. zu dem Spottnamen Sultan von Lucera?

Das hat mit dem Castello di Lucera zu tun. Es heißt, es sei die Landschaft gewesen, die Friedrich II. veranlasst habe, zwischen 1233 und 1240 auf einem unweit von Foggia (Apulien/Italien) gelegenen Höhenzug des Monte Albano den Palast von Lucera (Castello di Lucera) errichten zu lassen, und zwar auf/über den Resten einer ehemaligen romanischen Kathedrale.

Nach ihrer Fertigstellung, soll die Burg sowohl der staatlichen Münze, als auch zeitweise eines Teils des Stauferschatzes zur Aufbewahrung gedient haben.

Eine andere Version lässt wissen, dass der Kaiser in den Weiten der Räumlichkeiten auch seinen zahlreichen Konkubinen Platz gegeben habe. So sollen, glaubt man der Fama, zu Friedrichs Lebzeiten die wildesten Spekulationen die Runde gemacht haben. Hinter den Mauern des Castellos wurden, zum Beispiel,

  • ein von Eunuchen bewachter Harem vermutet,
  • junge Männer als Lustknaben verdächtigt und
  • Kaiser Friedrich II. wegen seiner mutmaßlichen Ausschweifungen mit dem Spottnamen "Sultan von Lucera" belegt worden sein.

Alle das ist aber möglicherweise allein darauf zurückzuführen, dass in Friedrichs luxuriösem Hofstaat Sarazenen auch als Wettkämpfer, Tänzer, Musiker, Akrobaten, Spaßmacher, Tierbändiger etc. eine große Rolle spielten.

Heute sind von Friedrichs Castello nur noch geringe Reste vorhanden. Und die Wenigen, die noch da sind, befinden sich hinter der gewaltigen, nahezu neunhundert Meter langen Ummauerung, die lange nach Friedrichs II. Tod Karl I. von Anjou (von Papst Clemens IV. 1265 mit dem Lehen und 1266 mit dem Königstitel von Sizilien bedacht) zwischen 1269 und 1283 errichten ließ. 

Was ist das eigentlich – das "Brückentor von Capua"?

Die bereits im Altertum bedeutende Stadt Capua (Kampanien/Italien) besteht heute, wenn man so will, aus zwei, ungefähr vier Kilometer auseinander liegenden Orten - dem antiken Casilinum und heutigem Capua sowie der Stadt Santa Maria Capua Vetere.

Letztere entspricht wiederum der eigentlichen antiken Stadt Capua. Immer wieder faszinierend, wie kompliziert sich doch geografische Gegebenheiten über die Jahrtausende hinweg verändern können.

Das von Friedrich II. von Hohenstaufen zwischen 1234 und 1239 – an der damals schon vorhandenen Volturnusbrücke – errichtete Brückentor von Capua, galt seiner Zeit sozusagen als Tor zum Königreich Sizilien, war aber auch als Zeichen kaiserlicher Macht (und möglicher Provokation?) gegenüber dem Pontifex in Rom gedacht. Dessen Kirchenstaat hatte seine Grenze lediglich etwa achtzig Kilometer entfernt.

Friedrichs Bauergänzung bestand aus zwei dicken, runden Türmen, einem Portalbogen, der Darstellung des Kaisers mit Krone und Reichsinsignien, einer Reihe weiterer beeindruckender Skulpturen und einer warnenden Inschrift an die Reisenden:

  • „… sicher schreite hindurch, wer fehlerlos zu leben gewillt ist. Aber der Untreue fürchte den Bann und im Kerker den Tod …“

Dieser Text lässt, Historikern zur Folge, den Schluss zu, dass das Brückentores von Capua für Friedrich II. ganz sicher auch von machtpolitischer Bedeutung war, ist aber aus kunstgeschichtlicher Sicht bedauerlicherweise über die Jahrhunderte den Weg allen Irdischen gegangen. Heute sind nur noch die rudimentären Reste beider Türme zu besichtigen.

Was hat sich Friedrich II. von Hohenstaufen beim Bau des "Castel del Monte" gedacht?

Was Friedrich II. sich wirklich dabei gedacht hat, weiß man bis heute nicht so genau. Fakt ist aber, dass das Castel del Monte als der berühmteste Stauferbau Italiens gilt.

Erwiesenermaßen 1240 mit dem Bau begonnen, ließ Kaiser Friedrich II. das Kastell achteckig, mit ebenfalls acht achteckigen Türmen sowie mit antiken, gotischen und islamischen Elementen errichten.

