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Kaiser Friedrich I. Barbarossa: Fragen und Antworten

Wer war Barbarossa, und was bedeutet dieser Name? Wie war Barbarossas Jugend? War Barbarossa verheiratet? Wenn ja wie oft und mit wem? Hat sich Barbarossa auf den Königsthron geschummelt? Wie war Barbarossas Verhaeltnis zur katholischen Kirche? Warum und wie oft reiste Barbarossa nach Italien? Wie lebte es sich am Hof des Staufers Barbarossa? Wer waren Arnold von Brescia, Hildegard von Bingen, Albrecht der Bär und Otto von Wittelsbach? Was macht Barbarossa auf dem Kyffhäuser? Diese und einige weitere Fragen, möchten wir in diesem Beitrag beantworten.

Einführung

Wer war Kaiser Friedrich I. Barbarossa?

Friedrich (1122-1190) war zu Beginn seiner Laufbahn: Herzog Friedrich III. von Schwaben. Seine Mutter, Judith von Bayern, stammte aus dem Adelsgeschlecht der Welfen, sein Vater, Herzog von Schwaben Friedrich II., der Einäugige (1090-1147), aus dem Hause der Staufer.

Der Begriff Staufer war, so heißt es, zu Lebzeiten Friedrichs I. Barbarossa nicht bekannt. Friedrich soll sich auch nie als Staufer bezeichnet haben. Angenommen wird dagegen heute, dass dieser Begriff von frühen Historikern erst im späten 15. Jahrhundert – möglicherweise im Hinblick auf den 684 m (NN) hohen Kegelberg Hohenstaufen, zwischen Göppingen und Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg gelegen in den Sprachgebrauch übernommen wurde. Aber, ob das tatsächlich der Ursprung des Namens Staufer ist, bleibt weiterhin nicht eindeutig zu bestimmen.

Wie auch immer

Ob Friedrich sich als Schwabe, Staufer, Salier, Waiblinger (nach seinem angenommenen Geburtsort Waiblingen/Nähe Stuttgart) oder gar Welfe (wegen der Verwandtschaft mütterlicherseits) gefühlt hat, weiß man also nicht. Verbrieft hingegen, scheint in der Tat zu sein, dass über die ersten dreißig Jahre Friedrichs historisch nur wenig bekannt, aber in allen Geschichtsbüchern nachzulesen ist, dass er

  • von 1147 bis 1152 Herzog von Schwaben war,
  • kurz vor Konrads III. Tod 1152 von diesem zu dessen Nachfolger bestimmt,
  • tatsächlich zwei/drei Wochen nach Konrads Hinscheiden, im März d. J. – mit weitestgehender Einstimmigkeit der Fürsten – zum römisch-deutschen König gewählt sowie
  • fünf Tage später in Aachen vom Kölner Erzbischof Arnold gekrönt wurde.

Im Spätherbst des Jahres 1154 reiste Friedrich nach Rom, wo ihn der englische Papst Hadrian IV. (1100/1120??-1159) im Juni 1155 zum Kaiser Friedrich I. salbte. Seinen Beinamen "Barbarossa" (Rotbart) erhielt Friedrich, wegen seines rötlichen Bartes (ital.: barba/Bart, rossa/rot, rötlich), von den Italienern.

Barbarossa ertrank im Juni 1190, anlässlich des Dritten Kreuzzuges (1189-1192), im Fluss Saleph (heute Göksu/Türkei) – möglicherweise verursacht durch einen Hitz-/Herzschlag, was aber ebenfalls bis heute nicht eindeutig zu klären ist.

Kindheit, Jugend und Persönlichkeit

Wie verliefen Barbarossas Kindheit und Jugend?

Weitestgehend im historischen Dunkel. Über seine ersten knapp dreißig Jahre ist so gut wie nichts bekannt.

Anzunehmen ist, dass er eine der Zeit entsprechende adäquate Erziehung und Ausbildung erhielt, die sich aber wahrscheinlich in körperlicher Ertüchtigung (Umgang mit Pferden, Waffen und Jagdmodalitäten) sowie im Erlernen adeligen Lebensstils erschöpften.

Wie wurde Barbarossa von seiner Umgebung wahrgenommen?

Mit dem Schreiben, Lesen und/oder Fremdsprachen (zu Barbarossas Zeit nicht unüblich, zum Beispiel: Latein), soll er weniger in Berührung gekommen sein. Ungeachtet dessen, werden ihm von den Zeitgenossen durchaus Eigenschaften wie Mut, Courage, Furchtlosigkeit, aber auch so hehre Charaktereigenschaften wie Weitherzigkeit, Güte und eine ausgeprägte Antenne für Gerechtigkeit nachgesagt.

Nicht minder positiv fällt die Beschreibung seiner äußeren Erscheinung aus.

So ist – Chronisten zur Folge – von einer mittelgroßen und kräftigen Gestalt, einem ins rötliche changierenden Blond, einem lebensfroh und beschwingt wirkenden Gesicht sowie, unter anderem, von einem festen Gang die Rede.

Kurz und gut – ein stattlicher und volkstümlicher Kerl, der 1147 sowohl mit seiner Berufung zum Herzog von Schwaben, als auch seiner Mitwirkung beim (nicht erfolgreichen) Kreuzzug (1147-1149) seines Onkels Konrads III. (1093/94-1152), historisch aus dem Dunkel seiner Jugend tritt.

Heute gilt Friedrich I. Barbarossa – neben Friedrich II. von Hohenstaufen (1194-1250), seinem Enkel – als die, die Zeit überdauernde, charismatische Kaisergestalt deutscher Geschichte.

Privates

War Barbarossa verheiratet – wenn ja wie oft, und mit wem?

Ja, das war er. Zweimal.

In erster Ehe (1147; auf Betreiben König Konrads III.) mit Adela von Vohburg (1128-1187), Tochter des Markgrafen Diepold III. von Vohburg; in zweiter Ehe mit Beatrix von Burgund (1140-1184).

