Der heilige Bonifatius: Wer war das?
- Aktualisiert: Montag, 07. März 2022 09:18
Bonifatius, der eigentlich Wynfreth/Winfried hieß und aus adeligem Haus kam, wurde 673/675 in Wessex, einem alten angelsächsischen Königreich im Süden Englands, geboren. Schon früh erhielt er seine Ausbildung in einem Benediktinerkloster, wurde 705 zum Priester geweiht, übernahm die Leitung der Klosterschule, gab diese Position aber nach kurzer Zeit wieder auf, um sich stattdessen, etwa um 715, der Missionsarbeit zuzuwenden.
Werdegang
Wohin führte Wynfreths/Winfrieds erste Missionsreise?
Mit einer Handvoll Gleichgesinnter zog es Wynfreth/Winfried um 715/716 nach Friesland, also an die Nordseeküste der Niederlande und Deutschlands, um den dort ansässigen Volksstamm der Friesen zum Christentum zu bekehren. Wie vermutet, aber nicht wirklich verbrieft, soll er das möglicherweise gemeinsam mit Willibrord, seinem angelsächsischen Landsmann und benediktinischer Priester wie er selbst, getan haben.
Willibrord (658-739)
Willibrord hatte sich in Friesland bereits seit geraumer Zeit für die Missionierung der Friesen ins Zeug gelegt. Und zwar, wie es heißt, im Auftrag des fränkischen Hausmeiers Pippin dem Mittleren (um 635-714) aus dem Geschlecht der Arnulfinger. Diese Aufgabe erfüllte Willibrord, mit kurzer Unterbrechung, insgesamt über gute vierzig Jahre. Zuerst für die Pippiniden, später dann, als aus den Pippiniden unter Karl Martell (um 681-741) die Karolinger geworden waren, ebenso auch für diese Herrscherdynastie westgermanischer Franken. Irgendwann änderte Willibrord seinen Namen in Clemens und wurde schließlich (von 695-739) erster Erzbischof von Utrecht.
Wodurch geriet die Missionierung der Friesen ins Stocken?
Die Missionierung der Friesen durch Winfried/Wynfreth und Willibrord kam deshalb schnell zum Erliegen, da der Friesenherzog Ratbod 716 in kriegerische Auseinandersetzungen mit den Franken unter Karl Martell verwickelt war. Nichts ging mehr. Winfried/Wynfreth trat die Heimreise an.
Ratbod (etwa 650-719)
Ratbod mochte weder die Franken, noch die christliche Missionierung. Im Gegenteil. Ratbod versuchte, in Friesland wieder das Heidentum zu beleben. Das änderte sich aber erneut nach seinem Tod. Die Franken kamen mit der Einnahme Frieslands voran, und die Missionare nahmen ihre Arbeit wieder auf.
Namensgebung
Bonifatius: Wann und durch wen kam es zur Namensgebung?
Nach dem mehr oder weniger unbefriedigenden Aufenthalt in Friesland, entschied Winfried/Wynfreth sich 718/719 zu einer Reise nach Rom. Dort verlieh ihm Papst Gregor II. (669-731) den Namen Bonifatius und übertrug ihm die Missionierung der Hessen und Thüringer.
Wirken
Für was engagierte sich Bonifatius?
Er gründete Klöster, Kirchen und Bistümer. Und nicht wenige. Die bekanntesten sind das Kloster in
- Amöneburg (Regierungsbezirk Gießen/Hessen),
- Fritzlar (Nordhessen) und
- Ohrdruf (Nähe Gotha/Thüringen).
Donar-Eiche
Im Dorf Geismar, heute ein Stadtteil Fritzlars, stand seinerzeit eine Eiche, die dem wichtigsten der Germanengötter geweiht war: Donar oder auch Thor. Um den heidnischen Hessen aber flugs die Ineffizienz Donars/Thors zu beweisen, nahm Bonifatius kurz entschlossen eine Axt zur Hand, und fällte den Baum. Dieses Ereignis soll 725 stattgefunden haben.
Da nun aber Bonifatius ob dieser Freveltat nicht von Donars Blitz erschlagen wurde, konnte er den Germanen gegenüber den schlüssigen Beweis antreten, dass sein Gott, der Gott der Christen, eben doch der Mächtigere ist. Aus dem Holz der Donar-Eiche, ließ Bonifatius eine dem Heiligen Petrus geweihte Kapelle errichten.
Nach dem Exempel mit der Donar-Eiche bei Fritzlar, sattelte Bonifatius um. Statt auf die Missionierung uneinsichtiger Heiden, richtete er nun sein Augenmerk auf die Organisation der missionierten Gebiete. In den folgenden Jahren überzog er das Fränkische Reich mit einer Vielzahl Kirchen und Bistümern. Mit wohlwollendem Einverständnis seitens des Papstes und der Karolinger schuf Bonifatius eine effiziente Verwaltungsstruktur der Kirche. Aus Sicht der Institution Kirche war das in der Tat eine anerkannte und nicht zu unterschätzende Arbeit.