Die festungsähnliche und baulich beeindruckende Burg, liegt auf einer leichten Anhöhe zwischen den Städten Andria und Bari in Apulien, ist von weit her aus allen Richtungen zu sehen, wird heute als Krone Apuliens bezeichnet – blieb aber nach Friedrichs Tod 1250 lediglich Fragment. Das heißt, sie wurde wahrscheinlich nie endgültig fertiggestellt. Und, über den von Friedrich II. beabsichtigten Zweck der Anlage, herrscht nach wie vor eine einigende Uneinigkeit.

Ob nun als Jagdschloss, Wehranlage, Ort des Rückzuges, Aufenthaltsmöglichkeit für die von Friedrich ausgeübte Falknerei oder gar für seine wissenschaftlichen Forschungen gedacht – niemand vermag es eindeutig zu sagen. 

Nicht im Ungefähren bleibt dagegen, dass von einer angenommenen ursprünglichen Inneneinrichtung des Castels del Monte heute – außer einigen Kaminen, Wasserleitungen und Toiletten! –

  • nichts erhalten blieb,
  • der italienische Staat das Gebäude gegen Ende des 19. Jahrhunderts übernommen hat, sich seither bemüht,
  • den touristisch stark frequentierten Bau mit viel Geld in Stand zu halten und die
  • UNESCO das, erst weit nach Friedrich II. als Castel del Monte benannte Monument,
  • 1996 zum Weltkulturerbe aufgewertet hat.

Kriegsherr und Kreuzfahrer

Hatte Friedrich II. von Hohenstaufen "Bock" auf Kreuzzüge?

Nein, scheinbar nicht wirklich! Er hat lange gebraucht, ehe er seine bereits 1215 – anlässlich seiner Königskrönung in Aachen – dem Kardinalbischof von Ostia (und damit indirekt auch Papst Innozenz III.) gegebene Zusage wirklich wahr machte.

1219

Den ersten Termin, spätestens 1219, ließ Friedrich II. wegen dringender Restrukturierungsaufgaben in seinem Königreich Sizilien geflissentlich verstreichen.

1220

Als dann 1216 Papst Innozenz III. verstarb, war es dessen Nachfolger, Papst Honorius III., der Friedrich drängte, doch, bitteschön, im März 1220 endlich seinen Kreuzzug anzutreten. Der dachte aber gar nicht daran. Nicht, bevor eine Regelung betreffend des zukünftigen Status´ des Königreichs Sizilien zwischen ihm und Honorius getroffen worden sei. Als eine Einigung schließlich nach zähen Verhandlungen zustande kam, und Friedrich im November 1220 vom Papst zum Kaiser gesalbt war, blieb er trotz allem unbeeindruckt.

Friedrich II. kümmerte sich auch weiterhin um seine staatstragenden Aufgaben in Deutschland und im Königreich Sizilien. Friedrich reformierte die Gesetzgebung, ließ Kastelle, Verteidigungsanlagen aller Art sowie aufwendig gestaltete Residenzen errichten und widmete sich, so ganz nebenbei, leidenschaftlich der Jagd mit seinen geliebten Falken. 

1225 & 1227

Dann, die Schlinge wurde enger, verpflichtete er sich – unter Androhung des Kirchenbanns – 1225 mit dem Vertrag von San Germano (bei Cassino/Latium/Italien) erneut, spätestens 1227 seinen mehrfach aufgeschobenen Kreuzzug anzutreten. Aber, wieder kam es anders.

Im März 1227 war Papst Honorius III.  verstorben,  Papst Gregor IX. an seine Stelle getreten und Friedrich II. im August d. J. auf dem Schiff. Allerdings nicht lange. Unter den Kreuzfahrern war eine Seuche ausgebrochen, die Friedrich zur Aufgabe des angestrebten Unterfangens zwang. Papst Gregor IX., aus anderem Holz geschnitzt als sein Vorgänger und – wie weiter oben erwähnt – not amused über den neuerlichen Fehlstart, zögerte nicht lange, und verhängte kurzerhand den Kirchenbann über den Kaiser. 

1228

Das focht nun wiederum Friedrich nicht an. Bann hin, Bann her, 1228 machte sich Friedrich II. – nun sozusagen ungebeten – endlich auf den Weg ins Heilige Land. 

Wieso trug Friedrichs II. Kreuzzug zur Verblüffung der Zeitgenossen bei?