Erste Ehe

Adelas Mitgift,

  • das ihrer Familie zu Zeiten Heinrichs IV. (1050-1106) zugewachsene und vom Vater stabilisierte Egerland (Tschechien),

kam dem jungen Barbarossa zwar zu Pass, seine siebenjährige Ehe mit der aus dem schwäbisch-bayrischen Adelsgeschlecht der Diepoldinger-Rapotonen stammenden jungen Frau, erwies sich dagegen als Flop. Barbarossas Interesse an ihr, verflüchtigte sich schon bald wie Butter unter der Sonne.

Mit fragwürdigen Argumenten, wie zum Beispiel

  • Untreue (was ihr niemand nachsagen konnte),
  • Unfruchtbarkeit (die in ihrer nächsten Ehe mit einem gewissen Dietho von Ravensburg ad absurdum geführt wurde) und
  • angeblich zu enger Verwandtschaftsbande (ihre Ururgroßmutter war die Schwester von Barbarossas Urgroßvater),

wurde die Ehe 1153 durch den Erzbischof Hermann von Konstanz geschieden.

Zweite Ehe

Drei Jahre später (1156) heiratete Barbarossa ein zweites Mal. Beatrix von Burgund (etwa 1140-1184). Die zu dem Zeitpunkt, so wird angenommen, zwölfjährige Tochter des Grafen Rainald III. von Burgund.

Diese Ehe war zweifelsfrei ein machtpolitisches Plus für Barbarossa! Hatten sich doch die Burgunder in der Vergangenheit eher zurückhaltend in ihrer Zuneigung zu den Vorgängern Barbarossas verhalten. Und, Ironie der Geschichte: Beatrix war mit ihrem Gatten im gleichen Grad verwandt, wie es zuvor auch Adela von Vohburg gewesen war.

Beatrix, intelligent, nicht bildungsfern und gutaussehend, vermachte (angeblich) ihrem Angetrauten anlässlich der Hochzeit in Würzburg

  • fünftausend prachtvoll ausgestattete Krieger,
  • griff ihm 1160 bei seinem zweiten Italienzug mit einer weiteren Truppeneinheit aus ihrer Heimat unter die Arme,
  • wurde 1167 in Rom zur Kaiserin und 1178 zur Königin von Burgund gekrönt

und schenkte dem leistungsstarken Barbarossa acht Söhne und drei Töchter.

Wer waren diese Kinder?

Die Kinder Barbarossas, der fast ständig mit dem Papst über Kreuz lag, sich pausenlos mit seinem Vetter Heinrich dem Löwen stritt, mit seinem Kreuzzug Jerusalem zurückerobern wollte, dabei aber tragischer Weise beim Baden in einem Fluss ertrank, waren:

  • Beatrix (1160-1162)
  • Friedrich (1164-1170) – Herzog von Schwaben
  • Heinrich VI. (1165-1197) – König und Kaiser sowie König von Sizilien
  • Konrad (1167-1191) – ab 1171 wurde aus Konrad -> Friedrich VI., Herzog von Schwaben
  • Gisela? (1168-1184)
  • Otto I. (1170-1200) – Pfalzgraf von Burgund
  • Konrad (1172-1196) – Herzog von Schwaben
  • Rainald (1173-??)
  • Wilhelm (1176-??)
  • Philipp (1177-1208 ermordet) – Herzog von Schwaben; römisch-deutscher König
  • Agnes (1178-1184) 

Königswahl

Was war ausschlaggebend für Barbarossas Wahl zum König?

Der bereits jahrzehntelang andauernde Zoff zwischen den miteinander zwar verwandten, aber dennoch in gegenseitiger Feindschaft einmütig verbundenen Familien der Staufer und Welfen, begann inzwischen auch die Pfründe der sowohl geistlichen, als auch weltlichen Fürsten im Land in Gefahr zu bringen.

Also, so scheinen Letztere gedacht zu haben, wer wäre für eine Schlichtung des Streites besser geeignet, wenn nicht Friedrich I. Barbarossa. Immerhin kamen dessen Mutter,

  • Judith von Bayern (1107-1131),
  • sein Onkel, Welf VI. (1115-1191) sowie sein
  • Cousin Heinrich der Löwe (1129/32-1195)

aus dem Hause der Welfen. Und Barbarossa handelte. Klug und diplomatisch.

  • Heinrich der Löwe erhielt das Herzogtum Bayern,
  • Welf VI. konnte sich, unter anderem, über das Herzogtum Spoleto (Umbrien/Italien) sowie die Markgrafschaft Tuscien (Toskana/Italien) freuen.

Damit war erst einmal Ruhe im Verwandtschaftsstadel. Die Fürsten waren zufrieden, Friedrich wurde im März 1152 in Frankfurt zum König gewählt und fünf Tage darauf in Aachen vom Erzbischof Arnold von Köln gesalbt und gekrönt.

Hat sich Barbarossa auf den Königsthron geschummelt?

Einerseits, andererseits!

Einerseits ist vielfach nachzulesen, Barbarossas Onkel, Konrad III., habe ihn, den III. Friedrich von Schwaben, anstelle des eigenen Sohnes, der ebenfalls Friedrich hieß, aber zum Zeitpunkt des Todes seines Vaters erst acht Jahre alt war, auf dem Sterbebett zu seinem Nachfolger vorgeschlagen.

Was soviel hieße, dass die wahlberechtigten Fürsten Konrads III. Wunsch als bindend angesehen hätten.

Das ist nun andererseits nicht plausibel.

Denn erstens war es bis dahin Usus, dass immer zuerst die Söhne eines Amtsträgers, unabhängig davon, ob minderjährig oder nicht, als Nachfolger berücksichtigt wurden.  Und zweitens hätten sich die Fürsten kaum das Heft aus der Hand (hier: Ihre Mitwirkung an der Königswahl) nehmen lassen.

Kann es also sein, dass Barbarossa durch geschicktes Taktieren, Versprechungen und Zusagen an den einen oder anderen für die Zeit nach seiner Wahl – eben durch gewiefte Lobbyarbeit und damit verbundener Schaffung eines Interessenausgleichs – seinen Cousin und dessen Fürsprecher ausgetrickst hat?

