Marshall-Plan und Morgenthau-Plan: Was waren das für Pläne?
- Aktualisiert: Mittwoch, 05. April 2023 10:55
Beide Pläne hatten mit dem Nachkriegsdeutschland zu tun. Benannt wurden sie nach ihren Ideengebern George C. Marshall (1880-1959), ehemals US-Außenminister und Henry Morgenthau (1891-1967), seinerzeit US-Finanzminister.
Morgenthau-Plan
Was beabsichtigte Henry Morgenthau?
Ziel des Morgenthau-Plans war es, Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 auf das Niveau eines Agrarlandes zurückzustellen.
Neben der Entmilitarisierung sollte eine Aufteilung Deutschlands stattfinden, eine Internationalisierung des Ruhrgebietes und der Wasserstraßen sowie die Demontage aller Industrieanlagen. Gegenstandslos wurde diese drastische Empfehlung durch den Marshall-Plan.
Marshall-Plan
Wozu tendierte George C. Marshall?
Der Marshall-Plan ist – beziehungsweise war – ein 1947/48 von den USA verabschiedetes Wirtschaftsförderungsprogramm, das unter dem eigentlichen Namen "European Recovery Program (ERP)" dem wirtschaftlichen und sozialen Kollaps Westeuropas entgegenwirken sollte.
Damit waren die in 1944 zwischen den USA und Großbritannien ernsthaft diskutierten, dann aber verworfenen Pläne Henry Morgenthaus, der Deutschland deindustrialisieren wollte, endgültig vom Tisch.
Die Umsetzung des Marshall-Plans trug zwischen 1948 bis 1952 (Westberlin 1957) – zum Beispiel mit Kreditvergaben, Rohstoff-, Heizmaterial-, Lebensmittel- und anderen Güterlieferungen – wirksam zu einer erfolgreichen Runderneuerung von sechszehn europäischen Staaten bei. Alles in allem im Wert von etwa 13 Milliarden US$.
Ausgangslage und Geschacher & Gezerre
Wie sah es aus in Deutschland (und Europa) – nach Kriegsende?
Nach dem offiziellen Ende des 2. Weltkrieges am 08. Mai 1945, lagen so gut wie überall in Europa Industrie und öffentliches Leben am Boden. Unter anderem dominierten
- Armut,
- Hunger,
- Hamsterfahrten,
- Kohlenklau,
- Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten und der
- Schwarzmarkt
das als ausweglos wahrgenommene Dasein in den Trümmerwüsten Deutschlands und anderer europäischer Länder.
Warum kam es in Jalta und in Potsdam zu keinem befriedigenden Ergebnis?
Warum kam es in Jalta und in Potsdam zu keinem befriedigenden Ergebnis?
In Jalta auf der Krim (im Februar 1945) und in Potsdam (im Juli/August 1945) hatten die Staats- und Regierungschefs der Siegermächte
USA
- mit Franklin D. Roosevelt (verstorben im April 1945) und sein Nachfolger Harry Truman (1884-1972),
GB
- mit Winston Churchill (1874-1965), der während der Konferenz in GB abgewählt und durch Clement Richard Attlee (1883-1967) ersetzt wurde,
UdSSR
- mit Josef Stalin (1878-1953)
eine sogenannte Nachkriegsordnung für Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen verabschiedet. Grenzen wurden verschoben und ein politischer Leitfaden entwickelt, wie mit Europa und, natürlich, mit Deutschland umzugehen sei.
Aber, wie das oft so ist in der Politik. Die Geister scheiden sich, wenn dem einen oder anderen hinterher das eine oder andere nicht mehr passt.
Ende des Jahres 1947 war es der Russe, der sich nicht mit der politischen Entwicklung in den drei Westzonen anfreunden wollte. Josef Stalin haderte auch mit dem für ihn angeblich nicht zufriedenstellenden Ergebnis in der Handhabung der Reparationsansprüche und – nicht zuletzt – ließ er sich auch nicht zu einem Abschluss eines Friedensvertrages hinreißen.
Die Stimmung kippte. Eine mühsam aufgebaute und – soweit überhaupt möglich – auf Harmonie beruhende Geschäftsgrundlage war Schnee von gestern. Und wieder ging ein Gespenst um in Europa – das Gespenst des Kommunismus.
Reaktion
Wie begegneten die USA der "Furcht" vor kommunistischen Tendenzen?
Um dieses Gespenst gar nicht erst lange herumgeistern zu lassen, erläuterte der amerikanische Präsident Truman im März 1947 vor beiden Häusern des Kongresses seine so genannte "Truman-Doktrin". Grundsätzlich, und hier kurz auf den Punkt gebracht, ging es im Wesentlichen darum, einer möglichen weltweiten Bedrohung durch den Kommunismus keinen Raum zu geben.
Als günstig in diesem Kontext erwies sich nun der weiter oben bereits erwähnte Marshall-Plan.
Damit die in Europa und Deutschland vorherrschende katastrophale Situation nicht zu Wasser auf die Mühlen der Kommunisten wurde, hatte man also fix den Wiederaufbau der europäischen Volkswirtschaften beschlossen. Allerdings ohne die osteuropäischen Länder. Die durften nicht dabei sein. Da hielt Moskau die Hand drauf.
Pufferzone und Care-Pakete
Waren die Bestrebungen der USA ausschließlich selbstlos?
Nein. Selbstverständlich war die Bewilligung des Marshall-Plans für die USA nicht uneigennützig. So sollten mit dem angestrebten Wiederaufbau Europas mittelfristig natürlich auch wieder funktionierende Absatzmärkte für die Vereinigten Staaten geschaffen werden.
Ergänzend dazu bekam Deutschland so etwas wie den Schwarzen Peter zugespielt. Denn, auch bedingt durch die in 1949 verfestigte Teilung Deutschlands in Ost und West, wurde der Bundesrepublik zunehmend eine zwar nicht wirklich behagliche, aber doch entscheidende Rolle im beginnenden Kalten Krieg zugewiesen. Als Pufferzone, sozusagen.
Dennoch! Zwei weitere Hilfsprojekte:
- die 1946 von zweiundzwanzig amerikanischen Wohlfahrtsverbänden gegründete ‚Cooperative for American Remittances to Europe‘ sowie
- die Berliner Luftbrücke während der sowjetischen Berlin-Blockade von Juni 1948 bis Mai 1949
wurden in diesem Zusammenhang ebenfalls gern in Anspruch genommen. Denkt man doch im Rückblick noch heute gern an die Care-Pakete und die Rosinenbomber.
Quellen:
- "Geschichte kompakt & visuell" (Philip Parker/Dorling Kindersley Verlag)
- "Deutsche Geschichte für Dummies" (Christian v. Ditfurth/Wiley-VCH Verlag)
- "Deutsche Geschichte – Seit 1918“ (Heinrich Pleticha, Hsg./Bertelsmann Lexikon Verlag)