Ganz einfach deswegen, weil er klug genug war zu erkennen, dass die Chance, mit Waffengewalt gegen die sogenannten Ungläubigen vorzugehen, nicht sonderlich aussichtsreich gewesen wäre. Vielleicht hätte Friedrich die Schlacht, keinesfalls aber den Krieg gewinnen können. Also versuchte er es auf die diplomatische Tour.

Anreise

Von Brindisi (Apulien/Süditalien) gings per Schiff zuerst nach Zypern. Dort stellte Friedrich klar, wer Herr im Hause ist – nämlich er, der Kaiser. Daran anschließend begab er sich nach Akkon (Galiläa/Israel), ließ sich von Pilgern, Mitgliedern der dort ansässigen Ritterorden und sogar vom Patriarchen Gerold von Jerusalem feiern, und suchte schließlich und endlich das Gespräch mit Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik, dem Neffen Sultan Saladins (1137-1193).

Das Ergebnis der langwierigen Verhandlungen, gipfelte im Februar 1229 im sogenannten Frieden von Jaffa, der den Christen einen zehnjährigen Waffenstillstand und, mit geringfügigen Einschränkungen – Jerusalem durfte von den Kreuzrittern nicht befestigt werden – den Zugang der Städte Jerusalem, Bethlehem und Nazareth ermöglichte. Und das alles ohne jegliches Blutvergießen.

Missgunst statt Beifall

Aber, wie das oft so ist im Leben, war auch hier Undank der Welten Lohn.

Die Typen der Ritterorden (z.B. der Johanniter und der Templer) vermissten anscheinend das Säbelrasseln und versuchten daher, Unfrieden zwischen Christen und Muslimen zu schüren. Der Patriarch von Jerusalem kritisierte den freundschaftlichen Umgang Friedrichs mit den Moslems, wetterte über dessen angeblich lockeren Lebenswandel und Papst Gregor IX. brauchte noch gut zwei weitere Jahre, ehe er Friedrich vom Kirchenbann erlöste.

Zuvor, im März 1229, hatte Friedrich II. allerdings noch eins drauf gesetzt, und sich in der Grabeskirche von Jerusalem selbst, obwohl exkommuniziert, zum König von Jerusalem gekrönt. Was für den Papst und die Kurie insgesamt, flapsig gesagt, so etwas war, als hätte jemand dem "Fass die Krone ins Gesicht geschlagen". Für Friedrichs Zeitgenossen allerdings, waren nicht nur seine erfolgreichen Friedensverhandlungen verblüffend, sie empfanden – so wird gesagt – sogar seine Selbstkrönung als geradezu sensationell.

Fünfter oder sechster Kreuzzug

Das ist eine Sache des Standpunktes. Die einen sagen, es sei der Fünfte (von 1228 bis 1229) gewesen. Allerdings aber nur dann, wenn man der Darstellungsweise folgt, wonach Friedrichs Kreuzzug als Fortsetzung des sogenannten Kreuzzuges von Damiette (von 1217 bis 1221) gesehen wird.

Betrachtet man dagegen beide Kreuzzüge separat, dann handele es sich – so die anderslautende Meinung – bei Friedrichs Unternehmung, na klar, um die sechste Aktion zur Eroberung Jerusalems und damit verbunden, idealistisch gedacht, um die Befreiung der Heiligen Stätten aus den Händen der Muslime.

Was sind die "Goldene Bulle von Rimini" und das "Kulmer Land"?

Beides hat im Wesentlichen mit Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen und Papst Gregor IX. zu tun, und ist eine etwas längere Geschichte.

Begonnen hatte sie, diese Geschichte, als während des ständigen Hin und Hers der Kreuzzüge – mal gewannen die Christen, dann wieder die Muslime die Oberhand über das Heilige Land – 1190 der "Deutsche Orden" gegründet wurde.

Bereits im Winter des Jahres 1191 von Papst Clemens III. (??-1191), kurz vor dessen Tod im März, unter kirchenstaatlichen Schutz gestellt, wandelte sich der Orden ab 1198 von einer rein karitativen Organisation, zu einem vorzugsweise auch militärisch ausgerichteten Ritterorden, der dann ein Jahr später (1199) von Papst Innozenz III. endgültig anerkannt und bestätigt wurde.

Steilflug

In den Folgejahren avancierte der "Deutsche Orden" zum drittgrößten Ritterorden nach den Johannitern und Templern.