Möglich ist es. Denn, frei nach Toyota: Nichts ist unmöglich! Jedenfalls, auch das ist an anderer Stelle nachzulesen, soll es Barbarossa nach Konrads III. Dahinscheiden derart eilig gehabt haben, die (augenscheinlich!?) bereits angesetzten Termine:

  • Königswahl in Frankfurt,
  • Krönung in Aachen durch den Erzbischof Arnold von Köln,

pünktlich einzuhalten, dass er dem Wunsch seines Onkels Konrad, im Kloster Lorch beigesetzt werden zu wollen, nicht nachkam. Die Überführung von Bamberg nach Lorch hätte schlicht den Zeitplan durcheinander gebracht. Wie auch immer:

  • Konrad III. wurde im Bamberger Dom beigesetzt,
  • Friedrich I. Barbarossa am 4. März 1152 in Frankfurt zum König gewählt,
  • fünf Tage später in Aachen gekrönt und
  • Konrads Sohn, Friedrich (IV.) von Rothenburg (1144-1167), mit dem Herzogstitel (von Schwaben) abgefunden ...
Was waren Barbarossas erste Schritte nach der Königswahl?

In den ersten Monaten nach seiner Amtseinführung, machte Barbarossa da weiter, woran er bereits vor seiner Wahl gearbeitet hatte – er war strikt darum bemüht, vergangene, bestehende sowie möglicherweise kommende Meinungsverschiedenheiten unter den Mächtigen des Reiches zu schlichten, neu zu ordnen oder gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Selbstbewusst und ausgestattet mit beeindruckender Überzeugungskraft, ausgeprägtem Verhandlungsgeschick und der Gabe, Menschen für sich einnehmen zu können, gelang es ihm, sich seinen Fürsten und Bischöfen nicht nur geschickt als "primus inter pares" (lat.: Erster unter Gleichen) darzustellen, sondern sie gleichzeitig auch mit der Vergabe von Ländereien und/oder Privilegien verschiedenster Art an sich zu binden, um somit im Reich fürs Erste Ruhe zu schaffen.

Dass er bei all diesem Tun auch seine eigenen Herrschaftsinteressen im Auge hatte, ist einerseits als ganz natürlich anzunehmen, wird ihm andererseits – nach neueren Erkenntnissen der verfügbaren Urkunden und Schriften – heute aber auch als eine gewisse Schlitzohrigkeit unterstellt.

Nehmen wir trotzdem zu seinen Gunsten an: Barbarossa hatte mit seinem Handeln – Gerhard Schröders (SPD) Agenda 2010 vom 14. März 2003 mit dem Slogan: "Fördern und Fordern" sozusagen vorweggenommen – ausschließlich das Wohl seines Reiches im Sinn.

Hofhaltung

Wie hat man sich das Residieren Barbarossas vorzustellen?

Meldeadresse

Um es mit vergleichsweise geringen Worten zu sagen: Auch zur Zeit Barbarossas herrschten Könige/Kaiser nach wie vor vom Sattel ihrer Pferde aus. Reiten zu können, war also auch für Barbarossa oberstes Gebot. Denn, obwohl nachzulesen ist, dass Aachen als so etwas wie der Sitz des Reiches Barbarossas dargestellt wird, gab es bei weitem keine fest zu verortende Administration.

Und, um in seinem vom heutigen Schleswig-Holstein im Norden bis in den Süden Italiens und von den Ardennen im Westen bis nach Polen reichenden Herrschaftsgebiet so oft wie möglich präsent zu sein, war auch Barbarossa unermüdlich unterwegs. Wie Kai aus der Kiste, tauchte er an den unterschiedlichsten Orten auf.

Nicht immer stieß er dabei, wegen der durch seinen Besuch verursachten immensen Kosten, auf große Begeisterung.

Neben dem Hin und Her auf dem Rücken der Pferde, gab es gelegentlich aber durchaus auch Möglichkeiten eines längeren Aufenthaltes vor Ort. Dann wurde von Städten, Pfalzen oder Burgen aus regiert.

Oft genug mussten zu diesem Zweck allerdings Zelte genügen, die selbstverständlich – im Gegensatz zum niederen Gefolge – in Größe und Ausstattung einem König/Kaiser angemessen und entsprechend luxuriös ausstaffiert waren.

Amtsträger

Für die Organisation des königlichen Haushalts (der Hof/Hofhaltung), der, wie gesagt, oft an ständig wechselnden Orten stattfand, gab es unter Barbarossa vier Ämter, die für einen unproblematischen Ablauf (nicht nur) der Reisen zuständig waren.

Da gab es zum Beispiel

  • den Mann für die Finanzen (Kämmerer),
  • den Verantwortlichen (Truchsess) für Verpflegung und Tischsitten,
  • das ehrenhafte Amt eines sogenannten Mundschenks, zuständig für die Getränke (im Wesentlichen Wein) sowie
  • das Hofamt eines Marschalls, der sich verantwortlich für den militärischen Bereich (Unterkunft, Pferde, Kutschen etc.) zu kümmern hatte.

Staatsdiener

Und dann war da natürlich noch das Heer derjenigen, die wirklich zu arbeiten oder zu beten hatten:

  • Geistliche,
  • juristisch bewanderte und handwerklich begabte Leute,
  • Köche, Diener, Jäger, Bäcker u.v.a.m.

Generell

Barbarossas am jeweiligen Ort stattfindende Hofhaltung galt sowohl der

  • Präsentation seiner selbst, also der Darstellung seiner Macht und Präsens,
  • der Beilegung von Konflikten mit den Fürsten und, sofern erforderlich, der Wahrnehmung der Gerichtsbarkeit,
  • als auch des Repräsentierens und des Empfangs inner- und ausländischer Gesandtschaften.

Finanzschwäche & Problemlösung

Hatte Barbarossa Geldsorgen – und wenn ja, was tat er dagegen?

Chroniken und alten Urkunden zur Folge, soll es in der Tat so gewesen sein, dass der königliche Hof unter Barbarossa knapp bei Kasse war. Allerdings nicht so klamm wie sein Vorgänger und Onkel Konrad III., der zum Schluss angeblich nicht einmal mehr sein Personal entlohnen konnte.

Hinzu kam für Barbarossa dennoch, dass die Staatseinnahmen nicht sprudelten.

Fürsten und Herzöge entwickelten Stacheldraht in den Taschen, alle Pfründe waren vergeben, vom Welfen Heinrich dem Löwen nicht viel zu erwarten, und in nicht unerheblicher Größenordnung war Geld für Barbarossas Inthronisierung draufgegangen.