Wie verlief Bonifatius' weiterer Werdegang?
Papst Gregor III. (Papst von 731-741) ermöglichte ihm sozusagen eine Blitzkarriere. Im Jahre 732 wurde Bonifatius zum Erzbischof sowie zum päpstlichen Vikar ernannt. In diesen Positionen war er nun nicht nur verantwortlich für das gesamte deutsche Missionsgebiet, sondern sozusagen auch bevollmächtigter Stellvertreter des Papstes.
Und der Ehre nicht genug: 738 erhob Papst Gregor III. Bonifatius sogar zum apostolischen Legaten (was der Stellung eines Botschafters entspricht) für das Fränkische Reich. Und noch ein paar Jahre später, 747, wurde er von Papst Zacharias (679-752) mit dem Erzbistum Mainz bedacht.
Bonifatius als Apostolischer Legat
Der frisch ernannte apostolische Legat Bonifatius machte sich nun flugs daran
- die fränkische Kirche organisatorisch zu erneuern,
- periodische Bischofssynoden im Reich einzuführen und
- die Kirchenvertreter des Landes auf den Papst in Rom einzuschwören.
Darüber hinaus strukturierte er die Gebiete Südostdeutschlands neu, die unter den Awaren stark gelitten hatten.
Die darauf folgende Errichtung der Bistümer
- Regensburg,
- Passau,
- Salzburg und
- Freising
ist ebenfalls dem rührigen Bonifatius zuzuschreiben.
In der Errichtung von Bistümern und Klöstern schien Bonifatius unerschöpflich zu sein. So gründete er auch noch die Bistümer
- Würzburg,
- Büraburg (bei Fritzlar),
- Erfurt und
- Fulda.
In seinem favorisierten Bistum Fulda findet seit 1867 die alljährliche Deutsche Bischofskonferenz statt.
Wer waren die Awaren?
Die Awaren waren ein Volk aus der Gegend zwischen Kaspischem Meer und dem nördlichen Kaukasus – dort, wo heute die Republiken Dagestan und Aserbaidschan liegen. Von den Türken bedrängt, zogen sie im 6. Jahrhundert in Richtung Westen, besiedelten Teile Ungarns, des Burgenlandes und der Steiermark, stifteten Unfrieden und wurden schließlich um 800 herum von Karl dem Großen endgültig schachmatt gesetzt.
Tod
Wie und wann starb Bonifatius?
Nachdem Bonifatius seine Verantwortlichkeiten sowie die Frage seiner Nachfolge in Fulda und Mainz geregelt hatte, wollte er es noch einmal wissen.
Inzwischen achtzig Jahre alt, machte er sich 853 erneut auf den Weg nach Friesland.
Dort gelang es ihm zwar, den einen oder anderen Friesen vom Christentum zu überzeugen, konnte aber letztlich nicht verhindern – anlässlich der Pfingstfeierlichkeiten 854 – von einer Meute uneinsichtiger und blutgieriger Heiden erschlagen zu werden. Von seinen Getreuen wurde Bonifatius aus der Gegend um Utrecht über Mainz nach Fulda gebracht, wo er noch heute begraben liegt und seither von der katholischen Kirche als Märtyrer verehrt wird.
Apostel der Deutschen
Mit der Anerkennung erbrachter Leistungen sowie einer sich möglicherweise daraus erklärenden Verehrung, ist das im Leben immer so eine Sache. Das galt auch für Bonifatius. Denn immerhin brauchte es eine ganze Reihe an Jahrhunderten, bis man endlich im Laufe des 16. Jahrhunderts begann, Bonifatius als „Apostel der Deutschen“ zu verehren.
Bedeutung
Worin liegt die Bedeutung des Bonifatius?
Die Bedeutung Bonifatius' liegt zum Beispiel in der unglaublichen Vielzahl seiner Kloster-, Kirchen- und Bistumsgründungen. Dann war da seine gelungene Strukturierung der fränkischen Kirche, verbunden mit dem Aufbau einer effizienten Verwaltung. Und nicht zu vergessen sein erfolgreiches Wirken im Durchsetzen des Vorrangstellungsanspruchs der Päpste.
Alles in allem ist es Bonifatius zweifelsfrei gelungen, der römischen Kirche in Deutschland (das zu seiner Zeit noch nicht so hieß) den Weg zu bereiten und ihr Kontur und Profil zu geben.
Quellen:
- "Deutsche Geschichte 500-1152" (Heinrich Pleticha Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
- "50 Klassiker: Heilige" (Peter Köhler/Gerstenberg Verlag, Hildesheim)
- "Karl der Große" (Dietmar Pieper, Johannes Saltzwedel Hg./Deutsche Verlags-Anstalt; Spiegel Buchverlag)