Unter der Ägide Friedrichs II., der im Hinblick auf seinen bevorstehenden Kreuzzug von 1228/1229 auf die militärische Unterstützung der Ordensritter angewiesen war, erlebte der "Deutsche Orden" einen besonders rasanten Aufstieg. Zurückzuführen möglicherweise auch auf das außerordentlich gute Verhältnis zwischen Friedrich II. und dem vierten Hochmeister (Hermann von Salza; 1162-1239) sowie dessen privilegierter Stellung am Hof.

Auszeichnung

Mit der "Goldenen Bulle von Rimini" – angeblich 1226 ausgestellt, aber, so wird heute vermutet, tatsächlich erst Mitte der dreißiger Jahre des 13. Jahrhunderts verfasst – erhielt Hermann von Salza, sozusagen als Dankeschön für treue Dienste in der Vergangenheit und die von ihm zu erwartende Eroberung und Christianisierung Preußens in der Zukunft, das – seinerzeit von heidnischen Pruzzen (Preußen) bewohnte – "Kulmer Land" (Kulm/Chelmno, Polen) sowie den Fürstenstatus über dieses Gebiet.

Besiegelt, bestätigt und für gut befunden, wurde diese Aktion 1234 von Papst Gregor IX. mit dessen „Goldener Bulle von Rieti“ (Latium/Italien) sowie im Juli 1257 noch einmal von Papst Alexander IV. (1199-1261).

Was hatte Friedrich II. mit Dschingis-Khan zu tun?

Nichts! Dschingis-Khan (1162-1227), erster Großkhan der Mongolei, war während seiner Zeit im Wesentlichen damit beschäftigt, die unterschiedlichen mongolischen Stämme unter seiner Führung zu einen. Das ist ihm in großartiger Weise auch gelungen. Als er 1227 verstarb, hinterließ er ein Reich, das sich getrost mit dem Alexanders des Großen (356-323 v. Chr.) oder dem Römischen Reich vergleichen lässt.

Mongolen in Schlesien

Aber, Dschingis-Khan hatte einen Enkel. Der nannte sich Batu-Khan (auch: Batu der Prächtige), war Großfürst und stand mit seinen Mongolen (Tataren) 1241 plötzlich und so gut wie unerwartet – frei nach dem Motto: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ – in Schlesien. Die deutsch-polnische Streitmacht unter Herzog Heinrich II. von Schlesien hatte keine Chance, sie wurde in der Schlacht bei Liegnitz, bei der Herzog Heinrich tödlich verletzt wurde, vernichtend geschlagen.

Mongolen in Ungarn

Während aber nun Mittel- und Westeuropa in Angst und Schrecken auf den weiteren Ansturm der – in ihren Augen – Barbaren wartete, entschied Batu-Khan sich anders. Er wandte sich nach Ungarn, besiegte flugs den dortigen König Béla und zog sich, oh Wunder?!, nein, wohl doch mehr wegen des Dahinscheidens des Großkhans Ugedais sowie daraus resultierender und zu erwartender Nachfolgestreitigkeiten, in das zentralasiatische Stammland zurück.

Friedrich II. in Italien

Und Friedrich II.? Was hatte der nun mit all dem zu tun? Wie gesagt: Nichts!

Weder mit Dschingis-Khan, noch mit dessen Enkel Batu-Khan. Der Kaiser ließ sich zwar über den Fortgang der Kämpfe an den Grenzen im Nordosten seines Reiches informieren, hielt sich aber militärisch zurück, blieb in Italien und passte auf, dass ihm nicht der Papst in die Suppe spuckte. Die Beiden konnten sich nämlich – wie bereits gesagt – absolut nicht leiden.

Was ist unter dem Begriff "Lombardenbund" zu verstehen?

Als Lombardenbund wird der zur Mitte des 12. Jahrhunderts in Gang gesetzte Zusammenschluss der sich schon seit geraumer Zeit entwickelnden oberitalienischen Stadtrepubliken bezeichnet.

Geographisches

Im Mittelalter wurde die Lombardei nicht nur wie heute (in etwa zwischen Gardasee, Lago Maggiore und Po gelegen) verstanden, sondern umfasste auch das Tessin, Piemont und Genua (Ligurien).

Namensherkunft

Der Name Lombardei (Langobardia), ist auf die im sechsten Jahrhundert im Zuge der Völkerwanderung in Italien einfallenden germanischen Langobarden zurückzuführen. Die machten Pavia zu ihrer Hauptstadt, dehnten ihr Reich im Folgenden über Norditalien sowie Teile Mittel- und Süditaliens aus, und konvertierten schließlich sogar zum Katholizismus. Das ging knapp über zweihundert Jahre gut.