Um diesem unerfreulichen Zustand ein Ende zu verschaffen, kam Barbarossa auf die grandiose Idee, sich von der prosperierenden Lombardei zu holen, was des Kaisers war.

In den oberitalienischen Städten, wie unter anderen Mailand, Pavia, Padua oder Verona, blühten nämlich nicht nur Pflanzen, Bäume und Sträucher, nein, auch Handel und Handwerk florierten geradezu üppig.

Folgerichtig machte sich Barbarossa daher 1154 auf nach Italien (1. Italienfeldzug, 1154 bis 1155), scheiterte in der Durchsetzung seiner Ziele aber bereits an den Mailändern, die seinem absurd kleinen Heer von gerade mal eintausendachthundert Mann beherzt Paroli boten, und im Traum nicht daran dachten, sich zu unterwerfen.

Um sich aber dennoch schadlos zu halten, ließ Barbarossa vom königstreuen Pavia das Städtchen Tortona (Piemont/Italien) zerstören, zog weiter nach Rom und ließ sich dort im Juni 1155 von Papst Hadrian IV. zum Kaiser krönen.

Wie hat Barbarossa den Konflikt mit Mailand gelöst?

Indem Barbarossa 1158 ein zweites Mal in die Lombardei zog. Er blieb dort bis 1162. Jetzt aber, anders als bei seiner ersten Italienreise 1154-1155, mit einem weitaus schlagkräftigeren Heer. Und dieses Mal gelang es Barbarossa – die von den Mailändern angebotenen Bestechungsgelder hatte er zuvor abgelehnt – die Mailänder zum Treueid ihm gegenüber zu zwingen.

Anlässlich des Hoftages auf den Ronkalischen Feldern, einer Landschaft nahe des Städtchens Roncaglia (Emilia-Romagna/Italien), redete Barbarossa dann im November 1156 Tacheles. Kompromisslos forderte er die ihm zustehenden Hoheitsrechte, die sogenannten Regalien (lat. iura regalia/königliche Rechte) ein, und ließ sie ein für alle Mal festschreiben. Natürlich ging es bei all dem auch ums Geld (z.B.: Steuer- und Zolleinnahmen) sowie so elementare Dinge, wie das Münzrecht und die Gerichtsbarkeit.

Und das wiederum rief Papst Hadrian IV. auf den Plan, der zuerst zwar den mächtigen oberitalienischen Städten skeptisch gegenüberstand, nun aber die Machtfülle Barbarossas fürchtete. Er wechselte die Seiten und unterstützte den in Mailand aufkeimenden Widerstand gegen den Kaiser.

Kurz und gut - es kam, wie es kommen musste. Die Auseinandersetzungen eskalierten.

Da Barbarossa aber das hervorragend befestigte Mailand nicht einnehmen konnte, begnügte er sich stattdessen mit der Zerstörung des Umlandes und der kleinen Stadt Crema (Lombardei/Italien) und erreichte schließlich 1160 die Kapitulation der Stadt sowie, zwei Jahre darauf (1162), letztendlich auch die der Stadt Mailand.

Kaiser und Päpste

Wie war Barbarossas Verhältnis zur katholischen Kirche?

Möglichst in seinem Sinne.

Zwar unterrichtete Barbarossa den gerade amtierenden Zisterzienserpapst Eugen III. (Papst von 1145 bis 1153) kurz und knapp über seine Wahl zum König, verwies auch freundlich auf die seit dem

beschworene Solidarität zwischen Kirche und Staat, fügte aber hinzu, dass ihm, Barbarossa, das Reich von Gott direkt überantwortet sei. Keineswegs also dessen Interessenvertreter auf Erden, dem Papst! Im Klartext sollte das heißen: Zuerst der König/Kaiser, dann erst der Stuhl Petri!

Aber selbstverständlich hielt Barbarossa sich an das Konkordat, legte es allerdings in seinem Sinne aus. So durften die Geistlichen ihre Bischöfe und Äbte durchaus selbst wählen, aber nur diejenigen, die dem König genehm waren.

Das passte dem Oberhaupt der katholischen Kirche nun so überhaupt nicht.

Der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte ziehende Streit um die Frage: Wer hat das Sagen? Papst oder König/Kaiser?, wurde auch während Barbarossas Herrschaft unverdrossen – mal mehr, mal weniger heftig – weitergeführt. Und das mit immerhin (Eugen III. und vier Gegenpäpste eingerechnet) zwölf Hütern des Heiligen Stuhls im Laufe von Barbarossas achtunddreißig Jahre währender Regierungszeit.

Wer waren die Päpste während Barbarossas Regentschaft?

Barbarossa wurde 1152 römisch-deutscher König, ließ sich 1154 in Pavia/Lombardei zum König von Italien und ein Jahr später (1155) vom bisher einzigen englischen Papst, Hadrian IV., zum Kaiser Friedrich I. krönen und salben. In den achtunddreißig Jahren seiner Herrschaft, kamen und gingen – wie gesagt, die Fluktuation war groß – die nachstehenden zwölf Oberhäupter der katholischen Kirche.

(Papst: von/bis):

  • 1145 – 1153: Eugen III.,
  • 1153 – 1154: Anastasius IV.,
  • 1154 – 1159: Hadrian IV.,
  • 1159 – 1181: Alexander III. und (zeitgleich mit Alexander) die vier Gegenpäpste:
  • 1159 – 1164: Viktor IV.,
  • 1164 – 1168: Paschalis III.,
  • 1168 – 1178: Calixt III.,
  • 1179 – 1180: Innozenz III. sowie in den verbleibenden Jahren:
  • 1181 – 1185: Lucius III.,
  • 1185 – 1187: Urban III.,
  • 1187 – 1187: Gregor VIII.,
  • 1187 – 1191: Clemens III.

Barbarossa, Papst Eugen III. und der Vertrag von Konstanz – wie hängt das zusammen?

Papst Eugen III.