Karl I. der Große

Dann kam 774 Karl I. der Große (747-814), setzte Desiderius (??-786; König der Langobarden) ab, steckte ihn ins Kloster, machte sich kurzerhand selbst zum König der Langobarden und gliederte die eroberten Gebiete seinem Fränkischen Reich ein.

Otto I. der Große

Fast zwei Jahrhunderte später, 951, übernahm Otto I. der Große (912-973) die Langobardenkrone.

Friedrich I. Barbarossa

Etwa ab dem 11. Jahrhundert erfuhren die lombardischen Städte einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufstieg, lösten sich zunehmend aus dem Herrschaftssystem der Bischöfe, etablierten Städterepubliken (unter anderen Verona, Mantua, Cremona, Brescia, Parma, Padua und Mailand), gründeten im 12. Jahrhundert (1164) – gegen die Machtansprüche Kaiser Friedrichs I. Barbarossa – zuerst den Veroneser-, dann, nur drei Jahre später, den ersten Lombardischen Städtebund (Lombardenbund).

Friedrich II. von Hohenstaufen

Um die Jahrhundertwende vom 12. zum 13. Jahrhundert begann unter den Städten allerdings bald wieder das übliche Pokern und Tauziehen um Macht, Stärke und Dominanz.

Das änderte sich, trotz der einen oder anderen divergierenden Interessenlage erneut, als es hieß, gemeinsam gegen den Stauferkaiser Friedrich II. Front zu machen. Diesen sogenannten zweiten Lombardischen Städtebund schlug Friedrich 1237 mit seinem deutsch-sarazenischen Heer zwar in der Schlacht bei Cortenuova (Provinz Bergamo/Lombardei), konnte aber die Unabhängigkeit der oberitalienischen Städte nicht endgültig brechen.

Warum legte sich Friedrich II. mit dem "Lombardischen Städtebund“ an?

Abgesehen von der allgemeinen Bedeutung (strategische Lage zwischen Nord/Süd des Heiligen Römischen Reiches sowie eine für die Zeit enorme Wirtschaftskraft der oberitalienischen Städte) der Lombardei, weigerten sich die Mitglieder des Lombardischen Städtebundes vehement, Friedrich II. – anlässlich seines 1228 startenden Kreuzzuges – Straßen und Alpenpässe benutzen zu lassen, geschweige denn, ihn bei seinen militärischen Unternehmungen zu unterstützen.

Kriegserklärung

Die daraus folgernde Nichtanerkennung der kaiserlichen Rechte durch die dem Staufer nicht gewogenen Städte (es gab auch ein paar kaisertreue Parteien darunter, wie z.B. Cremona oder Parma), führte 1236 zum Krieg Friedrichs II. gegen den obstinaten Langobardenbund.

Friedrichs II. Desaster

Die Entscheidung fiel bereits im darauffolgenden Jahr (1237) in der Schlacht bei Cortenuova (Provinz Bergamo/Lombardei).

Allerdings hatte Friedrich lediglich die Schlacht gewonnen, nicht aber einen grundsätzlichen Erfolg in den Auseinandersetzungen erzielt. Nach der Niederlage bei Cortenuova,

  • lehnte Friedrich die von Mailand angebotenen Zugeständnisse rigoros ab,
  • hielt sich sozusagen für unbesiegbar,
  • scheiterte aber schon bald bei dem Versuch, die Stadt Brescia einzunehmen,
  • verlor nun auch noch die Letzten seiner Unterstützer,
  • wurde 1239 ein zweites Mal von Papst Gregor IX. mit dem Bann belegt und
  • erlitt schließlich und endlich 1248 seinen definitiven und irreversiblen Misserfolg bei der Belagerung von Parma (Emilia-Romagna/Italien).

Wie so oft, ging es auch bei dieser Angelegenheit ursächlich um die Vormachtstellung zwischen Papst und Kaiser in Italien. Dabei hatten der Papst die Guelfen (Welfen), und Kaiser Friedrich II. die sogenannten Ghibellinen (Waiblinger, nach der Stauferstadt Waiblingen) auf ihrer Seite.

Warum war die Seeschlacht von Montechristo und Giglio so bedeutend?