Der Italiener Bernhard von Pisa, der manchmal, obwohl in den Annalen keineswegs verbrieft, auch der adeligen Familie Paganelli di Montemagno zugeschrieben wird, war zum Zeitpunkt des Todes Papst Lucius' II. mutmaßlich Abt des Zisterzienserklosters Tre Fontane bei Rom. Im Februar 1145 wurde Bernhard von den Kardinälen des Kirchenstaates zum Nachfolger gewählt. Er entschied sich für den Papstnamen Eugen III.

Auflehnung

Dummerweise schwelten bereits seit 1143 erhebliche politisch motivierte Unruhen in Rom. Der Senat und die Bevölkerung der Stadt hatten sich gegen den zunehmenden weltlichen Machtanspruch der Kurie gestellt.

Man könnte auch sagen: Die Institution Papst war nicht sehr beliebt. Ein Einwand, der Papst Eugen III. bewog, aus Sicherheitsgründen seinem Pontifikat überwiegend außerhalb Roms – sozusagen auf der Flucht – nachzukommen. Mit einigem Hin und Her, ging das so bis 1153: Und jetzt kommen Friedrich I. Barbarossa und der Vertrag von Konstanz ins Spiel.

Vertrag von Konstanz

Dieser zwischen Papst und König im März 1153 am Bodensee geschlossene Vertrag, behandelte sowohl die zukünftigen Modalitäten der Kaiserkrönung, als auch das Versprechen Barbarossas, dem Papst gegen die aufmüpfigen Römer beizuspringen. Letzteres erwies sich für Barbarossa allerdings als obsolet.

Eugen verstarb, bevor Barbarossa ihm zur Hilfe eilen konnte. Womit sich das Problem allerdings – weniger auf dessen unmittelbaren Nachfolger Papst Anastasius IV. (Papst von 1153 bis 1154) – sondern auf Papst Hadrian IV. (Papst von 1145-1159) verlagerte. Vertrag hin, Vertrag her.

Wer waren die Päpste, mit denen Barbarossa sich auseinandersetzen musste?

Wie man heute weiß, war Friedrich I. Barbarossa passionierter Verfechter der Wiederherstellung kaiserlicher Macht nicht nur in Deutschland, sondern auch in Italien. Immerhin verbrachte er in der Summe seiner sechs Italienreisen, zwölf seiner achtunddreißig Herrschaftsjahre in diesem Land.

Mit seiner charismatischen Erscheinung, seinem ausgeprägten Pragmatismus und diplomatischem Geschick, verstand er es, die Fürsten – mit Ausnahme Heinrichs des Löwen, der nicht immer so wollte, wie der Stauferkaiser – für seine Politik zu gewinnen.

Päpste und Gegenpäpste

Mit den Päpsten dagegen, hatte Barbarossa es nicht so. Die machten ihm seinen Anspruch streitig, hielten sie doch ihre von Gott und dem Apostel Petrus abgeleitete päpstliche Stellung prädestiniert für die Erhaltung ihrer italienischen Territorialmacht.

Das Gezerre um die Vormachtstellung begann bereits mit  den Päpsten Eugen III. und Hadrian IV. Dann folgte, für fast zweiundzwanzig Jahre, Alexander III. (Papst von 1159-1181), einer der bedeutendsten Päpste des Mittelalters – und für Barbarossa eine harte Nuss, gegen den er über die Jahre vier ihm loyal ergebene Gegenpäpste:

  • Victor IV. (Papst von 1159-1164),
  • Paschalis III. (Papst von 1164-1168),
  • Calixt III. (Papst von 1168-1178) und
  • Innozenz III. (Papst von 1179-1180)

aufbot.

Barbarossa ließ Alexander durch Papst Victor IV. 1160 mit der Reichsacht und dem Kirchenbann belegen, woraufhin Papst Alexander sich kurz darauf mit der Exkommunikation des Kaisers und dessen Adlaten Victor revanchierte.

Schließlich, 1177, im sogenannten Frieden von Venedig, erkannte Barbarossa seinen Gegenpart als rechtmäßigen Papst an. Als Alexander im August 1181 im Exil verstarb, folgten auf ihn  – bis zum Tod Barbarossas 1190 – noch vier weitere Päpste:

  • Lucius III. (Papst von 1181-1185), der sich mit Barbarossa zwar über ein Vorgehen gegen die Ketzerei einigte, aber Barbarossa Sohn, Heinrich VI., die Krönung zum Mitkaiser verweigerte;
  • Urban III. (Papst von 1185-1187), war als Mailänder naturgemäß kein Freund des Kaisers, brüskierte ihn verschiedentlich, arrangierte sich aber, als Heinrich VI. die Lombardei unterworfen hatte; beschloss, sich einem der nächsten Kreuzzüge anschließen, verstarb aber zuvor im Oktober 1187;
  • Gregor VIII. (Papst 1187), wurde im Oktober gewählt, rief neun Tage später zum 3. Kreuzzug auf und verstarb im Dezember des selben Jahres und
  • Clemens III. (Papst von 1187-1191), konnte nach über vierzig Jahren als erster Papst sein Amt wieder in und von Rom aus wahrnehmen, schloss 1189 mit Barbarossa den Vertrag von Straßburg, der die Rückgabe des von Barbarossas Sohn, Heinrich VI., annektierten Kirchenstaates festschrieb, aber Heinrich VI. auch die kaiserlichen Rechte und die Kaiserkrönung einräumte.

Italienaufenthalte

Wie oft war Barbarossa in Italien – und warum?

Insgesamt zog Barbarossa sechs Mal gen Italien. In der Summe seiner Aufenthalte dort, verbrachte er gute zwölf Jahre in dem Land.

Gründe dieser Reisen waren nicht nur, sich von Papst Hadrian IV. 1155 zum Kaiser krönen zu lassen (ohne päpstlichen Segen kein Kaisertitel), sondern auch das – in der Tradition Karls des Großen und der Ottonen – grundsätzliche und hehre Ziel, kaiserliche Macht auch über die deutschen Lande hinaus, nämlich in Norditalien, wiederherzustellen und zu festigen.

Wie verliefen Barbarossas sechs Italienfeldzüge?

Während des 1. Italienzuges (1154-1155), sh. auch weiter oben, versuchte Barbarossa auf dem Hoftag von Roncaglia (Emilia-Romagna/Italien) den Konflikt mit Mailand zu lösen, verschärfte diesen aber noch, indem er die von den Mailändern als Friedenangebot gedachten Geldzahlungen strikt ablehnte .