Bedeutend für Friedrich II. war bei diesem Geschehen der in der Geschichte ausgesprochen ungewöhnliche Vorgang des sogenannten Prälatenfangs. Und der hat sich folgendermaßen zugetragen:

Vorausgeschickt

Der 1241 stattgefundenen Seeschlacht von Montechristo (Insel im Mittelmeer vor der toskanischen Küste Italiens; nicht zu verwechseln mit der „Cháteau d´if“, der „Insel des Grafen von Monte Christo“) war, wie hätte es auch anders sein können, der unselige Streit um den Herrschaftsanspruch in der Lombardei (Lombardenbund) zwischen Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen und Papst Gregor IX. vorausgegangen.

Beide fühlten sich in unüberwindbarer Feindschaft verbunden, der der Papst 1239 mit der Exkommunikation Friedrichs die Krone aufsetzte und Friedrich sich mit einigen militärischen Erfolgen im Kirchenstaat revanchierte.

Papst Gregor IX. beabsichtigte, ein Konzil in Rom abzuhalten, bei dem es unter anderem auch um die Absetzung des Kaisers gehen sollte. Zur Teilnahme an dieser Zusammenkunft wurden – ähnlich wie anlässlich des Konklaves zur Papstwahl – aus allen Gegenden und Ländern Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte und andere kirchlichen Würdenträger zusammengerufen.

Da Friedrich aber inzwischen die passierbaren Landwege vom Norden nach Rom kontrollierte, versammelten sich die Kirchenfürsten in Nizza. Von dort sollte es mit den Schiffen der papstfreundlichen Genueser weitergehen zur "Ewigen Stadt". Das galt es zu verhindern.

Prälatenfang

Also mobilisierte Friedrich seinen sizilianisch-kaiserlichen Flottenverband. Gemeinsam mit den Galeeren der auf seiner Seite stehenden Stadt Pisa, blockierte der Kaiser nun auch den Seeweg nach Rom.

Nach einigen Tagen des Kreuzens auf See, kam es im Mai 1241 zwischen den Inseln Montechristo und Gigli zur entscheidenden Seeschlacht, die mit einem spektakulären Sieg Friedrichs II. über die Genueser und der Gefangennahme fast sämtlicher an Bord befindlichen Kirchenleute – das sollen alles in allem etwa um die hundert Geistliche gewesen sein – endete.

Papst, Nachfolger und Nachnachfolger

Nicht geendet hatte dagegen der Konflikt mit der Kurie.

Zwar verstarb Papst Gregor IX. kurz nach diesem für ihn wenig schmeichelhaften Ergebnis der Seeschlacht (sein angestrebtes Konzil musste abgeblasen werden) im August d.J., aber der Nachnachfolger Papst Innozenz IV. (zwischendrin gabs noch Papst Coelistin IV., der allerdings ebenfalls gegen Ende des gleichen Jahres verstarb) führte die Feindseligkeiten gegen den Stauferkaiser in unverminderter Härte fort.

Übrigens:

Das ungünstige Schicksal der gefangenen Kirchenfürsten – sie wurden nach Pisa, San Miniato (Toskana/Italien), Neapel und schließlich auf verschiedene Burgen des Reiches gebracht, wo sie ein grauenvolles Dasein fristeten – sprach nicht zu Gunsten Friedrichs II. Im Gegenteil! Sein lange Jahre währendes gutes Ansehen schwand dahin, wie Butter unter der Sonne.

Vater/Sohn-Konflikt

Wie kam es zum ersten Konflikt zwischen Friedrich II. und seinem Sohn Heinrich (VII.)?

Heinrich (1211-1242), erster Sohn Friedrichs II. mit dessen Ehefrau Konstanze von Aragon, als einjähriges Kind bereits 1212 zum König von Sizilien gekrönt und vom Vater wenige Jahre später – formal, denn die eigentlichen Geschäfte führte lange Jahre eine aus Reichsfürsten bestehende Vormundschaft – mit zwei mehr oder weniger nach geordneten Funktionen in Schwaben und Burgund versehen, wurde zwar 1220 von Friedrich II. in Frankfurt am Main zum Mitkönig erhoben, blieb aber nach wie vor unter der Fuchtel des Vaters.

Dann, etwa ab 1228, begann Heinrich – dessen eingeklammerte (VII.) darauf hinweist, dass er in der Reihe römisch-deutscher Könige keine Rolle spielte und nicht mit dem späteren Kaiser Heinrich VII. (1275-1313) oder gar mit dem noch späteren, englischen, Heinrich VII. (1457-1509) zu verwechseln ist – eigene Wege zu gehen.

Heinrichs Idee, die aufstrebenden Städte und den Stand der Reichsministerialität zu Lasten der Fürsten zu schwächen, stieß bei Friedrich II. allerdings auf taube Ohren. Der Kaiser hatte in Italien genug zu tun, konnte nördlich der Alpen keine Experimente seines Sohnes dulden und zwang Heinrich daher, unter für diesen wenig freundlichen Umständen, zur Aufgabe seiner politischen Pläne. Das empfand Heinrich (VII.) zwar als demütigend, hielt ihn aber keineswegs davon ab, weiterhin seinen Vater nachhaltig zu verärgern.

Wie kam es zum zweiten Konflikt zwischen Friedrich II. und seinem Sohn Heinrich (VII.)?

Nun, Heinrich (VII.) – nachhaltig gekränkt, verärgert und stocksauer auf seinen Vater Friedrich – war keineswegs einsichtig. Er hintertrieb die Politik des Vaters wo es nur ging,

setzte weiterhin auf eine mögliche Entmachtung der Fürsten zu Gunsten der Städte und des sogenannten niederen Adels (Reichsministerialen),

zog die Gegner des Vaters auf seine Seite,

sprach sich vehement gegen die von Papst Gregor IX. um 1231 sanktionierte Inquisition aus,

verbot mit einem sogenannten Landfrieden, also des Verzichts des Regenten auf Gewaltanwendung, das barbarische Treiben der religiösen Überzeugungstäter – und sah sich erneut einem erbosten Vater gegenüber.

Ein Fass, das überläuft

Als Heinrich sich zu allem Überfluss auch noch mit Friedrichs II. Verbündeten, dem Herzog von Bayern, Otto II. dem Erlauchten (1206-1253), anlegte und sich darüber hinaus mit den ärgsten Widersachern seines Vaters, dem Lombardenbund, gemein machte, brachte das das Fass zum Überlaufen.

Exkommunikation, Amtsenthebung und Kerker

Vom Papst mit dem Bann belegt und von Friedrich II.

  • 1235 gefangen genommen,
  • nach Worms geschafft,
  • seiner Ämter als römisch-deutscher König und König von Sizilien enthoben und
  • in verschiedenen Festungen Apuliens und Kalabriens eingekerkert,

verstarb Heinrich (VII.) schließlich im Februar 1242 auf der Burg Martirano (Kalabrien/Italien).

Die eigentliche Todesursache ist ungewiss. Die eine Lesart ist, Heinrich sei bei einem Festungswechsel vom Pferd gestürzt und hätte sich den Hals gebrochen, die andere besagt, er sei an den unerträglichen Haftbedingungen im Kerker gestorben.

Betrachtet man das kaltherzige und unnachgiebige Verhalten Friedrichs II. gegenüber seinem Sohn, kann durchaus eine Wesensveränderung des Stauferkaisers hin zum Despotismus vermutet werden. Den Annalen zur Folge, sollen Friedrichs II. Zeitgenossen es so gesehen haben.

War Friedrich II. tatsächlich Opfer eines Attentats?

Ja, in der Tat, das soll er gewesen sein. Auslöser waren die heftigen Auseinandersetzungen mit Papst Innozenz IV. Beide Seiten übertrafen sich in gegenseitiger Abneigung. Hass, Gewalt und verbale Attacken übelster Art waren an der Tagesordnung.

Zwar hat Friedrich II. verschiedentlich versucht, sowohl mit Innozenz, als auch mit dessen Vorgängern zu einem friedlichen Miteinander zu kommen – aber seine Bemühungen blieben weitestgehend erfolglos. Die jeweils ureigenen Machtansprüche scheinen es schlicht nicht zugelassen zu haben.

Konzil von Lyon 1245

Friedrich II. und Innozenz IV. trafen erstmals im Streit um die papstfreundliche Stadt Viterbo (Region Latium/Italien) aufeinander, die von Friedrichs Soldateska in schrecklicher Weise verwüstet wurde. Grund genug für den Papst, Friedrich II. 1245 auf dem Konzil von Lyon die Aufhebung des Kirchenbanns zu verweigern und ihn – stattdessen – unter dem Vorwand angeblicher Ketzerei, Gotteslästerung und anderem mehr, als Kaiser für abgesetzt zu erklären.

Ostern 1246 in Grosseto

Davon unbeeindruckt, nahm Friedrich zu Ostern 1246 Quartier in Grosseto (Toskana/Italien) und war dabei, eines seiner glamourösen Feste vorzubereiten, als er erfuhr, dass ein vom päpstlichen Umfeld angezettelter Mordanschlag, ausgeführt von abtrünnigen Vertrauten, auf ihn verübt werden sollte.