Da Mailand somit einfach nicht beizukommen war, hielt Barbarossa sich und seine Soldateska mit der Zerstörung der kleinen Stadt Tortona (Piemont/Italien) schadlos. Anschließend zog er weiter nach Rom, um sich von Papst Hadrian IV. zum Kaiser krönen zu lassen …

2. Italienzug (1158-1162)

Die 2. Italienreise galt erneut der Unterwerfung Mailands, die dieses Mal auch gelang. Entsprechend der auf einem Hoftag – wieder in Roncaglia – im November 1158 festgelegten sogenannten Regalien (lat.: iura regalia/königliche Rechte), setzte der Kaiser die dort verabschiedeten "roncalischen Gesetze" zur Erfassung königlicher/kaiserlicher Ansprüche rigoros durch.

Neben einigen anderen Auflagen mussten sich die Mailänder verpflichten, in der Stadt eine Pfalz zu etablieren und die dem Kaiser vorenthaltenen Gelder (u.a. aus Steuer- und Zolleinnahmen) wieder herausrücken.

Aber dann, 1159, – Papst Hadrian IV. war verstorben und der unbequeme Papst Alexanders III. (Papst von 1159-1181) an dessen Stelle getreten – gelang es Barbarossa, mit dem von ihm favorisierten Victor IV. , von 1159-1164 einen Gegenpapst zu installieren.

Aber, nicht genug damit! Unzufrieden mit den in Roncaglia getroffenen Vereinbarungen, muckten die Mailänder erneut auf, was letztlich allerdings – 1161/1162 – zur vollständigen Zerstörung Mailands führte (sh. auch weiter oben: Problemlösung).

3. Italienzug (1163-1164)

Mit diesem Aufenthalt erhoffte sich Barbarossa die Unterstützung der Städte Genua und Pisa für sein beabsichtigtes Vorgehen gegen Sizilien. Zum einen dachten die aber gar nicht daran, ihm zu helfen, zum anderen musste Barbarossa gegenüber dem flugs gegründeten Veroneser Städtebund (Verona, Padua, Vicenca) klein beigeben. In der Sache ergebnislos, trat er den Rückzug an ...

4. Italienzug (1166-1168)

Mit diesem Trip gelang es Barbarossa 1167 zwar, Papst Alexander III. aus Rom zu verjagen, an dessen Stelle den Gegenpapst Paschalis III. (Gegenpapst von 1164-1168) auf den Stuhl Petri´s zu hieven sowie die Stadt Ancona an der Adriaküste zu unterwerfen, scheiterte aber im weiteren Verlauf am Zusammenschluss der Veroner- und Langobardenstädtebünde (u.a. mit Mailand). Wieder musste Barbarossa unverrichteter Dinge und nun als Knecht verkleidet, die Flucht nach Norden antreten …

5. Italienzug (1174-1176)

Nachdem Barbarossa sich in den zurückliegenden sechs Jahren, von 1168 bis 1174, recht erfolgreich um die

  • Konsolidierung seiner Machtposition und die geschickte
  • Erweiterung seines Landbesitzes im Reich nördlich der Alpen (u.a. im Elsass, in Schwaben, Oberfranken und im Vogtland)

gekümmert, sich für

  • Straßen-, Burgen- und Städtebau stark gemacht und
  • Welf VI. dessen mathildische Güter (Teile der Toskana, Emilia-Romagna und Lombardei) sowie Korsika und Sardinien abgekauft hatte,

schien es ihm an der Zeit, erneut den Ausgleich mit den Lombarden zu suchen.

Aber dieser 5. Italienzug, bei dem es auch um den Streit der zu Ehren Papst Alexanders III. gegründeten Stadt Alessandria/Alexandria (Piemont/Italien) ging – immerhin waren Städtegründungen kaiserliches Vorrecht! – verlief für Barbarossa, wie die beiden Italienzüge zuvor - glücklos.

Zwar wurde der Streit halbherzig mit dem Frieden von Montebello aufgeschoben, allerdings erst 1183 mit dem Frieden von Konstanz zwischen den norditalienischen Städten und Kaiser Friedrich I. Barbarossa tatsächlich aufgehoben.

Und dann war da noch die Schlacht von Legnano (nahe Mailand) 1176, an der teilzunehmen Heinrich der Löwe sich geweigert hatte, und die nicht gut für Barbarossa ausging. Erneut zog er es vor, zu fliehen ...

6. und letzter Italienzug (1184-1185)

Barbarossas 6. und letzte Expedition war im Wesentlichen darauf ausgelegt, in den Städten des Lombardenbundes (u.a. in Mailand, Piacenza, Verona, Modena, Vicenza, Padua, Bologna) Präsenz zu zeigen. Die Zahl seiner Mitreisenden war übersichtlich, auf die Begleitung hochgerüsteten Militärs hatte Barbarossa bewusst verzichtet.

Und doch gab es einen unangenehmen Zwischenfall.

Bei Lodi (Lombardei/Italien) beschwerten sich die Einwohner der lombardischen Stadt Crema (nahe Cremona; beide Lombardei/Italien), wegen gefühlter ungerechter Behandlung durch ihre Nachbarn, über die Cremonesen.

Die, die Cremonesen, revanchierten sich daraufhin mit der Vertreibung der renitenten Cremasken. Womit sie wiederum Barbarossa brüskierten, dem dadurch die Ausübung der nur ihm zustehenden Gerichtsbarkeit genommen wurde. Das konnte Barbarossa selbstverständlich so nicht stehenlassen.

Um diese, wie so oft, komplizierten mittelalterlichen Sachverhalte abzukürzen:

Mit Unterstützung der Mailänder, die sich inzwischen mit dem Kaiser arrangiert hatten, gelang es schließlich, die Cremonesen zur Räson zu bringen. Ohne Gewaltanwendung! Barbarossa beließ es großzügigerweise bei einer Geldstrafe und regelte die verbliebenen Gegensätze vertraglich.

Waren Barbarossas Italienbesuche nun erfolgreich?

Nein, nicht wirklich. In den meisten Fällen war sein mitreisendes Truppenkontingent zu mickrig, um sich gegen die norditalienischen Städtebünde durchzusetzen. Hinzu kam, dass es Barbarossa häufig an der nötigen militärischen Unterstützung der deutschen Fürsten mangelte, die italienischen Verbündeten sich von seinen Unternehmungen distanzierten oder seine Krieger das eine oder andere Mal von der Malaria, der Ruhr oder anderem Unbill dahingerafft wurden.

Wegbegleiter (Auswahl)

Wer war Albrecht der Bär?

Albrecht (1100-1170) hatte mehrere Namen.

Er stammte aus dem Adelsgeschlecht der Askanier, das im seinerzeitigen Schwabengau (Sachsen-Anhalt) zu Hause war, und trug ursprünglich den Namen Albrecht von Ballenstedt. Sein Beiname "der Bär", wurde ihm möglicherweise von den Zeitgenossen angeheftet, um auszudrücken, dass er es in Bezug auf Stärke und Tatkraft durchaus mit seinem Erzrivalen Heinrich dem Löwen, mit dem er fast sein Leben lang über Kreuz lag, aufnehmen konnte.

Bärenburg

Vielleicht geht der "Bär" aber auch auf die "Bärenburg" im heutigen Bernburg (Magdeburger Börde/Sachsen-Anhalt) zurück? Man weiß es nicht genau.

Brandenburg

Bleibt noch der Name Albrecht I. von Brandenburg zu klären!

Albrecht, der sich bereits unter dem Stauferkönig Konrad III. (1093-1152) verdient gemacht hatte und mit dem Herzogtum Sachsen dafür belohnt wurde, blieb auch Konrads Nachfolger, Friedrich I. Barbarossa (1122-1190), treu ergeben.

  • Ab 1142 machte Albrecht die Rückeroberung der an die Slawen gefallenen Ostgebiete zu seinem Ding,
  • beteiligte sich 1147 an einem Feldzug deutscher Fürsten gegen die Wenden,
  • war als Einziger dabei erfolgreich und eroberte 1157 die Stadt Brandenburg -

was sozusagen die Geburtsstunde der Mark Brandenburg war und den Askaniern zu hohem Ansehen verhalf.

Albrecht wurde von Kaiser Barbarossa zum Erzkämmerer ernannt, erhielt obendrein die Grafschaft Plötzkau (bei Bernburg an der Saale; s.w.o.) und nannte sich fortan Albrecht I. (Markgraf) von Brandenburg.

Kolonisierung im Osten

In dieser Eigenschaft kolonisierte und christianisierte Albrecht der Bär die eroberten Ostgebiete, und hatte weiterhin Zoff mit Heinrich dem Löwen. Dabei ging es, wie  so oft, wieder einmal um Latifundien, die beide Streithähne jeweils für sich beanspruchten.

Auf Grund der Vermittlung Barbarossas, versöhnte Albrecht sich 1170 endgültig mit Heinrich dem Löwen – und verstarb drei Monate später im November d. J.

Wer war Otto von Wittelsbach?

Otto (I.) (1117-1183) aus dem Adelshaus der bayerischen Wittelsbacher, wegen seiner auffallend rötlichen Gesichtsfarbe auch Rotkopf genannt, war ein treuer Weggefährte und Vertrauter Friedrichs I. Barbarossa.

Reichstag von Besancon

Von Natur aus ein wahrer Heißsporn, soll er dem Kaiser mehrfach aus der Bredouille geholfen haben.

Auf dem Reichstag von Besancon (Frankreich) 1157 allerdings, musste der hitzköpfige Wittelsbacher vor sich selbst geschützt werden. Als es nämlich um den Begriff "Beneficium" (lat.: Wohltat) zum Streit zwischen Kaiser und Papst Hadrian IV. kam, wollte der streitbare Otto – so wird gesagt – sogar zum Schwert gegen den päpstlichen Legaten (den spätere Papst Alexander III.) greifen, wurde aber durch das rechtzeitige Einschreiten Barbarossas vor einer Straftat bewahrt.

Wie gesagt, es ging um die Auslegung des Begriffs "Beneficium".

So, wie eine 0 in der Mathematik, aber auch in der Politik eine bedeutende Rolle spielen kann, war hier in Besancon die Vokabel "Beneficium" Gegenstand des fortwährenden Streites zwischen Kurie (Papst Hadrian IV.) und weltlicher Macht (Kaiser Friedrich I. Barbarossa).

Beneficium“, im Lateinischen soviel wie „Wohltat“ – in diesem Fall also: Hallo, Kaiser! Deine kaiserliche Würde entspringt einer Wohltat des Papstes, meiner also!

Von kaiserlicher Seite wurde der Begriff mit „Lehen“ übersetzt, was die päpstlichen Gesandten zum Verlassen des Saales veranlasste. Was aber wohl nur eine symbolische Geste gewesen sein muss, denn unmittelbar darauf, die Kirchenleute waren wieder in den Verhandlungsraum zurückgekehrt, musste Hadrian IV. einräumen, die Krone nicht als Lehen, geschweige denn den Kaiser als Lehnsmann angesehen zu haben.

Belohnung

Selbstverständlich hat sich Barbarossa für den sich mit Leib und Seele für ihn aufopfernden Otto (inzwischen seit einem Jahr als Otto VI., Pfalzgraf von Bayern) angemessen erkenntlich gezeigt. 1180 erhielt Otto von Barbarossa das zuvor dem Welfen Heinrich dem Löwen aberkannte Lehen Bayern, und war nunmehr bis zu seinem Tod, 1183, noch drei Jahre Herzog von Bayern.

Aufstieg der Wittelsbacher

Keine Frage – mit Otto I. und späteren Otto VI. (Pfalzgraf und Herzog von Bayern), begann der Aufstieg der Familie Wittelsbacher im – mit Verlaub – Land der Lederhosen.

Ihre Herrschaft in Bayern überdauerte gute siebeneinhalb Jahrhunderte und endete 1918 mit der Umwandlung Deutschlands in eine parlamentarisch-demokratische Republik. Aber es gibt sie noch, die Wittelsbacher!

Seit 1996 ist der 1933 geborene Franz Herzog von Bayern Oberhaupt der Familie.