Friedrich rächte sich aufs Fürchterlichste. Dem Zeitgeist entsprechend, so heißt es, ließ er die Verräter in einen mit Giftschlangen gefüllten Ledersack einnähen.

Friedrich II. und sein Leibarzt

Drei Jahre später, 1249, wurde erneut versucht, Friedrich meuchlerisch umzubringen.

Dieses Mal kam der Attentäter aus der unmittelbaren Umgebung des Kaisers. Es war der Leibarzt, der Friedrich mit einem vergifteten Getränk ins Jenseits schicken wollte/sollte. Aber, auch dieses Unterfangen flog rechtzeitig auf. Trotz der Trickserei des Arztes, der, nach der Aufforderung zuerst aus dem Becher zu trinken, den Becherinhalt verschüttete, wurde der gute Mann überführt. 

Ein armer Tropf, allerdings bedauerlicherweise ohnehin zum Tode verurteilt, erbrachte durch das Leeren des Becherrestes und sein promptes Dahinscheiden den definitiven Beweis des versuchten Giftmordes. Der Leibarzt wurde zuerst einer ausgiebigen Folter unterzogen, dann schließlich der Hinrichtung zugeführt.

Wer folgte auf den Stauferkaiser Friedrich II.?

Gegen Ende des Jahres 1250, Friedrich II. hatte sich zur Jagd in Apulien zurückgezogen, erkrankte der Kaiser, wahrscheinlich an einer Darminfektion, an der er kurz darauf verstarb. Zuvor allerdings, hatte Friedrich die Nachfolge geregelt.

Konrad IV., Sohn aus der knapp dreijährigen Ehe mit Isabella von Brienne (bzw. von Jerusalem), sollte in vollem Umfang die Ämter des Vaters und somit die Verantwortung für das gesamte Reich übernehmen, sein Halbbruder Manfred aus der Verbindung mit Friedrichs Geliebten Bianca Lancia der Jüngeren, die erst auf dem Sterbebett von Friedrich geehelicht wurde, sollte Konrad im Königreich Sizilien entlasten.

Konrad IV. war das Glück allerdings nicht sonderlich hold. Zwar gelang es ihm, 1250 am Mittelrhein einen Sieg gegen den von den papsttreuen Fürsten eingesetzten Gegenkönig Wilhelm von Holland zu erzielen, konnte aber in Deutschland ansonsten nicht weiter punkten.

Er wandte sich gen Süditalien, errang – gemeinsam mit Manfred – auch dort den einen oder anderen Erfolg in der Rückgewinnung staufischer Territorien, starb aber bereits zu Beginn des Jahres 1254 mit sechsundzwanzig Jahren in Lavello (Region Basilikata/Italien) an, wie es heißt, Malaria.

Epilog

War Friedrich II. von Hohenstaufen ein Kosmopolit?

Durchaus! Auch, wenn vielleicht nicht alles, was über Friedrich II. aus Urkunden, Briefen und sonstigen Dokumenten zu erfahren ist, den Tatsachen entsprechen mag – vieles wurde erst Jahre nach seinem Tod über ihn berichtet – und die Meinungen über den Wahrheitsgehalt seiner leidenschaftlich betriebenen Passionen auseinandergehen, scheint er aber doch so etwas gewesen sein, wie ein seiner Zeit vorweggenommener Weltbürger.

Außerordentlich gebildet und wissensdurstig, umgab Friedrich sich schon seit frühen Jahren mit Wissenschaftlern aller Colour. Unter anderem der Baukunst, Sprache (Dichtung), Philosophie, Mathematik, Medizin – aber auch Künstlern und, ganz besonders, den Frauen zugetan, brachte ihm sein Tun und Handeln nicht von ungefähr bereits zu Lebzeiten den Ruf eines liberalen Kosmopoliten ein.

Autor:

Quellen:

  • "Die deutschen Cäsaren" (S. Fischer-Fabian/Droemer Knaur)
  • "Die Staufer und ihre Zeit" (Annette Großbongardt, Dietmar Pieper, Hg./DVA: Spiegel Buchverlag)
  • "Friedrich II." (Olaf B. Rader/C.H. Beck Verlag, München)
  • "Deutsche Geschichte: Bd. 2" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
  • "Kaiser, Ritter und Scholaren" (Das farbige LIFE Bildsachbuch/rororo)
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