Fazit

Soweit, so gut – zwar hatte man eine Einigung über einen Begriff (Beneficium) erzielt, aber in der Folge nichts an der ewigen Streitfrage geändert. Wer hat das Sagen? Papst oder Kaiser? Wer war zuerst da? Das Huhn, oder das Ei? Die Suche nach einer Antwort ging vorerst munter weiter …

Ausklang

Wer wurde Nachfolger Kaiser Barbarossas?

Das war Heinrich, der zweitgeborene Sohn aus Barbarossas Ehe mit Beatrix von Burgund. Zur Unterscheidung all der vielen bisherigen Heinrichs in der Geschichte der Könige und Kaiser (nicht zu vergessen die diversen Fürsten und Herzöge gleichen Namens sowie die englischen oder französischen Henrys/Henris), wurde seinem Namen die römische Sechs (VI.) hinzugefügt.

Dieser zweite Stauferkönig/Kaiser Heinrich VI. (1165-1197) wurde bereits drei-/vierjährig auf einem Hoftag 1169 in Bamberg zum König bestimmt. Zwanzig Jahre später, 1189 in Regensburg, wo sich das Kreuzfahrerheer kurz vor Aufbruch ins Heilige Land versammelt hatte, erhielt Heinrich von seinem Vater, Barbarossa, die Reichsinsignien, um während dessen Abwesenheit in Vertretung die Regentschaft zu übernehmen.

Das war, ganz sicher unbewusst, eine kluge Entscheidung des Vaters. Denn Heinrich sah seinen Vater (und auch nicht den Bruder, der zuerst Konrad hieß, dann aber als Friedrich V. Herzog von Schwaben wurde) nicht wieder.

Der alte Herr ertrank im Sommer 1190 während des Kreuzzuges beim Baden im Fluss Saleph. Herzog Friedrich V. von Schwaben verstarb – wahrscheinlich – an den Folgen einer Seuche. Woraufhin Heinrich (VI.) – sozusagen plötzlich und unvorhergesehen – 1190/91 mit fünfundzwanzig Jahren die Nachfolge seines Vaters, Barbarossa, antrat.

Was lässt sich Barbarossa Herrschaftszeit beurteilen?

Bis ins 19. Jahrhundert hinein, scheint Barbarossa – aus politisch-patriotisch motiviertem Wollen und Streben der Zeit nach einem deutschen Nationalstaat – so etwas wie eine Vorbildfunktion gehabt zu haben.

Seine Politik sowie die ihm unterstellte Absicht, seinen Machtbereich wieder zur Größe des von Karl dem Großen (747/48-814) hinterlassenen Reiches auszuweiten, wurde daher wohlwollend, um nicht zu sagen: mystisch, verklärt. Nach neuesten geschichtswissenschaftlichen Erkenntnissen, weicht dieses Bild inzwischen einer kritischeren Betrachtung seiner Persönlichkeit.

Zwar bezog Barbarossa seine ihm unterstellten Fürsten – sozusagen demokratisch – in sein Tun und Handeln mit ein, schien auch durchaus um Ausgleich und Frieden bemüht gewesen zu sein, behielt dabei aber fraglos neben der, oft mit eiserner Faust betriebenen Wiederherstellung und Erhaltung des Reiches, gleichermaßen auch seine ureigenen persönlichen Geltungsansprüche im Auge.

Obwohl ihm Goethe naturgemäß nicht bekannt gewesen sein kann, scheint Barbarossa es doch mit dessen Figur „Faust“ gehalten zu haben, der „Vor dem Tor“ auf dem „Osterspaziergang“ zu seinem Adlatus Wagner sagt: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“.

Vielleicht lässt sich so im Nachhinein erklären, warum Barbarossa einerseits (zum Beispiel) der Initiator und Veranstalter prächtigster Hoffeste (u.a. 1184 in Mainz), andererseits der unerbittliche Zerstörer Mailands (1162) war. Anderslautende Interpretationen sind ganz sicher möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich ...

Was haben Barbarossa, sein Bart und der Kyffhäuser miteinander zu tun?

Das ist schnell erzählt.

Kaiser Friedrich I., alias Barbarossa (Rotbart), wird – der Sage nach – seit seinem Kreuzzug im Heiligen Land vermisst und seither im Kyffhäuser, einem Bergrücken südöstlich des Unterharzes, vermutet. Es war der 3. Kreuzzug, der von 1189-1192 dauerte, und auf dem Barbarossa 1190 beim Baden im Fluss Saleph (heute: Göksu/Südtürkei) verstarb.

Dort, im Kyffhäuser, so wird gemutmaßt, sitzt er, umgeben von seinen Wappen und Waffen, in einer großen Halle an einem Tisch und trägt auf dem Kopf eine alte Krone. Sein Bart ist durch den Tisch gewachsen und reicht zweimal schon um diesen herum.

Im einhundert Jahre Rhythmus, sagt die Sage, wacht er auf und schaut nach den Raben. Kreisen die Vögel nach wie vor um den Berg, legt er sich wieder aufs Ohr. Kreisen sie eines Tages, nach weiteren hundert Jahren, nicht mehr, hofft die Sage, dass Barbarossa im Falle dieses unwahrscheinlichen Falles, seine Lagerstatt verlässt und einen letzten Kampf – Gut gegen Böse – führt. Der oder das Gute steht für Barbarossa. Und selbstverständlich gewinnt er!

Real ist Barbarossa an der Ostseite des Kaiser-Wilhelm I.-Nationaldenkmals auf dem Kyffhäuser in imposanten sechs Metern fünfzig dargestellt, wie man ihn sich aus Geschichten und eben der genannten Sage vorstellt: Ein kraftvoller Herrscher im Augenblick des Erwachens. Natürlich mit gewaltigem Bart …

Autor:

Quellen:

  • "Friedrich Barbarossa" (Knut Görich/C.H. Beck Verlag, München)
  • "50 Klassiker: Herrscher des Mittelalters" (David Fraesdorff/Gerstenberg Verlag, Hildesheim)
  • "Die deutschen Cäsaren" (S. Fischer Fabian/Droemer Knaur Verlag)
  • "Deutsche Geschichte: Bd.2" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
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